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AutorenbildChristoph Lorenz

Onenine - Interview (2020)


Roggenfaenger: Hallo Axel und vorab erst mal vielen Dank dafür, dass du dir die Zeit für dieses Interview hier genommen hast! Fangen wir mit der ersten Frage doch am besten ganz von vorne an: Kannst du dich selbst und dein Projekt den Lesern bitte einmal kurz etwas näher vorstellen?

Axel Kleintjes: Okay… Ich lasse mal Anschrift, Geburtstag und Steuernummer weg, oder? (lacht). Ich mache und veröffentliche Musik seit den sehr frühen Neunzigern. In diversen Bands und / oder diversen Projekten… „Page 12“, „Megadump“, „Held Der Arbeit“, „Mindware“, „Cycloon“, „Cyber Axis“ und so weiter. Ich arbeite gerne hier und da mit anderen Musikern zusammen, schreibe Texte für andere Bands oder Projekte. Aber all das ist für „Onenine“ nicht wirklich wichtig. Dieses Projekt ist mein eigener persönlicher Spielplatz - ein Ego-Trip. Hier kann ich kompromisslos umsetzen was, wann und wie ich will. Das ist auch der Grund warum ich gegen die Veröffentlichung auf einem Label entschieden habe. Keine Lust auf irgendwelche Vorgaben, Absprachen, Zu- oder Absagen. „Onenine“ ist an der Stelle meine persönliche Freiheit.

Roggenfaenger: Vor etwa einem Jahr, im April 2019 um ganz genau zu sein, hast du praktisch aus dem Nichts heraus sowohl die offizielle Homepage als auch die Facebook- und Bandcamp-Seite zu „Onenine“ im Netz eröffnet und deine neue Musik somit erstmals einem breiten Publikum vorgestellt. Wie kam es denn eigentlich ursprünglich zu der Gründung von „Onenine“?

Axel Kleintjes: Eigentlich ist „Onenine“ schon „alt“. Zwischen ca. 2006 und 2014 hatten sich bei mir um die dreihundert Song-Ideen, Fragmente und so weiter angesammelt. Im Grunde habe ich nach einer Idee einen Song kaum weiter verfolgt. Die Idee war raus, es gab was für mich zu hören - meist nur zwanzig bis fünfzig Sekunden und dann war´s auch gut damit - speichern, ablegen, fertig. Im Laufe der Zeit sind immer mal wieder Bruchteile zu anderen Musikern gegangen und es gab auch in den Jahren einige Ansätze mehr mit den Ideen zu machen. Allerdings waren meine Aufmerksamkeitsspanne, Motivation und Zeitfenster einfach zu klein, damit tatsächlich was Brauchbares oder Komplettes dabei herum gekommen wäre. Was bedeutet, dass „Onenine“ im Grunde über zehn Jahre lang eine Art „Reste-Und-Lager-Existenz“ hatte, mehr nicht. Die eigentliche Zündung mal etwas daraus zu machen kam durch meine Frau, die einige dieser längeren Bruchteile irgendwie gut fand und diese in Ihrem Autoradio gelandet sind - was mich verblüfft hat, weil sonst sowas mit meinen Songs oder Experimenten eigentlich nicht passiert. Also habe ich einige diese „alten“ Ideen sozusagen ausformuliert. Das Ergebnis war dann „Hirato“…

Roggenfaenger: Eine Sache, die bei näherer Betrachtung sofort auffällt, ist der doch recht ungewöhnliche Name für dein neues Projekt und auch die jeweiligen Titel der beiden bisher veröffentlichten Alben oder nahezu aller Songs, muten auf den ersten Blick relativ kryptisch an. Klar, das alles beflügelt natürlich das Kopfkino beim Hören und gibt sehr viel Spielraum zur weiteren Interpretation, aber was genau hat es damit auf sich?

Axel Kleintjes: „Onenine“? Das ist banal. Ich habe irgendwann mal diese verteilten Songs bzw. Ideen, sprich Dateien, von diversen Festplatten in einem Ordner zusammen geführt, besser zusammenführen müssen, um dem totalen Chaos vorzugreifen. Und dieser Ordner brauchte einen Namen und da es ein für mich sehr wichtiges Datum gibt, den 19. November 1999 und es in diesem Datum nur Einsen und Neunen gibt, hieß dieser Ordner „Onenine“. Die Titel der Veröffentlichungen finde ich die gar nicht so kryptisch, das heißt, wenn man eine Art persönlichen Schüssel zu meinen Interessen oder Perspektiven hat, dann geht das mit dem Herausfinden flott. Okay, anders herum betrachtet: Hat man diesen Schüssel nicht, jaha, stimmt… Du hast recht. Darüber habe ich mir in der Wirkung auf Dritte noch nicht wirklich Gedanken gemacht (schmunzelt). Ich gebe mal ein Beispiel am Titel des ersten Albums. „Hirato“ ist eine von mir verkürzte Form von „Mitsuhirato“. „Mitsuhirato“ ist ein Japaner, der „Tim & Struppi“ während seines China-Aufenthalts in „Der Blaue Lotos“ im Auftrag des japanischen Geheimdienstes das Leben schwer. „Mitsuhirato“ gilt als eine der radikalsten Figuren der Serie, da er am Ende des Bandes Harakiri begeht. „Der Blaue Lotos“ von Hergé ist eins meiner absoluten Lieblings-Comic-Bücher und die Figur ist in allem etwas Besonderes. Im Prinzip ist die Wahl dieser Namensvariation eine Art von Hommage an den Künstler Hergé. Du siehst, wenn man mich (wirklich) kennt, ist das gar nicht so kryptisch. Bei manchen Song-Titeln kommen ab und an ähnliche Mechanismen bei der Namensfindung zum Tragen. Anders herum kann es allerdings genauso einfach bei der Wahl eines Titels sein: Ist eine Idee um etwas Konkretes wie bei Jupiter gebaut, Samples sind in einem solchen Fall die Komplementären, dann heißt der Song halt „Jupiter“. Außerdem ist gegen Kopfkino beim Hören ja grundsätzlich gar nichts einzuwenden. Wenn dem so ist: Umso besser…

Roggenfaenger: Das grafische Konzept mit der beeindruckenden Macro-Fotografie von John-Oliver Dum ist auch im Artwork von „3 3 3“ wieder sehr präsent und geht mit deinen dichten Klangwelten nahezu Hand in Hand. Wie wichtig ist also auch der visuelle Aspekt von „Onenine“ und warum hast du dich dabei gerade für die Nahaufnahmen von Insekten entschieden?

Axel Kleintjes: Die graphische Umsetzung spielt für mich eine enorm große Rolle, ist ja auch mein eigentlicher Beruf. Ich hatte im Vorfeld zu „Hirato“ eine ganze Reihe von graphischen Tests entworfen, war aber nie wirklich zu 100% glücklich mit den Ergebnissen. Das war wahrscheinlich zu viel Input von nur einer Person - also ich - in die Sache. Es war immer wieder der Versuch eine Art von detaillierter Abstraktion von etwas zu gestalten. Die Arbeiten von John-Oliver Dum waren und sind im Grunde die Art von „Anders-Perspektive“, die ich, sagen wir mal, gesucht habe, aber so selbst nicht erzeugen konnte. Vor etwa zwei oder drei Jahren bin ich mehr oder weniger durch Zufall auf die Arbeiten von John-Oliver gestolpert und war völlig fasziniert. Zu Beginn war das eher ein Interesse an seiner Arbeit an sich und weniger die Möglichkeit des Nutzens seiner Bilder. Das Ganze änderte sich mit dem Motiv, was später das Cover des ersten Albums wurde. Das war der Anlass persönlich mit ihm zu sprechen. Und dieses Erstgespräch war ziemlich lang, denn wir entdecken neben Sympathie auch eine ganze Reihe von ähnlichen Ansätzen, was Visuelles und Akustisches angeht. Das Ende vom Lied war dann später diese Art von „Kooperation“ und die Idee („ausschließlich passende“) Motive seiner Arbeit mit meiner Arbeit zusammen zu führen. Und ich bin bis dato sehr glücklich über diese Entscheidung und dankbar für die Unterstützung.

Roggenfaenger: Mit „Onenine“ genießt du die große Freiheit, musikalisch exakt das machen zu können, was du möchtest und musst dich dazu nicht zusätzlich noch mit anderen Mitgliedern abstimmen. Wie unterscheidet sich deine grundlegende Studioarbeit bei „Onenine“ im direkten Vergleich zu den vorherigen Prozessen bei ehemaligen Tätigkeitsfeldern, wie „Cyber Axis“, „Cycloon“ oder „Page 12“? Kannst du dir dahingehend vielleicht sogar eine Reunion für die Zukunft vorstellen?

Axel Kleintjes: Reunion? Nein, nicht wirklich. Ich denke, ich bin mit „Page 12“, „Cycloon“, „Cyber Axis“ und so weiter durch. Erstaunlicherweise bekomme ich in unregelmäßigen Abständen immer wieder Anfragen, speziell zu „Page 12“. Ich möchte das aber nicht mehr wirklich machen. Das ist ein angeschlossener Teil meiner Vergangenheit. Ich glaube, die einzig mögliche Alternative wäre im Rahmen einer „Onenine“-Show einen „Page 12“- oder „Cycloon“-Song zu spielen. Allerdings gibt es derzeit noch nicht mal einen Plan oder eine Idee ob und wie ich „Onenine“ live präsentieren würde, könnte oder überhaupt möchte. Somit bleibt´s theoretisch. Das mit der Studioarbeit ist im Grunde ganz einfach, bei „Onenine“ bin ich alleine, es gibt niemanden, den ich fragen könnte oder mit dem ich etwas abstimmen oder dem ich zuhören sollte oder der mir zuhören muss. Bei „Held Der Arbeit“ beispielsweise schaut das komplett anders aus. Hier gibt es einen, selbst wenn wir nicht explizit im Studio sind, konstanten Austausch. Besonders zwischen mir und dem Müller (Anm. d. Red.: Oliver Müller). Wir besprechen inhaltliche Ideen, Texte, Einflüsse und Inspirationen, Strukturen und Stimmungen von Songs. Dinge wie, welche Arrangements von speziellen Liedern zu Textinhalten betreffen. Eigentlich das genaue Gegenteil von „Onenine“. Bei anderen Projekten war das ähnlich, allerdings ist die Beziehung zwischen mir und dem Müller eine Besondere, weil wir neben der Musik auch privat eine langjährige Freundschaft haben. „Onenine“ ist so gesehen auch ein Ausgleich, das Erzeugen einer Balance.

Roggenfaenger: Wie gerade schon angesprochen, wandelst du mit „Onenine“ ja quasi auf vollkommen selbstbestimmten Solo-Pfaden und trotzdem bist du mit deinem Projekt nicht gänzlich auf dich allein gestellt, sondern hast einige teils namhafte Unterstützer im Hintergrund: Beispielsweise beim weiter oben erwähnten Artwork oder auch Mastering durch Krischan Wesenberg von „Rotersand“. Weiterhin wurde beispielsweise der Song „Warm Leatherette“ von Daniel Miller geschrieben und Oliver Spring („tEaR!dOwN“) vertont. Wie kam es denn eigentlich zu all diesen Bekanntschaften und Kooperationen?

Axel Kleintjes: Man kennt sich halt. Wie ich schon sagte, ich bin schon lange als Musiker unterwegs und mit den Jahren entstehen Bekanntschaften. Und mit speziellen Sympathien oder Ähnlichkeiten auch Freundschaften. Wobei das zum Beispiel bei den Herren von "Rotersand" über Bekanntschaft über Musik oder Grafik hinausgeht. Speziell mit Krischan und Gun verbindet mich mehr Privates als Musikalisches. Es ist ja eigentlich ganz simpel, denn Leute mit ähnlichen Tätigkeits- oder Interessenfeldern sprechen miteinander oder treffen sich, so entstehen Kontakte oder im weiteren Feld Beziehungen. Manchmal sind diese privat, manchmal kreativ oder künstlerisch oder sonst wie fruchtbar. Einen kleinen Luxus, den man mit der Zeit genießen kann, ist dann eine Art Pool von Menschen, die eigene Ideen oder Projekte oder Ähnliches bereichern können.

Roggenfaenger: Noch einmal in Bezug auf das eben genannte Feature: Vor kurzer Zeit hast du auf deiner Facebook-Seite augenzwinkernd gepostet, über einen Sänger nachzudenken... Vielleicht ein kleiner Wink mit dem Zaunpfahl? Ist denn momentan etwas Spruchreifes in diese Richtung geplant, was du uns bereits verraten kannst? Hältst du es darüber hinaus generell für wahrscheinlich, zukünftig weitere Mitglieder zu involvieren?

Axel Kleintjes: Mmmh, ja. Da ist etwas kompliziert, so simpel der Spaß-Post auch war. Ich hatte im Nachgang zu dem Mix-Arbeit an „3 3 3“ zu einigen anderen Musikern und auch Sängern unabhängig voneinander Kontakt. Da gab es Dialoge um Strukturen für Gesang. Etwas das, ja eigentlich bei „Onenine“ nicht notwendig ist und über sowas die Gesangstechnik, Ausdruck, Stimmfarbe und so weiter. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht mehr, warum das plötzlich Thema war. Nichtsdestotrotz hatte ich parallel dazu zwei halbfertige Tracks und habe bei beiden das Arrangement so überarbeitet, dass Raum für Gesang entstand. Als ich zwei oder drei Tage später wieder im Studio war und ich mir die Songs nochmal angehört habe war klar: Wenn Du das schon so machst, dann muss jemand was singen. In welcher Art auch immer. Und das führte zum Post bei Facebook. Etwas später hatte ich unter anderem dann ein weiteres Gespräch mit Oliver Spring, der schon bei „Warm Leatherette“ für mich gesungen hatte. Aber ich arbeite noch daran, sowohl an Musik als auch am Text… Stand jetzt: Ich denke ich werde nochmal singen lassen, also jemanden darum bitten... Wann, wie, wer: Keine Ahnung. Allerdings wird dies an der Grund-Konfiguration von „Onenine“ nichts ändern.

Roggenfaenger: Wie schon erwähnt, hast du bei deiner Musik bisher ausnahmslos auf den Einsatz der Sprache oder Gesang im Allgemeinen verzichtet, wenn man die zahlreichen Samples einmal davon ausnimmt. Dennoch hat man beim Hören oft das Gefühl, stets einen undefinierbaren, roten Faden wahrzunehmen. Auf deiner Website sind zudem kryptische Slogans, wie etwa „Things aren‘t different. Things are things.“ oder auch „Dislike the silence“ zu finden. Ist das eigentlich so beabsichtigt und wenn ja, was genau willst du ausdrücken?

Axel Kleintjes: „Things aren‘t different. Things are things.“ ist ein Zitat (von Gibson), was mich schon sehr lange begleitet und einen hohen Stellenwert hat. An der Stelle habe ich einfach mal 'öffentlich' benutzt, weil ich es nett fand einfach zu sagen: „Guten Tag. Hört mal! Ich mache mal wieder was. Ist immer noch der gleiche Typ, der aber sehr lange (solo) nichts hat von sich hören lassen. Es ist halt, wie`s ist. Keine große Sache.“...

Der zweite „Slogan“ ist eine Art spaßig gemeinte Umkehr von „Enjoy The Silence“, weil's mit der Arbeit und Veröffentlichung vom ersten Album mit „Silence“ ja vorbei ist. Ich hatte keine Lust mehr auf Stille. Bei den Samples, die ich suche und mit denen ich arbeite schaut das oft ähnlich aus. Ich suche immer wieder nach bestimmten Fragmenten, die eine Stimmung, die ich will, einen Song den ich mache, mit tragen. Kann sein, dass da im Ganzen eine Art roter Faden entsteht. Allerdings werde ich jetzt hier nicht den kleinen Baukasten-Schlüssel zu Interpretation anbieten, da darf jeder selbst entdecken, wenn er oder sie und wie auch immer das tun mag.

Roggenfaenger: Der Sound von „Onenine“ ist unglaublich vielschichtig und deckt damit diverse Variationen des elektronischen Genres ab. Von Ambient und Dark-Electro, über EBM oder abstraktem Experimental, bis hin zu Industrial und Noise ist quasi alles dabei. Wo würdest du dich musikalisch am ehesten verorten und welche Stimmung möchtest du erzeugen? Gibt es vielleicht einige Dinge, welche dich ganz besonders stark dazu inspiriert haben oder die du bald unbedingt noch ausprobieren magst?

Axel Kleintjes: Ist das eine Frage nach einer Kategorie? Denn Kategorien spielen für mich keine Rolle, sind komplett unwichtig. Im Grunde mag und bewege ich, so wie Du das gerade beschrieben hast zwischen einer ganzen Reihe von Stühlen. Grundsätzlich ist die Stimmung in der Arbeite und die Stimmung, die ich erarbeiten, erzeugen will primär und das variiert halt. Ob dann Elemente dann hier oder dorthin „gehören“ ist mir völlig egal. Die Summe der Teile sind dann mehr als die Teile an sich. Es gibt immer wieder Dinge, die mich inspirieren, diese müssen aber nicht zwingend selbst Musik sein. Und unbedingt ausprobieren? Ich mache bei „Onenine“ keine solchen Pläne. Explizit nicht ob ich was Bestimmtes zu einem bestimmten Zeitpunkt tun möchte. Manchmal sammele ich über Wochen einfach nur Fragmente, Ideen, Links, Samples, alles Mögliche… Um dann irgendwann mit dem Einen oder Anderen etwas zu tun. Oder auch diese ältere Idee mit einer Neueren zusammenzuführen und beide dabei gänzlich zu zerlegen, um etwas komplett Anderes zu machen. Das ist oft genug wie Lego-Spielen mit Stimmung und Sound.

Roggenfaenger: Bei unserem Interview mit „Held der Arbeit“ in Bochum vor ein paar Jahren, haben wir uns unter anderem auch viel über aktuelle Entwicklungen in der Musikindustrie, die Findung eines passenden Labels und die damit verbundenen Komplikationen unterhalten. Mit „Onenine“ publizierst du deine Musik seit jeher komplett selbstständig und ohne eine große PR-Maschinerie im Rücken via Bandcamp. Warum hast du dich für diesen Schritt entschieden und welche etwaigen Problemstellungen bringt jene Eigenregie mit sich? Ist diese Art der Veröffentlichungsstrategie in der heutigen Zeit für einen Künstler überhaupt lohnenswert?

Axel Kleintjes: Es ist mit Labels, wie ich zuvor schon mal angerissen habe, für mich vielmehr ein Problem der Bindung, Einflussnahme und Kompromissen. Erstaunlicherweise hatte ich primär kein Problem ein Label zu finden. Es waren Angebote da, ich hätte nur den Vertrag ausfüllen und unterschreiben müssen, aber da war und ist dieses Gefühl des „Ich-Werde-Nun-Wieder-Teil-Eines-Prozesses-Den-Andere-Mittragen“. Und das stand dann irgendwann einfach nicht mehr zur Debatte. Ein anderer wichtiger Grund ist, dass ich „Onenine“ eigentlich grundsätzlich nur für mich mache und das Veröffentlichen spiegelt „nur“ den finalen Schritt zum Abschluss eines Vorganges wieder. Hier geht es also nicht um Kosten / Nutzen, ob sich etwas wirtschaftlich lohnt, sondern um die Veröffentlichung an sich, daher ist auch eine PR-Maschinerie obsolet. Und deswegen sind die beiden bisherigen Alben auch kostenlos zum Download. Die Freiheit, das zu tun, was und wann ich will, ist sozusagen an der Stelle der einzige Motor und gleichzeitig einzige Zielsetzung.

Roggenfaenger: Wir haben hier vorhin schon einmal über mögliche Zukunftspläne für „Onenine“ in Sachen stilistischer Richtung und internem Line-Up gesprochen. Auf Deiner Website gibt es darüber hinaus auch eine Sektion namens „Work in Progress“, unter welcher von einem dritten Album mit dem bereits feststehenden Titel „Sceadu“ die Rede ist. Kannst du dazu schon etwas mehr erzählen?

Axel Kleintjes: Als „3 3 3“ vom Mastern zurück kam, war der Nachfolger „Sceadu“ schon zu 85% fertig und ich hatte schon eine ganze Reihe von Aufnahmen für Späteres gemacht oder in Arbeit. Das liegt allerdings daran, dass ich nicht seriell organisiert bin. Bestimmte Ideen und Arbeiten gehören zu einem Pool der irgendwann zu der oder der Veröffentlichung gehört. Das war bei „Hirato“ auch schon der Fall. So ist „3 3 3“ eigentlich nicht der serielle Nachfolger von „Hirato“, sondern der, der mir wichtiger war fertig zu stellen und zu veröffentlichen. Der zeitliche Nachfolger von „Hirato“ hat bis heute keinen Titel und ich habe eine ganze Reihe von Teilen (Teilchen) einfach noch nicht fertiggestellt. Das bedeutet, dass ich bei „Onenine“ parallel an mehreren Teil-Projekten baue. Bleiben wir bei dem zuvor schon angesprochenen Lego-Bild: Ich sitze in der Mitte von diversen Bauteile-Bergen, Baustellen, Fragmenten und ich suche mir von Fall zu Fall aus, woran ich (weiter-)arbeiten möchte, was ich zuerst fertigstellen will. Betrachtet man das genauer, wird dann auch klar, warum „Onenine“ ein Solo-Projekt ist und im Kern auch bleiben wird. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein Zweiter oder Dritter mit dieser Art zu Arbeiten überhaupt klar kommen könnte.

Impressionen:

John-Oliver Dum - Medienbunker Produktion

http://www.medienbunker-produktion.eu

https://www.facebook.com/JOD.Fotografie/

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