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BEITRÄGE:

AutorenbildChristoph Lorenz

A Life Divided - Subway To Sally - You´ll Be Mine (2020)


A Life Divided - Echoes (2020)

Genre: Rock / Alternative

Release: 31.01.2020

Label: AFM Records (Soulfood Music)

Spielzeit: 56 Minuten

Fazit:

Wie klingt deine aktuelle Lieblingsplatte, wenn du sie auf Zeitreise in die Vergangenheit schickst? Das haben sich „A Life Divided“ gefragt. Ihr neues Album „Echoes“ ist die Antwort. „Wir sind alle in den Achtzigerjahren zum ersten Mal mit Musik in Berührung gekommen. Ich habe mir damals meine ersten Adidas Allround gekauft, die Haare wachsen lassen und die Songs meiner Metal-Heroen auf der Gitarre nachgespielt.“, erinnert sich Sänger Jürgen Plangger. Songwriter und Produzent Erik Damköhler war damals Synth-Wave-Fan. „So entstand die Idee, auf „Echoes“ unseren „A Life Divided“-Stil mit den typischen Synth-Sounds der 80er zu mixen. Das Ergebnis war etwas völlig Neues: Dreizehn Songs, die unseren Dark-Alternative-Rock mit dem Zeitgeist der 80er kombinieren!“. Nach bayerischen Radio-Hits wie „Feel“, „Space“ oder „Heart On Fire“, einer Auszeichnung zum besten Newcomer des Senders Rock Antenne, Tourneen mit „Apocalyptica“, „Eisbrecher“, „Unheilig“ und „Oomph!“ sowie ausverkauften Headliner-Clubtouren ist der Electro-Rock der Münchner von „A Life Divided“ szeneübergreifend bekannt. Die Band - das sind Sänger und Songwriter Jürgen Plangger (auch Gitarrist bei „Eisbrecher“), Gitarrist Tony Berger (Ex-„Lacrimas Profundere“) und Bassist Tobias Egger sowie Songwriter Erik Damköhler. Die Songs auf dem neuen Album „Echoes“ drehen sich um die Endlichkeit und das Echo, das von uns bleibt. Frontmann Plangger: „Endlichkeit ist bedrohlich, wenn wir lieben und leben, aber sie kann auch tröstlich sein, wenn wir trauern, verletzt oder enttäuscht werden. Aber es bleibt immer ein Echo, eine leise Erinnerung, an das, was war.“. Das nunmehr sechste Studioalbum des süddeutschen Quintetts trägt den mystischen Titel „Echoes“ und erscheint am 31.01.2020 unter AFM Records auf dem Musikmarkt.

Wo war sie plötzlich hin, diese eine Band, die sich vor gar nicht allzu langer Zeit unter anderem noch als vielerorts begeistert gefeierter Support von Szene-Größen wie „Mono Inc.“, „Eisbrecher“, „Oomph!“ oder sogar „Apocalyptica“ einen immer bekannter werdenden Namen zu machen wusste? Wenngleich sich die junge Formation um Mastermind Jürgen Plangger insbesondere auf den schwarzen Festivals auch recht aktiv zeigte, so mussten unterdessen doch erst ganze fünf Jahre ins Land ziehen, bis es neues Futter für die Fans geben sollte. Jetzt ist es aber endlich wieder soweit und ein neuer Release steht bevor... Und dafür haben sich „A Life Divided“ auch ordentlich etwas einfallen lassen, wenn der bewährt stimmige, stets hervorragend funktionierende Mix aus Alternative Rock und radiotauglichem Pop im Rahmen des neuerlichen Konzepts die verstärkt elektronisch ausgerichtete Bewegung der Achtzigerjahre streift. Viel interessanter Stoff für ein interessantes, musikalisches Comeback der etwas anderen Art also. Das belegt schon allein das eröffnende „Hello Emptiness“, dessen in den introvertierten Strophen gehauchte Textzeilen zuerst im mystisch-dunklen Gewand daherkommen, die anfangs fast schon dunkle Ambient-Züge versprühen, bis dann die signifikanten Synthies in der pulsierenden Bridge einsetzen, um schlussendlich in einem sich entladenden Feuerwerk bester Dark-Rock-Manier aufzugehen. „Dry Your Eyes“ präsentiert sich danach als äußerst lässig groovende Mid-Tempo-Nummer welche die beabsichtige Achtziger-Note zwischen leichter Dance-Attitüde und rau zerrendem Riffing formschön herausarbeitet, die sodann nur vom grandiosen, hymnenhaften Refrain voller Passion übertroffen wird. Das sind zu 100% „A Life Divided“, wie man sie kennt! „Addicted“ zielt danach in eine ganz ähnliche Richtung, wirkt aber sogar noch mal eine ganze Spur poppiger und anschmiegsamer auf den Hörer ein. Das gesamte Arrangement ist enorm süßlich, schmachtend und eingängig, aber bei weitem nicht zu verkitscht. Stattdessen transportiert man hier durchweg leidenschaftliche, positive Vibes mit fast schon jugendlich-naivem, unbekümmertem Charme. Das ist luftig-leicht und macht einfach nur Spaß! „Confronted“ geht danach wieder etwas mehr in die Offensive, wenn sich etwa eine dramatische orgelnde Synthie-Wand ihren Weg aus dem Hintergrund bricht und den körnigen Gesang von Plangger bis zum kräftigen Chorus in stetig neue Höhen pusht. Weiter geht’s mit „Enemy“ und „Rock ’N’ Roll Star“, zwei prädestinierten Dancefloor-Fillern, bei denen sich gut tanzbare und rasend schnelle Passagen aus fließendem Electro und Rock stetig die Klinke in die Hand geben, Letzterer ob seiner musikalischen Klischee-Ausschlachtung aber doch eher hinten abfällt. Die soeben in Teilen angedeutete Härte bleibt im Folgenden weiter bestehen und spielt sich zu „Far“, „Anybody Out There“ und „Push“ jetzt sogar noch mehr in den Vordergrund, wenn die charmante Retro-Note kurzzeitig zugunsten eines wahren Gewitters aus donnernden Drums und kantig röhrenden Saiten-Eskapaden weicht. Eine echte Power-Ballade wie „Servant“ fügt sich danach jedoch wieder ganz in deutlich gediegenere Fahrwasser und lässt Synthies und Stimme fortan wieder etwas mehr Raum zur sehnsuchtsvollen Träumerei, während „The Ordinary“ im Vergleich dazu klassisch rockig verbleibt. „Circles“ glänzt dann mit facettenreicher Elektronik, die hier immerzu mit tonalen Höhen und Tiefen spielt, was ungemein zur Abwechslung beiträgt, wogegen der rund sechs Minuten lange Closer „Forevermore“ nochmal gehörig in die 80er-Kiste greift, mit all seinen verschiedenen Sounds aber leider eher etwas überladen wirkt. „A Life Divided“ machen auf „Echoes“ keinen Hehl daraus, dass sie auch anno 2020 auf zurecht bewährte Mechaniken und die in ihrer Musik lange schon etablierten Standards setzen. Hier bekommt der Fan, was er erwartet und sich wünscht - Gut so! Ausnahmslos alle, der insgesamt dreizehn Songs, punkten mit einem Höchstmaß an vereinnahmender Melodiösität, die den übergeordneten Sound in seiner Gesamtheit niemals zu zahnlos verpoppt oder fordernd hart wirken lassen. Es ist bewusst leicht bekömmliche, oft angenehm treibende, ohrwurmige Rock-Musik mit dezenten Avancen zum Mainstream und verblüffend zielsicheren Airtime-Qualitäten, die einfach gefällt. Alles ganz beim Alten? Nicht ganz, denn im Rahmen der hier eingeführten 80er-Reminiszenz wird das bewährte Grundgerüst hier dieses Mal zusätzlich noch um stimmungsvolle Synthie-Linien und leichte Beat-Fragmente im zumeist authentisch tönenden Retro-Style angereichert. Das ist mittlerweile zwar nicht mehr besonders innovativ oder gar überraschend, sorgt zusammen mit der ausgereiften Instrumentierung zuweilen aber doch für einen gut kickenden Unterdruck und atmosphärisch passgenauen Grundierung des Gesangs. Und exakt diesen letzten Schliff hat „Echoes“ all seinen Vorgängern nämlich definitiv voraus: Das Material ist lyrisch und allen voran musikalisch zu jeder Zeit durchdacht, wohlstrukturiert und rund. Die allgemeine Qualität konnte sowohl in produktionstechnischer Hinsicht als auch der musikalischen Professionalität in Songwriting und Co. erheblich gesteigert werden und erreicht somit fraglos aktuelle Standards im gehobenen Segment, was gerade im direkten Vergleich mit „Human“ aus dem Jahr 2015 umso mehr auffällt. Die nach wie vor großartig harmonierende Symbiose aus elektronischen und organischen Kernelementen ist perfekt aufeinander abgestimmt und erschafft eine grundsolide Basis für die transportierten Emotionen, die einzelnen Instrumente und natürlich nicht zuletzt auch die markante Stimme von Plangger, welche derlei viel technische, verfremdende Effekthascherei überhaupt nicht nötig gehabt hätte. Wer Lust auf modernen Rock mit catchy Pop-Note und einer kleinen, verspielten Nostalgie-Dosis aus der stilprägenden Vergangenheit hat, kann hier bedenkenlos zugreifen!

Informationen:

https://www.a-life-divided.de

https://www.facebook.com/alifedivided/

 

Subway To Sally - Alles Was Das Herz Will (2020)

Genre: Metal / Folk / Alternative

Release: 06.03.2020

Label: Subway To Sally (Universal Music)

Spielzeit: 118 Minuten

Fazit:

Früher war nicht alles schlecht. Für ihre ersten Platten mussten sich die Musiker von „Subway To Sally“ noch gemeinsam im Studio einfinden und ihre Songs zusammen live einspielen. Dazu brauchte es die Fähigkeiten einer guten Liveband. Und wenn man eines von dieser Band behaupten kann, dann das: Sie sind eine gnadenlos gute Liveband. Auf ihrer „HEY!“-Tour zum aktuellen Album im Frühjahr 2019 mischte die Band einen fetten Block der neuen Songs mit alten Klassikern und ausgegrabenen Schätzen ihrer musikalischen Historie. Das Aufnahmegerät lief an jedem Abend der Tour mit. Was die Band auf diesen Aufnahmen fand, war der Geist der frühen Studioaufnahmen, gepaart mit moderner Technik und jeder Menge Publikumsgefühl. Gnadenlos gut. Zu gut, um es nur ins Archiv zu stellen. Direkt zur Veröffentlichung des Konzertalbums geht die Band wieder auf Tour, denn Fans, Kritiker und Musiker waren sich nach der „HEY!“-Tour einig, nach den Shows sah man allenthalben nur glückliche Gesichter, sowohl vor als auch auf der Bühne. Mit zehn Terminen war die Tour 2019 relativ kurz und grösstenteils ausverkauft, weshalb es für 2020 dringenden Nachholbedarf gibt. Die Band freut sich jetzt schon, das Programm noch einmal spielen zu dürfen, weil viele Titel des neuen Albums schon jetzt zu den modernen Klassikern der Band gehören. Die ersten einhundert Tickets pro Stadt, die via Extratix gekauft werden, nehmen an einer Verlosung teil. Gewinnen kann man ein Meet And Greet bei der Show, für die das jeweilige Ticket gekauft wurde. Als Special Guest haben „Subway To Sally“ erneut „MajorVoice“ mit dabei. Dieses Live-Album hat es in sich und bietet alles, was das Herz will. Siebenundzwanzig Songs, ab dem 06.03.2020 via Universal Music als Doppel-CD in der Brillant-Box mit sechzehn Seiten Booklet und digital erhältlich.

Am 08.03.2019 war es endlich soweit: „Subway To Sally“, eine der bekanntesten und erfolgreichsten Bands der nationalen Mittelalter-Rock-Szene, meldete sich nach dem experimentierfreudigen „NeoN“-Projekt und rund fünf Jahren der musikalischen Funkstille endlich mit einem komplett neuen Studioalbum zurück! „HEY!“ heißt es und bot den gespannten Fans gleich zwölf Songs voll tanzwütiger Sozialkritik. Einmal mehr ein durchaus gewagter, jedoch erneut fabulös geglückter Balanceakt zwischen Alt und Neu, Vergangenheit und Moderne, Elektronik und Folk-Metal. Die logische Folge: Neben den sommerlichen Festival-Gigs und der traditionsreichen „Eisheiligen Nacht“ im Winter, musste das frische Material natürlich auf die Bühnen des Landes gebracht werden und wie geht das bitte besser, als mit einer ausgedehnten Headliner-Tour durch zehn deutsche Städte? Sieht man von den Aufzeichnungen der beiden „Nackt“-Unplugged-Ausflüge und der ambitionierten Kreuzung aus Akustik und Electro zu „NeoN“ einmal ab, so liegt das letzte, reguläre Live-Dokument mit „Schlachthof“ aus 2007 mittlerweile durchaus schon längere Zeit zurück. Grund genug also, um mehr als zehn Jahre später eine weitere Bestandsaufnahme zu wagen und erneut Zeugnis über die eigene Entwicklung abzulegen. So ließ man folglich an jedem Spielort das Aufnahmegerät laufen und das hier ist nun das Ergebnis: Von dem jeweiligen Intro und Outro der just vergangenen Headliner-Tournee äußerst atmosphärisch eingerahmt, lässt die rund fünfundzwanzig Songs umfassende Tracklist keinerlei Wünsche offen, aber dafür jedes Fan-Herz garantiert rasend schnell höher schlagen. Angefangen vom brachialen Opener „Messias“ und dem folgenden „Island“, über die beiden ersten Single-Releases „Königin Der Käfer“ und „Imperator Rex Graecorum“, bis hin zur gesellschaftskritischen Power-Ballade „Die Engel Steigen Auf“ und dem finalen Triptychon aus den hier nahtlos ineinander übergehenden „Alles Was Das Herz Will“, „Aufgewacht“ und „Ausgeträumt“ vom aktuellen Studioalbum „HEY!“, welches als Motto und Aufhänger der 2019 absolvierten Konzerte diente, geht die illustre Zeitreise durch die umfassende Diskographie von dreizehn Fulltime-Veröffentlichungen der sieben Potsdamer noch weiter zurück und in die Tiefe, als jemals zuvor: So gewähren „Für Immer“ nebst vorausgehendem Violinen-Solo, „Arme Ellen Schmitt“ und „Grausame Schwester“ einen kleinen Einblick in die ausgewählten Mördergeschichten des direkten Vorgängers „MitGift“, die es als reinrassige Rock-Variante allesamt bisher noch auf keinem Live-Ableger gab. Wohl aber die jederzeit unverzichtbaren Hits wie beispielsweise die gefeierte Szene-Hymne „Eisblumen“, das martialisch donnernde „Henkersbraut“, beißende Polit- und Gesellschaftskritik mit „Falscher Heiland“ und „Wenn Engel Hassen“ oder „Sieben“ und „Tanz Auf Dem Vulkan“, welche schon seit vielen Jahren bei keinem Konzert der bekannten Folk-Metaller mehr fehlen dürfen. Die beiden Klassiker „Kleid Aus Rosen“ und „Veitstanz“ kommen hingegen in ihrer im Jahr 2015 aktualisierten „MMXV“-Version daher, die musikalisch einen gekonnten Bogen zwischen Wurzeln und Gegenwart schlägt. Als wäre all das zusammengenommen nicht schon längst genug, hielt die prall gefüllte Setlist darüber hinaus an jedem Abend noch einige ganz besonders unerwartete Überraschungen für langjährige Fans und eingeschworene Puristen bereit: Mit zügig antreibenden Up-Tempo-Klängen bei „Knochenschiff“, dem apokalyptischen Abgesang „Tag Der Rache“, der schauerlichen Mystik eines „Unsterblich“ und nicht zuletzt auch der romantisch schmachtenden Ballade „Minne“ hat es zudem glücklicherweise sogar manch handverlesene Rarität auf die beiden Silberlinge geschafft, die selbst nach fünfundzwanzig Jahren nichts von ihrer großen Faszination eingebüßt haben. Wie könnte es auch anders sein: Endgültig abgeschlossen wird das lange Set dann von einem obligatorischen Alltime-Favorite, dem unschlagbaren Publikumsliebling „Julia Und Die Räuber“ und lautstarken Singalongs der anwesenden Besucher. Eine runde Sache! Sieht man einmal davon ab, dass die allgemeine Interaktion mit den Fans in Form von längeren Ansagen hier auf ein ausreichendes Mindestmaß beschränkt und das Publikum, das gerade während der Songs nur eher selten deutlich zu hören ist, zeitweise fast schon etwas zu leise abgemischt worden ist, so bleibt weiterhin rein gar nichts zu beanstanden. Selbst die beiden genannten Quasi-Kritikpunkte werden vor dem Hintergrund blasser, nicht störend ins Gewicht zu fallen, sondern den Fokus viel mehr auf die Musik selbst zu legen, die zu jeder Zeit ungemein druckvoll, satt und glasklar ausproduziert wurde. Somit steht am Ende vor allem ein großes Lob dafür, das gesamte Konzert gänzlich ungeschnitten und ohne jegliche Abstriche auf den Markt zu bringen, sodass hier auch wirklich jeder auf seine Kosten kommt und auf nichts verzichtet werden muss. Stattdessen gibt es einen schwarzbunten Strauß aus neuen Songs, beliebten Gassenhauern, lang ersehnten Seltenheiten und atmosphärischen Zwischentönen, welche es in dieser Form bis dato nicht zu erwerben gab und sich gerade deswegen ganz sicher sehr gut in jeder gut sortierten Sammlung machen. Eine selbstbewusste Demonstration des Status Quo und ein absolut gelungenes Erinnerungsstück zugleich, das absoluten Mehrwert bietet und ein beeindruckendes Exempel dafür ist, wie genau ein echtes Live-Album im Jahre 2020 auszusehen hat. Kein Zweifel: Das hier ist alles... „Alles Was Das Herz Will“!

Informationen:

https://subwaytosally.com

https://www.facebook.com/subwaytosally/

 

You´ll Be Mine - Dreamer´s Diner (2020)

Genre: Rock / Alternative

Release: 20.03.2020

Label: RAR (Motor Entertainment)

Spielzeit: 36 Minuten

Fazit:

Bei Sylt denken die meisten an Blingbling, Touristenmassen und abgehalfterte Promis, die hier ihren Landsitz haben. Doch dass auf der idyllischen Nordseeinsel so etwas wie die Neuerfindung von Rockmusik passieren kann, haben wohl die wenigsten auf dem Schirm. Denn ausgerechnet am nördlichsten Fleckchen des Landes hat das Quartett „You‘ll Be Mine“ eine höchst außergewöhnliche Mischung aus bretterndem Hardrock und clubtauglichem Electro ausgetüftelt, das sich in Schleswig-Holstein längst einen Namen gemacht hat. Innovationskraft und intensive Live-Shows brachten Sänger Tom Schwichtenberg, Gitarrist Kim Reichhart, Schlagzeuger Pavel Stanev und Bassist Martin Oswald schon bald den auf Sylt hochangesehenen Henner Krogh Förderpreis ein. Die vier Musiker nennen ihren Crossover-Sound, Markenzeichen und Alleinstellungsmerkmal, schlicht „Modern-Electro-Rock“ - und wünschen sich nichts weniger als eine Revolution. Quasi Integration als Party - und was für eine! Nicht selten springen Reichhart und Oswald in die Menge, klöppelt sich Stanev derart auf Klick die Seele aus dem Leib, dass sein akustisches Schlagzeug scheinbar Dance-Beats produziert und schmettert der 2-Meter-Mann Schwichtenberg jede einzelne Songzeile als Statement in die Menge. Norddeutschland haben sie so erobert - jetzt ist der Rest der Republik dran. Das könnte hinhauen, denn das Quartett trifft einen Nerv: Die irgendwie vergessene, klischeebehaftete Provinz entpuppt sich als Kunstlabor junger Menschen. „Die meisten ziehen nach der Schule von der Insel weg aufs Festland. Wir wollen zeigen, dass Sylt mehr zu bieten hat als Touri-Klischees. Die Seele der Insel lebt!”. Hinter ihrem zukunftsgewandten Sound zwischen harten Gitarren-Riffs und poppigen Synthies ist durchaus eine politische Haltung zu lesen. In den Provinzen wird Gesellschaft gemacht. Und Gesellschaft ist immer ein Crossover. Wenig überraschend, dass es in Proberaum und Tonstudio der Bandmitglieder basisdemokratisch zugeht: Alle vier sind am Kreativprozess gleichermaßen beteiligt, schreiben Songs, Texte, Arrangements. Herausgekommen ist dabei das in den Pitchback Studios produzierte Debütalbum „Dreamer‘s Diner“ mit acht Stücken über Vergnügen, Verdrängung, Veränderung, die manchmal mitten im Song spielerisch zwischen Deutsch und Englisch wechseln, denn: Auch Sprache soll keine Barriere und erst recht keine Schublade sein. Das Cover der Platte hat definitiv Kult-Potenzial: Vor einem US-amerikanischen Retro-Diner’s braust ein pinker Mustang in „Stranger-Things“-Optik aus einem Lichttunnel heran. „Uns ging es darum zu zeigen, dass der Wagen sowohl aus der Vergangenheit als auch aus der Zukunft kommen kann. Ich bin „Depeche Mode“-Fan, Kim kommt vom Metal und Hip-Hop, Tom liebt Rock’n’Roll der 70er. Wir sind vier Universen, die daraus eine neue Dimension schaffen!”, sagt Drummer Stanev, der zuvor in London mit Dave Bascombe zusammengearbeitet hat, der schon für „Tears for Fears“, „Genesis“ oder „Suede“ aufgenommen hat. Letztlich geht es den vier Freunden auch darum, die Leute aus ihrer Digital-Blase zu holen, in der Musik nur noch zu einem erwartbaren Hintergrundgeräusch verkommen ist. In „Marschieren” drückt es die Band so aus: „Das Fundament ist tief gesetzt, die Mauern ragen hoch. Über den Schatten dieser Stadt, der Richtung Himmel zog.” - „You‘ll Be Mine“ schlagen Brücken und lassen es wie ein Leichtes aussehen. Das „Dreamer‘s Diner“ öffnet ab dem 20.03.2020 über Motor Entertainment seine Pforten.

Kantig verzerrte, rau kratzende Sound-Fragmente heulen zusammen mit nervös blubbernden Synthies auf und werfen die Zeitmaschine in die Achtzigerjahre an, die plötzlich in einem unerwarteten, rasant treibenden EDM-Beat mündet. Lückenlos von bissigem Druck durchsetzt, hält dieser erst noch charmante Retro-Elemente und futuristisch angehauchte Vibes bereit, bis mit einem mächtig knallenden Schlagzeug und metallisch harten Gitarren plötzlich die hmynenhafte Metal-Schlagseite einschlägt: „Satisfy“. Erst, als der Song zur ersten Strophe in ruhigeres Mid-Tempo-Segment gleitet, setzt Schwichtenberg mit seinem entrückten Sprechgesang ein, erzählt vom Nachtleben und Ausgehen. Vom „sich bewegen, trinken und träumen“, bis die starke Saiten-Fraktion dann wieder vordergründig dazukommt und die Lyrics überraschend in einen englischsprachigen Part abdriften. Angereichert vom anfänglichen, musikalischen Muster und flirrender Elektronik strotzt der Refrain mit einem beabsichtigten Spiel der Gegensätze, was zunächst durchaus befremdlich klingen kann und mit den wilden Stil-Sprüngen definitiv seine Zeit braucht, denn eingängig und abwechslungsreich ist das Gehörte allemal! Doch ist der abenteuerliche Mix keiner bloßen Willkür ohne jegliche Struktur geschuldet, sondern viel mehr eine bewusste Entscheidung in Richtung der eigenen innovativ-visionären Selbstverwirklichung und kreativen Eigenständigkeit: „Unsere Musik ist unsere Lebenseinstellung. Wir wollen zeigen, dass Dinge, die auf den ersten Blick vielleicht nicht zusammengehören, sehr wohl zusammenpassen - und dabei harmonisch sein können“, sagt Schwichtenberg. „Die Metal-Szene ist wie eine eingeschworene Familie und auch bei EDM geht es um die Masse, die beim Feiern eins wird. Normalerweise haben beide Gruppen nichts miteinander zu tun. Wir von „You‘ll Be Mine“ möchten Menschen fernab von Genre-Grenzen zusammenbringen zu einem einzigen großen Fest!“. Nicht nur eine mutige Entscheidung und ein ambitionierter Schritt, sondern vor allem auch ein durchaus löbliches Vorhaben, das im Folgenden noch mehr intensiviert werden soll. Etwa bei „Marschieren“, wenn leicht tänzelnde Synthies von aggressiv reißenden Gitarren und drückenden Drums aufgebrochen werden, um die anvisierte Up-Tempo-Marke weiter in die Höhe zu treiben und im catchy Refrain mit kritischem Fingerzeig samt stylischem Vocoder-Einsatz eine punkige Grundnote einzubringen, was hier wirklich gut funktioniert. Der Track weiß gegen Ende sogar noch mit einem ziemlich coolen Solo zu punkten, wenn Electro und Metal sich ein stetig steigerndes Battle liefern. Mit deutlichen helleren Harmonien aus galanten Synthie-Streichern und rockig verspielten Gitarren schnellt das gut gelaunte „What I‘m Doing“ voran. In den jeweiligen Strophen regiert ein hauchfein perlendes, elektronisches Klangspiel, wohingegen der schwelgerisch intonierte Refrain hingegen abermals mit positiv powernden Riffs aufwartet, welche in dieser Kombination poppige Grundstimmung mit ungemein viel Eingängigkeit aufbringen, die später nur noch von einer introvertiert entschleunigenden Passage kurz ausgebremst wird. Stampfende Drums und kernige Gitarren lassen einen wechselnden Flow zwischen bester 70‘s-Manier und dem frühen Hard-Rock aufkommen, unterstützt von einer groovenden Hammondorgel. Bei „Momente Für Die Ewigkeit“ erzählen die vier Sylter in ausschließlich deutscher Sprache von den wirklich wichtigen Dingen abseits der digitalen Welt. Der klare Fokus liegt auf dem Menschen, der Kommunikation und Träumen, die allesamt genau hier und jetzt geschehen. Der melodiöse Chorus lädt danach nochmal zum gemeinsamen Feiern und Mitsingen ein, wirkt aber leider trotzdem eher etwas bemüht, unsicher und staksig. „Where We Go“, das als erste Single auserkoren wurde, beginnt danach zwar erst verhältnismäßig ruhig, zieht dann aber wieder ordentlich und steigert sich im Härtegrad sogar beständig. Das hämmernde Schlagzeug und eine ungebändigt prügelnde Wand aus heftig schrammenden Gitarren, pushen sich zu einem brachial brodelnden Konzentrat kurz vor der Explosion, während die schön gemachten Strophen einige Sinnfragen nach dem „Wohin?“ stellen. Auch der in Englisch dargebrachte Refrain fügt sich hier organisch fließend in den Kontext ein und erzeugt ein großartiges Gefühl, das in jedem Ton nach Freiheit und Glück strebt. So packend und eingängig, wie auch „This Night“ im Anschluss, welches synthetische Streicher und Blechbläser ins Feld führt, um mit rasend schnellen Rhythmen das Nightlife zu zelebrieren. Die selbstbetitelte Band-Hymne „You‘ll Be Mine“ bewegt sich danach wieder eher im schwer instrumentierten Mid-Tempo und kombiniert sphärische Electro-Einschübe mit zartem Gesang zu einer wahren Ohrwurm-Nummer par excellence. Das finale „Devil‘s Mind“ holt dann nochmal alles raus, was geht: Schnell pulsierende Synthies und sägende Riffs dominieren hier zwischen allerlei Tempo-Sprüngen und rocken abschließend nochmal alles in Grund und Boden! „You‘ll Be Mine“ bringen nach zwei vorausgegangenen Singles endlich ihr Debüt an den Start: Zwar geht die Tracklist mit gerade einmal acht Songs nur knapp über die Spielzeit einer EP hinaus, dafür hat es das gebotene Material in all seinem Facettenreichtum aber definitiv in sich! Der abwechslungsreiche Sound sprüht nur so vor lauter Energie und jugendlichem Charme, irgendwo zwischen stimmungsvoller Retro-Passion, nächtlich verschwitzter Club-Atmosphäre und kernig geerdeten Metal-Wurzeln, was den eigentlichen Grundgedanken des Quartetts oftmals perfekt, insbesondere aber jederzeit authentisch zum Hörer transportiert. Zugegeben, ganz neu ist die gegensätzliche Kreuzung aus nostalgischem 80er-Spirit und modernem Rock sicher nicht mehr, die Ausführung teils etwas hölzern und auch der fließende Wechsel bei den mehrsprachigen, manchmal zu vorhersehbaren Lyrics wirkt an einigen Stellen doch sehr abrupt und gewollt. Dass das handwerkliche Können, genug Ideenreichtum und Leidenschaft hingegen allemal vorhanden sind, steht außer Frage. Die vier Sylter sind mit hörbar viel Erfahrung und Spaß bei der Sache. Zudem glänzen alle Kompositionen trotz tadelloser Produktion passend mit ihrem roughen Touch, der die ehrliche Atmosphäre von kleinen Live-Gigs atmet und bestens einfängt. Es ist ehrliche, handgemachte Musik. Entstanden aus Überzeugung und purer Freude an der Sache, die dem glattgebügelten Mainstream mehrmals deutlich den Mittelfinger entgegenstreckt und lieber mit viel Authentizität anstelle von allzu konstruierten Hits überzeugen will. Lässt man noch etwas mehr Feintuning einfließen, stehen uns hier in Zukunft vielleicht die nächsten Indie-Heroen bevor? Wer weiß. Spannend und ein heißer Tipp ist „Dreamer‘s Diner“ aber allemal, das Reinhören lohnt sich!

Informationen:

https://www.facebook.com/youllbemineofficial/

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