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BEITRÄGE:

AutorenbildChristoph Lorenz

Rammstein - "Europe Stadium"-Tour - Veltins Arena, Gelsenkirchen - 27.05. + 28.05.2019


Veranstaltungsort:

Stadt: Gelsenkirchen, Deutschland

Location: Veltins Arena

Kapazität: ca. 60.000

Stehplätze: Ja

Sitzplätze: Ja

Homepage: http://www.veltins-arena.de

Einleitung:

„Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit. Nun, das Warten hat ein Ende. Leiht euer Ohr einer Legende!“. Die ersten Zeilen des eröffnenden „Rammlied“ aus dem in 2009 erschienenen Release „Liebe Ist Für Alle Da“ habe ich zwar schon just als kleine Einleitung für meine kürzlich publizierte Rezension zum unbetitelten, siebten Studioalbum gewählt, aber es könnte wohl auch wirklich keine passenderen Worte geben, lässt sich entsprechender Text-Auszug doch universell auf die vergangene Zeitspanne im Hause „Rammstein“ anwenden und ist somit zu einem wahren Running Gag unter den Fans avancierte... Und lange Warten auf Neues von den sechs Berlinern mussten die weltweit treuen Anhänger in jedem Fall, wenn man von den zwei Single-Auskopplungen und Live-Dokumentationen einmal absieht. Ganze zehn Jahre, um genau zu sein. Umso größer war die Freude natürlich, als für Mitte Mai 2019 die musikalische Rückkehr der Hauptstädter endlich offiziell angekündigt wurde. Nur zwei Wochen später ist der große Startschuss für die dazugehörige Tournee quer durch ganz Europa angesetzt, deren Vorverkauf im vergangenen Herbst bereits innerhalb einer Stunden wieder von „Eventim“ eingestellt wurde. Der Grund: Alle Konzerte waren restlos ausverkauft! Selbstverständlich wurden auch die heimischen Gefilde mit neun Terminen in ganz Deutschland bedacht. Die Wahl für den spektakulären Doppel-Auftakt der insgesamt siebenundzwanzig Shows umfassenden Konzertreise fiel dabei allerdings nicht auf das benachbarte Ausland, sondern tatsächlich auf Nordrhein-Westfalen und somit auf exakt jene beiden Shows in meiner Nähe - Ein unglaubliches Ereignis für das ganze Ruhrgebiet! Doch damit noch nicht genug: Wie auch schon kurz vor den vergangenen Tourneen, verloste man unter allen Mitgliedern des kostenpflichtigen LIFAD-Fanclubs, die Teilnahme an exklusiven Probekonzerten, den sogenannten Rehearsals, welche dieses Mal ob der schieren Größe der Produktion jedoch nicht in den Black-Box-Studios zu Berlin abgehalten werden sollten, sondern direkt vor Ort: Gelsenkirchen. Obwohl wir aus der baldigen Ziehung leider nicht als die wenigen, (über-)glücklichen Gewinner hervorgehen durften, lassen wir es uns direkt am Freitag Abend, dem 24.05.2019, trotzdem nicht nehmen, mit einem Feierabendbier der ersten Probe von außerhalb beizuwohnen. Mit der Idee sind wir auch nicht allein, denn rund um die Veltins Arena sind ebenfalls einige Schaulustige mit den passenden T-Shirts anzutreffen. Kein Wunder, immerhin wurden bei der Auslosung nur wenige hundert Personen zugelassen und zumindest zu hören gibt es wahrscheinlich auch so genug, wenn man den zahlreichen Vorab-Artikeln in Zeitung und Radio glaubt, die fast schon panisch von den Soundchecks mit reichlich „Lärm und Rauchwolken weit über dem Stadion“ berichteten. Bereits auf dem Weg zum Ort des Geschehens fällt uns die riesige Zeltstadt auf, in welcher wohl die Crew residiert. Ein beeindruckendes Bild. Zugegeben, wie auch ein paar weitere Außenstehende, versuchen auch wir unser Glück am Info-Point und fragen nach, ob bei eventuellen Rückläufern die Möglichkeit bestünde, nachzurücken, was sich aber laut Aussage der freundlichen Kassendame verständlicherweise als nicht machbar herausstellt. Naja, fragen kostet ja nichts und ein spannender Abend ist es für alle in und vor der Arena sowieso. Schon am 26.05., also nur einen Tag vor dem ersten Konzert, entscheiden wir uns spontan dazu, gleich nochmal vorbeizuschauen. Eine Idee, die sich in nur wenigen Stunden als der beste Einfall überhaupt herausstellen wird. Da es noch etwa zweieinhalb Stunden bis zum Beginn sind, umrunden wir die Veltins Arena und können uns sogar auf dem großen Parkplatz dahinter umsehen, der nicht abgesperrt worden ist und auf dem die zahllosen LKWs parken. Ganz in der Nähe befindet sich auch der Tunnel, der direkt hinter die Bühne führt. Wir gesellen uns zu den etwa zehn Personen, die sich genau davor positioniert haben und nun auf Verdacht auf die Band warten. Die Chance, dass die sechs Musiker auch wirklich hier vorbeikommen und sich nicht schon längst in den Backstage-Räumlichkeiten auf die finale Generalprobe vorbereiten, ist verschwindend gering. Umso mehr steigt die Spannung an, als plötzlich ein Security-Mitarbeiter einen Funkspruch absetzt und die euphorisch Wartenden darum bittet, sich zivilisiert in einer Reihe aufzustellen und die Künstler nicht zu bedrängen. Nur wenige Minuten später ist es dann auch soweit... In der Ferne ist Till Lindemann zu erkennen, der sich mit seinem Bodyguard auf einem Fahrrad nähert. Obwohl gemeinhin bekannt ist, dass die öffentlich gebündelte Aufmerksamkeit der Fans nicht gerade zu den beliebtesten Situationen des Sängers zählt, schwingt er sich tatsächlich von seinem Rad und kommt auf die kleine Menschentraube zu, um geduldig Selfies ezu machen und Autogramme zu geben. „Wir müssen aber auch gleich wieder rein... Ist hier jetzt jeder versorgt?“, erkundigt er sich umsichtig, bevor er sich dann unter höflichem Applaus und zahlreichen Dankesbekundungen der Anwesenden wieder auf den Drahtesel schwingt. Auch ich habe eine Unterschrift auf die limitierte Edition des neuen Albums und ein gemeinsames Foto bekommen... Und fast einen halben Herzinfarkt dazu. Ein kleines bisschen Fanboy darf man nach der allerersten Begegnung mit seiner absoluten Lieblingsband in sechzehn Jahren dann wohl ausnahmsweise mal sein. Auch Gitarrist Richard Z. Kruspe schüttelt danach noch alle Hände und gibt Autogramme, die anderen Mitglieder kommen mit etwas zeitlichem Abstand nach. Alle lächeln, alle sind überglücklich und fachsimpeln jetzt über vergangene Konzerte und die neuen Songs vom siebten Release. Als wäre das alles noch nicht genug, soll das ohnehin schon riesige Glücksgefühl in weniger als einer Stunde abermals erheblich gesteigert werden... Wie auch ein paar Andere, möchten wir uns vor der Show noch mit ein paar Snacks eindecken und entscheiden uns daher für einen kleinen Besuch beim nahegelegenen, „goldenen M“, wo ich in der Warteschlange auch mit einem super sympathischen Fan ins Gespräch komme, der seine Bestellung allerdings ein paar Minuten eher erhält, als wir. Wir verabschieden uns mit einem vorfreudigen „Bis gleich!“ und dann sind auch wir an der Reihe. Gerade, als wir mit Burgern, Pommes und einem halb geschmolzenen Eis wieder an der Arena ankommen, herrscht Ausnahmezustand. Der nette Fan, mit dem wir gerade eben noch zusammen angestanden haben, eilt uns jetzt mit seiner Partnerin hektisch entgegen und ruft uns ungläubig zu, dass der Tourmanager während unserer kurzen Abwesenheit wohl bei den Wartenden gewesen wäre und alle zum Rehearsal eingeladen hätte. „Wer will, könne sich ein Bändchen abholen.“, hätte es geheißen. Wir trauen unseren Ohren nicht, lassen wie vom Blitz getroffen alles stehen und liegen und sprinten mit gefühlter Lichtgeschwindigkeit ums halbe Stadion zum Info-Point, an dem wir schon mit einem Grinsen seitens der Mitarbeiter erwartet werden... Der Rest ist Geschichte, denn „der Gentleman schweigt und genießt“, wie es so schön heißt. In jedem Fall ein riesiges Dankeschön von Herzen an die Band, das Management, die Crew und alle Beteiligten! Ich denke, ich spreche bestimmt für alle Involvierten, wenn ich hier schreibe, dass dieser Abend für uns alle ein unfassbar besonderes und für immer unvergessliches Erlebnis war - DANKE, DANKE, DANKE! Zeitsprung: Wir schreiben den 27.05.2019, der so lang ersehnte Tag des ersten Konzerts, Tour-Auftakt. Zwar noch etwas matt vom heutigen Arbeitstag, dafür aber auch gleichzeitig glücklich-benommen vom Vortag, kommen wir schließlich auf dem großen Vorplatz der Veltins Arena an. Im Gegensatz zu den vergangenen Tagen ist es hier nun selbstverständlich ungleich voll und wimmelt nur so vor lauter Fans, die beim schönen Wetter überall auf den grünen Rasenflächen sitzen, das brandneue Merchandising an den beiden Trucks begutachten oder am Ausschank auf ihre Getränke warten. Exakt jene Punkte stehen jetzt auch auf unserer Agenda und so ordern wir an einem der kleinen Zelte außerhalb des Stadions erstmal kühle Softdrinks und Bier in den Bechern mit vier verschiedenen Motiven. Hier gibt es sogar eine wirklich charmante Besonderheit, denn das Bier ist hier nicht irgendein Bier, sondern das sogenannte „Rammsteiner Pilsner“. Leicht herb, schmeckt klasse! Als wir uns danach zu den heiß begehrten Fan-Artikeln aufmachen und neben dem Tour-, auch ein individuelles Städte-Shirt ergattern, gibt es auch schon die nächste Überraschung, denn der Verkäufer legt unserer Bestellung sogar noch drei Feuerzeuge mit dem schlicht aufgedruckten Schriftzug „Ohne Dich“ bei. Wir freuen uns und ahnen noch nicht, dass das nicht nur eine überaus nette Geste ist, denn die kleinen Feuerspender sollen im späteren Verlauf des Abends noch von hoher Bedeutung sein. Nachdem am Einlass des jeweiligen Blocks unsere Tickets, Personalausweise und Taschen ordnungsgemäß kontrolliert worden sind, begeben wir uns zu einer Ausgabestelle der „Knappenkarte“, dem einzig zulässigen Zahlungsmittel hier in der Veltins Arena. Dabei wird ein Betrag in Fünf-Euro-Schritten auf das gechipte Plastik geladen, mit dem man fortan seine Speisen und Getränke an den Theken bezieht. Ein etwas ungewöhnliches System, wie ich auch nach all meinen Besuchen noch immer befinde, aber dafür ist die kleine Karte im wirklich schön gestalteten „Rammstein“-Design ein tolles Andenken für zuhause. Als wir die Treppen zu unseren Plätzen im Unterrang hinuntergehen, fällt uns sofort der große Video-Würfel über den Köpfen auf, der neben dem Band-Schriftzug auch ein „Willkommen!“ in leuchtenden Lettern anzeigt. Am morgigen Abend soll auf diesem zudem noch die Video-Premiere zur neuen Single „Ausländer“ gezeigt werden - Eine klasse Idee, diese Art des Public Viewing! Doch jetzt heißt es für die nächsten sechzig Minuten erst einmal noch Warten...

Duo Jatekok:

Pünktlich gegen 19.30 Uhr ist es erstmal an der Zeit für den Support-Act des noch jungen Abends. Lange war unklar, wer die entsprechende Aufgabe übernehmen würde oder ob es dieses Mal überhaupt eine Vorband gibt, denn der berühmte Gastgeber hielt sich mit einer Ankündigung wie üblich sehr zurück. Erst vier Tage vor Tournee-Start gab man in einem Facebook-Post dann mehr bekannt und natürlich wurde jene Meldung äußerst geteilt aufgenommen. Die unterschiedlichen Wünsche der Fans gingen von artverwandten Acts, wie „Heldmaschine“ und „Oomph!“, über international angesagte Bands der Marke „Ghost“, bis hin zu den rammstein‘schen Solo-Projekten à la „Emigrate“. Dass die Berliner allerdings auch in dieser Hinsicht nur allzu gerne mit den Erwartungen brechen, zeigten sie zuletzt bei ihren beiden Heimspielen in Berlin: So spalteten etwa 2013 die Indie-Rocker „Kraftklub“ das Publikum und auch die umstrittene Electro-Künstlerin „Peaches“ hinterließ in der Wuhlheide anno 2016 mehr als gemischte Gefühle. Und tatsächlich scheinen Lindemann und Co. über die letzten Jahre eine regelrechte Freude daran entwickelt zu haben, die Gäste vor ihren Konzerten mit dem Unvorhersehbaren zu verblüffen, ja sogar bewusst vor den Kopf zu stoßen, um ihre Offenheit zu prüfen und vielleicht sogar für gänzlich Neues begeistern zu können. Eventuell auch gerade deswegen, weil sie um den ungemein schweren Stand jener Musiker wissen, wenngleich es ihre undankbare Situation natürlich alles andere als erleichtert. Ohnehin scheint es so ziemlich jedes Mal gänzlich aussichtslos zu sein, für eine große und international erfolgreiche Band den Support zu geben, sehen sich die Auserwählten doch zumeist mit engstirniger Voreingenommenheit, totaler Ablehnung oder im „besten Fall“ kompletter Ignoranz entgegengestellt. Alles wartet auf den Headliner, etwas Anderes möchte eigentlich gar niemand hören. Gleicht der Anheizer dem Haupt-Act zu sehr, wird jener gerne mit dreisten Plagiatsvorwürfen gestraft, ist der musikalische Unterschied hingegen zu groß, fallen Sätze wie „Hatte ich nicht für ein Metal-Konzert bezahlt!?“. Wie man es auch macht... Dabei ist die eigentliche Intention hinter dem Konzept gar keine schlechte Idee: „Rammstein“ versuchen, genanntes Szenario zu umgehen, indem sie das Publikum nicht mit einem Kulturschock, sondern mit bereits Bekanntem, nämlich ihren eigenen Liedern, konfrontieren. Nur eben in einem gänzlich anderen Gewand, ruhig und klassisch. Ein kluger Gegenpol, der das nachfolgende Inferno aus Feuer und harten Gitarren nur noch umso wirkungsvoller erscheinen lassen wird. Dass ein rein akustisches Instrumentarium zum Beschallen eines ganzen Stadions allerdings nicht unbedingt allzu vorteilhaft ist, wird bereits mit dem ersten Tastenanschlag klar. Von den meisten Augen nahezu ungesehen, hat das sich das „Duo Jatekok“ aus Paris ohne vorherige Ankündigung auf eine kleine Plattform inmitten des Infields begeben. Die zwei Französinnen Adélaïde Panaget und Naïri Badal stehen vor den sich genau gegenüberliegenden Flügeln und machen sodann mit einer Wiederholung erneut auf sich aufmerksam, ehe sie mit „Klavier“ ihr Set beginnen. Leider verliert sich der Klang in den scheinbar unendlichen Weiten der Veltins Arena zunehmend und geht bei der tönenden Geräuschkulisse aus Gesprächen und anderen Lauten manches Mal fast vollständig unter. Dennoch ist der Applaus zumindest an diesem ersten Abend beachtlich freundlich und anerkennend, sodass man die kurze Pause nach „Engel“ für eine kleine Vorstellung nutzt: „Hallo, Deutschland! „Rammstein“ haben uns 2016 gefragt, ob wir nicht bei ihrem Konzert in Nimes, da wo wir leben, eröffnen wollen und wir haben natürlich „Ja“ gesagt.“, beginnt Panaget die charmante Ansage in gebrochenem Deutsch und wird dann von ihrer Kollegin abgelöst. „Es ist das erste Konzert dieser Tournee. Wir werden heute Abend das „Klavier“-Album spielen mit vier Händen und zwei Pianos. Und wir möchten, dass ihr mit uns singt, okay?“. Entgegen der oftmals recht freien Interpretation, die sich hier vor allem in ausgedehnten Zwischenspielen äußert, hält sich das Duo bei manchen Stücken sehr eng an die Originale. So weiß beispielsweise „Mein Herz Brennt“ schnell zu begeistern, wahrscheinlich deswegen, weil man sich in dieser Version stark am Doppel-Video aus 2012 orientiert. Die anfängliche Nervosität und Unsicherheit weicht zunehmender Spielfreude, die sich gerade durch die Reaktionen des vorfreudigen Publikums umso mehr zu bedingen scheint. Als sich zu „Ohne Dich“ dann noch das große Schiebedach des Stadions, welches den sonnigen Himmel über Gelsenkirchen bis dato noch fest verschlossen hielt, behäbig zu öffnen beginnt, brandet erst recht freudiger Jubel auf und so erheben sich zu „Frühling In Paris“ sogar einige Stimmen zum Mitsingen. Da ist es also, das versprochene Open-Air mit rund fünfundfünfzigtausend Gästen aus ganz Europa. Für das ergreifende „Seemann“ wagen die beiden Pianistinnen dann sogar ein Duett, was durchaus eine gut gemeinte Geste ist, gesanglich selbstverständlich aber eher als kleine Hommage verbleibt. Danach wird die „Sonne“ angezählt, die mit ihrer Mischung aus harten und sanften Passagen zunächst etwas gewöhnungsbedürftig daherkommt, dafür aber mit ihrem aus dem neuen „Deutschland“-Video bekannten Outro punkten kann und eigentlich ein runder Abschluss wäre, wenn jener Part nicht vom sehr experimentell arrangierten „Du Hast“ eingenommen würde. So bleibt am Ende ein wirklich schöner, angenehm entschleunigter Vorbote, der aufgrund der schwierigen Gegebenheiten des eher unpassenden Rahmens zwar an Intensität einbüßen musste, dafür zugleich aber auch die schier unbändige Vorfreude auf den Auftakt der neuen Tournee von „Rammstein“ zu schüren konnte... Und das ist es doch, worauf es ankommt, oder? Merci!

Rammstein:

Die aktuelle „Europa Stadium“-Tournee wurde, wie der vielsagende Name bereits unmissverständlich zu verdeutlichen weiß, nämlich nicht mehr für die größten Konzerthallen des In- und Auslandes, sondern gleich für ganze Stadien weltweit konzipiert. Wer auch immer nur einen kleinen Sekundenbruchteil daran gezweifelt haben sollte, wird ab dem heutigen Tage eines Besseren belehrt, denn „Rammstein“ ist es mit der aktuellen Live-Produktion tatsächlich bravourös gelungen, sich nach dem immer spektakulärer werdenden Steigerungswahn der mittlerweile fünfundzwanzigjährigen Vergangenheit abermals gehörig selbst zu übertreffen und damit eine gänzlich neue Inkarnation des absoluten Gigantismus zu erreichen. Sie ist ohne jeden Zweifel der eigentliche Star der aktuellen Tournee und so auch des heutigen Abends: Die Bühne. Eine avantgardistisch inspirierte, einschüchternde, gar monströse Konstruktion aus Vergangenheit und Moderne, maroder Fabrik-Ästhetik und komplexer Technik, Rost und Ruß, Stahl und Metall, die sowohl das musikalische Schaffen als auch die bedrohliche Grazie der legendären Berliner optisch in detailverliebter, absoluter Perfektion zusammenfasst: Es ist die organische Symbiose der totalen Gegensätzlichkeiten, die vollendete Zusammenkunft von Mensch und Maschine. Eine respekteinflößende, irreale Albtraum-Utopie und mechanisch-sterile Industrie-Romantik, architektonisch irgendwo zwischen historischem Alt-Berlin, galanter Art déco, dystopischer Science-Fiction und umstrittener Germania-Vision angesiedelt. Ungemein Ehrfurcht gebietend und irgendwie unwirklich, so wie ein retro-futurtisiches Bauwerk, kometenhaft aus einer völlig anderen Welt eingeschlagen, das genauso gut dem filmischen Meisterwerk „Metropolis“ von Fritz Lang entsprungen sein könnte. Noch liegt es in aller unheimlichen Stille sonderbar friedlich dar, einzig und allein wartend auf seine endgültige Aktivierung. Eine hungrig lauernde, grausame Berserker-Bestie hinter porösen Gitterstäben, ein androide Allzweckwaffe auf Abruf, eine vollmechanische Armee in der scheinbar unzerstörbaren Form eines fantasievoll-horroresken Kraftwerks: Der gesamte Hintergrund wird vollständig von sechs massiven Leisten ausgefüllt, deren Frontseiten mit unzähligen Scheinwerfern in allen nur erdenklichen Größen und Formen dicht bestückt worden sind. Dazwischen suchen sich zudem etliche Balken, Kabel und Röhren formvollendend ihren Weg zum wachsamen Auge des aufmerksamen Betrachters. Inmitten dieser imposanten Kulisse, befindet sich das eigentliche Zentrum des bereits in wenigen Stunden nahenden Geschehens, dessen elementarer Dreh- und Angelpunkt ein mit aufwändig geprägten Logo-Replikationen in verschiedenen Abstufungen und kleinen Treppenaufgängen verziertes Podest ist, das schützend von schweren Trägern und einer transparenten Plane überdacht wird. Visuell eindrucksvoll von zwei riesigen Pfeilern mit je einem darauf montierten, kreisrunden Brutstrahler gerahmt, schraubt sich dahinter eine von scharfkantigen Streben eingefasste, kolossale und alles überschattende Turmspitze samt großflächiger LCD-Leinwand dermaßen meterhoch in die Luft, sodass jene um ein Haar das hohe Dach der restlos ausverkauften Arena zu streifen droht.

Um 20.30 Uhr schweben bedächtig feinsinnige Klänge aus den Boxen in das Stadion hinein, die in den folgenden Sekunden immer mehr zu einem orchestralen Bombast ansteigen sollen. Das geschulte Ohr erkennt darin das von Georg Friedrich Händel komponierte „Music For The Royal Fireworks“. Eine weltberühmte Suite, exemplarisch für die damalige Kasualmusik, die einst von Georg II. zum 1748 geschlossenen Aachener Frieden zur Beendigung des österreichischen Erbfolgekrieges in Auftrag gegeben wurde. Fast schon unbemerkt, bündeln die riesigen Scheinwerfer ihre grellen Lichtkegel und richten sich danach plötzlich auf Schlagzeuger Christoph Schneider, der nun wie aus dem Nichts heraus hinter seinem ausladenden Equipment stehend erscheint und mit triumphierend erhobenen Armen den tosenden Sturm aus Jubel und Applaus abwartet. Punktgenau zu den letzten Klängen der feierlichen Symphonie, setzt er schließlich zum gezielten Hieb auf eines der Becken an und entfesselt somit einen pyrotechnischen Donnerschlag von schier gigantischem Ausmaß. Ein ohrenbetäubender, ja gewaltiger Knall, dessen dröhnendes Echo noch etliche Sekunden im weiten Rund der Arena nachhallen soll, gefolgt von meterhoch emporschießenden Fontänen aus gülden schimmernden Funken, wild flackernden Blitzen und dichten Rauchwolken erfüllt jetzt das gesamte Stadion und reißt als unüberhörbarer Startschuss sofortig all jene Besucher im gnadenlos aufschreckenden Schock-Affekt von ihren bequemen Sitzplätzen, die den endgültigen Beginn bislang angezweifelt und sich noch nicht erhoben haben. Für einen kleinen Augenblick, der wie im quälend langen Zeitraffer gefangen gehalten erscheint, herrscht absolute Stille. Als die unbändige Spannung gerade ihren äußersten Höhepunkt erreicht zu haben scheint, naht die rettende Erlösung und es geht weiter. Während Schneider auf seinem Instrument den rhythmisch druckvollen Takt vorgibt und sich parallel abertausende Hände zum kollektiven mitklatschen gen Himmel recken, schieben sich die beiden Tore der kleinen Luke unter dem Podest wie von Geisterhand zu den Seiten und entlassen einen gleißenden, auf das gebannte Publikum gerichteten Schimmer in die lang ersehnte Freiheit. Als Erstes tritt Gitarrist Richard Z. Kruspe mit langsamen Schritten aus den unergründlichen Tiefen des mysteriösen Unterbaus hervor und stellt sich schließlich unter frenetisch schmetterndem Applaus am vorderen Bühnenrand auf, um die ersten Akkorde mit den metallischen Saiten anzuschlagen. Ihm folgt unmittelbar Keyboarder Christian „Flake“ Lorenz, der, sein verkabeltes Instrument fest in beiden Händen, nun einige verzerrte Sequenzen in den Äther entlässt. Kurz darauf schließen sich dem auch der zweite Gitarrist Paul Landers und zuletzt Bassist Oliver Riedel an, die mit ihrem jeweiligen direkt Part direkt einsteigen und sich in den allmählich aufbauenden Sound dynamisch einfügen. Für wenige Sekunden verharren die Musiker in ihrer geschlossenen Formation und nehmen kurz darauf ihre angestammten Positionen ein. Nervös züngelnd ziehen dichte Rauchschwaden auf und verdichten sich zunehmend zu einer beängstigend wabernden Nebelwand... In ihrem dunklen Dunst fährt nun eine große Gestalt auf einer Plattform direkt durch den rostigen Gitterboden des gefährlich röhrenden Maschinenraums an die Oberfläche. Noch ist nicht viel zu erkennen, doch wissen die Fans natürlich ganz genau, um wen es sich dabei wohl nur handeln kann. Langsam, ganz langsam, zeichnet sich eine unscharfe Silhouette inmitten all des Qualms ab und wird allmählich immer klarer: Es ist Frontmann und Sänger Till Lindemann. Gekleidet in schwere Stiefel und einen langen Mantel in bizarrer Schlangenleder-Optik mit breiten Schulterklappen, die tiefroten Haare zum Zopf gebunden und das gestreng ausdruckslose Gesicht golden gefärbt, schreitet er zunächst zur rechten, danach zur linken Seite und breitet beide Arme fordernd aus. Das Publikum kennt spätestens jetzt keinerlei Halten mehr und bereitet seinen Helden einen euphorischen Empfang. „Ich kann auf Glück verzichten. Weil es Unglück in sich trägt, muss ich es vernichten. Was ich liebe, will ich richten!“, umklammert Lindemann das stählerne Stativ seines Mikrofons und beginnt damit, die ersten, eindringlichen Zeilen des Openers „Was Ich Liebe“ vom aktuellen Studioalbum zu singen. Zugegeben, dass man sich gleich zu Beginn für einen eher ruhigeren Titel im Mid-Tempo entschieden hat, ist überraschend, doch erweist sich jener gerade durch den kunstvoll erweiterten Beginn als eine hervorragende Wahl, welche jedes Mitglied separat zum Zuge kommen lässt und mit seiner stetig steigernden Dramaturgie regelrecht zu vereinnahmen weiß. Im Refrain versprühen die vier hohen Lautsprecherboxen-Pfeiler im Innenraum, die später unter anderem noch zusätzlich für atmosphärische Beleuchtung sorgen werden, passend zum nihilistischen Charakter des vernichtenden Stücks, pechschwarze Nebel-Salven, die nun unwillkürlich alle Lichtquellen schleichend einzusaugen drohen. Nicht nur ein echter Blickfang, sondern zudem auch kluger Schachzug, denn aufgrund der Sommerzeit ist es zu Beginn der Show noch ungewöhnlich hell. Ein bekanntes Sample setzt ein und versetzt die treuen Fans direkt in weitere Euphorie. Alles klatscht im Rhythmus mit. Jeder Einzelne weiß, was er zutun hat und ist scheinbar mit den alten Traditionen vertraut. Unterdessen fährt die große Leinwand, auf welcher jetzt ein minimalistisch illustriertes Strichmännchen animierend im Gleichschritt stapft, nach oben in Richtung der Turmspitze. Mit dem Einsatz der harten Gitarren fallen im Hintergrund und auch an den hohen Masten inmitten des Publikums rote Fahnen mit dem Band-Logo herunter: „Links 2-3-4“. Diszipliniert marschiert die ganze Band auf und ab, im Mittelpart fordert Lindemann die Zuschauer gestenreich zum bewährten Frage-Antwort-Spiel heraus. „Links!“, konstatiert er harsch und das stimmgewaltige Stadion grölt als unmittelbarer Widerhall zurück, bevor Kruspe zum ausgiebigen Solo ansetzt. Mit dem lüstern groovenden Gassenhauer „Sex“, der bereits wenige Konzerte später leider ersatzlos aus der Setlist gestrichen werden wird, und brachial walzenden Klängen von „Tattoo“, folgen dann gleich zwei Nummern des neuen Albums hintereinander. Hier zeigt sich auch die hervorragende Spielfreude von „Rammstein“: Die sechs Musiker geben sich in ihren Aktionen und Abläufen nun weitaus weniger statisch, neigen zweitweise sogar zur charmanten Improvisation und kleinen Scherzen mit einem Augenzwinkern. Man agiert merklich gelöster und erlaubt sich, mit dem Schauspiel der kühlen Distanz öfter zu brechen. Etwa dann, wenn Lindemann auf spontane Tuchfühlung mit dem Fans geht und sich über das hüfthohe Geländer zu den Seiten der Bühne lehnt, um das Publikum auf den Rängen mit anzüglichen Bewegungen und verspielter Mimik zu bespaßen. So widersprüchlich es ob der schier gigantischen Größenordnung der aktuellen Tournee zunächst vielleicht auch wirken mag, doch wirkt die teutonische Maschinerie aus Berlin anno 2019 wahrscheinlich so nahbar und menschlich, wie nie zuvor. Ein Fakt, der klar für das Konzept dieser Tournee spricht und nach zehn Jahren der weitestgehenden Abstinenz zeigt, wie sehr sich beide Seiten gegenseitig gefehlt haben.

Exotische Gesänge und elektronisch pulsierende Beats verweisen kurz danach auf einen Klassiker längst vergangener Tage und lösen somit abermals tosenden Jubel aus. Synchron zum aggressiv fordernden Takt der mächtig donnernden Drums, folgt eine wahre Kettenreaktion der rhythmisch getakteten Explosionen. Helle Funken sprühen überall und Rauch steigt auf, während die Band jetzt die „Sehnsucht“, den Titeltrack des gleichnamigen und wegweisenden Meisterwerks aus 1997, für alle Anwesenden spürbar macht. Lindemann schlägt sich in alter Tradition mit geballter Faust auf die Knie, die Fans am vorderen Wellenbrecher transportieren die ihnen entgegengebrachte Energie sofort zurück und sind kaum mehr zu halten. Auch im Infield weiter hinten und auf den Rängen herrscht beste Stimmung. Die Zuschauer klatschen, singen, tanzen und headbangen vielerorts begeistert zur Musik, als gäbe es keinen Tag danach mehr. Sakrale Chöre kündigen unter begeistertem Applaus einen weiteren Song des unbetitelten, siebten Albums an: „Zeig Dich“. Auf der beweglichen Leinwand, die sich mit Kraft der dahinter verbauten Motoren nun von ihrer erhöhten Position aus wieder behäbig in Bewegung setzt und ein ganzes Stück hinabfährt, erscheinen gesichtlose Mönche, unter deren schweren Kapuzen lange Blutschlieren nach unten rinnen. „Verlangen verfluchen. Verdammen, Versuchung. Verdammnis versprechen. Verüben sie Verbrechen!“, heißt es da etwa in der ersten Strophe. Als der Songtitel, einem wütenden Schlachtruf gleich, vor dem Refrain mehrmals anklagend wiederholt wird, entfesseln die Berliner zum ersten Mal an diesem Abend jenes gefährliche Element, das ihre Shows vor rund fünfundzwanzig Jahren berühmt und berüchtigt werden ließ: Feuer. Immer wieder schießen gleißend helle, heiße Flammenschübe in die Höhe. Erst gebündelt am vorderen Rand der Bühne, dann auf der Dachkonstruktion über den Akteuren selbst. Lautstarker Applaus macht sich zunehmend breit und erfüllt das gesamte Stadion, die Luft wird zunehmend dünn und knapp. Der Funke ist übergesprungen und entfacht etwas ganz Großes... Langsam legt sich ein dunkles Summen über die Arena, gefolgt von einem bedrohlichen Knarren und verdichtet sich schließlich zu einem mystisch wabernden Geflecht, das von dunkel gestimmten Streichern grundiert wird. „Nun, liebe Kinder... Gebt fein acht! Ich bin die Stimme aus dem Kissen. Ich habe euch etwas mitgebracht, hab‘ es aus meiner Brust gerissen...“, flüstert Lindemann, der sich seiner schweren Uniformjacke mittlerweile vollständig entledigt hat, beschwörend die ersten Zeilen in das Mikrofon und sieht sich erneut einer schier überbordenden Welle aus schallendem Beifall gegenüber, als auch der letzte Gast den folgenden Song erkannt zu haben scheint: „Mein Herz Brennt“. Exakt in jenem Moment, als das Publikum aus vollen Kehlen zu singen beginnen will, unterbrechen die Musiker ihr Spiel abrupt und warten die überraschten Reaktionen der verdutzten Zuschauer erst in zwei weiteren Anläufen schelmisch ab, ehe symphonischer Bombast und harten Gitarren losbrechen. Die durchweg faszinierende, bis ins kleinste Detail ausgefeilte Lichtinstallation passt so perfekt zur eindringlichen Atmosphäre des epochalen Stücks wie eh und je, ist pointiert auf jeden einzelnen Ton abgestimmt. Unter dem gleichmäßigen Pochen des Herzschlages, zieht der Frontmann zum Ende hin einen grell entzündeten Bengalo aus einer kleinen Fassung vor seinem Brustkorb und streckt den rot leuchtenden Korpus mit erhobener Hand triumphierend in die Luft. Ein optisches Highlight der Sonderklasse, das noch lange nicht das Letzte an diesem Abend gewesen sein soll... Zur unheimlichen Kulisse aus verstörenden Geräuschen und obskuren Lauten wird jetzt ein übergroßer, stählerner Kinderwagen aus den nebelverhangenen Tiefen der in gespenstischen Farben illuminierten Bühne an die sichere Oberfläche geliftet, welchen Lindemann nun sichtlich angestrengt mit den unsicheren Schritten eines Kleinkindes über den Gitterboden zu schieben beginnt. Ein durch und durch bizarres Bild, das schleichend ein bedrückendes Gefühl in der Magengegend erzeugt. In der drahtigen Apparatur, die er inmitten seines Gesichts trägt, wurde eine kleine Kamera verbaut, sodass die gespannten Zuschauer das Geschehen hautnah aus den Augen des Sängers erleben können. Abwechselnd anvisiert er prüfend die erste Reihe vor dem Wellenbrecher und die übrigen Bandmitglieder, die daraufhin verängstigt zurückweichen und mit fassungslosen Blicken das Innere des Wagens betrachten, bis im archaischen Refrain von „Puppe“ dann plötzlich gefährlich lodernde Stichflammen daraus emporschießen und die ganze Konstruktion in einen alles vernichtenden Brand setzen. Unterdessen ist der dämonische Säugling auf der zentral ausgerichteten Leinwand zu sehen, der im züngelnden Feuer wie am Spieß zu schreien beginnt und anschließend ein undefinierbares Sekret in Richtung der Linse speit. Auf einmal werden abertausende Fetzen aus dem albtraumhaften Buggy aufgewirbelt, welche zuerst die gesamte Bühne bedecken, bis sich ein sich riesiger Sturm aus pechschwarzem Konfetti erhebt und wie ein böser Schwarm nervös schwirrender Insekten über die Veltins-Arena hinwegfegt. Was für ein Szenario! Noch während die zahlreichen Überreste dieses wirkungsvollen Effekts durch das Stadion segeln, überrascht man mit einer raren Perle vom Debüt „Herzeleid“. Zur Überraschung der Gäste erscheint Lindemann jetzt auf einem hohen Podest zur linken Seite und beginnt zu singen: „Man sieht ihn um die Kirche schleichen, seit einem Jahr ist er allein. Die Trauer nahm ihm alle Sinne, schläft jede Nacht bei ihrem Stein!“. Ein lauter Knall, einem Schuss aus einer Kanone gleich, schreckt auf. Es folgt ein Zweiter, dann setzt eine pulsierende Melodie ein. Kein Zweifel: „Heirate Mich“ ist nach langen Jahren endlich wieder in der Setlist! Der von vielen, treuen Alt-Fans lange Zeit sehnlichst herbeigewünschte Song hat noch immer nichts von seinem markanten Flair verloren und reißt schnell mit. Auch wenn ein nicht unerheblicher Anteil des jüngeren Publikums nicht mit dem Frühwerk vertraut scheint, zeigt das Urgestein hier seine volle Wirkung und besticht zudem abermals mit meterhohen Feuerschüben und qualmenden CO2-Düsen zum Abschluss - Grandios! Mit „Diamant“, der ersten Ballade des heutigen Abends, geht es dann aber erstmalig etwas ruhiger zu. Sanft flackernd glimmen nun zwei Glühbirnen am Keyboard-Pult auf, die fortan ihr wohlig-warmes Licht verströmen. Oliver Riedel und Christian „Flake“ Lorenz sitzen mit ihren Instrumenten auf der kleinen Treppe des Podests, Lindemann steht unmittelbar vor ihnen und erhält im Chorus der tragischen Liebesballade kräftige Unterstützung von den textsicheren Zuschauern. Es ist wieder einmal so ein sonderbar inniger Moment, der allen Ausmaßen dieser Tournee zum Trotz, ein bisschen was von romantisch-intimer Lagerfeuer-Atmosphäre innehat und für wenige Minuten näher zusammenrücken lässt. Ja, es ist wie eine Form der Magie, die man erst einmal im Stande zu erschaffen sein muss. „Rammstein“ beherrschen dieses beträchtliche Kunststück fraglos, so wie auch noch viele andere Momente, wie sich sehr bald noch zeigen wird...

Alle Blicke richten sich gebündelt auf die Bühne, die mittlerweile in absoluter Dunkelheit leer und verlassen scheint. Sonderbar still und einsam liegt sie da... Wartend, lauernd. Bereit zum nächsten Angriff. Unter technoid flirrendem Surren fährt jetzt Richard Z. Kruspe, welcher mit seinem weißen Federmantel und der großen Sonnenbrille nun etwas an Elvis Presley erinnert, auf einer Plattform den hohen Turm hinauf und kommt schließlich im oberen Abschnitt auf ihr zum Stehen. Vor ihm ein kompaktes Turntable-Set, gibt er jetzt mit hauchdünnen Piano-Tupfern, die aufmerksame Zuhörer bereits als versteckten Hinweis auf den nächsten Song erkennen dürften, sowie tanzbaren Beats und prügelnden Dubstep-Elementen den exzentrischen DJ für die wogenden Massen. Gegen Ende seiner Remix-Version streut er zusätzlich ein bekanntes Sample aus der „Bück Dich“-Session von den vergangenen „Sehnsucht“- und „Made In Germany“-Konzerten ein, welches bei einigen Fans mit Sicherheit wohlige Nostalgie aufkommen lässt. Es sind solche kleinen Selbstzitate, die, wie auch schon viele Stellen des neuen Studioalbums, charmant auf die eigene Vergangenheit verweisen. Unter stark verzerrten Sounds betreten Christoph Schneider, Oliver Riedel, Christian „Flake“ Lorenz und Paul Landers nacheinander die Bretter und bringen sich in geschlossene Formation. Sie alle tragen dunkle Overalls mit daran befestigten Neon-Streifen, die kollektiv aufzuleuchten beginnen, nachdem sie sich ihre weiten Kapuzen übergezogen haben. Im allmählich immer dunkler werdenden Rund der Arena muten ihre Körper somit wie futuristische Strichmännchen an. Mit abgehackten, maschinellen Bewegungen animieren sie das Publikum erst zum rhythmischen Klatschen und präsentieren danach eine amüsante Tanz-Choreografie, während Kruspe nun wie ein mächtiger Puppenspieler erscheint, der die sich unter ihm befindlichen Marionetten aus seiner Position heraus delegiert. Eine kurzweilige, zugegeben aber auch etwas gewöhnungsbedürftige Einlage, die zum heutigen Tour-Start zwar noch nicht ganz aufeinander eingespielt ist, was sich bei den folgenden Konzerten jedoch selbstverständlich ändern wird. Als der Aufzug zur langen Fahrt nach unten ansetzt und die vier Bandmitglieder hektisch auseinandertaumeln, erfüllt ein abgründig tiefes Dröhnen das Stadion und schreckt unverzüglich auf. Euphorischer Beifall ist die Folge, denn mit diesem neuen Stück sind jetzt wirklich alle bestens vertraut. Zum ersten, heiß diskutierten Vorboten des neuen Releases, dem anklagenden „Deutschland“, kehrt die ganze Band geschlossen auf die Bühne zurück und entfacht ein musikalisches Gewitter. Meterhohe Leuchtstoffröhren zucken jetzt hell an den hohen Masten auf und sorgen so für einen zusätzlichen Blickfang. Weitere Effekte bleiben aus, doch die bildgewaltige Szenerie als puristisch zu betiteln, wäre angesichts des Gebotenen mehr als nur falsch. Dennoch kann man sich des Eindrucks nicht ganz erwehren, dass entsprechender Song als reine Studioversion deutlich stärker wirkt, als auf der Bühne. „Rammstein“ gönnen ihrem feurigen Spektakel eine kleine Auszeit und setzen stattdessen ganz auf das Zusammenspiel der zahlreichen Scheinwerfer und Musik, die ihre Wirkung allein durch den eindringlichen Text zu vermitteln weiß. „Deutschland!“, tönt es hier aus abertausenden Kehlen und erzeugt einen ungemein starken Widerhall in der Arena. Lindemann ändert die Zeilen des letzten Refrains gar in „Meine Liebe kann und will ich dir nicht geben!“ um und verschärft deren klares Statement umso mehr. Die zweite Single, „Radio“, schließt sich unmittelbar an und ist mit ihrem poppigen Vibe einer weiteren Steigerung der Stimmung nur zuträglich. Die kritisch-ostalgische Ode an den berühmten Weltempfänger und Kunstfreiheit besticht insbesondere live mit ihrer bloßen Eingängigkeit und verleitet die begeisterten Fans schnell zum ausgelassenen springen und mitsingen. Für den synthetischen Solo-Part wurden von den emsigen Crew-Mitgliedern zudem vier Keyboards samt ihren Stativen am vorderen Rand aufgestellt, auf denen Riedel, Lorenz, Landers und Krupse jetzt ein kleines Intermezzo in Reminiszenz an die Roboter der modernen „Kraftwerk“-Performances. Im Folgenden geht man in der eigenen Diskographie wieder einige Schritte zurück, um genauer zu sein zum 2004 erschienenen „Reise, Reise“ und der musikalischen Verarbeitung eines weiteren Skandals. Zum Auftakt der berüchtigten Kannibalen-Hymne „Mein Teil“, positionieren sich die beiden Gitarristen einheitlich im Zentrum der Bühne und geben danach den Blick auf den breit geöffneten Schacht unter dem Schlagzeug frei, aus welchem Lindemann in der Rolle des psychopathischen Metzgermeisters nun einen riesigen, stählernen Kochtopf hervor schiebt. Wie im Wahn, schleudert er dessen schweren Deckel zur Seite, dichter Rauch steigt daraus auf. Mit seiner blutverschmierten Kochschürze und dem mit scharfer Klinge bestückten Mikrofon beginnt er zu singen: „Heute treffe ich einen Herren, den hab‘ ich zum Fressen gern. Weiche Teile und auch Harte, stehen auf der Speisekarte!“, während Lorenz mit geducktem Haupt ängstlich aus dem Inneren des Kessels lugt. Wer die Band auf ihren Konzerten schon seit längerem begleitet oder zumindest mit deren Live-Aufnahmen vertraut ist, wird jenen erbitterten Überlebenskampf zwischen Keyboarder und Sänger, der zuletzt auf der Best-Of-Tournee 2011 einmal mehr auf Spitze getrieben wurde, mit all seinen Strapazen nur zu gut kennen. Nachdem sich „Flake“ nach dem spektakulären Beschuss durch einen Flammenwerfer und sein erheblich größeres Pendant schutzsuchend vor den gewaltigen Flammen weggeduckt hat, kommt erstmalig eine weitere, dritte Etappe samt neuer Gerätschaft zum Einsatz. So schieben jetzt zwei Crew-Mitglieder aus den Tiefen ein riesiges Flak-Geschütz auf die Bühne... Sehr zur ungläubigen Schadenfreude aller Besucher. Mittlerweile ist Lorenz dem aufgeheizten Topf entstiegen und hat sich einen silbernen, feuerabweisenden Mantel mit zugehöriger Maske übergestülpt. Er will sich annähern, doch Lindemann feuert gleich mehrere Schüsse auf den wehrlosen Tastenmann ab, der jetzt ohne den Schutz der massiven Stahlwände dasteht. Ein unglaublich gefährlicher Effekt, den Lorenz aber glücklicherweise sicher übersteht... Sehr zum Leidwesen des aufgebrachten Küchenchefs, den nun auch die weiße Fahne nicht mehr beruhigen kann, die „Flake“ als Friedensangebot verzweifelt hin- und herschwenkt. Lindemann ist sich eines erneuten Sieges sicher, doch als er seinem malträtierten Opfer gerade triumphierend den Rücken zusteht, stößt dieses ihn kurzerhand von der Bühnenkante in den Graben vor der ersten Reihe. Ein charmanter Abschluss, der offenbart, dass „Rammstein“ nie ohne ein kleines Augenzwinkern zu verstehen sind. Fortsetzung folgt?

Wer jetzt aber glaubt, die Berliner würden das Tempo drosseln, der irrt ganz gewaltig! Der weite Himmel über Gelsenkirchen zeigt sich mittlerweile wolkenverhangen, fast schon unbemerkt ist es über der Veltins Arena langsam dunkel geworden. Es ist also an der Zeit, richtig aufzufahren und dem Publikum endlich einige unverzichtbare Klassiker zu präsentieren, die man ihm bisher noch mit Bedacht vorenthalten hat. Ein synthetisch flirrender Loop verkündet nun den legendären Hit „Du Hast“, der die begeisterten Fans sofort jubeln lässt und mit seiner Energie alles mitreißt. Natürlich schießen auch hier wieder hohe Fontänen aus Feuer in die Lüfte empor, die aufgrund der neuerlichen Konstruktion aber nicht mehr wie sonst üblich von der Bühnendecke, sondern nun von der breiten Überdachung des Podests ausgehen. Nachdem der gesamte Zuschauerraum in traditioneller Manier den Mittelteil als großer Chor gesanglich übernommen hat, zielt Lindemann mit einer silbernen Armbrust in die Höhe, worauf gleich zwei Funken sprühende Raketen an parallel verlaufenden Seilen über die Köpfe der Besucher hinweggleiten, an den Säulen im Infield zusammenlaufen und gefolgt von einem infernalischen Knall direkt wieder zurücksausen. Gleich danach lässt man trotz der späten Stunde die obligatorische „Sonne“ über dem Ruhrgebiet aufgehen und natürlich lassen es sich die treuen Anhänger nicht nehmen, wie gewünscht, zusammen laut bis Zehn zu zählen. Passend zur schnell vereinnahmenden Dynamik des übermächtigen Songs, nutzen „Rammstein“ die stete Einkehr der sich immer mehr ausbreitenden Dunkelheit ganz für sich und entfesseln jetzt das gebündelte Potential ihrer gigantischen Maschinerie, die sich mit einem Mal vollständig in ein angriffslustiges Monstrum transformiert hat: Aus nahezu allen erdenklichen Ecken und jedem Winkel speit es im majestätischen Refrain meterhohe, lodernde Flammen in die scheinbar endlosen Höhen des ausverkauften Stadions und hinterlässt schwarze Rauchwolken. Selbst die vier Pfeiler im Innenraum stoßen nun beständig Feuer aus und integrieren das Publikum mitten ins Geschehen, welches die unbändige Hitze so hautnah spüren kann. Alle Reserven des lichttechnischen und pyromanischen Arsenals werden gleichzeitig aktiviert, alles muss brennen... Gelsenkirchen wird für ein paar Minuten zur heißesten Supernova und ist lichterloh entzündet! Erst das sanfte „Ohne Dich“, die bisher zweite Ballade innerhalb des perfekt ausgewogenen Sets, lässt die Gemüter zu den schwelgerisch zarten Klängen wieder gezielt abkühlen. Vom zentralen Turm fliehen dünne Nebelschwaden herab und verhüllen die Akteure im violett getrübten Lichterschein zunehmend, während die andächtigen Gäste über die Videoleinwand dazu aufgefordert werden, die am Merchandising-Stand ausgegebenen Feuerzeuge nach oben zu strecken. Ein ergreifendes und zugleich wunderschönes Bild, das schon sehr bald eine weitere Steigerung erfahren soll. Zuerst aber verabschieden sich die sechs Musiker zum vorzeitigen Abschluss des regulären Programms, bevor sie die Bühne nacheinander durch den Schacht verlassen. Dass sich nur wenige Momente später schon zahlreiche Rufe nach einer Zugabe anschließen, die immerzu lauter und lauter werden, ist da nur verständlich. Das Ruhrgebiet hat noch lange nicht genug gehört... Bereits einige Minuten später brandet plötzlich erneuter Jubel auf. Alles sieht sich suchend um und versucht, einen Blick auf das rege Geschehen zu erhaschen, denn von der rechten Seite aus bahnt sich die komplette Band ihren Weg direkt durch das dichte Infield und steigt kurz darauf die Stufen der B-Stage hinauf. Die Fans hinter dem zweiten Wellenbrecher sind nicht mehr zu Halten und ihren Helden jetzt umso näher. Auf der kleinen Fläche des quadratischen Kubus, der erst kürzlich noch vom Support bespielt worden ist, wurden reihum sechs Mikrofonstative errichtet, vor denen sich die Mitglieder positionieren. In der Mitte stehen die beiden Klaviere, an denen schon Adélaïde Panaget und Naïri Badal, die beiden Pianistinnen des französischen „Duo Jatekok“, ihre Plätze einander gegenüber sitzend eingenommen haben, für welche „Rammstein“ nun gestenreich anerkennenden Beifall fordern. Abermals ist die Leinwand hier der entscheidende Faktor, der die Gäste durch eine animierte Grafik dazu anleitet, allesamt die Taschenlampen ihrer Smartphones einzuschalten und hochzuhalten. Mit dem Vorhaben, den legendären Über-Hit „Engel“ erstmals in einer rein akustisch arrangierten A-cappella-Version darzubieten, ist „Rammstein“ ein kongenialer Zug gelungen, die neuen Möglichkeiten der riesigen Kulisse zu nutzen und alle Gäste in die Show einzubinden. Mittendrin statt nur dabei. Näher dran, statt unnahbar. Spätestens, als sich ein restlos ausverkauftes Stadion zum inbrünstig im Chor besungenen Refrain in einem scheinbar endlosen Lichtermeer wiederfindet, ist der berühmte, wohlige Schauer omnipräsent zu spüren. Ein ganz besonderer Moment, friedlich und vertraut. Bereits nach diesem einen Song verlassen die Musiker die Plattform auch schon über denselben Weg zurück, begeben sich anschließend einzeln in mehrere Schlauchboote und setzen auf den Händen des Publikums wieder zur Hauptbühne über, während Panaget und Badal ein verlängertes Outro spielen. Am nahenden Zielort wurde ein langer Steg ausgerichtet, an dessen Ende Lindemann bereits wartet und seine Kollegen mit ausgestreckter Hand nacheinander in Empfang nimmt. Nicht nur eine schöne und freundschaftliche Geste, sondern zugleich auch durchdachter Übergang zum nächsten Stück: „Ausländer“. Obwohl der sarkastische Gassenhauer aufgrund seiner eher elektronischen Ausrichtung im Vorfeld manches Mal stark kritisiert worden ist, zeigt sich sein Potential gerade live. Die spaßig groovende Nummer kommt mit einem ungemein druckvollen Sound daher und bringt das Publikum, welches die eingängige Melodie gar als Fan-Chor begleitet, zum ausgelassenen Feiern. Erst recht, als sich Landers und Krupse immer mehr annähern und sich anschließend gegenseitig einen humorvollen Kuss aufdrücken. Doch schon mit „Du Riechst So Gut“ wird die Atmosphäre wieder um einiges dunkler: Im giftgrünen Licht der grell zuckenden Stroboskope schwingt der Frontmann einen vor Funken sprühenden Bogen um sich herum, zum großartigen Solo-Part entzünden sich dann blau leuchtende, rauchende Bengalos an den Armbinden der beiden Gitarristen. Der ironische Party-Song „Pussy“ bildet danach den Abschluss des ersten Zugabe-Blocks. Selbstverständlich darf Lindemanns wilder Ritt auf der großen Kanone, die einem Phallus nicht unabsichtlich ähnlich sieht, hier nicht fehlen. So bedeckt er die vorderen Reihen erst mit Unmengen an Schaum, bevor es im Anschluss weißes Konfetti im gesamten Stadion regnet und die Berliner abermals die Bühne verlassen.

Einige Minuten lang bleibt es nun ganz und gar still, von den zahlreichen, lauten Zurufen aus dem hörbar euphorischen Publikum einmal abgesehen. Alle verharren weiterhin gespannt mit aufmerksamen Blicken nach vorn und hoffen jetzt auf eine erneute Rückkehr der berüchtigten Hauptstädter. Niemand bewegt sich oder verlässt seinen Platz... Tatsächlich soll die Show noch einmal in die Verlängerung gehen: Der zentrale Turm wird langsam in gespenstisches Licht getaucht und erstrahlt in blutroter Farbe. Zu den finster-bedrohlichen Klängen des martialischen „Rammstein“, der selbstbetitelten Hymne vom Debüt, haucht man dem stählernen Monster zum letzten Mal an diesem Abend monumentales Leben ein. Abermals eine wirklich schöne Überraschung für langjährige Fans, fehlte entsprechender Song doch seit der „Ahoi!“-Tour 2004 im Set. Unter bedrohlichen Klängen blinken die Leuchten an den hohen Funkmasten und dichter Nebel steigt auf, bis dann schließlich harte Gitarren losbrechen. Zum schleppenden Rhythmus stapft Lindemann mit schweren Schritten aus den Tiefen hervor, auf seinen breiten Schultern eine sperrige, rucksackähnliche Apparatur, die einen langen Schlauch hinter sich herzieht. „Rammstein, ein Mensch brennt!“, singt er mit stoischem Gesichtsausdruck in das Mikrofon, während zeitgleich mit jeder neuen Textzeile ein beängstigend großer Reigen greller Stichflammen im einhundertachtzig Grad Radius aus der an ihm befestigten Maschine geschossen wird. Wie der oft zitierte Phönix aus der Asche, wie ein lodernder Feuer-Pfau. Ein ungemein imposantes, wenn zugleich auch sehr gefährliches Bild, welches sich nur noch umso mehr verstärkt, als Landers und Kruspe im ausgiebigen Solo ihre Instrumente mit daran montierten Brennstoff-Tanks zu Flammenwerfern umfunktionieren. Das unverzichtbare „Ich Will“ setzt nach rund zwei unvergesslichen Stunden den umjubelten Schlusspunkt. Wie zu erwarten war, eignet sich der mitreißende Song mit seiner wechselseitigen Interaktion zwischen Band und Publikum im Refrain ganz hervorragend. Ja, das Ruhrgebiet sieht, hört und fühlt die Musik und jeden einzelnen Ton. „Gelsenkirchen, wir verstehen euch!“, brüllt Lindemann die letzte Zeile dieses denkwürdigen Abends in die Weite hinein und erntet daraufhin reichlich Zustimmung: „Rammstein“ und ihre Fans, das passt zusammen. Mit einem gewaltigen Knall samt anmutig rieselndem Funkenregen am Himmel weit über dem Stadion, verhallt nun auch der allerletzte Klang. Die sechs Musiker stellen sich in einer Reihe auf, knien vor den rund fünfundfünfzigtausend Zuschauern in der Veltins Arena nieder und senken ihr Haupt dankbar zum schallenden Applaus, der einfach nicht mehr abnehmen will. „Gelsenkirchen, das erste Konzert dieser Tournee... Danke, dass ihr uns dabei geholfen habt!“, bedankt sich Lindemann gewohnt knapp, aber hörbar ehrlich. Während die Band jetzt geschlossen dem Sichtfeld der schier begeisterten Besucher entschwindet, folgt ihnen die Kamera bis ins Innere der Bühne, wie für alle Gäste auf dem Screen sichtbar wird. Nur wenige Sekunden später, regen sich unter gar frenetischen Jubelstürmen hell blitzende Lichter hinter dem hohen Podest: Lindemann, Landers, Schneider, Krupse, Riedel und Lorenz stehen im Fahrstuhl des zentralen Turms und werden langsam in die Höhe gehievt. Knapp auf der Hälfte bleibt die Kabine noch einmal stehen und lässt einige Sekunden vergehen. „Rammstein“ winken zum großen Abschied und ihre Fans winken ihnen zurück. Auf ihren Gesichtern zeichnet sich deutlich sichtbar ein kleines Lächeln ab, ihre Blicke sind demütig. Das weltweit erste Stadion-Konzert nach rund fünfundzwanzig Jahren unnachahmlicher Band- und insbesondere Musikgeschichte... Da schimmert sie erneut für kurze Zeit durch, diese Menschlichkeit. Ein hochemotionaler Moment für beide Seiten, ganz sicher. Noch ehe jene Beobachtung weiter vertieft werden kann, wird der Lift plötzlich angehoben und fährt bis zur Spitze, wo er dann hinter der breiten Leinwand, die nun das Logo zeigt, gänzlich verschwindet. Ein finaler Donnerschlag lässt das Feuer der gigantischen Maschinerie schließlich erlöschen... Vorerst.

Setlist:


01. Intro

02. Was Ich Liebe

03. Links 2-3-4

04. Sex

05. Tattoo

06. Sehnsucht

07. Zeig Dich

08. Mein Herz Brennt

09. Puppe

10. Heirate Mich

11. Diamant

12. Deutschland (Remix)

13. Deutschland

14. Radio

15. Mein Teil

16. Du Hast

17. Sonne

18. Ohne Dich

19. Engel

20. Ausländer

21. Du Riechst So Gut

22. Pussy

23. Rammstein

24. Ich Will

25. Outro

Impressionen:

Jens Koch - Kochfoto.de

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