Mono Inc. - Scintilla Anima - Tanzwut (2019)
Mono Inc. - Symphonic Live (2019)
Genre: Rock / Alternative
Release: 24.05.2019
Label: NoCut (SPV)
Spielzeit: 97 Minuten
Fazit:
Ihr habt danach gefragt und nun wird es geschehen: „Mono Inc.“ - „Symphonic Live“, aufgenommen in Leipzig auf der „Symphonic“-Tour 2019, wird am 24.05.2019 erscheinen! Das bisher erfolgreichste Album, „Welcome To Hell“, lieferte den Fans eine zweite CD mit, auf der die Songs der ersten CD klassisch, mit Piano und wenigen Streichern, in heimeliger und intimer Art neu interpretiert wurden. Daraufhin wurde die „Symphonic“-Tour 2019 geplant, die genau dieses Ambiente einfangen sollte - kleine, intime Runden, in denen die Monomaniacs ihrer Band ganz nah sein können. Im Studio ist Sänger und Mastermind Martin Engler daraufhin allerdings aufgefallen, dass der Song „Risk It All“ anstatt mit einer Geige, mit zwei Geigen doch noch irgendwie besser klingt. Und wenn man schon dabei ist, macht sich eine Bratsche im Ensemble auch ganz gut. Und ein zweites Cello kann auch nie schaden. Vielleicht sollte Lady Katha Mia doch auch ein wenig Drums zusteuern? Gemacht! Also wurde als Folge „Risk It All“ in neuer Version veröffentlicht und die Tourplanung auf das neue Konzept umgemünzt. Fünf stygische Streicher und ein mystischer Pianist wurden in die Band aufgenommen und das Programm umgeschrieben auf eine klassische, besinnliche erste Hälfte und eine zweite Hälfte voller Power, die niemanden in den bestuhlten Locations tatsächlich sitzen lassen würde. Gespielt werden Songs des neuen Albums, die größten Hits und emotionale Raritäten, die es bisher noch nie in einem Live-Programm von „Mono Inc.“ zu hören gab. Und dann kam die Tour. Ausverkauft. Die gesamte Tour. Auf den ersten Konzerten haben die Fans bereits so gefeiert, dass wir gar nicht anders konnten, als überzeugt zu sein von dem, was auf der Bühne passiert. Also wurden in Glauchau die Köpfe zusammengesteckt und es wurde kurzfristig entschieden, das Konzert bereits am nächsten Tag in Leipzig aufzunehmen. Eine Live-CD, warum nicht auch eine Live-DVD! Gesagt, getan! Macht Euch gefasst, die gesamte Tragweite von „Mono Inc.“ - „Symphonic Live“ auszukosten, die Live-Erfahrung immer und immer wieder zu erleben und zu schwelgen in der symphonischen Kollaboration zwischen „Mono Inc.“ und Orchester. Das so vollständige, wie gleichzeitig auch klang- und bildgewaltige Dokumentation der erst kürzlich vergangenen Tournee, erscheint am 24.05.2019 unter dem verheißungsvollen Titel „Symphonic Live“ digital, als 2-CD und streng limitierte Fan-Box inklusive DVD über NoCut Entertainment.
Dass die mitunter beiliegende zweite CD einer limitierten Edition so viel mehr sein kann, als nur ein schnöder Bonus mit den üblichen Remixen und darüber hinaus im Stande ist, dem geneigten Fan sogar einen echten Mehrwert aufzubieten, haben die vier Musiker von „Mono Inc.“ bereits in der Vergangenheit schon manches Mal eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Ähnlich der überraschend umfangreichen Extra-Beilage des anno 2014 veröffentlichten Best-Of-Albums „The Clock Ticks On“, die im Folgenden ganze zwei Unplugged-Tourneen unter dem Banner „Alive & Acoustic“ nach sich ziehen sollte, ist auch beim aktuellen Release „Welcome To Hell“ eine weitere Disc enthalten: So ist das charmant mit „Welcome To Heaven“ betitelte Gegenstück eine feinsinnig durchdachte Neuinterpretation des konzeptionell angelegten Hauptwerks, welche es durch grundlegende Veränderungen der Arrangements und seine bewusst reduzierte Instrumentierung vermag, eine gänzlich andere Perspektive auf die einzelnen Stücke zu eröffnen - Der Grundstein für „Symphonic Live“ war also gelegt. Ein weiterer, gewichtiger Auslöser für jenes ambitionierte Vorhaben dürfte vermutlich auch die in 2014 umjubelte Teilnahme am Event „Gothic meets Klassik“ gewesen sein, mit der man sich in die namhafte Riege befreundeter Kollegen wie „Lord Of The Lost“ oder just Joachim Witt einreiht, die mit ihren „Swan Songs“, „Klassik Art“ und „Refugium“-Gigs bereits auch im Solo-Gig-Segment begeisterungsfähig vorlegten. So stand also der Plan für eine dreizehn Termine umfassende Tournee durch ganz Deutschland. Die Folge: Jede Spielstätte restlos und bis auf den letzten Platz ausverkauft! Schon zur Mitte der aufwändigen Konzertreise fiel anhand der mehr als nur euphorischen Reaktionen des Publikums der Entschluss, dieses Erlebnis für die Ewigkeit festhalten zu wollen, wofür schlussendlich die Show am 29.03.2019 im Haus Auensee zu Leipzig auserkoren wurde. Doch ein solch aufwändiges Unterfangen gelingt niemals allein und so scharrten Schlagzeugerin Katha Mia, Bassist Manuel Antoni, Gitarrist Carl Fornia und Sänger Martin Engler ein ausgesuchtes Ensemble der Sonderklasse um sich: Zum bewährten Line-Up der vier sympathischen Hamburger treten zusätzlich Pianist Simon Zlotos, die zwei Cellisten John Lappin und Rabea Bollmann, Bratscherin Ida Luzie Philipp, sowie die beiden Violinistinnen Felicitas Fischbein und Laura Zimmermann. Das Fundament für ein Höchstmaß an symphonischer Magie stand also! Neben hochgradig passionierten Musikern und einem zurecht erwartungsvollen Publikum braucht es damit nur noch ein Set, welches kaum Wünsche offen lässt und neben gänzlich neuem Material auch bewährte Klassiker und sogar einige Raritäten bereithält. „Mono Inc.“ sind sich diesem Fakt durch ihre jahrelange Erfahrung im Live-Sektor selbstverständlich bewusst und boten an jenen Abenden demnach genau das! Wie es nicht passender sein könnte, beginnt der erste Akt mit dem Titeltrack „Welcome To Hell“, zu welchem der Rabe seine weiten Schwingen klavierbetont über das ab der ersten Sekunde gebannte Auditorium ausbreitet. Sanft, entschleunigt, berührend. In diesem Fahrwasser bewegt sich auch die mittlerweile fest als monomanische Hymne etablierte Power-Ballade „Kein Weg Zu Weit“ ein, deren einfühlsame Note durch die sorgsame Reduktion auf ihre wesentlichen Elemente ein vollkommen neues Level der emotionalen Tiefe erreicht, bis das folkig treibende „Long Live Death“ durch die exzellente Hinzunahme von Mias‘ glasklare Gesangslinien und pointiertem Streichereinsatz zunehmend an Tempo gewinnt. Das nunmehr selten gespielte und heuer träumerisch dargebotene „If I Fail“ bleibt, wie überdies der Großteil der ersten Hälfte, vorrangig klassisch instrumentiert und kommt fast gänzlich ohne Percussion oder weitere Zusätze aus, wird von der treuen Anhängerschaft jedoch selbstredend herzlichst angenommen. Ebenso wie „Time To Go“, profitiert etwa auch „Risk It All“ von den perfekt harmonisierenden Gegensätzen der beiden Stimmen von Martin Engler und Katha Mia, die durch die wohl akzentuierten Schwerpunkte der Arrangements umso mehr im Vordergrund stehen. Der mitreißende Alltime-Favourite „Get Some Sleep“ gibt schon jetzt einen repräsentativen Hinweis auf die eingeschlagene Gangart des zweiten Parts. Der Sound ist merklich kräftiger verstärkt und lädt nur zu gern zum Mitmachen, Feiern und gemeinsamen Singen ein. Ganz gleich, ob die „Symphony Of Pain“, „Funeral Song“, „Gothic Queen“ oder auch „Boatman“: Die energetische Fusion aus Dark Rock und Klassik funktioniert hier stets hervorragend! Insbesondere die Streichinstrumente wissen mit ihrer anmutigen Präsenz immer wieder perfekt zu glänzen, ohne dabei die Essenz der einzelnen Songs zu sehr zu überschatten. Das behutsam intonierte und tragisch anrührende „In My Darkest Hours“, welches in all seiner schier ergreifenden Intensität noch ein gutes Stück weit besser im ersten Set-Teil platziert gewesen wäre, zeigt sich nicht minder einnehmend, wie das dunkelromantisch zelebrierte „Forgiven“ oder das aufrichtige Liebesgeständnis mit „In My Heart“. Spätestens bei einem der beliebtesten Hits, dem temporeichen „Arabia“, gibt es dann deutlich hörbar keinerlei Halten mehr. Der grandios inszenierte Up-Tempo reißt die versammelte Menge vor dem inneren Auge geradezu auflockernd von den Sitzen. Man pusht sich gegenseitig in immer neue Höhen, lässt sich gegenseitig fallen und zu den gefeierten Melodien aus dem Alltag treiben. Zu den sehnlichst gewünschten Szene-Gassenhauern „Voices Of Doom“ und „Children Of The Dark“ wird dem Publikum sodann nochmal alles an Stimmgewalt und Textsicherheit abverlangt, bevor das ruhige „Under A Coal Black Sun“ zum Abschluss weitaus gemäßigtere Akzente setzt und die innewohnende Seele dieses Abends gar punktgenau in sich vereint. Es ist wohl nicht gerade verwunderlich, dass „Mono Inc.“ mit dem vorliegenden Doppelalbum „Symphonic Live“ ihren ohnehin schon lange etablierten Qualitätsstandard selbstsicher halten und somit all ihren Fans eine ungemein runde, gar wundervolle Erinnerung an eine außergewöhnliche Konzertreihe bescheren, die einmal mehr signifikant aufzeigt, warum genau sich die vier Nordlichter seit langen Jahren auf einem exemplarischen Erfolgskurs befinden: „Together Till The End“.
Informationen:
http://www.mono-inc.com
https://www.facebook.com/monoinc/
Scintilla Anima - Black (2019)
Genre: Electro / Pop / Alternative
Release: 24.05.2019
Label: Timezone GbR
Spielzeit: 54 Minuten
Fazit:
Was ist gut und was ist böse? Es hat wohl kaum eine Zeit gegeben, in der mehr über Gut und Böse geurteilt wurde als heute. Den Anspruch, zwischen beidem unterscheiden zu können, erheben dabei alle - nur sind sie sich untereinander alles andere als einig. „Scintilla Anima“ zeichnen mit ihrem Konzeptalbum „Black“ ein künstlerisches Gesamtwerk über das Gute und das Böse sowie deren Zusammenhänge und Widersprüche in die Köpfe ihrer Zuhörer. Mit ihrer „Wall of Dark Sound“ produziert die Band aus Düsseldorf um Muse Trinity mal Pop, mal New Wave, mal auch Avantgarde - passend zum Thema des Albums „Black“ mitunter Widersprüchliches eben. Live erschaffen „Scintilla Anima“ durch künstlerische Inhalte, wie Erzählparts oder theaterähnliche Sequenzen, eine Verbindung von Musik mit Kunst - ohne dabei die im Fokus ihres Schaffens stehenden Kontraste aus dem Auge zu verlieren. Allein das extravagante und von Antagonismen durchzogene Auftreten mit einerseits bedrohlich wirkenden Masken und Sturmhauben und andererseits eloquent wirkenden Anzügen sticht hervor, wenngleich sich diese Auffälligkeiten schon seit Beginn der musikalischen Laufbahn von „Scintilla Anima“ zu keinem Zeitpunkt auf das optische Erscheinungsbild beschränkt haben. Schon die Single „Awake“ schlägt ganz ohne den Support großer Labels oder Promo-Agenturen in die Deutschen Alternative Charts (DAC) ein und rauscht mit Platz 7 sogar in die Top Ten. Der Nachfolger „Emptiness Of Black“ knüpft unter anderem dank prominenter Unterstützung von Olaf Wollschläger („Unheilig“, „And One“, „Mesh“) nahtlos an diesen Weckruf an. Live werden diverse gemeinsame Shows mit Szenegrößen, wie „Ost+Front“, „Stoneman“, „Grausame Töchter“ oder „Clan Of Xymox“ bestritten. Erst danach ziehen sich „Scintilla Anima“ für kurze Zeit zurück ins Studio, um sogleich wieder durchzustarten. Nico Wieditz, Klangkünstler von „And One“, wird für das Mixing und Mastering des Albums „Black“ verpflichtet - bei den finalen Aufnahmen lässt sich die Band selbst von einem Knochensplitterbruch DTs nicht lange aufhalten. Mit Sängerin Chordeva an Bord und dem Album „Black“ im Gepäck begeben sich die Bandgründer nangoo und DT nun auf den Weg des Guten und des Bösen, wissend, dass beides - so widersprüchlich es erscheinen mag - auch in Bezug auf die eigene musikalische Reise kaum voneinander zu trennen sein wird. „Scintilla Anima“ - special music for special people. Das ebenso schlicht wie zugleich auch wirkungsvoll mit „Black“ betitelte Debüt erscheint am Freitag, den 24.05.2019 als digitaler Download und physische Kopie über Independentlabel Timezone GbR. Kleiner Geheimtipp, gefällig? Ab sofort gibt es zusätzlich über die offizielle Homepage der Band ein kostenloses Hörbuch unter dem Titel „A Story Of Inner Angels And Demons“, welches die konzeptionellen Hintergründe der einzelnen Songs näher erläutert, gelesen von der erfahrenen Synchronsprecherin und Neuzugang Chordeva höchstselbst. Klare Empfehlung für alle Interessierten!
Meine Erinnerung reicht noch ganz genau zurück: Es ist der 09.09.2016, junger Freitagabend. Der Sommer ist gerade in seinen letzten Zügen und wird schon jetzt deutlich spürbar vom verfrühten Herbsteinzug abgelöst. Ich bin auf dem Weg zur Matrix in Bochum, in deren oberen Etagen sich der altehrwürdige Rockpalast befindet, in dem heute Abend die stark umstrittenen Provokateure von „Ost+Front“ im Rahmen ihrer neuen „Ultra“-Tournee Halt in NRW machen. Als Support werden zum einen die Electro-Rocker „Chemical Sweet Kid“ gelistet und eine weitere Band, von der ich allerdings noch nie zuvor gehört habe, was sich nur wenige Stunden später jedoch schlagartig ändern sollte... Der musikalische Kontrast zum Hauptact war hier äußerst signifikant, denn anstelle metallisch donnernder Drums, aggressiver Gitarrenwände oder eines martialischen Erscheinungsbildes in Anlehnung an den Gastgeber, gab es geheimnisvoll präsentierten und zudem wunderbar hochklassigen Synthie-Pop par excellence: Es geht um die 2013 in Düsseldorf gegründeten „Scintilla Anima“. Wer? Hinter dem kryptischen Namen, der dem lateinischen Sprachgebrauch entlehnt ist, jedoch klangvoll in Englisch ausgesprochen wird, verbirgt sich das anonymisierte, maskierte und adrett gekleidete Trio aus Keyboarder nangoo, Gitarrist DT und Sängerin Chordeva. Dabei steht das Wort „Scintilla“ für den bezeichnenden „Funken“ und „Anima“ für die „Seele“, also zusammengenommen: „Seelenfunke“. Das Logo vereint nicht nur die ersten Letter des Bandnamen in sich, sondern steht auch für die Silhouetten der markanten Maskierungen und begibt sich darüber hinaus mit der visuellen Deutung von Schale und Funke noch auf eine zusätzliche Metaebene. Auch das übrige Artwork von Künstler „Nordmeer-Art“, deutlich inspiriert durch César Manrique, gliedert sich über jeden einzelnen Song hinweg äußerst dynamisch in den durchweg mystischen Kontext ein. Der rote Faden, der fortwährende Kampf zwischen Gut und Böse, wird dabei durch die Hauptprotagonistin und das vierte Bandmitglied, ein Mannequin namens Trinity, verkörpert und symbolisch dargestellt, welche hierbei zudem als visueller Dreh- und Angelpunkt der Geschichte von „Black“ dient. „Schleichend hält die Düsternis Einzug. Die Hektik des Tages lässt langsam von Trinity ab. Farben verblassen, gehen über in Grau und werden schließlich schwarz. Lautes wird dumpfer und dumpfer, bis es ganz verstummt. Stille. Gedankenverloren beobachtet sie die dunklen Silhouetten der Nacht. Eingebungen, die zunächst nur kurz aufflimmern und wieder entschwinden, wie Milliarden von Geistesblitzen, die sich über ein Netz von Synapsen zu einem schier unendlichen Bewusstsein verdichten. Wie ein immer schneller werdender, freier Fall in einen tiefschwarzen Brunnen ohne Boden gestoßen, versinkt sie in die nebulösen Wirren ihres Selbst und ringt immer mehr mit sich und ihrer zerrissenen Seele...“, heißt es in den einleitenden Zeilen des bereits angesprochenen, welches sich eng an der entsprechenden Chronologie der jeweiligen Songs orientiert. Abgrundtiefes Dröhnen und beunruhigend sägende Klänge kreieren das atmosphärische Intro, bis eine stark verzerrte Stimme den Bandnamen verkündet und sodann ein schnell stampfender Beat einsetzt: „The Day Ends“. Mit dem endgültigen Untergang der Sonne, dem damit verbundenen Schwinden des grellen Tageslichts und der zeitgleichen Einkehr der finsteren Nacht erheben sich nun plötzlich die dichten Schatten und zwingen den Hörer unumgänglich zur schutzlosen Selbstreflexion. „Die Tränen, die ihr über das Gesicht laufen, bemerkt Trinity ebenso wenig, wie den aufkommenden Sturm: Laut versus Leise. Liebe versus Hass. Herrschen versus Dienen. Gewalt versus Frieden. Sanft versus Wild. Engel versus Dämon. Wer herrscht über dich, Trinity? Wer bist du? Regungslos verharrt sie in dieser Leere der Finsternis“... „Emptiness Of Black“. Der Titeltrack präsentiert sich ohne Umschweife im groovenden Midtempo und wartet sowohl mit äußerst eindringlichem Gesang als auch feinsinnig eingeflochtenen Details, retrolastigen Synthies und einer sägenden Gitarren auf, die sich bis zur melodiösen Bridge untermischt, um danach fließend in den eingängigen Chorus überzugehen, der anteilig auf bewährte Prinzipien der Strophen zurückgreift. Die verzweifelte Suche nach Antworten führt uns in die zerrütteten Tiefen der Protagonistin, getrieben von Visionen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Ein zitiertes Konzentrat aus Verständnis, Angst, Wut, aber auch Liebe und Hoffnung. Irgendwo zwischen Wahrheit, Wahnsinn und dem eigenen Ich. Was ist Realität, was ist Traum(a) oder gar Wachkoma? Eines jedoch ist sicher: Am Tage können wir uns vorerst wieder in Sicherheit vor der Konfrontation mit unseren Urängsten wähnen, wenngleich weniger klar betrachten. Temporärer Schutz zur Selbsterhaltung: „Awake“. Die organisch behaftete Seite eines dreckig zerrenden Riffs paart sich schlüssig mit einer synthetisch ungemein ausgefeilten Komponente der Elektronik in bester Future-Pop-Manier. Die intelligent verbauten Versatzstücke tragen das brodelnde Arrangement, das hier immerzu kräftig powernd nach vorne drückt, bis der grandios inszenierte Hauptteil voll packender Catchyness schließlich alle Stränge zusammenlaufen lässt. Traum und Realität verschwimmen immer mehr, die Frage nach der eigenen Existenz, Daseinsberechtigung und nicht zuletzt auch Bestimmung quält unnachgiebig. Doch manche Türen blieben besser verschlossen... Es ist ein kleiner Schritt und die Stabilität kippt, fällt, stürzt und verliert sich in einem fatalen Balanceakt zwischen Schmerz und Wagemut: „Undone“ gibt sich samtig instrumentiert und phasenweise merklich percussionorientiert. Angenehm zurückhaltende Streicher und dreistimmiger Gesang ergeben sich schließlich in einem himmlisch-sphärischen Refrain, der zudem unterschwellig mit überraschenden Breaks und aufbrechenden Chören trumpft, ja, geradezu galant zwischen edlem Anmut und beunruhigender Verschlagenheit tänzelt. Der bezeichnende Seelenfunke brennt unaufhörlich. Willens, Trinity zurück ins Leben zu bringen. „Back To Life“ zeichnet sich zu Beginn durch einen fordernd pulsierenden Beat und verquere schreddernde Electro-Sounds aus, bleibt jedoch ansonsten vorerst minimalistisch und fokussiert auf den zweistimmigen Gesang, der symbolisch für die hier titulierten „Angels & Demons“ steht. Flirrend perlende Synthies graben sich unter, bis erst Chorus dann mächtig an Fahrt und energetisch donnernden Pop-Appeal aufnimmt - Ganz groß! Nicht selten scheint alles verloren, die Schatten greifen um sich und kein Engel zeigt sich mehr. Hat die Angst am Ende über die Liebe gesiegt? Giftige Zweifel keimen auf und auch das Böse spielt stets mit seinen oftmals überzeugenden Gegenargumenten und Reizen. Doch wer oder was ist eigentlich gut oder böse? Die Grenzen scheinen weiterhin zu verschwimmen, werden obsolet. „Confused“ transportiert das innerlich klagende, verzagte Zerwürfnis der Protagonistin gelungen in den Vordergrund. Dazu dominiert die Gitarre verstärkt und sirenale Synthies heulen auf. Was sieht Trinity da in den Schatten? Eine undefinierbare, dunkle Gestalt, die ihr glaubhaft machen will, all ihre Last für immer zu nehmen. Sie verspricht ihr Kraft und die Befreiung von allem Schmerz. Eine Wiedergeburt. Wie lange wird sie dem „Big Deal“ noch widerstehen können? Das Schattenreich lockt mit seinen Verheißungen in den Strophen, die von experimentellen Spielereien angereichert werden und nur wenig später in einem übermächtigen Refrain aus pumpenden Beats und einer extrem tanzbaren Rhythmik implodieren, der ganz sicher keinen Hörer stillstehen lassen wird... Geblendet setzt sie alle Hoffnung in den falschen Retter und hofft auf Erlösung: „Salvation“ setzt zunächst auf sanfte Piano-Salven im dezent arrangierten Unterbau, welche sich schon bald durch vehemente Streicher-Unterstützung zunehmend aus ihrer anfänglichen Isolation herausschälen, alle Elemente fusionieren lassen und dafür in einen perfekten groovenden Refrain mit charmantem 80er-Flair strömen. Abermals wurde ihr Vertrauen enttäuscht und die letzte Hoffnung genommen. Lag das Ende ihrer Reise bis gerade eben doch noch so nahe, ist nun alles verloren und Trinity wird allein zurück und ihrer selbst überlassen. Niemand ist jetzt mehr da und ein dichter Schleier des unendlichen Schweigens legt sich über sie: „Veil Of Silence“ besticht mit seiner finster pochenden Grundierung und verströmt dunkle Vibes, im Hintergrund blitzen gelegentlich ein hauchzartes Klangspiel und Klavier auf, ansonsten liegt der akzentuierte Schwerpunkt klar auf den mehrstimmig vorgetragenen Lyrics. Mit einer verhältnismäßig kurzen Spielzeit von Rund zwei Minuten ist der Song eher als atmosphärisches Bindeglied zwischen der aktuellen Ausgangsposition und dem folgenden Wendepunkt anzusehen: In ihrer Einsamkeit erscheint ihr ein gefallener Engel und spendet sein Licht. Kann es doch noch Hoffnung geben? „Fallen“ kehrt der dicht instrumentierten und gerade eben noch so unüberwindbar erscheinenden Schattenwelt den Rücken, sammelt stattdessen von der ersten Sekunde an positiv aufgeladene Vibes und holt sodann zum kräftigen Schlag aus, der die ganze Stärke des Projekts mit diesem Synthie-Brett voll ausspielt. Der Kampf um den Besitz der Seele im eigenen Zwiespalt beginnt mit „Two Minds“, das mit seiner verdrehten Melodie und maschinell aufheulenden Sounds sogleich eine äußerst unkonventionelle Basis erschafft. Insbesondere die Intensität der drei Stimmen gestalten die Nummer maßgeblich mit und gewinnen den Hörer somit schnell für sich, bis die endgültige Entscheidung im finalen Epos „The Fight Begins“ fällt. Jenes ist mit über sieben Minuten zugleich das längste Stück des gesamten Albums und wartet mit ebenso vielen unterschiedlichen Facetten, wie auch diversen Tempowechseln auf. So steht am Anfang und Ende gleichermaßen die wohl essenziellste Sinnfrage unseres Seins nach Gut und Böse. Ein innerer, lebenslanger Kampf beider Seiten und der nicht gerade unerhebliche Fakt, dass jedes Individuum die Entscheidung ganz für sich allein treffen muss und unumgänglich wird, welch gewichtige Bedeutung jene Aspekte im ureigenen Zyklus spielen sollen und wie das eigene Handeln die daraus resultierende Antwort entscheidet. Wer oder was willst du sein? Die Auflösung kennst nur du! Fakt ist: Das maskierte Trio von „Scintilla Anima“ legt mit „Black“ anno 2019 ein wirklich fantastisches Debüt vor! Dabei unterliegen jedoch nicht nur die Band und ihre Intention allein einem perfekt geplanten Konzept, nein, auch das erste Studioalbum besticht sofort durch seine ungemein dichte und rund erzählte Backgroundstory, die maßgeblich zum tieferen Eintauchen in die insgesamt zwölf Songs einlädt. Dazu gesellt sich der extravagante Sound aus allzeit melodiösen Synthies, merklich durchdacht eingeflochtenen Gitarren-Riffs und den multiplen Gesangsparts, eines der absoluten Markenzeichen der Band. Dunkler Pop in seiner vollendetsten Form mit fast schon unverschämt viel Catchyness, die bereits in diesem frühen Stadium eine überraschend hohe Hit-Dichte mit erheblichem Wiedererkennungswert zutage fördert - „Special music for special people“.
Informationen:
http://www.scintilla-anima.com
https://www.facebook.com/scintilla.anima/
Tanzwut - Seemannsgarn (2019)
Genre: Metal / Folk / Alternative
Release: 07.06.2019
Label: AFM Records (Rough Trade)
Spielzeit: 62 Minuten
Fazit:
„Tanzwut“ spinnen auf ihrem neuen Album fantastische Geschichten aus fein gewobenem „Seemannsgarn“. Eine aufregende Reise in eine Welt der Phantasie, der Poeten, Musiker, Künstler und Marionettenspieler. Teufel entführt uns mit seiner Band in eine Welt aus Fiktion und Realität und schafft es gekonnt diese so in Szene zu setzen, dass vieles in einem neuen oder anderen Licht erscheint. Es gibt wohl nichts Spannenderes wie Spielleute, Musiker, Gaukler oder Seeleute, die sich in irgendeiner Spelunke treffen und Geschichten zu erzählen, nächtelang und tagelang, denen man immer und überall zuhören möchte. So ziehen „Tanzwut“ auf ihrem neuen Album sämtliche Register: Brachiale Gitarrenriffs treffen auf die satte Klanggewalt von Dudelsäcken. In ihren Texten geht es um schonungslose Wahrheiten, menschliche Abgründe, Sehnsüchte und das Verlangen nach Liebe und die maßlose Gier der Menschen, die sich scheinbar seit tausenden von Jahren nicht verändert hat. Zwanzig Jahre nach ihrer ersten Veröffentlichung setzen „Tanzwut“ ihren Siegeszug durch die deutschsprachige Musiklandschaft weiter fort und präsentieren ihr aktuelles Album „Seemannsgarn“. Seit jeher steht die Band, welche die deutsche Mittelalterrock-Szene entscheidend geprägt hat, für ihren beeindruckenden Sound aus harten Gitarren und Dudelsäcken. Innerhalb der letzten zweieinhalb Jahren entstanden dreizehn neue Songs: Mit „Seemannsgarn“ präsentieren „Tanzwut“ eine breite musikalische Vielfalt, die von Balladen bis zu harten deutschen Rocksongs reicht. Der Einfluss von Folk und Mittelaltermusik lässt immer noch das Gefühl der Straße aus ihren Anfangstagen spüren. Dabei spannen die Musiker stilistisch einen weiten Bogen um ihr musikalisches Schaffen: Während „Seemannsgarn“ direkt an die leicht verwunschene Grundstimmung des teuflischen Pakts aus „Schreib es mit Blut“ anschließt und mit einer hymnischen Hookline im Refrain aufwartet, überraschen „Tanzwut“ bei „Galgenvögel“ mit einem großen Knall. Harte Metalriffs kreieren eine bedrohliche Stimmung, die tiefe Stimme von Teufel rollt donnernd über den Sturm aus Gitarren und Drums, der sich zum Refrain hin zusammenbraut. Im krassen Kontrast dazu die sanfte Ballade „Ich Bin Der Nachtwind“, deren zartes Gitarrenpicking schließlich von würdevollen Dudelsackmelodien ersetzt wird. Instrumente wie Cister, Nyckelharpa und Bandoneon, werden in einer Geschichte um den Dichter Francois Villon gesponnen, welcher dem Teufel persönlich in einer Gasse von Paris erscheint. Der „Puppenspieler“ ist ein Rockhymnus auf die dritte Dimension der Band Tanzwut, das Marionettenspiel, welches tatsächlich live beim Theatrum Diaboli zelebriert wird. Der Songtext ist allerdings nicht ohne gesellschaftlichen Hintergrund und philosophischer Tiefe, wie alle Texte auf diesem Album. Bei „Gib Mir Noch Ein Glas“ ist auch auf diesem Album ein Duett mit dem Sänger Torben von der Band „Kärbholz“ vertreten. Es ist eine Hymne auf die guten alten Freunde, die aus dem rechten Holz geschnitzten Kneipengesellen. Mit einem derartig geballten Potential an Hits und Eindrücken nehmen „Tanzwut“ Kurs auf ein Album, welches die Szene in ihren Grundfesten erschüttern wird. Im Rahmen des Wave Gotik Treffen feiert die Band am 08.06.2019 ihr neues Werk auf einer exklusiven Releaseparty im Darkflower in Leipzig. Gekrönt wir das Ganze von dem am 10.06.2019 stattfindenden Abendkonzert im Heidnischen Dorf in Leipzig. Im Sommer werden „Tanzwut“ ihr neues Album auf diversen Festivalshows präsentieren, unter anderem auf dem Wacken Open Air. Im Herbst 2019 geht die Band dann auf ausgedehnte „Seemannsgarn“ Tour. Unterstützt wird sie dabei durch die Bands „Harpyie“ oder „Null Positiv“. Am 07.06.2019 erscheint „Seemannsgarn“ als digitaler Download, CD und limitierte Book-Edition über AFM Records.
Die große Eröffnung gelingt mit dem bezeichnenden Titeltrack „Seemannsgarn“, welcher dann auch sogleich die mystische Grundstimmung von abenteuerlichen Sagen und finsteren Zaubern vergangener Alben aufgreift, um schließlich mit einem enorm einprägsamen und dabei nicht weniger hymnischen Refrain schnell in seinen dichten Bann aus wilden Geschichten und fantastischen Flunkereien der Seefahrer zu ziehen. All das beschwingt von den majestätischen Weisen der gewohnt kräftig tönenden Dudelsäcke wie auf wogenden Wellen getragen, die den gebannten Hörer nun verheißungsvoll zu einer Reise auf das unberechenbare Meer einladen. Das folgende „Galgenvögel“ kommt danach jedoch schon um einige, nicht zu verachtende Nuancen druckvoller und vor allem härter daher. Hier prallt die dröhnende Wucht eines kernigen Schlagzeugs unwiderruflich auf metallisch sägende Gitarrenwände, unterdessen speit Teufel seine beschwörend mitreißende Intonation markant und finster über die einzelnen Zeilen. „Reden Ist Silber“ schwächt die kernige Rock-Komponente anfangs bewusst ab, um die mittelalterlichen Elemente stärker herauszuarbeiten. Die Komposition ist durchweg von einer melancholisch schweren Note durchzogen, jedoch ohne dabei auch nur eine Nuance an treibender Rhythmik einzubüßen, wohingegen „Die Letzte Schlacht“ mit diesem Muster zudem eine äußerst gelungene Überraschung aufweist und das Tempo plötzlich unerwartet drastisch anzieht. Das unmissverständlich mahnende „Schwarzes Gold“ prangert in seinen anklagenden Zeilen dann die vorherrschenden Missstände unserer heutigen Gesellschaft an, die klangliche Atmosphäre wächst passend dazu bedrohlich und aggressiv an. Das balladeske „Ich Bin Der Nachtwind“ weist erstmals sanftere Facetten auf und spielt damit eine weitere, keineswegs zu verleugnende Stärke der Band aus, indem die zurückhaltende Instrumentierung aus feinsinnigen Picking-Passagen, sowie ausladenden Sackpfeifen-Harmonien hier deutlich auf die anmutig zelebrierte Melodie fokussiert und dem poetischen Text somit zeitgleich genügend Raum zur emotionalen Entfaltung bietet. Das ungleich düster angehauchte „Der Puppenspieler“ zollt dann gar einem weiteren, langjährig exerzierten Betätigungsfeld der tanzwütigen Formation ihren verdienten Tribut. Doch ist der Song nicht etwa der eigenen, charmant-morbiden Mariottenaufführung im sogenannten „Theatrum Diaboli“ entlehnt, sondern mit seinem spitzzüngigen Unterton deutlich auf die sozial- und politkritische Metaebene zu verlagern. Das grandios verspielte „Francois Villon“ stellt hingegen eine musikalische Verbeugung vor dem gleichnamigen, berühmt-berüchtigten Dichter der Romantik dar und ziert sich nicht einmal annähernd davor, den instrumentalen Hintergrund um ein weiteres Aufgebot historischer Versatzstücke und den damit verbundenen Klangfarben aus Nyckelharpa, Cister oder Schalmei anzureichern, um die schicksalhafte Begegnung zwischen dem besungenen Poeten und Höllenfürsten in einer dunklen Pariser Gasse so facettenreich wie auch gebührend zu untermauern. Mit dem energetisch aufgeladenen „Das Gewissen“ steht dann wohl einer der absoluten Höhepunkte des Albums bevor: Vergangenheit und Moderne gehen hier in packend klanggewaltiger Manier eine stimmungsvolle Fusion ein, die in all ihrer puren Eingängigkeit vollends zu überzeugen weiß, bis das von donnernden Ambossschlägen untersetzte „Schmiede Das Eisen“ noch um einiges powernder weiter nach vorne schnellt. Das anschließende „Gib Mir Noch Ein Glas“ bricht danach sowohl mit den Erwartungen als auch üblichen Konventionen typischer Trinklieder und markiert stattdessen eine raubeinige, ehrliche Ode an echten Zusammenhalt und wahre Freunde. Der ungemein launige Song liegt am Ende der Tracklist zudem noch in einer alternativen Version als Bonus-Feature mit der Band „Kärbholz“ bei - Das passt. Sehr schön! „Im Freien Fall“ bedient sich erneut der temporeichen und allen voran härteren Gangart im besten Stil der NDH, bevor das gefühlt viel zu schnell erreichte Schlusslicht schließlich mit dem unbekümmert folk-punkigen „Herrenlos Und Frei“ erreicht ist. „Tanzwut“ bleiben ihrer bewährten Linie einmal mehr treu und implementieren auch dieses Mal keine allzu einschneidenden Änderungen oder gar Experimente in das zurecht seit Jahren hervorragend funktionierende Gesamtkonzept, was allerdings auch zu keiner Zeit weiter notwendig erscheint. Nein, im absoluten Gegenteil: Zielstrebig verfolgt man den spätestens mit „Höllenfahrt“ und „Freitag Der 13.“ eingeschlagenen Erfolgsweg, jedoch ohne sich dabei zu sehr auf alte Tugenden zu verlassen und die zweieinhalb Jahre seit dem letzten Ableger stattdessen dafür zu nutzen, die ohnehin schon wirkungsvolle Formel weiter zu verfeinern. Das hiermit vorliegende Ergebnis ist somit einmal mehr ein wunderbar rundes und solides Exempel hervorragend gereifter Folk-Musik, welche ihre Wurzeln der noch immer bespielten Mittelaltermärkte mit den großen Bühnen des Rock logisch miteinander vereint. Wer lässt sich da bitte nicht nur zu gerne „Seemannsgarn“ erzählen? Tanzt!
Informationen:
https://www.tanzwut.com
https://www.facebook.com/TANZWUTOfficial/