Subway To Sally - HEY! (2019)
Genre: Metal / Alternative
Release: 08.03.2019
Label: Subway To Sally (Universal Music)
Spielzeit: 53 Minuten
Pressetext:
Die Zeit ist nahe! Die Stunde der Offenbarung steht bevor! Vergesst die Theorien über Polsprung, Eiszeit und Asteroideneinschläge und macht Euch auf eine handfeste Überraschung gefasst: "Hey!", das 13. Album von Subway To Sally ist ein Fanal der Zeitenwende. Und das im doppelten Sinne: zum einen markiert die Rückkehr der Band nach geschlagenen fünf Jahren den Anbruch einer neuen Schaffensphase. Zum anderen spiegeln die Songs den Zustand unserer ins Wanken geratenen Welt zwischen Konsumterror und Fanatismus, Wachstumsprognosen und Untergangsszenarien bissig und direkt wieder. "Hey!" ist ein Weckruf, aber auch eine Aufforderung zum Tanz: Subway To Sally feiern das Leben – im Angesicht der Apokalypse. Selten saß der Schalk den Potsdamern so deutlich sichtbar im Nacken wie auf "Hey!". Grinsend führt er die Musiker zu ihren Wurzeln und jubelt ihnen Zitate aus der eigenen Jugend unter. Dennoch sind Subway To Sally keine Nostalgiker. Die Band steht breitbeinig im Hier und Jetzt. "Hey!" ist ein Album, das laut und leidenschaftlich alle Facetten vereint, die Subway To Sally ausmachen: ausladende Arrangements, große Melodien, massive Riffs, verspielte Folk-Einwürfe und - seit "Mitgift" - ausgefuchste Elektronik. "Hey!" ist bei aller Vielfalt ein Album wie aus einem Guss. Hier ist jeder willkommen, der die Bereitschaft mitbringt, zu reflektieren und dennoch zu feiern. Schließlich ist "Hey!" nicht nur der Ausruf des Mahners, der die Menschheit aus ihrer Lethargie reißen will, sondern auch ein Ausdruck der Lebensfreude.
Kritik:
„Sie ist die Königin der Käfer, sie kommt über uns heut' Nacht
Ihre Liebe wollten wir nicht haben, ihr Zorn verfolgt uns tausendfach
Sie ist die Königin der Käfer, Blumen trägt sie heut' im Haar
Schatten folgen ihr ins Dunkel, nichts ist mehr wie's gestern war!"
Eine majestätisch tosende Fanfare zerreißt die bis gerade eben noch vorherrschende Stille, kündet schier verheißungsvoll und ungemein erfurchtgebietend gleichermaßen von der endgültigen Rückkehr der sieben Potsdamer nach insgesamt fünf Jahren... Das lange Warten hat endgültig ein jähes Ende gefunden! Der ganz und gar episch inszenierte Einzug von „Subway To Sally“ wird hintergründig von elektronisch verzerrten Sounds durchsetzt, die hier einen dezenten, aber dennoch klar spürbaren Kontrast im vielschichtigen Arrangement setzen, welcher sogleich eine gar heiß brodelnde, einschüchternd angriffslustige Bedrohlichkeit schürt. Somit schlägt man bereits innerhalb der ersten Sekunden eine nur logische Brücke zum Vorgängeralbum „MitGift“ aus 2014, sowie dessen live basierter Expertise- und Horizonterweiterung, der charmant als „e-kustisch“ betitelten Fusion aus Vergangenheit und Moderne, namens „NeoN“. Dieser äußerst schlüssige Kunstgriff kommt parallel auch einer vielsagenden Beantwortung der oft gestellten Frage gleich, ob die vor einigen Jahren eingeführte Einbindung exakt jener neuartigen Elemente lediglich einen mutig-experimentellen, doch einmaligen Pilotversuch darstellte oder nun nach wie vor einen erheblichen Teil des sally‘schen Klang-Kosmos ausmachen wird. Anders als vielleicht gedacht, geht der eröffnende Einstieg mit „Island“ jedoch nicht sogleich in die Vollen, sondern mündet vorerst in einem organisch unverstärkten Lautenspiel, welches die erste Strophe im folkloristisch inspirierten Mid-Tempo packend vorantreibt. Natürlich durch die markante Stimme von Sänger Eric Fish ausgefüllt, die in poetisch-malerischer Lyrik-Manier bissig die unreflektierte Realitätsflucht der ewig Gestrigen anprangert, temporär von abermals wild zerrenden Break-Beats und den mahnenden Tönen des schallenden Horns zerschnitten... Eine kurze Pause. Ein kleiner Ruhepol, unter dessen unscheinbarem Deckmantel jetzt hörbar alle Energien gebündelt zusammenfließen, bis das aggressive Keifen in Form kratzig fauchender Shouting-Salven von „Lord Of The Lost“-Mastermind Chris Harms unbarmherzig aus jeder noch so engstirnig Komfortzone rüttelt und wütend alle Mauern einreißt: „... dann wandere doch nach Island aus!“, heißt es da. Eine klare Ansage, bevor sich das ausgeklügelte Arrangement mit voller Power in einen so epochalen, wie gleichzeitig schwermetallisch schleppenden Refrain katapultiert, der jetzt unaufhaltsam mit mächtig stampfender Rhythmik vorprescht und sich sodann in einem dramatisch-melodiösen Intermezzo aus Drehleider und Geige ergibt. So spielen „Subway To Sally“ allein innerhalb der ersten Minuten gekonnt wendungsreich mit etwaigen Erwartungen ihrer Fans und stellen ihre lustvolle Unberechenbarkeit beeindruckend unter Beweis. Ein sehr intelligenter Schachzug, um das eigene Schaffen auf bahnbrechend interessante zu evolvieren. Ein Grundgedanke, der sich nicht nur schon beim darauffolgenden Song ebenso nahtlos fortsetzen, sondern durch das gesamte Album ziehen soll. Einen weiteren Schritt in die entsprechende Richtung setzt demnach die glorreiche Ankunft des „Imperator Rex Graecorum“: Nach einem schallenden Gong wird sich der Hörer auch sogleich einer weiteren, großen Neuerung bewusst, denn der größte Anteil des lückenlos fremdsprachig gehaltenen Textes gebührt tatsächlich Gitarrist Simon Levko, der hier, dem großen Latinum mächtig, mit synthetisch leicht verfremdeter Stimme das geschichtsträchtige Liedgut aus der legendären Anthologie „Carmina Burana“ vorträgt. Darunter ein treibend groovender, gehetzt pulsierender Beat mit pointiert drückenden Basslinien, die hier mächtig donnernde Trommeln simulieren. Stets angereichert durch einige technische Spielereien und kleine Details, wie etwa grelle Glockenschläge und schweres Atmen. Das aufstrebende Geigenspiel bricht das zunächst arg gewöhnungsbedürftige Konstrukt danach gekonnt auf und leitet flüssig zu taktierendem Schlagzeug und forschen Gitarrenwänden über, welche den facettenreichen Up-Tempo so lange voran peitschen, bis Fish im extrem ohrwurmigen Chorus wieder das Steuer übernimmt. Gegen Ende kommt sogar noch die via Social Media angestoßene Gemeinschaftsaktion zum Tragen, bei welcher die Fans von der Band darum gebeten wurden, ihre Stimme für einen gemeinsamen Chor zu leihen. In diesem angenehm andersartigen Hybriden aus dunkel kokettierendem Rock und historisch behafteter Mystik, rüstet der Kaiser von Griechenland das Heer gegen die verfeindeten Heiden, um sein Volk aus der Krise zu führen... „Ayos o theos athanathos. Ysma sather yskyros. Salva tuos famulos!“.
Die verquere Weise einer Drehleier erklingt und stößt die Tore für das folgende Schauermärchen auf: Ungemein düster pumpende Bässe schrauben sich jetzt aus dem Nichts heraus an die Oberfläche und erschaffen somit kurzerhand eine dichte, unheilvolle Atmosphäre, die von Fish nur noch zusätzlich intensiviert wird, der jetzt mit stark verzerrter Stimme beschwörend die ersten Zeilen flüstert: „Wir sagten ihr, sie wär‘ ein Opfer und nicht mehr als ein Insekt!“. Völlig ohne Umschweife drückt man das Gaspedal direkt durch und startet sogleich in den hochmelodischen Refrain, der sofort packt. Daran schließt sich sogleich die erste Strophe an, die sich sowohl aus den hauchzart perlenden Klängen einer Harfe als auch einem wechselhaften Trap-Beat zusammensetzt und die tragische Leidensgeschichte einer aufgrund von Andersartigkeit gesellschaftlich Ausgestoßenen aus der Beobachter-Perspektive erzählt. Plötzlich steigert sich der Song klimaxartig in einen hasserfüllt wirbelnden Sog, der nun immer mehr an Kraft und Tempo aufnimmt, um den Hörer an seinem obersten Gipfel wieder ausspeit. Ein harscher Umbruch entschleunigt das Geschehen für kurze Zeit, doch der Frieden soll nicht lange währen. Kratzend und schabend bäumt sich abermals flirrende Elektronik auf, die dem charismatischen Gesang die Oberhand überlässt. Jener komplexe Aufbau implodiert dann schließlich im sorgsam aufgebauten Finale als krachendes Gewitter aus scheppernden Drums, einer energetisch sägenden Geige und martialisch gestimmten Saiten. Zeitgleich nimmt auch das Geschehen eine gar horroreske Wendung, innerhalb der die junge Frau enttäuscht, trauernd, verletzt und rasend vor Wut als „Königin Der Käfer“ zurückkehrt, um sich an ihren Peinigern zu rächen. „Ihre Liebe wollten wir nicht haben, ihr Zorn verfolgt uns tausendfach!“... „You want it? Take it!“, dröhnt dem Hörer jetzt so motivierend wie gleichsam aggressiv fordernd entgegen. Darauf folgt ein rau aufheulendes Riff, das vorerst brachiale Heavyness vermuten lässt und dann in sexy groovender Akustikgitarren-Manier resultiert. In „Messias“ schlüpft Eric Fish in die Rolle eines manipulativen Predigers, der innerhalb der bitterbösen Lyrics noch authentisch betörend Verständnis heuchelt und wie einst die Schlange im Paradies mit süßen Versprechen lockt, immerzu untermauert von feierlich jubilierenden Gospelchören, die sich hypnotisch einschmeichelnd ins Hirn fräsen. Auch sonst werden die Potsdamer scheinbar nicht wirklich müde, die gesamte Bandbreite an ausgefallenen Elementen und unerwarteten Mechaniken aufzufahren: So überrascht etwa die zweite Strophe anfangs mit einem einschneidenden Bruch im lässigen Country-Style, später wartet man hingegen mit einem power-folkigen Leier-Solo auf, das in seinem Grundzügen an die B-Side „Jericho“ erinnert. Der kraftvolle Refrain präsentiert sich dann als übermächtige Industrial-Rock-Dampfwalze und legt die wahren Motive des scheinheiligen, größenwahnsinnigen Televangelisten frei... Es hagelt einmal mehr bissige Kritik an aktuellen Missständen: Brot und Spiele für die Massen! Die zunehmend verrohende Gesellschaft gibt sich lieber automatisiert und verblendet dem übermäßigen Konsum, Modewahn und Kaufzwang als willkommene Ablenkung vom bedrückenden Weltgeschehen hin, als endlich frei denkend handeln zu wollen. Das Verlassen der eigenen Komfortzone ist zum scheinbar unüberwindbaren No-Go geworden, ebenso sehr das Verfechten der eigenen Rechte und Interessen. Emphatisches Handeln ein Fremdwort, der Blick für das große Ganze verloren gegangen. Wir lassen uns gleichgeschaltet steuern, beten falsche Götzenbilder an. Die Ideale verschieben sich mehr und mehr... Wer oder was wollen wir morgen sein?
Die ersten, vorsichtig dargebrachten Akkorde einer ruhig gezupften Akustikgitarre bestimmen nun das angenehm reduzierte Klangbild, behutsam grundiert von zurückhaltender Elektronik, die jetzt immerzu verhalten durchschimmert. Vor dem sphärisch-sakralen Hintergrund intoniert Fish voller Weltschmerz die betroffen klagenden Zeilen, bis schließlich ein druckvolles Schlagzeug und harte Gitarren einsetzen, um das Tempo schlagartig weiter anzuziehen und schließlich in einem energetisch virtuosen Geigenspiel aufblühen, das sich sodann voll anmutigem Pop-Appeal in himmlische Höhen aufschwingt. Die Bridge wird in eingängiger Manier dann zusätzlich von catchy „Ohoho“-Chorälen angereichert, die das Mitsing-Potential erheblich steigern. Wir haben unsere Empathie und Menschlichkeit scheinbar völlig aus den Augen verloren, nicht zuletzt auch uns selbst. Wir reden schon längst nicht mehr miteinander und denken nicht nach, bevor wir handeln. Wir spielen uns hinterlistig gegenseitig aus, die zerstörerische Wut der Spezies Mensch kennt keine Gnade. Wir stehen so kurz vor dem Abgrund. Wie viele Schritte trennen uns jetzt noch vor dem tiefen Fall? Die himmlischen Boten betrachten all das mit größter Sorge und wenden sich endgültig von den irdischen Fehlschlägen ab. Wenn selbst sie keine Hoffnung mehr hegen, wer dann? Das Maß ist voll, der letzte Tropfen hat das Fass schon längst zum Überlaufen gebracht. „Die Engel Steigen Auf“ und lassen uns allein... Zurecht. Auf das vom preisgekrönten Drama „The Red Violin“ inspirierte Instrumental „Anna‘s Theme“, folgt nun der nahtlose Übergang zur einzigen Ballade des Albums: „Am Tiefen See“ stellt dabei eine direkte, thematische Fortsetzung zum bekannten Klassiker „Die Rose Im Wasser“ von „Hochzeit“ aus 1999 dar und schließt demnach atmosphärisch zum dramatischen Original auf. Doch damit noch lange nicht genug, denn mit Sigrid „Syrah“ Hausen, unter anderem durch ihr langjähriges Engagement bei „VocaMe“, „Estampie“ und den legendären „Qntal“ bekannt, hat man hier einen ganz besonders hochkarätigen Gast als begnadete Duettpartnerin in der Hinterhand. Während sich die charismatische Legende ihrem fragilen Sopran auf einem eher historisch arrangierten Fundament annimmt, agiert Fish als deutlich konträrer Gegenpart der Moderne. So werden also zwei unterschiedliche und zugleich doch so ungemein harmonierende Welten passend zusammenführt, die sich über die gesamte Dauer perfekt ergänzen und schlussendlich in einem grandiosen Finale mit absoluter Gänsehaut-Garantie gipfeln. Deutete sich eine thematische Wende zuletzt auch immer mehr an, so gibt es jetzt mit „Selbstbetrug“ den endgültigen Umbruch, welcher quasi den zweiten Part des Albums einläutet. Hier geht man nun noch um einiges spezifischer auf dessen knackigen Titel ein und brüllt dem Hörer das ebenso simple wie gleichsam auch vielseitig interpretierbare „HEY!“ praktisch entgegen.
Ein aufrüttelnder Weckruf, eine klare Aufforderung mit erheblichem Nachdruck. Es ist an der Zeit, die Augen zu öffnen. Zum Gelingen dürfte die Kooperation mit Stephan „Dero Goi“ Musiol wohl tatkräftig beitragen, denn die ambitionierte Nummer offenbart sich bald als basslastiger Nackenbrecher mit schwermetallischer Ader, die im vom „Oomph!“-Frontmann vorgetragenen Refrain erst kurzerhand in einen überraschend konzentrierten Hip-Hop-Part mit reichlich viel Flow gleitet, nur um danach in eine hymnische Mittelalter-Melodie überzugehen. So gelingt auch hier die perfekte Gratwanderung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. „Bis Die Welt Auseinanderbricht“ bildet da keinerlei Ausnahme und nimmt stattdessen mit Leichtigkeit weiter an Fahrt auf: In den Strophen regieren unheilschwangere, apokalyptisch angehauchte Electronica, die so gefühlt auch sehr gut in das Szenario von „Schwarz In Schwarz“ gepasst hätten. Der Refrain glänzt hingegen wiederum mit Gitarren-Übermacht und mitreißenden Live-Qualitäten. Und so tanzen wir dem nahenden Ende aller Tage beschwingt und melancholisch zugleich entgegen, als gäbe es keinen Morgen mehr. Im Folgenden gibt es dann nochmal zwei echte Hochkaräter zu bestaunen, die in schier beeindruckender Exzellenz alle gebündelten Qualitäten der Sieben aufzeigen: Da wäre einerseits ein enorm positiv aufgeladener und ungemein antreibender Up-Tempo, welcher ohne Umschweife sofort emotional packend ins Mark schießt und zwischen der metallisch rastlosen Saiten-Fraktion die rasante Violine immerzu verspielt fordernd aufblitzen lässt. Es geht um Sehnsucht, Verlangen, Lust und Liebe... Eben „Alles Was Das Herz Will“, bevor es dann endgültig „Aufgewacht“ heißt. Jenes Stück gibt sich erneut sehr rifflastig und rhythmisch, jedoch ohne dabei die pathetische Folk-Attitüde außen vor zu lassen, die hier abermals durch das dichte Geschwader aus Drehleier und Sackpfeifen im powernden Stil eines „Kämpfen Wir!“ bestens zur Geltung kommt. Zum unmittelbaren Abschluss wird abermals schweres Geschütz aufgefahren: Wild rasende Gitarren-Attacken schnellen in gnadenloser Höchstgeschwindigkeit voran, unbarmherzig von harschen Synthie-Spitzen durchbrochen. Im Hintergrund schwillt ein futuristisch überdrehter Loop aus flirrender Elektronik und majestätischen schallenden Hörnern immer stärker an, der sodann an der mächtig niederdonnernden Percussion des infernalisch Erhabenen Refrains zerschellt, der trotz aller Schwärze selbstbewusst und hoffnungsfroh konstatiert: Wir brauchen einen neuen Traum, denn dieser hier ist lange schon „Ausgeträumt“! Es ist Zeit, an uns zu glauben. Wir sind noch nicht besiegt. Es ist an der Zeit, aus der eigenen Asche wieder aufzuerstehen und etwas Neues aus den schwer lastenden Trümmern der Vergangenheit zu erbauen, auf dass es in Glanz erstrahlen möge. Die Zukunft liegt allein in unserer Hand!
Tracklist:
01. Island (feat. Chris Harms)
02. Imperator Rex Graecorum
03. Königin Der Käfer
04. Messias
05. Die Engel Steigen Auf
06. Anna's Theme
07. Am Tiefen See (feat. Syrah)
08. Selbstbetrug (feat. Dero Goi)
09. Bis Die Welt Auseinanderbricht
10. Alles Was Das Herz Will
11. Aufgewacht
12. Ausgeträumt
13. HEY! (Bonus)
Fazit:
„Schlagt die Glocken, blast die Hörner...“, denn nach rund fünf Jahren sind die legendären Potsdamer von „Subway To Sally“ mit ihrem nunmehr dreizehnten Studioalbum „HEY!“ endlich wieder zurück! Und das längst nicht einfach nur so, sondern getreu des verheißungsvollen Titels des anno 2017 von Stefan Anker veröffentlichten Doku-Bildbandes tatsächlich ganz im „Hier und Jetzt“. So präsentiert man anstelle ewig gleicher Reproduktion eine äußerst kluge Balance zwischen organischen und synthetischen Sounds, innerhalb welcher das Mittelalter durch die perfekt ergänzende Hinzunahme von historischem Instrumentarium nach wie vor sehr präsent ist. Angereichert wird der unverkennbare Sound dabei abermals von einem wirklich weit gefächerten Potpourri der konterkarierenden Elektronik, das mit seinen variantenreichen Versatzstücken aus Dubstep, Break-Beats und Trap nicht nur merklich breiter aufgestellt erscheint, sondern anstatt in Form einer grobschlächtigen Konkurrenz nun viel eher als bereichernd ergänzende Einheit intelligent in die jeweiligen Arrangements verwoben wurde. Auf diese Weise umgehen „Subway To Sally“ den oft so fälschlich als große Neuerung angepriesenen, rückschrittlichen Fan-Service à la „Back to the roots“ selbstbewusst und entscheiden sich stattdessen wagemutig für das genaue Gegenteil. Sie überraschen, polarisieren, fordern, brechen mit festgefahrenen Konventionen, graben tief am Quell des eigenen Terrains und schürfen somit weiterhin andersartige Melodien. Doch nicht nur das: Wahrscheinlich mehr denn je, wildert man jetzt insbesondere auch in artverwandten oder gar völlig fremden Subsparten fernab des Bekannten, um die daraus resultierende Symbiose sodann zu etwas völlig Neuem zusammenzuführen. Eine durchaus riskante Gratwanderung, die nicht allein nur das Genre oder die Szene, sondern das gesamte Musikbusiness so dringend braucht. Zweifellos wird „HEY!“ auch dieses Mal wieder nicht gerade wenige, puristische Protestanten auf den Plan rufen, die das neue Material schon aus Prinzip verteufeln und jede noch so kleine Neuerung mit verachtend ablehnendem Argwohn betrachten werden. Gut so, denn was einst mit „MitGift“ begann und sich folglich auf der „NeoN“-Tournee fortsetzte, findet jetzt seinen vorzeitigen Höhepunkt der Sonderklasse. Nein, den von manchem Veteranen heimlich gewünschten Stillstand wird es auch 2019 nicht geben und deswegen führen Fish und seine Mitstreiter hier sowohl ihre Fans als auch sich selbst erfrischend an immer neue Grenzen heran, um jene endgültig zu durchbrechen und sich sodann vor weitere Hürden zu stellen, die es fortan zu erklimmen gilt. Etwas nicht gut zu finden, weil es nicht den eigenen Erwartungen entspricht? Diese oberflächliche Ausrede gibt es spätestens jetzt nicht mehr! Die Sieben wagen mit „HEY!“ nämlich nicht bloß zaghaft eine bestenfalls gewollte Entwicklung, sondern revolutionieren mal eben im Alleingang den ureigenen Sound des Folk-Metal, den sie einst prägten, wenn nicht sogar zum Großteil eigenständig erschufen. „Subway To Sally“ biedern sich nicht der Vergangenheit an, verlieren sich zeitgleich aber auch nicht in gewollten, aber nicht gekonnten Experimenten. Und durch diesen Mut kann am Ende etwas wirklich Neues entstehen, das in den nächsten Jahren beständig weiter wachsen dürfte. So beweist eine wahre Koryphäe erneut ihren hungrigen Hang zur Innovation, macht es sich alles andere als leicht und bewahrt sich damit schlussendlich selbst vor einer altersmilden Stagnation. Ein meisterhaftes Paradestück, an dem sich alle Kollegen in Zukunft messen lassen müssen, denn wie schon einst Fish selbst zu sagen wusste: „Wir passen in keine Schublade, wir sind ein ganzer Schrank!“. Amen!
Informationen:
https://subwaytosally.com
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