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BEITRÄGE:

AutorenbildChristoph Lorenz

Ewigheim - Kæstel - Joachim Witt (2019)




Ewigheim - Irrlichter (2019)

Genre: Rock / Alternative

Release: 18.01.2019

Label: Golden Church (Edel)

Spielzeit: 44 Minuten

Fazit:

Die Songs der deutschen Gothic-Metaller „Ewigheim“ sind wie Reisen in schier unergründliche Parallelwelten. Auch auf ihrem siebten Studioalbum „Irrlichter“ (das am 18. Januar 2019 auf dem neuen Label Golden Church im Vertrieb Kontor New Media/Edel erscheint) geht es einerseits um die vermutlich nie abschließend zu klärende Frage eines vermeintlichen Lebens nach dem Tod, die bei „Ewigheim“ traditionell abschlägig beantwortet wird. Andererseits drehen sich die neueren Texte der Thüringer Formation aber auch um den Sinn des Lebens, um Glück, Erlösung, innere Balance, seelisch-geistige Zufluchtsorte und um Rettung verlorener Seelen. Würdiger als mit diesen zehn Tracks kann die Band ihr 20-jähriges Jubiläum wohl kaum feiern. Wie singt Frontmann Allen B. Konstanz so aussagekräftig im Song „Leuchtturm“: „Schaust du zum Himmel auf, erblickst ein Licht, das für den Mond zu hell, um Gott zu sein, zu wirklich ist. Weist dir bei Dunkelheit den Weg zurück, der so kalt wie einsam ist, doch eben auch der Weg ins Glück.“ Entsprechend dieser Stimmung haben „Ewigheim“ auch das in Pastellfarben getauchte Cover-Artwork der neuen Scheibe gewählt: Das Bild „Krähen im Mondlicht“ des japanischen Malers Sakai Hōitsu, einem typischen Vertreter der so genannten Körim-Schule, stammt aus dem 18. Jahrhundert und symbolisiert perfekt die ergreifende Atmosphäre auf „Irrlichter“. Das stimmungsvolle Cover-Artwork, die feinsinnige Wortwahl, das detailreiche Songwriting, der aufwühlende Sound: Mit „Irrlichter“ setzen „Ewigheim“ ihre musikalische Entwicklung der zurückliegenden Jahre in allen Bereichen konsequent fort. Waren die Anfänge der Band noch eher von elektronisch-harten Klängen und ausgesprochen düsteren Texten geprägt, zeigt sich „Irrlichter“ wie schon die beiden Vorgänger „Schlaflieder“ (2016) und „24/7“ (2014) melodischer, vielschichtiger und stärker auch von Gitarren angetrieben. Für Hauptsongschreiber Ronny ‘Yantit’ Fimmel, der gemeinsam mit Leadgitarrist Markus Stock aka Ulf Theodor Schwadorf das neue Album produziert hat, sind seine bisweilen morbiden Texte einerseits autobiographisch begründet, andererseits aber auch durchaus gegenwartsbezogen und realitätsnah – oder wie er es formuliert: „Momentaufnahmen des Lebens im Hier und Jetzt.“ Ohne Zweifel ist „Ewigheim“ mit „Irrlichter“ ihr stilistisch bis dato abwechslungsreichstes Album gelungen. Ein Werk, das Melancholie mit Zuversicht mischt, bei dem sich ruhige Momente und schroffe Klänge abwechseln, und das Kindheitserinnerungen mit aktuellen Befindlichkeiten verbindet. „Irrlichter“ ist ein Album, das „Ewigheim“ von seiner typischen Seite zeigt, aber dennoch neu, frisch und aufregend klingt. Wer sich davon persönlich überzeugen will, hat dazu bereits im Frühjahr 2019 die Möglichkeit, denn „Ewigheim“ sind ab 10. Januar mit „Lacrimas Profundere“ auf Tour. Absolute Pflichttermine für alle Fans der Band! Das Album „Irrlichter“ kommt am 18.01.2019 digital und als CD über Golden Church (Edel) auf den Markt.

Die sanften, tonalen Bruchstücke eines verlorenen Klaviers hallen isoliert in die auditive Leere und bereiten den Einstieg... „Und Es Wird Licht“! Die durch und durch reduzierte Instrumentierung stützt allen Fokus und die geballte Aufmerksamkeit auf den Gesang, der anfangs noch eher im Hintergrund fungiert. Fast schon wie beiläufig, ganz ohne ekstatisch ausbrechen zu wollen oder die Andeutung jeglicher Wendung. Noch kann sich der Hörer in seliger Sicherheit wiegen. Auf jene behutsame Einleitung folgt dann der erste vollwertige Song “Alles Wird Gut“, der ebenfalls im gemäßigteren Fahrwasser anzusiedeln ist. Die unterschwellig angedeuteten Gitarren agieren vorsichtig bedeckt und werden erst im Refrain mit zurückhaltender Power losgelassen, die Intensität konstant zu steigern. Ähnlich viel Vorlauf bei der Erarbeitung der Spannung benötigt auch das folgende „Leuchtturm“, das vorerst mit einem finster pulsierenden Gemisch aus Knarren und Dröhnen die aufwühlende Atmosphäre schürt, um textlich an die ausufernd einleitende Weise anzuschließen, woraus sich schon sehr bald ein komplex-immersives Monstrum ergeben soll. Die ausgewogen wechselhafte Balance aus ruhigen Momenten und wuchtigen Abschnitten macht dieses Epos schnell nahezu unberechenbar und hievt das Arrangement gar auf eine neue, emotionale Ebene, bis das Tempo mit dem kurzweiligen „C'est La Vie“ zur Mitte des Albums hin deutlich ansteigt, was insbesondere dem prägnanten Rhythmus durch das treibende Drumming zu verdanken ist. Ansonsten arbeitet man hier vermehrt mit höheren Tönen, die in direkter Konkurrenz mit dem doch sehr tiefen Gesang von Konstanz stehen, was einerseits einen stark auffallenden, zugleich aber auch recht gewöhnungsbedürftigen Kontrast erschafft. Nochmals um einiges härter ist das zwingende „Verzeih Mir“, welches mit seinem hauchzarten Einstieg nur allzu gern auf eine falsche Fähre lockt, bevor die immerzu brodelnde Bedrohlichkeit dann unversehens hervorbricht. Die perlend feinen Laute eines synthetisch anmutenden Klangspiels leiten „Nackt Und Blutend“ ein und schicken sich in dessen weiterem Verlauf organisch an, als signifikantes Element wiederzukehren und die einzelnen Parts aus Strophe, Bridge, Refrain oder etwaigen Soli miteinander zu verquicken. „Ein Flügel Bleibt Dir Noch“ versteht es danach, die ohnehin schon gegebene Melancholie weiterhin zu vertiefen. „Vom Mond Gemalt“ trumpft dahingehend abermals auf und verzeichnet darüber hinaus erneut einschneidende Sprünge in Tempo und Gangart. Schlagzeug und Gitarren rocken erstmals dominanter und spielen sich so griffig nach vorne. Diese wird nur noch mehr von der experimentellen, verspielten Note aus sakral-geisterhaften Chören gekrönt, welche ihre majestätische Erhabenheit gekonnt herausarbeiten. Das vorab als interessante Single ausgekoppelte „Spinnenkind“ ist tatsächlich als ziemlich repräsentativ für das Gesamtwerk zu sehen, spiegelt es dessen individuelle Charakterzüge und Ausrichtung doch hervorragend wieder, das mit seinem Titelsong „Irrlicht“ leider viel zu früh ein jähes Ende findet. Wenngleich es unter eingeschworenen Fans auch schon lange kein Geheimnis mehr ist: „Ewigheim“ sind immer wieder für eine ordentliche Überraschung gut! Denn auf ihrem neuesten Werk präsentieren sich die vier Thüringer in einem gänzlich differenzierten Gewand, gewichten die entsprechenden Anteile ihrer jeweiligen Stücke deutlich anders und verlagern deren musikalische Schwerpunkte neu. So fährt man etwa die Anteile des Dark Metal weitestgehend zurück und gibt sich dafür übergreifend bedächtig, schwarzromantisch und introvertiert. Ein Album, auf das man sich zunächst vielleicht erst etwas einlassen muss, diese Aufmerksamkeit dann aber gleich doppelt zurückbekommt. „Irrlichter“ kehrt die ruhigeren Seiten verstärkt nach außen und ist nämlich gerade dadurch umso emotionaler, berührender und tief schürfender. Klare Empfehlung!

Informationen:

www.ewigheim.de

https://www.facebook.com/ewigheim/

 


Kæstel - Keine Kompromisse Mehr (2019)

Genre: Rock / Alternative

Release: 01.02.2019

Label: D.O.R. (Soulfood)

Spielzeit: 43 Minuten

Fazit:

Mit ausgestrecktem Mittelfinger und einer großen Portion Wut im Bauch haut uns „Kæstel“ seine Songs um die Ohren, die vor Selbstbewusstsein nur so strotzen. Er war nicht wirklich weg und doch kommt er jetzt erst richtig zurück! „Kæstel“ - Ohne Kompromisse und mit nur einem Ziel – 2019 wird sein Jahr! „Kæstel“ alias Jens Kästel ist in der Musikbranche längst kein Unbekannter mehr. Jahrzehnte war er Frontmann und Gesicht der Electroformation „Funker Vogt“. Doch was jetzt kommt, das wird nicht nur seine Fans, sondern auch seine alten Bandmitglieder überraschen. Denn „Keine Kompromisse Mehr“ ist nicht nur ein daher gesagter Albumtitel, nein, es ist seine neue Lebenseinstellung, sein neues Credo. So giftig, gallig und direkt wie auf „Keine Kompromisse Mehr“ hat man „Kæstel“ bisher nur selten zur Ohr bekommen. Mit ausgestrecktem Mittelfinger und einer großen Portion Wut im Bauch haut uns „Kæstel“ seine Songs um die Ohren, die vor Selbstbewusstsein nur so strotzen. Nichts ist mehr übrig von den Electroklängen und Basslinien, nein, jetzt schmettert die Gitarre harte Riffs zu seiner nach wie vor prägnanten Stimme. Brachial und offen kehrt Jens zurück zu seinen Wurzeln und gibt mit seinen Texten auch die ein oder andere Antwort, auf bisher noch offene Fragen. Dabei ist das Album nicht als Abrechnung zu verstehen, sondern als Tagebuch vergangener Zeiten. „Keine Kompromisse Mehr“ erscheint am 01.02.2019 digital und auf CD unter D.O.R. (Soulfood).

Das einleitende „Mein Name Ist Krieg“ ist als eine Art abrechnendes Intro in Form einer bedrohlichen Kampfansage anzusehen, kommt es doch weitestgehend ohne prägnanten Text aus und fußt viel mehr auf einer hauptsächlich rein instrumentalen Basis, die dafür aber umso mehr zu überzeugen weiß und auch sogleich bei vollem Tempo die Marschrichtung für das nachfolgende Manifest vorgibt, ohne sich gezwungen zurückzuhalten. „Das Ende vom Weg“ markiert dabei den Anfang dieser neuen Reise: Hier regieren durchweg tief gestimmte Gitarren und ein schwer drückender Bass, die das klanglich voluminöse Gesamtbild dominant beherrschen, jedoch ohne die markante Stimme von Kästel, welche als charakteristisches Aushängeschild glasklar über alledem thront, störend zu überlagern. Und das vollkommen berechtigt, passt diese zur neuerlich eingeschlagenen Richtung, wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Der sich anschließende Titeltrack „Keine Kompromisse Mehr!“, der wohl als unmissverständliches Versprechen und verinnerlichtes Credo zugleich aufgefasst werden darf, kommt merklich weniger dunkel daher und greift stattdessen klare Deutsch-Rock-Attitüde auf, wenn auch nicht weniger rotzig, kompromisslos und hart. Kein Blick mehr zurück, immer nur weiter nach vorne... Der Kurs stimmt! So dann auch beim wütend anprangernden “Seht Euch An“ und dem ersten Single-Release “Könige Und Kaiser“, das in all seiner schwelgerischen Nostalgie angenehme Erinnerungen an vergangene Tage wachruft und zeigt, dass jede Vergangenheit nicht ausschließlich negativ behaftet sein muss. Wir wachsen an unseren Erlebnissen, Hürden und Erfahrungen, die uns stets zu denen machen, die wir heute sind. Nicht umsonst wohnt dem Debüt zu einem nicht unerheblichen Anteil auch eine gewisse Dankbarkeit und Reflexion inne, wie beispielsweise bei “Liebe Aus Beton“, welches deutlich ruhigere Nuancen bietet, die den Gesang ebenso sehr harmonisch tragen, der in all seiner spürbar intensiven Authentizität so manches Mal für wohlige Schauer sorgen dürfte. Mit dem aufgeladen kickenden “Falsche Freunde“ steht eine gnadenlos ehrliche Abrechnung mit dem trügerischen Schein ehemaliger Weggefährten ins Haus. Ein straight rockender, energetischer Nackenbrecher mit dergleichen Dampf unter der Haube, wie “Willkommen In Der Scheiße“ oder “Grenzen Sind Zerstört“, bei denen es nicht weniger geradeaus, ehrlich und versiert derb zugeht. Zudem überraschend facettenreich aufgezogen, mit ansprechend viel Abwechslung und so einigen arrangementtechnischen Überraschungen veredelt, die das Hören immer wieder aufs Neue interessant gestalten und sich mit ihren rasant packenden Melodien ganz sicher nicht vor der Konkurrenz zu verstecken brauchen - Im absoluten Gegenteil! “Einsame Nächte“ gibt sich als ernsthaft sinnierende, fast schon poetisch inspirierte Power-Ballade mit groß angelegtem Hymnen-Charakter, der dem Projekt einfach nur gut zu Gesicht steht und sich ungemein schlüssig eingliedert. Nach dem stimmigen Up-Tempo “Fliegen“ wird es durch “Ich Brauche Diesen Wahnsinn“ zum Abschluss dann nochmal ein wenig ruhiger. Es ist fürwahr keine Frage: Jens Kästel ist wieder auf der Spur und scheint mit seinem aktuellen Projekt einen neuen und dabei nicht weniger passenden Weg gefunden zu haben, sich musikalisch auszudrücken zu können. Dabei ist der aussagekräftige Titel des mit viel Spannung erwarteten Erstlings tatsächlich unverfälschtes Programm. Nein, hier gibt es keinen EBM, Industrial oder Electro mehr zu hören, der klar für eine bestimmte Szene konzipiert worden ist. An dessen Stelle rückt jetzt handgemachte Musik mit viel Herzblut, die Lücke wird formvollendet von kerniger Direktheit und ungekünstelter Menschlichkeit geschlossen. So gut wie nichts verweist mehr auf die einstigen Wurzeln und ehemaligen Großtaten des umtriebigen Niedersachsen, was allerdings keineswegs als negativer Kritikpunkt, sondern großes Kompliment für einen zu 100% gelungenen Neustart zu verstehen ist. Dass das nicht jedem Kenner und Fan früherer Tage zwingend gefallen muss, dürfte klar sein, was jedoch auch gar nicht der Anspruch von „Kæstel“ ist. Dafür verbleibt man in allen der insgesamt zwölf Songs stets spürbar aufrichtig und ganz ohne sich zu verbiegen oder je etwas an sich selbst, seinen Erinnerungen, Erfahrungen und Errungenschaften ändern zu wollen... Und genau das merkt der Hörer hier in jeder einzelnen Sekunde. Dass der ehemalige Front-Funker sich mit seinem Tun stilistisch neben kollegialen Größen wie „Unantastbar“, „Krawallbrüder“ oder „Kärbholz“ positioniert und somit nicht unbedingt frischen Wind in das Genre bringt, aber sicherlich ordentlich polarisieren, flächendeckend auffallen und insbesondere verdient Beachtung finden wird, liegt auf der Hand... Hier gibt’s schließlich Keine Kompromisse mehr!

Informationen:

http://www.kaestel-band.de

https://www.facebook.com/kaestelband/

 


Joachim Witt - Refugium (2019)

Genre: Klassik

Release: 22.02.2019

Label: Meadow Lake Music (Rough Trade)

Spielzeit: 65 Minuten

Fazit:

Zu seinem 70. Geburtstag am 22. Februar 2019 macht der eigenwilligste und wohl auch geheimnisvollste Vertreter deutscher Popkultur sich und seinen Fans ein opulentes Geschenk: Ein orchestrales Premium-Album namens „Refugium“. Mit „Refugium“ versammelt Joachim Witt Songs aus vier Jahrzehnten seiner Karriere, die er erstmals mit großem Orchester am 07.10.2018 im Leipziger Gewandhaus live aufgeführt hat. Angefangen bei den NDW-Tagen mit seinem Super-Hit „Goldener Reiter“, über das kultisch verehrte „Wieder Bin Ich Nicht Geflogen“ von 1983, einige Songs aus der „Bayreuth“-Werkreihe wie „Das Geht Tief“, „Jetzt Und Ehedem“ sowie der große Hit „Die Flut“ mit Peter Heppner. Peter Heppner ist auch hier zu Gast und singt zusätzlich das 2018er-Duett „Was bleibt?“. Auch Joachim Witts jüngere Erfolge wie das provokante „Gloria“ oder Titel aus dem letzten Album „Rübezahl“ vervollständigen die musikalische Zeitreise. Alle Songs erstrahlen nun in einem neuen, orchestralen und kraftvollen Glanz. Aufgenommen und produziert wurde das Album von Chris Harms („Lord Of The Lost“). Das Album erscheint an Joachim Witts 70. Geburtstag am 22.02.2019. Von April bis Juni 2019 geht Joachim Witt dann mit Orchester auf die 10-Städte- Refugium-Klassik-Tour durch konzertante Häuser. Alle Fans finden ab dem 22.02.2019 digital, auf CD, Doppel-Vinyl oder auch im limitierten Earbook mit zusätzlicher DVD ihr ganz eigenes „Refugium“ unter Meadow Lake Music.

Bereits vor zwei Jahren habe ich mit dem Release von „Live At The Neues Gewandhaus Leipzig“ der englischen Synthpop-Band „Mesh“ auf diesen Seiten schon einmal einen Release rezensiert, der während des „Gothic meets Klassik“-Festivals entstanden ist. Für all jene, die gerne ganz genau wissen möchten, worum es bei dieser Veranstaltung eigentlich geht, zitiere ich mich hier aus diesem Grund nochmals selbst: Leipzig hat wahnsinnig viel zu bieten! Die bekannte Großstadt, die dem Freistaat Sachsen angehört, ist mit ihren vielen Möglichkeiten zum ausgiebigen Sightseeing nicht nur ein stets beliebtes Ziel bei Touristen, sondern seit weit über zwanzig Jahren auch Gastgeber und gleichzeitiger Austragungsort für das berühmte „Wave Gotik Treffen“, dem weltweit wohl größten Zusammentreffen der nationalen und internationalen schwarzen Szene. Das einzigartige Event, zu welchem jährlich extra tausende Gäste aus aller Welt anreisen, steht jedes Mal wieder im Fokus der interessierten Medienlandschaft und ist damit nicht nur der allgemeinen Erhöhung des örtlich florierenden Tourismus zuträglich, sondern auch für das ausgeprägte, schwarze Kulturangebot in den übrigen Monaten mitverantwortlich, was die weltoffene Stadt zu einer der absoluten Hochburgen macht. Wem die mehrtägige Zusammenkunft im Frühjahr, die vielen Einzelkonzerte namhafter Acts oder spezifischen Motto-Partys dennoch nicht ausreichen, hat seit insgesamt fünf Wintern einen Grund zur hellen Freude mehr und damit auch gleich einen weiteren Termin, den es sich fortan jeden Herbst wieder im Kalender rot anzustreichen galt. „Gothic meets Klassik“, heißt das spezielle Event und findet, nach einer ungemein erfolgreichen Erstauflage, diesen Monat folglich zum nunmehr ingesamt sechsten Mal statt. Wie der Name schon vermuten lässt, steht die Veranstaltung für die furiose Verschmelzung zweier gänzlich verschiedener Welten. Es ist die Fusion aus der dunklen und dabei nicht selten harten Musik der schwarzen Szene mit der anmutigen Zerbrechlichkeit der Klassik. So gaben sich in der Vergangenheit unter anderem schon wahre Urgesteine und echte Größen ebenjener wie etwa Peter Heppner, „Mono Inc.“ und die Folk-Metaller von „Subway To Sally“ die Klinke in die Hand, deren bisheriges Schaffen für dieses Unterfangen nahezu prädestiniert ist. Doch auch die Klänge aus dem elektronischen Sektor sollten zurecht ihre Chance erhalten, in gänzlich neuem Gewand erstrahlen zu dürfen. Neben beliebten Formationen wie „VNV Nation“, „Solar Fake“ oder „Frontline Assembly“, standen sogar schon die unbarmherzigen Industrial-Berserker von „Combichrist“ und Future Pop-Legende „Covenant“ mit orchestraler Begleitung auf den Brettern. Natürlich gab es auch im vergangenen Jahr eine erneute Wiederholung des andersartigen Spektakels und das Line-Up konnte sich in der Tat mehr als nur sehen lassen: Am 06. und 07.10.2018 gaben sich „Schwarzer Engel“, „Unzucht“ und „Diary Of Dreams“ zur nunmehr achten Ausgabe die Ehre und verzückten die zahlreichen Besucher. Angeführt wurde das exzellent ausgewählte Aufgebot dabei von niemand Geringerem, als Headliner Joachim Witt, der das ambitionierte Hybrid-Festival am Sonntagabend mit einem rund vierzigköpfigen Orchester vor rund zweitausend begeisterten Besuchern feierlich beschloss. Doch damit noch lange nicht genug: Im August 2018 unterzeichnete Witt einen Vertrag bei Meadow Lake Music, dem neuen Label von Manfred Rolef und Matthias Winkler, über welches er seinen Fans pünktlich zum siebzigsten Geburtstag ein ganz besonderes Geschenk macht: Das Live-Mammutwerk „Refugium“. Wie und warum es gerade durch den gebürtigen Hanseaten zum ersten Signing der neuen Plattenfirma kam? „Joachim Witt ist einer der außergewöhnlichsten deutschen Musikkünstler der letzten vierzig Jahre, der neben großen Erfolgen wie „Goldener Reiter“ und „Die Flut“ auch immer musikalisch relevant geblieben ist.“, äußern sich die beiden Gründer in der offiziellen Pressemitteilung erfreut. „Wir sind stolz, ihn als ersten Künstler auf Meadow Lake Music begrüßen zu dürfen - und dazu mit einem außergewöhnlichen Konzeptalbum.“, heißt es weiterhin und sie sollen Recht behalten. Mit dem insgesamt fünfzehn Songs umfassenden Set, lädt die Ikone seine Fans auf eine Reise durch fast vierzig Jahre Musikgeschichte ein, die mit dem kantigen „Jetzt Und Ehedem“ aus dem zweiten Teil des „Bayreuth-Epos, vorerst einen weiten Blick in der eigenen Diskographie zurückwirft. Jener Leitfaden soll zu einem späteren Zeitpunkt noch mit dem tragisch packenden „Das Geht Tief“ („Bayreuth Eins“) und dem wütend peitschenden „Eisenherz“ vom gleichnamigen Album fortgeführt werden, welche die breitgefächerte Instrumentierung des Ensembles durch punktgenau gewaltige Percussion, epochale Blechbläser und majestätische Streicher nahezu perfekt transportieren. Den zahlreichen Kompositionen vom aktuellen Album „Rübezahl“, die mit insgesamt fünf Titeln an diesem Abend übrigens auch den Großteil des Sets bestimmten, wohnt dieser spezielle Charakter schon von Beginn an inne. Egal, ob übermächtig donnernde Nummern wie „Dämon“ oder “Ich Will Leben“, sehnsuchtsvolle Schwarzromantik mit „Goldrausch“ oder berührend sanfte Balladen à la „Wenn der Winter kommt“ und “Mein Diamant“: Sie alle zeichnen sich bereits im Vorfeld durch ihre klassisch grundierte Basis aus, welche durch den dominanten Fokus auf rein orchestrale Arrangements zusätzlich verstärkt werden und die markanten Facetten gekonnt herausarbeiten. So auch beim sakral schwelgerischen “Gloria“ von „Dom“ und „Bis Ans Ende Der Zeit“ aus der elektronisch bedingten „Neumond“-Ära. Mit Kollege Peter Heppner gibt es darüber hinaus noch einen ganz besonderen Gast als Überraschung, der sowohl das melancholische “Die Flut“ als auch das neue “Was Bleibt?“ zum Duett veredelt. Die absolute Krönung folgt dann, neben raren Perlen wie „Wintermärz“ und “Wieder Bin Ich Nicht Geflogen“, mit der wirklich meisterhaften Interpretation des legendären Über-Hits aus NDW-Zeiten: “Goldener Reiter“, der hier durch all seinen bewegenden, groß angelegten Bombast einen höchst dramatischen Drive erhält. Greift man zum limitierten Earbook, erhält man zusätzlich noch eine DVD als Bonus, auf welcher sich ein Making-Of, die drei bekannten Video-Teaser und ein Interview mit dem Künstler befinden. Wer während des Leipziger Exklusiv-Gigs oder bei den vier Terminen der vergangenen „Klassik Art“-Tour Anfang 2019 leider nicht dabei sein konnte, bekommt dafür im Frühjahr in Berlin, Köln, Hannover, Dresden, München, Erfurt, Essen, Offenbach und natürlich Hamburg nicht nur erneut Gelegenheit, das versäumte Großereignis nachzuholen, sondern erhält mit dem eindrucksvollen Dokument „Refugium“ die einzigartige Möglichkeit, jenes in Bild und Ton für die Ewigkeit festzuhalten. Auf keinen Fall verpassen!

Informationen:

http://joachimwitt.de

https://www.facebook.com/joachimwittmusik/

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