In Extremo - „Quid Pro Quo"-Tour - Palladium, Köln - 30.12.2017
Veranstaltungsort:
Stadt: Köln, Deutschland
Location: Palladium
Kapazität: ca. 4.000
Stehplätze: Ja
Sitzplätze: Nein
Homepage: http://www.palladium-koeln.de
Einleitung:
Wir schreiben Samstag, den 30.12.2017. Seit wenigen Minuten habe ich eine entspannte Zugfahrt hinter mir und stehe nun vor dem Bahnhof Deutz. Ich bin schon einige Monate nicht mehr hier gewesen, verändert hat sich natürlich dennoch nichts, wie ich schnell bemerke. Von der sonderbaren Stille einmal abgesehen, denn anders als sonst, tummeln sich in den Gängen und der Eingangshalle kaum andere Personen. Wenig verwunderlich, man ruht sich vermutlich für den morgigen Silvesterabend aus... Ich hingegen mache genau das Gegenteil davon und habe mich für mein letztes Konzert in diesem Jahr auf den Weg in die Domstadt gemacht. Um zeitliche Engpässe zu vermeiden, nehme ich ein Taxi nach Köln-Mülheim. Bis auf die kleine Tatsache, dass mir der Fahrer für die spätere Abreise unbedingt eine Rückfahrt nach Bochum zum vermeintlichen Schnäppchenpreis aufzwingen will, verläuft alles ohne besondere Vorkommnisse und so stehe ich nach einer guten Viertelstunde schließlich direkt vor dem Haupteingang des Palladiums. Auch hier war ich mittlerweile schon genau ein Jahr nicht mehr, das letzte Mal war es der Besuch der „Quid Pro Quo“-Tournee im Spätsommer 2016. Heute bin ich praktisch aus dem gleichen Anlass hier, denn in wenigen Stunden werden „In Extremo“ hier ihren Jahresabschluss feiern. Was soll da bitte noch schiefgehen? Leider einiges. Bereits im Vorfeld hatte ich meinen Kontakt bei der zuständigen PR-Agentur um eine Akkreditierung gebeten und auch erhalten. Doch nicht nur das: Quasi pünktlich zum Weihnachtsfest habe ich die tolle Möglichkeit bekommen, eine Person meiner Wahl mitnehmen zu dürfen, ein riesiges Geschenk! Der Haken: Entsprechende Person ist genau am heutigen Tage kurzfristig erkrankt, also fällt das schon mal flach. Ich gehe an der Schlange vorbei, reihe mich an der Gästeliste ein und nenne wie immer meinen vollständigen Namen. So weit, so gut. Leider kann die Dame am Empfang meinen Namen nicht finden und so lasse ich die anderen Wartenden erstmal vor. Zu allem Überfluss beginnt es jetzt auch noch zu regnen. Wenn es mal läuft, dann richtig. Zum Glück habe ich entsprechende E-Mails noch auf dem Handy und kann somit meine Berechtigung belegen. Glück gehabt! Nachdem der freundliche Mitarbeiter am Einlass meine Tasche kontrolliert und mir den schönen Fotopass ordnungsgemäß angeheftet hat, bin ich wenig später im Inneren und gebe meinen Mantel an der Garderobe im Keller ab. Geschafft, los geht’s!
Fiddler‘s Green:
In etwa gegen 19.30 Uhr ist es an der Zeit für den Support-Act des heutigen Abends, der schon von vielen Besuchern sehnlichst erwartet wird. Kein Wunder, denn eröffnen dürfen niemand Geringeres, als „Fiddler‘s Green“. Der 1990 in Erlangen gegründete Sechser steht mit seinem partytauglichen Folk-Rock in diesem Genre natürlich äußerst hoch im Kurs und entsprechend groß fällt der warme Willkommensbeifall aus, als Schlagzeuger Frank Jooss, Akkordeonspieler Stefan Klug, Geiger Tobias Heindl, Bassist Rainer Schulz, Gitarrist Patrick „Pat“ Prziwara und Sänger Ralf „Albi“ Albers zu „The Leaving Of Liverpool“ die Bretter stürmen. Mit im Gepäck: Das aktuelle Album „Devil‘s Dozen“. Die Mischung aus kernig-rauem Rock und verspielten Traditionals, verwandelt den gut gefüllten Innenraum sofort in einen Irish Pub, ausgelassene Stimmung ist bei den folgenden Songs „Down“ und „Life Full Of Pain“ somit garantiert! „Nach den ganzen Tagen der Völlerei, wollen wir jetzt doch mal ordentlich die Sau rauslassen, oder?“, animiert Albers die feierwütige Menge und sorgt bei „Bottoms Up“ vermutlich für beste Umsätze an den Getränketheken. Gesagt, getan. Zahlreiche Becher erheben sich in die Lüfte, fast überall wird beseelt gesungen und getanzt. Die Fiddler’s nehmen die Aufgabe des Anheizers ernst und sorgen im Palladium durchgehend für Ausgelassenheit. Eine kleine Pause zum durchatmen gibt es mit dem balladesken „Blame It On Me“ dann aber schließlich doch noch, zu welchem jetzt alle Handylichter und Feuerzeuge gefragt sind, ehe mit „We Don‘t Care“ oder dem beliebten Gassenhauer „Yindy“ das Gaspedal wieder voll durchgedrückt wird. Die klassischen Anlaufschwierigkeiten einer jenen Vorband, haben die sechs Musiker mit dem Kölner Publikum natürlich keineswegs, dazu kennen und schätzen hier ganz offensichtlich zu viele Gäste die Songs der sympathischen Folker. „Bei dem nächsten Lied müsst ihr nur saufen und diesen Namen hier laut rufen: „Macintyre!“. Bekommt ihr das hin? Dieses Stück führt uns zu einem schönen Pub...“, leitet der Fronter das launige „Old Dun Cow“ ein, „The Night Pat Murphy Died“ bereitet danach den rasanten Weg auf die baldige Zielgerade vor, für welche von der Bühne herab nochmals maximale Bewegung gefordert wird. Alle hier Anwesenden wussten es zwar schon lange, aber für die restliche Welt wird es nun nur zu gerne nochmals mit vereinten Kräften und aus voller Kehle herausgebrüllt: „Folk‘s Not Dead“! Nach einer guten Dreiviertelstunde, die wieder einmal wie im Fluge vergangen ist, verabschieden sich „Fiddler‘s Green“ unter lautem Jubel. „Viel Spaß noch und vielen Dank für diesen geilen Abschluss. Dankeschön, Köln. Ciao!“, winkt Albers freudig strahlend. Nach einer gemeinsamen Verbeugung geht das Hallenlicht dann auch schon wieder an und die anstehenden Umbauarbeiten setzen sich sofort in Gang. Schlag auf Schlag geht es weiter!
In Extremo:
Um 20.40 Uhr erlischt die komplette Beleuchtung im sehr gut gefüllten Palladium überraschend früh unter tosendem Applaus und legt fortan einen dichten Schleier der Dunkelheit über das weitläufige Innere der modernisierten Kölner Industriehalle. Violette Farben huschen über den dreiteiligen Vorhang, auf welchem mit dem Schmierkreuz-Logo, der Horge vom Albumcover zu „Weckt Die Toten!“ und dem Galgen, nun langsam die drei bedeutendsten Symbole der bandeigenen Historie zum symphonischen Intro aus den finsteren Schatten hervortreten. Zu den ersten Takten des sich direkt anschließenden Openers „Quid Pro Quo“, wird der schwere Stoff unter sprühenden Funken nacheinander von der Decke hinabgeschossen und mit einem ohrenbetäubenden Donnerschlag rast zuletzt auch das Mittelstück zum Boden hinab, wodurch endlich der Blick auf das dahinterliegende, imposante Bühnenbild freigegeben wird. Dieses ist ganz im Stil des aktuellen Chartstürmers gehalten: Im Zentrum thront das wuchtige Drumset, hinter dem Schlackzeuger Florian „Specki T.D.“ Speckardt sitzt, zu den Seiten daneben ragen zwei weitere Podeste in rustikaler Backstein-Optik in die Höhe, auf welchen die beiden Dudelsackspieler Boris „Yellow Pfeiffer“ Pfeiffer und Marco „Flex der Biegsame“ Zorzytzky stehen. Der Hintergrund wird von strählenden Straßenlaternen und einem übergroßen Backdrop bestimmt, welches die Szenerie einer alten Schnapsbrennerei zeigt. Am vorderen Rand haben hingegen Harfenist André „Dr. Pymonte“ Strugala, Bassist Kay „Die Lutter“ Lutter und Gitarrist Sebastian „Van Lange“ Lange ihre traditionellen Positionen eingenommen. In ihrer Mitte steht Frontmann Michael „Das letzte Einhorn“ Rhein, der mit langsamen Schritten nach vorn zu seinem Stativ schreitet, um die erste Strophe zu besingen. Die allgemeine Stimmung im dicht bemannten Innenraum scheint schon jetzt brodelnd heiß hochzukochen und entlädt sich hier sodann und ohne jegliche Aufforderung ebenso sehr in den lautstarken Schlachtrufen des signifikanten Refrains, wie auch beim nachfolgenden „Feuertaufe“, in dessen hymnischem Chorus erstmalig heiße Feuersalven züngeln. Ein spektakulärer Einzug der glorreichen Sieben aus Berlin! „Einen wunderschönen guten Abend, Köln! Ich mache es kurz... Dieses Jahr war für uns alle einfach der absolute Hammer. Danke, dass ihr alle da seid. Heute sind alle Krankheiten und Gebrechen völlig egal, oder? Euch ganz viel Spaß und ab dafür!“, begrüßt der Sänger mit der markanten Stimme das bestens aufgewärmte Publikum und leitet sogleich zum energetischen „Zigeunerskat“ über, das vor allem im Mittelteil mit einem schönen Solo überzeugt. Wenig verwunderlich, dass auch hier sofort tausende Hände ganz ohne vorherige Absprache in die Luft schnellen, um eifrig im Takt mitzuklatschen. Die Band und ihr Publikum verstehen sich damals wie heute eben blind, genießen und leben ihre gemeinsamen Rituale vor und auf den Brettern. „Vielen Dank! Geht’s euch gut?“, wendet sich Rhein danach erneut an seine Fans. Ja, der Domstadt geht es unüberhörbar gut.
„Wie war Weihnachten bei euch so? Wir müssen das hier eben mal kurz überbrücken, wir haben da ein paar kleine Probleme mit dem Schlagzeug... Aber keine Sorge, wir haben gute Leute, die machen das eben ganz schnell fertig. Wollt ihr vielleicht eine Geschichte hören? Oder singt ihr doch einfach mal ein kleines Lied für uns, hm?“, zeigt sich der bodenständige Fronter in gewohnt sympathischer Plauderlaune. „Es regent, es regnet Blut...“, lassen sich die Besucher natürlich nicht lange bitten und stimmen sofort den ikonischen Refrain des legendären Gassenhauers „Spielmannsfluch“ an. „Ne, seid mal lieber froh, dass es jetzt nicht regnet.“, scherzt er lachend und blickt zu den Crew-Mitgliedern hinüber. „Geht wieder? Okay. Meine Damen und Herren... Ein Mann, der heute Abend mit über vierzig Grad Fieber auf der Bühne steht!“, verbeugt sich Rhein vor Dr. Pymonte, welcher nun mit seiner Harfe ins Scheinwerferlicht vortritt, um mit einem virtuosen Instrumental zum folgenden Song überzuleiten, den wirklich jeder Konzertbesucher mitsingen kann und wird: „Vollmond“. „Das nächste Stück handelt von einem Herren, der einst an der Nord- und Ostsee sein Unwesen getrieben hat...“, lautet danach die Ansage für den Schwenk in die musikalische Gegenwart der sieben Vagabunden. Völlig klar, dass es darauf nur eine einzige Antwort geben kann: „Störtebeker“! Die tough rockende Folk-Nummer versprüht in der Stadt am goldenen Rhein sofort echtes Freibeuter-Flair und fetzigen Punk-Charme, ist seit ihrer Veröffentlichung auf dem letzten Album mittlerweile zu einem modernen Klassiker avanciert. Immer wieder schön zu sehen und vor allem auch zu hören, wie über all die lange Zeit die Hits von Morgen entstehen. „Alles gut da oben?“, wendet sich der Sänger an die Personen auf den Rängen. „Ihr seht, wir haben leider ein paar technische Probleme, aber das gehört dazu. Können wir vielleicht mal eure Arme sehen?“, fragt er. Von einem technischen Fauxpas scheint, trotz mehrmaliger Erwähnung auf der Bühne, zumindest in meiner Umgebung niemand etwas mitbekommen zu haben. Die gesamte Show funktioniert scheinbar reibungslos und auch der Sound ist für die Verhältnisse der Lokalität recht deutlich. Keinen Grund zur Sorge also, die Roadies sind an der Sache dran und beheben die Schwierigkeiten abermals in absolut rekordverdächtiger Windeseile und so wiegt sich nun ein breites Meer aus Händen zur emotionalen Spielmannsballade „Gaukler“, welche die Seele der vergessenen Straßenkünstler für einen kleinen Moment lang nach Köln zurückbringt. „Könnt ihr vielleicht mal so richtig laut schreien, habt ihr dazu Lust? Einfach mal den ganzen Frust von diesem Jahr mit einem Mal loslassen, das kriegt ihr hin!“, motiviert der Frontmann die mehr und mehr feierwütige Menge zur hitzigen Barden-Hymne „Sängerkrieg“, zu dessen kollektiven Chören jetzt meterhohe Flammenfontänen im Rhythmus der Harten Saiten emporschießen. Ein tolles Bild! „Großartig, vielen Dank dafür! Zum nächsten Stück gibt es kurzum rein gar nichts zu sagen.“. Und in der Tat steht der epochale Anti-Kriegstitel „Lieb Vaterland, Magst Ruhig Sein“ mit seinen ergreifenden Zeilen ebenso sehr für sich allein, wie auch ein jeder Soldat auf dem Schlachtfeld einsam fällt. Im letzten Part weicht die anrührende Atmosphäre urplötzlich destruktiver Dystopie, verwandelt die Bühne thematisch passend in ein apokalyptisch anmutendes Schlachtfeld. Unter den aufschreckenden Sirenen eines dröhnenden Fliegeralarms, entzünden sich nun blutrote Bengalos am vorderen Rand, während Lutter und Lange in einem wilden Meer aus heißen Stichflammen bis zuletzt an der Front die Stellung halten. Eine mehr als gelungene Inszenierung und ein klares Statement, welches in diesen Zeiten nicht oft genug gesetzt werden kann. Bravourös! Zu den Takten des düsteren „Mein Rasend Herz“, fällt das Backdrop ein weiteres Mal mit einem lauten Knall und eröffnet eine gänzlich neue Szenerie: Der Hintergrund zeigt nun die nächtlichen Gassen einer Altstadt, in welcher der Streifzug der Sieben ebenfalls nicht ohne Spuren geblieben ist. An manchen Häuserwänden prangen schmierige Graffiti mit dem Bandnamen, auf der meterhohen Spitze des Kirchturms im Hintergrund, prangt anstelle eines Hahns gar das markante Logo der umtriebigen Vagabunden. „An dieser Stelle wollen wir uns tausend Mal bei „Fiddler‘s Green“ bedanken. Dankeschön, Jungs! Na kommt, die haben ein bisschen mehr verdient, oder?“, bittet Rhein danach um einen ordentlichen Applaus für den namhaften Support-Act aus Erlangen, mit denen die Berliner eine langjährige Freundschaft verbindet.
„Frei Zu Sein“ bedarf es wenig! Diese Weisheit kennen alle „In Extremo“-Fans spätestens seit der gleichnamigen Single-Auskopplung aus dem 2008er-Werk, als dementsprechend laut erweisen sich folglich die Chöre im Refrain, bevor das lüsterne „Küss Mich“ anschließend allen anwesenden Frauen im Publikum gewidmet wird. „Wie immer bitten wir euch jetzt um den längsten und lautesten Applaus eures Lebens, für unsere gesamte Crew, das Jahr 2017 war für uns alle wirklich wunderbar!“, animiert Rhein die Besucher zum traditionellen Jubel im Mittelteil der Show und holt kurz darauf sogar einige der Roadies auf die Bretter, damit diese sich ihr wohlverdientes Lob persönlich abholen können. „Ich soll noch eben Danke von den Jungs sagen, die freuen sich jetzt!“ lächelt er danach und geht mit „Belladonna“ sofort zum wilden Besenritt über, zu dessen Beginn jetzt zahlreiche Luftschlangen in die ersten Reihen fliegen. „Wir haben uns gedacht, dass es schön wäre, den nächsten Song zu spielen, weil wir ihn schon lange nicht mehr im Programm hatten und er auch gut zu Weihnachten passt.“. Was könnte da wohl treffender sein, als das herzerwärmende „Ave Maria“, das hier einmal mehr zum Hochhalten der Feuerzeuge und Handytaschenlampen animiert? Direkt danach gibt es dann mit „Ai Vis Lo Lop“ und ausgiebigen Singalongs gleich noch einen weiteren Klassiker der ersten Stunde oben drauf. „Wir haben das große Glück, viel in der Welt herumzukommen und deswegen sind wir bisher auch schon sehr oft in Russland gewesen. Aus diesem Land haben wir euch ein Stück mitgebracht...“, kündigt Rhein die überlieferte Mär „Чёрный ворон (Schwarzer Rabe)“ aus Osteuropa an, die auch sogleich ihre mystische Atmosphäre auf das Palladium überträgt. Dazu trägt insbesondere auch die erlesene Licht-Show bei, welche nun die Farben der Landesflagge auf die Bretter zaubert. Sehr schön! „Das nächste Lied passt wiederum so gut zu Silvester, wie wahrscheinlich kein anderes. Köln, vielen Dank für den wunderschönen Abend bei euch!“, verabschiedet sich der Sänger im Namen der gesamten Band vorzeitig und lädt mit den anderen Sechs und „Sternhagelvoll“ zum gemeinsamen, seligen Koma-Schunkeln ein, in dessen finalem Chorus ein gewaltiger Sturm aus Konfetti über die Reihen hinüberzieht. Noch lange Minuten schallen die Publikumschöre durch die Lokalität, während die Musiker sich glücklich lächelnd auf die hinteren Podeste setzen und noch eine ganze Weile lang schmunzelnd zuhören. „Wir werden jetzt unser letztes Stück spielen...“, setzt Rhein ernst an. Vereinzeltes Murren macht sich breit. „Wie, keine Proteste?! Naja, mal gucken, was heute noch so alles passiert. Dieses Jahr war wirklich extrem geil, Dankeschön an alle!“, erzählt er weiter, ehe das balladesk-verträumte „Moonshiner“ mit den charmant improvisierten Zeilen, „Oh Kölle, du bist immer noch wach.“, den regulären Teil des Sets unter lautem Beifall beschließt. Danach kehrt für kurze Zeit erneut gespannte Stille ein.
Blieben die gerade eben noch bemängelten Protestrufe überraschend aus, so dauert es jetzt hingegen keine einzige Minute, bis Köln frenetisch nach weiteren Zugaben lechzt. Der hohe Enthusiasmus der noch immer äußerst hungrigen Anhängerschaft soll nur kurz darauf auch tatsächlich erhört werden und so kehren die glorreichen Sieben alsbald zurück, um zusammen mit ihrem Publikum ins Erdreich hinabzufahren. Zum trotzigen „Himmel Und Hölle“ verändert sich der Hintergrund ein weiteres Mal und zeigt jetzt das riesige, von leuchtend grellen Blitzen umrahmte Bandlogo. Die Fans reaktivieren nochmal alle Energiereserven und singen den eingängigen Chorus, unter zahlreichen Feuerschüben, aus vollen Lungen kräftig mit. Das heizt hier allen wortwörtlich mächtig ein! „Okay, wir spielen jetzt noch genau zwei Stück und danach gehen wir alle Silvester feiern. Vielen Dank und zwar nicht nur für heute Abend. Kommt gut ins neue Jahr und bleibt gesund, Dankeschön!“, findet der Frontmann passend letzte Worte zum endgültigen Abschied, der anschließende Applaus steht für sich und zeugt von einem mehr als nur gelungenen Jahresabschluss für die Berliner Erfolgsformation und ihre treuen Besucher. Das gälische „Liam“, welches einst auch medialen Aufmerksamkeit beim „Bundesvision Song Contest“ erfuhr, ist ohne Zweifel ein wahrer Favorit bei den Massen und darf auf keinem Konzert der beliebten Spielmänner mehr fehlen. Hellgrüne Bengalos schießen am vorderen Bühnenrand empor, im Refrain lodern gar blaue Flammen auf. Wenngleich auch ein jeder Besucher diesen unumgänglichen Moment das gesamte Konzert über ausgeblendet haben dürfte, ist die Zeit jetzt dennoch endgültig gekommen und das große Finale steht an. Für dieses schnallt sich Michael „Das letzte Einhorn“ Rhein nun erneut seine Cister um, stampfende Percussion setzt ein. Markierte während der letzten Tourneen sonst traditionell das kraftvolle „Villeman Og Magnhild“ den spektakulären Abschluss, hat sich seit nunmehr zwei Jahren ein würdiger Nachfolger gefunden: „Pikse Palve“. Das alt-estnische Stück ist eine Kreuzung aus Donnergebet und Heiducken-Tanz, schlägt mit seinem starken Fokus auf powernde Rhythmen, sowie auf Wechselgesänge zwischen Band und Publikum, in eine ähnliche Kerbe, wie auch das musikalische Vorbild. Im rein instrumentalen Mittelpart sprühen plötzlich hohe Funkenfontänen empor und zwei Feuerschalen entzünden sich neben dem Schlagzeug, während Pfeiffer, Lange und Zorzytzky derweil die Stellung am vorderen Bühnenrand halten. Kay Lutter bearbeitet unterdessen die massige Trommel über dem linken Podest, immer wieder steigen Flammensäulen in die Höhe, bevor sich „In Extremo“ schließlich unter einem letzten, lauten Knall und bahnbrechendem Jubel verneigen. Auf ein Wiedersehen im neuen Jahr 2018!
Setlist:
01. Intro
02. Quid Pro Quo
03. Feuertaufe
04. Zigeunerskat
05. Vollmond
06. Störtebeker
07. Gaukler
08. Sängerkrieg
09. Lieb Vaterland, Magst Ruhig Sein
10. Mein rasend Herz
11. Frei Zu Sein
12. Küss Mich
13. Belladonna
14. Ave Maria
15. Ai Vis Lo Lop
16. Чёрный ворон (Schwarzer Rabe)
17. Sternhagelvoll
18. Moonshiner
19. Himmel Und Hölle
20. Liam
21. Pikse Palve
Impressionen:
Jobst Meese - Jodocus Obscurus Photography
http://www.jobstmeese.de
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