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BEITRÄGE:

AutorenbildChristoph Lorenz

Subway To Sally - „Eisheilige Nacht" - RuhrCongress, Bochum - 26.12.2017


Veranstaltungsort:

Stadt: Bochum, Deutschland Location: RuhrCongress

Kapazität: ca. 5.000

Stehplätze: Ja

Sitzplätze: Nein

Homepage: https://www.ruhrcongress-bochum.de

Einleitung:

Alle Jahre wieder... Findet sie Ende Dezember und somit nur wenige Tage nach dem besinnlichen Weihnachtsfest statt, die traditionsreiche Indoor-Festivalreihe „Eisheilige Nacht“, der Potsdamer Initiatoren von „Subway To Sally“. Für mich persönlich gehört das fulminante Gipfeltreffen verschiedenster Acts seit 2010 regelmäßig zum musikalischen Jahresabschluss fest dazu und wenn man sich vor Ort einmal so umhört, gilt das auch für so manch anderen Besucher. Wirklich winterlich ist das nordrhein-westfälische Klima dieser Tage allerdings nicht, der erste und letzte Schnee fiel hier vor etwa einer Woche. Dementsprechend milde und angenehm gestalten sich die Temperaturen, als ich mit meiner Begleitung vor der RuhrCongress-Halle ankomme. Obwohl wir überpünktlich sind, scheint der offizielle Einlass schon vor einer ganzen Weile begonnen zu haben, denn auf dem asphaltierten Vorplatz tummeln sich vergleichsweise nur noch wenige Besucher. Auch gut. Ich gehe zum separaten Einlass für die Gästeliste und begrüße die freundliche Mitarbeiterin. „Hallo, wir müssten für heute Abend auf der Gästeliste stehen. Christoph Lorenz plus Eins?“, frage ich leicht zögerlich und bekomme nur wenige Sekunden später die positive Antwort in Form eines Stempels auf den Handrücken. Manchmal wünschte ich, dass es immer so unkompliziert ablaufen würde. Nachdem meine Begleitung ebenfalls das Logo der örtlichen Diskothek Matrix, welche einmal mehr für das Catering verantwortlich zeichnet, aufgedrückt bekommen hat, gehen wir vorerst einmal in Richtung der Garderobe, um unsere Jacken abzugeben. Im hellen Foyer haben sich auch dieses Mal wieder unübersehbar alle möglichen Händler eingefunden, um den Besuchern ihre jeweiligen Waren anzubieten. Neben den unverzichtbaren Getränken an der langen Bar und einem jährlich wiederkehrenden Stand mit einigen schönen Schals, Tüchern und Kettenanhängern, gibt es hier vornehmlich auch die offiziellen Merchandising-Artikel der verschiedenen Bands zu erstehen. Wir machen einen kleinen Rundgang und schauen uns alles ganz in Ruhe an, alte Traditionen soll man ja bekanntlich hegen und pflegen. An die Theke mit den zahlreichen Devotionalien der Headliner angrenzend, wurden zwei weitere Tische herangerückt. Hier ist das neue „Knochenschiff“-Magazin des engagierten Fanclubs zu beziehen, ein abgesandter Ansprechpartner ist zur Beantwortung möglicher Fragen wie immer gleich vor Ort. Doch etwas ist anders als sonst... Zwischen T-Shirts und Printmagazinen ist eine recht kleine, ja fast schon unscheinbare Ecke freigelassen worden. Auf der freien Fläche ist eine Box mit mehreren Büchern darin zu sehen, in der Auslage davor liegt einer der Bände zur Ansicht bereits aufgeschlagen. Plötzlich erinnere ich mich wieder: Erst vor wenigen Tagen noch hatte ich via „Facebook“ die Videonachricht eines renommierten Fotografen gesehen, der „Subway To Sally“ das gesamte Jahr über begleitet und dabei in diversen, teils auch ungewöhnlichen Situationen für die Ewigkeit festgehalten hat. Aus dieser Arbeit ist, pünktlich zum fünfundzwanzigsten Jubiläum des bekannten Szene-Urgesteins, ein extrem hochwertiger und eindrucksvoller Bildband entstanden, welchen es hier nun zum vergleichsweise günstigen Vorzugspreis von 39,90 Euro zu erwerben gibt. Eine wirklich schöne Idee! Langsam kehren die Gedanken Stück für Stück zurück. Die Band hatte schon im Frühjahr über ihre soziale Netzwerke den zugehörigen Blog (malaugefragen.com) geteilt, dessen dort niedergeschriebene Eindrücke aus dem Touralltag ich regelmäßig mit einiger Spannung verfolgt hatte. Erst vor wenigen Stunden sprach ich sogar noch mit Texter Michael „Bodenski“ Boden im Rahmen eines Interviews darüber. Als entsprechender Fotograf just in diesem Moment direkt vor mir steht, um exakt all das ausführlich zu berichten und sein Werk gleichzeitig vorzustellen, bemerke ich nebenher, dass ich ihm während der „Neon“-Tournee in der Bochumer Christuskirche sogar schon über den Weg gelaufen bin. Ich und mein Gedächtnis... Stolz über die eigene Erinnerung, gebe ich mein Fachwissen sogleich redselig preis. „Oh, dann hätte ich mir das alles ja jetzt eigentlich komplett sparen können!“, lacht Stefan Anker belustigt, der unter anderem sogar schon für „Die Welt“ geschrieben hat. „Kann ich dir denn stattdessen vielleicht noch andere Fragen beantworten?“, knüpft er an. Während ich angetan und vorsichtig durch das ausliegende Ansichtsexemplar blättere, sprechen wir über dies und das, dann fällt der für mich entscheidende Satz: „Weißt du, es ist natürlich immer schön, wenn die Leute so ein Buch von mir kaufen, aber selbst wenn sie es nicht tun, freue ich mich auch einfach nur über das Interesse und darüber, den Fans meine Arbeit persönlich zeigen zu können.“. Worte, in denen ehrliche Passion liegt und mit welchen ich mich vollauf identifizieren kann. Also nutze ich die seltene Gelegenheit, Herrn Anker von meiner Homepage zu erzählen und vereinbare auch sogleich ein Interview, dem er glücklicherweise ohne zu überlegen zustimmt. Wann genau das sein wird, vermag ich dieser Tage zwar noch nicht vorauszusagen, ihr dürft jedoch gespannt sein. Übrigens: Wer es zu keinem Konzert der „Eisheiligen Nacht“ 2017 geschafft hat und dennoch Interesse an dem schönen Bildband hat, schreibt einfach eine Nachricht an mail@stefananker.com. Ich lasse mir eines der Exemplare zurücklegen, welches mir darüber hinaus vor dem Nachhauseweg später noch liebevoll signiert werden wird, bedanke mich für das freundliche Gespräch und spitze die Ohren. Aus dem Inneren der Halle dröhnt lauter Applaus, wenig später höre ich eine mir sehr bekannt vorkommende Stimme. Ganz offensichtlich hat Moderator Eric Fish die Bühne schon betreten, um den ersten Act des noch jungen Abends anzukündigen. Das heißt, es muss mittlerweile genau 19.00 Uhr sein. Also dann, los geht’s. Entspannt schlendern wir in Richtung des Konzertsaals. Der Startschuss ist soeben gefallen, es beginnt. Alle Jahre wieder...

Mr. Hurley und die Pulveraffen:

Pünktlich um 19.00 Uhr fällt, wie im Vorfeld offiziell angekündigt, der lang ersehnte Startschuss für die diesjährige „Eisheilige Nacht“ und somit gleichzeitig auch für die erste Band des heutigen Abends: „Mr. Hurley und die Pulveraffen“. Deutlich anders, als so manch anderer Support-Act, muss das 2009 in Osnabrück gegründete Trio in Bochum jedoch keineswegs vor einem halbleere Saal auftreten. Nein, ganz im Gegenteil: Als Percussionist Johannes „Der einäugige Morgan“ Erichsen, Akkordeonspieler Christoph „Buckteeth Bannock“ Erichsen und Sänger Simon „Mr. Hurley“ Erichsen während des atmosphärischen Intros an Bord gehen, strömen allmählich immer mehr Besucher in die Halle, um dem fetzigen Piraten-Folk beiwohnen zu können. Die niedersächsische Band, welche einem Großteil des Publikums mit Sicherheit von ihren zahlreichen Auftritten auf dem „Mittelalterlich Phantasie Spectaculum“ bekannt sein dürfte, erlebt derzeit einen wahrhaftigen Hype in der gesamten Medienlandschaft und ist mit ihrem ausgefallenen Grog ‘n‘ Roll daher in aller Munde. Ein glücklicher Umstand, der den insgesamt vier Geschwistern da nun ebenso absolut verdient zugute kommt, wie auch ihre bisherige Erfahrung auf den Bühnen dieses Landes. Schon der stimmungsvolle Opener „Tortuga“ vom aktuellen Release, treibt die Stimmung gleich zu Beginn mühelos in die Höhe, was die Drei sogleich mit ausgesprochen viel Spielfreude honorieren. Doch da geht ganz sicher noch einiges mehr... Zum „Plankentanz“ erhält das Trio weitere Unterstützung von der Vierten im Bunde, Animateurin Esther „Pegleg Peggy“ Erichsen, die es sich gestenreich zur Aufgabe macht, die Menge zu weiteren Höchstleistungen anzufeuern. Das Unterfangen gelingt und stellt sich schnell als ein Leichtes heraus, die Anwesenden sind definitiv bei guter Laune und lassen sich nur zu gerne mit auf große Kaperfahrt nehmen. Stimmige Vorraussetzungen, wie sie für diese Nacht wohl kaum mehr besser sein könnten. Egal ob neue Songs wie „Schlechtes Vorbild“ und „Ich Kanone Dich Nicht Leben“ oder lieb gewonnene Klassiker der Marke „Schrumpfkopf Im Rumtopf“ und „Komm Zur Marine“ von den vorherigen Alben „Voodoo“ und „Affentheater“, sie alle funktionieren insbesondere live so hervorragend wie eh und je. Die Fans feiern die Freibeuter vom ersten Augenblick an und es wäre in der Tat schon schwer verwunderlich, wenn sie mit der Show an diesem Abend ihren Kreis nicht erweitern könnten. Mit allerhand Instrumenten wie Flöten, Ukulele, Cajón und Bodhrán geht es auf hohem Wellengang weiter ausgelassen voran, bis dann nach einem Medley aus bekannten Traditionals und der beliebten Seefahrer-Hymne „Blau Wie Das Meer“ der gut halbstündige Auftritt endet. Wie schön, dass die Pulveraffen sich schon wenig später am Merchandising-Stand im Foyer einfinden, um für das ein oder andere Autogramm und Foto bereitzustehen. Ihre treuen Anhänger werden es ihnen bestimmt danken. Und vergesst nicht: „Was auf Tortuga passiert, bleibt auf Tortuga“!

Feuerschwanz:

Etwa um 20.00 Uhr gibt es auch schon grünes Licht für den zweiten Gast des Abends, an welchem es nun ist, die allgemeine Stimmung weiter ansteigen zu lassen. Und wer könnte dafür wohl besser geeignet sein, als Damen und Herren von „Feuerschwanz“? Richtig. Wohl kaum irgendjemand. Immerhin gelingt es der 2004 in Erlangen gegründeten Band mit ihrem spaßigen Mittelalter-Rock fast schon mühelos, das Publikum jedweder musikalischer Couleur gar rasend schnell in wahre Partylaune zu versetzen, was die sechs Musiker nur zu gern regelmäßig unter Beweis stellen. Zuletzt eröffneten sie vor genau sechs Jahren die „Eisheilige Nacht“, wurden von den Besuchern immer wieder gewünscht. Dieser immense Erfolg soll sich nun selbstverständlich fortsetzen, weswegen des Hauptmanns geiler Haufen, bestehend aus Schlagzeuger Frank „Sir Lanzeflott“ Jooss, Bassist Felix „Taugenix“ Fischer, Gitarrist Hans „Der Aufrechte“ Platz, Geigerin Stephanie „Johanna von der Vögelweide“ Pracht und Dudelsackspieler Ben „Prinz R. Hodenherz III“ Metzner, nach dem amüsanten Intro auch sogleich aufmacht, in die Schlacht zur eisernen Titelverteidigung zu ziehen. Mit dem Erscheinen des ehrenwerten Peter „Hauptmann Feuerschwanz“ Henrici selbst und dem eröffnenden Titeltrack des aktuellen Albums „Sex Is Muss“, geht es dann endlich los. Bereits zuvor war abzusehen, dass die bayerische Folk-Institution eine erbauliche Reihe eigener Fans mitbringen würde, was sich jetzt zweifelsohne offenbart. Insbesondere die ersten Reihen scheinen bei bekanntem Material wie „Blöde Frage, Saufgelage“ oder „Ketzerei“ sichtlich textsicher und routiniert. Die Früchte eines ehrlich und hart erarbeiteten Erfolges, eine durchaus schöne Grundvoraussetzung also. Doch auch zur humorigen Unterhaltung und schnellen Begeisterung des übrigen Publikums, haben sich die sechs Recken in der Tat so einiges für ihre kurzweilige Show einfallen lassen. So ruft man etwa zur großen „Hexenjagd“ auf und kettet dazu eine der treuen Miezen als Gefangene fest, lässt aus dem Boden hohe Nebelsäulen in die Lüfte empor schießen und verkündet mit einem überdimensionalen Hammer den tragischen „Metnotstand Im Märchenland“, um alsbald wieder „Die Hörner Hoch“ recken zu können. Eine helle Freude für alle, die so schnell kein Ende mehr nehmen soll. Ein Highlight jagt hier beständig das Nächste, auch wenn nicht jedem davon ein durchweg fröhlicher Anlass zugrunde liegt. Nachdem „Feuerschwanz“ zu „Seemannsliebe“ ein Schlauchboot über das weite Händemeer des Publikums geschickt haben, ist es auch kurz für ernstere Töne an der Zeit. Anlässlich des baldigen Abschieds von „Taugenix“, bietet man anschließend den gleichnamigen Song dar, bei welchem ein ausgiebiges Solo seitens des Bassspielers natürlich keineswegs fehlen darf. Keine Zeit zum traurig sein, immerhin sind Bands und Zuschauer heute ja zum feiern zusammengekommen und das können sie bei „Krieger Des Mets“ dann genauso gut tun, wie auch bei „Zuckerbrot Und Peitsche“ und dem abschließenden „Das Niemals Endende Gelage“.

Mono Inc.:

Gegen 21.15 Uhr ist es schließlich an der Zeit für den dritten und somit letzten Gast der diesjährigen Festivitäten. Dieser Slot wird von niemand Geringerem übernommen, als von der norddeutschen Erfolgsformation „Mono Inc.“, welche bereits anno 2009 als Support für die Potsdamer von „Subway To Sally“ agierte und sich in den folgenden Jahren eine beachtliche Fangemeinde zu erspielen vermochte. Mittlerweile gehört das nimmermüde Gothic-Rock-Quartett zur absoluten Speerspitze der hiesigen Szene und kann neben viel umjubelten Veröffentlichungen auch so einige hohe Platzierungen in den offiziellen Charts und Running Ordern namhafter Festivals vorweisen, von den zahlreichen Hits im eigenen Repertoire ganz zu schweigen. Aus diesem Grund ist es natürlich alles andere als verwunderlich, dass sich ein beachtlicher Großteil des Publikums schon weit vor Showbeginn dicht an dicht drängt, um sich einen guten Platz im Innenraum zu organisieren. Dementsprechend gut gefüllt ist der Saal, als das schlichte Backdrop mit dem Bandnamen darauf in tiefe Blautöne gehüllt wird und zu entfernten Mundharmonika-Klängen dichter Nebel über die Bretter wabert, während Schlagzeugerin Katha Mia, Bassist Manuel Antoni und Gitarrist Carl Fornia ihre angestammten Positionen auf ebendiesen einnehmen. Zu den ersten Takten von „Arabia“ entert dann auch Frontmann und Sänger Martin Engler in roter Offiziersuniform die Bühne und sorgt für ersten Applaus. Die tough rockende Single „The Banks Of Eden“ aus dem neuesten Album „Together Till The End“ streift danach die aktuelle Schaffensphase, soll an diesem Abend jedoch der einzige Auszug daraus bleiben. In der stark begrenzten Spielzeit des kurzen Sets, beschränkt man sich ansonsten lieber auf ein Best-Of aus Klassikern und geht damit auf Nummer sicher. Keine schlechte Entscheidung, sind es doch gerade die Alltime-Favoriten, die bis über die Genre-Grenzen der schwarzen Szene hinaus bekannt sind. So etwa auch „Symphony Of Pain“, das emotionale „Gothic Queen“ oder „Get Some Sleep“, bei welchem jetzt wirklich alle Zuschauer aufgetaut sind und begeistert mitmachen. Anschließend wendet sich Engler erstmalig mit einer etwas längeren Ansprache an das Publikum: „Guten Abend, Bochum! Es ist ein echtes Weihnachtsmärchen, das tatsächlich wahr geworden ist und ich bin wirklich froh, es mit dieser Band erlebt haben zu dürfen. Ich versuche jetzt auch, es für euch so kurz wie nur möglich zu machen. Im letzten Jahr gab es ein Fan-Treffen. Dort wurden zugunsten der Organisation „Bärenherz“ ein paar schöne Preise für einen guten Zweck versteigert...“, wird er mitten im Satz von lautem Beifall unterbrochen. „Das ist nicht toll, sondern selbstverständlich!“, knüpft Engler an. „Da gab es einen Koch, der sich einfach fast alle Lose gekauft hat, um somit die maximale Chance auf den Hauptpreis zu haben. Wir hatten da die Idee, einmal zusammen mit „Mono Inc.“ auf der Bühne zu stehen und fanden das eigentlich auch ganz cool. Er hat das Ding dann auch gewonnen und fand das zwar auch ganz schön, aber wollte eigentlich lieber etwas mit uns gemeinsam singen. Ich habe dann schon mit Ohrenkrebs gerechnet, man kennt das ja aus den Outtakes von „DSDS“ und so weiter... Aber was dann passierte, war ein ganz besonderer Moment in unserer Karriere. Wir haben versucht, diesen Moment zu konservieren und heute zu euch zu bringen. Meine Damen und Herren, mittlerweile ist er nur noch Hobbykoch und nennt sich „MajorVoice“, viel Spaß!“. Wie auch schon auf der vergangenen Headliner-Tournee, tritt nun der hünenhafte Ronald Zeidler als Überraschungsgast ins Rampenlicht, um die gespannte Zuhörerschaft mit seiner einfühlsamen Interpretation der monomanischen Ballade „Potter‘s Field“ zu verzücken.

Wie zuvor schon zu erwarten stand, dauert es auch heute keine zehn Sekunden, bis er das nordrhein-westfälische Publikum mit seinem tiefen Bariton vollkommen in den Bann gezogen hat und sich erste Feuerzeuge in die Luft erheben. Musikalisch unterstützt wird er dabei von Fornia an der Akustikgitarre und Antoni am Piano, die im Anschluss wieder zu ihren verstärkten Instrumenten greifen, denn jetzt darf es mit dem bombastischen „Black“-Cover von „Wonderful Life“ auch wieder metallischer zugehen. Auch diese Seite des Majors weiß offenkundig zu gefallen, glaubt man der Lautstärke des anschließenden Beifalls. „Wir hoffen, dass heute Abend eine Weltkarriere gestartet ist! Rechtzeitig zu dieser Tour ist auch vor kurzem sein Debüt (Review hier) erschienen, als tut ihm und euch einen kleinen Gefallen und nehmt es mit nachhause.“, verkündet der Mono-Sänger nochmals äußerst werbewirksam und verabschiedet den glücklich strahlenden Newcomer alsbald wieder. Die Zeit drängt. Um die Unterhaltung und Animation der Zuschauer weiterhin so hoch wie nur möglich zu halten, geht man nahtlos in die obligatorischen Drumbattles über, in deren erstem Part Katha Mia ihr Talent zunächst ganz allein an einem separaten Set am vorderen Bühnenrand präsentiert und die Menge dadurch anheizt. Nur wenig später nimmt Engler ihren Platz hinter dem Schlagzeug ein, die Saitenfraktion schlägt zu den Seiten jeweils rhythmisch auf Fässer ein. Noch immer ein spektakuläres Bild! Zum instrumentalen Übergang aus „Enter Sandman“ von „Metallica“, schöpft man weiter aus der reichhaltigen Live-Erfahrung. Der „Iggy Pop“-Evergreen „The Passenger“ eignet sich für die Interaktion mit den Fans auch heute Abend so gut wie eh und je. „Wir wollen euch hören!“, fordert der Fronter und gibt sich so leicht dennoch nicht zufrieden. „Mir fehlt da heute die Dynamik, die Zielstrebigkeit und Ernsthaftigkeit...“, spielt er den Gekränkten. „Versucht doch wenigstens mal, den kleinen dicken Mann hier vorne zu überzeugen, ja?“, scherzt Engler und es soll gelingen. Alle kennen die eingängige Nummer, alle singen sie jetzt mit. Ein Erfolg auf ganzer Linie, der das Verhältnis auf dem Weg zum nahenden Finale ebenso sehr auflockert, wie auch die neue Szene-Hymne „Children Of The Dark“, die in diesem Jahr wohl an Niemandem vorbeigegangen sein dürfte, wie den lauten Chören aus dem Innenraum zu entnehmen ist. Zum straighten Anti-Kriegssong „After The War“, im Original von Gary Moore, schart man mit „Subway To Sally“-Gitarrist Michael Simon rasch weitere Unterstützung um sich. Eine schöne Idee. Mit einem großen Tusch endet der energetische Track, bevor das ikonische „Voices Of Doom“ das rund einstündige Set würdig beschließt, zu deren Ende der Sänger noch die imposante Flagge mit dem Bandlogo darauf schwenkt. „Wir haben übrigens noch ein aktuelles Album, könnte man sagen. Das ist für alle neuen Leute, damit ihr die Studioalben nicht extra alle kaufen müsst. So spart ihr dann eine Menge Geld. Die CD gibt’s direkt neben „MajorVoice“ vorne am Stand. Es war großartig, mit euch Weihnachten verbringen zu dürfen, nächstes Jahr kommt ihr dann alle einfach zu mir. Das waren „Mono Inc.“, viel Spaß noch!“, verabschieden sich die vier Hamburger strahlend und können sich sehr sicher sein, wieder einmal einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben - „C‘est La Vie“!

Subway To Sally:

Die Uhr zeigt etwa 22.15 Uhr, als die Lichtanlage im RuhrCongress zum letzten Mal an diesem Abend heruntergefahren wird und den gesamten Saal unter tosenden Jubelstürmen fortan in den Mantel der Dunkelheit einhüllt. Sanfte Blautöne steigen allmählich aus den Schatten empor, manifestieren sich immerzu und lassen den bedrohlich anmutenden Stierkopf, welcher schon seit den Anfangstagen das markante Logo der nun folgenden Band markiert, auf dem überdimensionalen Backdrop in eiskalten Farben erstrahlen. Ein tiefes Vibrieren hallt durch die Leere, wandelt sich zu einem drückenden Dröhnen und lässt schließlich unaufhaltsam surrend den kompletten Boden erzittern. Erst nur ganz leicht, doch dann merklich fordernder. Hauchdünne Nebelschwaden kriechen aus den Ecken heraus und verdichten sich langsam. Mit einem Mal ist es plötzlich soweit und die Gastgeber erscheinen kollektiv: „Subway To Sal­ly“! Nacheinander betreten jetzt Schlagzeuger Simon „Michael“ Schmitt, Bassist Silvio "Sugar Ray" Runge, Geigerin Ally Storch und Saitenvirtuose Ingo Hampf die Bühne. Am vorderen Rand positionieren sich unterdessen Leierspieler Michael "Bodenski" Boden und Gitarrist Simon Levko an den Mikrofonstativen, in ihrer Mitte erscheint mit langsamen Schritten zeitgleich Frontmann Eric Fish, um gemeinsam mit ihnen den dreistimmigen Chor „Sarabande De Noire“ zur Eröffnung der alljährlichen Zeremonie darzubieten. In alter Tradition ist es nun endlich wieder an der Zeit, für Lieder von Feuer und ewigem Eis... Doch still wird diese Nacht ganz sicher nicht. Wie auch schon auf dem bezeichnenden Studioalbum „Nord Nord Ost“, knüpft der dunkel-mystische Opener „Schneekönigin“ nahtlos an den atmosphärischen Kanon an und lässt die Herzen des Publikums ob seiner gefährlichen Schönheit auch sogleich erstarren. Ein Auftakt nach Maß, der seines Gleichen sucht und doch vermögen es die Potsdamer Folk-Metaller dennoch, die soeben lichterloh entflammte Stimmung mit der Ankunft der „Henkersbraut“ in weitere Höhen zu treiben. Ausgelassen wie eh und je springen die Fans begeistert im Takt auf und ab, wobei sich insbesondere die ersten Reihen wieder als sehr aktiv erweisen. „Hallo Bochum und nochmals herzlich Willkommen! Für den nächsten Song brauchen wir jetzt eure Stimmen als Echo, kriegt ihr das hin?“, begrüßt der charismatische Sänger das Publikum und fordert für das system- und politkritische „Falscher Heiland“ auch sogleich dessen lautstarke Unterstützung ein. Selbstverständlich lässt sich diesen erbetenen Einsatz hier keiner der Anwesenden nehmen und stimmt kräftig in den Chor mit ein. Ein klares Statement, wie man es in diesen Zeiten wohl nicht oft genug in diese Welt entsenden kann. Damals wie heute brandaktuell... Leider.

„Machen wir doch gleich mit einem Refrain weiter, den ihr alle schon sehr gut kennt...“, setzt Fish zu einer weiteren Ansprache an, doch wird jäh von den obligatorischen „Blut, Blut, Räuber saufen Blut“-Gesängen unterbrochen. „Nein, nein, nicht den!“, lenkt er panisch ein. „Das machen wir später, wenn ihr wollt. Lasst jetzt erst einmal wieder Ruhe und Stille einkehren. Denkt an eure Kinderstube zurück, als ihr vielleicht so manches Mal daraus fliehen wolltet...“. Mit diesem Gedanken kann sich vermutlich ein jeder identifizieren und so erklingt nur wenig später der Chorus des beliebten Klassikers „Kleid Aus Rosen“ aus hunderten Kehlen, welcher einmal mehr ungewöhnlich früh im Set platziert wurde. „Das nächste Stück ist ein schöner Beweis dafür, dass es in dieser Szene auch noch etwas anderes gibt, als Neid und Missgunst!“, findet der Fronter ehrliche Worte für den Übergang zu einer ganz besonderen Coverversion. Durchaus überraschend präsentiert man mit „IX“ ein Tribut an die befreundeten Kollegen von „Saltatio Mortis“, mit welchen die Sieben zuletzt im Jahr 2014 gemeinsam auf den Brettern standen und ein furioses Gipfeltreffen feierten. Diese schöne Geste wird heute Abend mindestens ebenso frenetisch gefeiert, wie auch die schwelgerische Szene-Hymne „Eisblumen“, die mittlerweile auf keinem Konzert mehr fehlen darf. Im Anschluss ist es nun an der Zeit, für einen kurzen Moment der Stille: Das berührende „Feuerkind“ setzt einen emotionalen Ruhepol zwischen den treibenden Nummern und fast schon erschreckend eindringliche Akzente in seiner packenden Darbietung. Fish intoniert jede leidvolle Zeile mit einem absoluten Höchstmaß an nachvollziehbarer Authentizität, entfesselt ein überzeugend nahbares Schauspiel aus Gestik und Mimik, wiegt im finalen Refrain gar eine lodernde Flamme in seiner Hand. Dieser kleine, aber dennoch äußerst wirkungsvolle Effekt, soll in diesem Jahr jedoch der Einzige bleiben. Die sonst so imposante Pyro-Show, bestehend aus meterhohen Flammen und spektakulären Funkenschlägen, für welche die Konzerte der Potsdamer Institution unter anderem bekannt sind, bleibt anno 2017 leider ersatzlos aus. Sehr schade. Das ändert natürlich nichts an den sonstigen Live-Qualitäten von „Subway To Sally“, die sich gleichermaßen auf ihre jahrelange Erfahrung und ein breit aufgestelltes Portfolio verlassen können, wie auch auf die scheinbar grenzenlose Unterstützung ihrer treuen Fangemeinde. So funktioniert etwa das „MitGift“-Doppel aus „Grausame Schwester“ und dem brachialen „Arme Ellen Schmitt“ auch ohne vieler Worte. Jeder weiß hier ganz genau, wann er was zu tun hat. Eine Tradition und blindes Vertrauen auf beiden Seiten, welches auf der einen Seite sodann ein wogendes Meer aus Armen oder danach eine wild springende Menge zur Folge hat. Und auch der sogenannte „Schrei“ erfordert spätestens jetzt keinerlei Bittstellung mehr. So muss das sein. Wie heißt es so schön? „Never change a running system“. Diese, auf beliebten und gelebten Traditionen basierende Kommunikation, ist der beste Beweis für dafür. So auch jetzt: „Habt ihr noch Kraft?“. Hat Bochum ganz offensichtlich noch. „Das klang überzeugend. Macht da vorne in der Mitte doch mal ein großes Loch und beginnt damit, im Uhrzeigersinn zu laufen. Wir wollen jetzt einen Circle Pit von euch sehen, aber das müsst ihr schon alleine organisieren. Der Kreis muss noch viel größer werden, kommt schon!“, fordert Fish den Innenraum auf. Nach anfänglichem Zögern gelingt das gewünschte Unterfangen schließlich und so folgen nun einige Wagemutige den energiegeladenen Rhythmen von „Besser Du Rennst“. „Könnt ihr das Feuer unter euren Sohlen spüren? Tanzen ist geil!“, lächelt der Sänger und legt das hitzige „Tanz Auf Dem Vulkan“ nach. „Ihr habt bis zum Schluss durchgehalten. Das war wirklich ganz wundervoll anzusehen und vor allem auch anzuhören. Könnt ihr eigentlich bis Sieben zählen?“, zwinkert Fish geheimnisvoll, bevor die Band nach gleichnamigem Gassenhauer zum ersten Mal an diesem Abend die Bretter geschlossen verlässt. Natürlich lassen die Fans ihre Lieblingsband ohne eine Zugabe nicht so einfach ziehen und somit ist es kein Wunder, dass die Sieben nach wenigen Minuten und Zurufen schon bald zurückkehren, um nachzulegen.

„Dankeschön! Alles, was heute Abend passiert ist, war ganz genauso, wie wir es von euch erhofft und erwartet hatten. Ihr ward eine wunderbare Crowd, das hat auch jede einzelne Band gesagt. Natürlich spielen wir für euch noch eine Zugabe, wollt ihr das?“. Lauter Jubel, Bochum will. Wie auch schon in den vergangenen Jahren, bitten „Subway To Sally“ nun nochmals all ihre Gäste zu sich, um zusammen das Finale zu bestreiten. So treten nacheinander die Piraten von „Mr. Hurley und die Pulveraffen“, des Hauptmanns geiler Haufen „Feuerschwanz“ und die Dark Rocker „Mono Inc.“ hinzu, den wilden „Veitstanz“ in gar einer epischen Besetzung zu bestreiten. Die einzelnen Strophen teilen sich dabei die Sänger der jeweiligen Bands auf und auch Ronald „MajorVoice“ Zeidler kann seinen tiefen Bariton zum Abschluss nochmals eindrucksvoll unter Beweis stellen. Ganz großes Kino! Doch fehlt da nicht etwa noch ein ganz spezieller Song? Jene auffordernde Chöre, die schon direkt zu Beginn durch den RuhrCongress hallten, bringen die sieben Potsdamer nochmals zurück auf die Bretter, um nach den amüsanten Instruktionen seitens Levko, das unverzichtbare „Julia Und Die Räuber“ anzuspielen. Ein optischer Hingucker sind hierbei vor allem Eric Fish, der neben dem Spielen der Sackpfeifen mit auffällig blinkender Brille und schwarzer Weihnachtsmütze glänzt, sowie Geigerin Ally Storch mit ihrem Partyhut, was für herzliche Lacher im Publikum sorgt und wie immer ein gewohnt schöner Abschluss für die diesjährige „Eisheilige Nacht“ ist. Das spaßige Räuberlied noch in den Ohren, verlassen die Besucher beschwingt den Saal und begeben sich langsam ins Foyer, um sich bei dem ein oder anderen kühlen Getränk noch über den Abend zu unterhalten oder Autogramme der verschiedenen Bands zu ergattern. Bei einer Sache dürften sich aber so ziemlich alle Anwesenden sicher sein, wenn man sich einmal so umhört. Nächstes Jahr wieder! Dann mit frischem Material aus dem neuen Studioalbum und neuen Gästen wie „Paddy And The Rats“, „Russkaja“ und „Versengold“ im Gepäck... Man sieht sich?

Setlist:

01. Sarabande De Noire (Intro)

02. Schneekönigin

03. Henkersbraut

04. Falscher Heiland

05. Kleid Aus Rosen

06. IX („Saltatio Mortis“ Cover)

07. Eisblumen

08. Feuerkind

09. Grausame Schwester

10. Arme Ellen Schmitt

11. Besser Du Rennst

12. Tanz Auf Dem Vulkan

13. Sieben

14. Veitstanz

15. Julia Und Die Räuber

Impressionen:

Jobst Meese - Jodocus Obscurus Photography

http://www.jobstmeese.de

https://de-de.facebook.com/Jodocus.Obscurus/

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