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BEITRÄGE:

AutorenbildChristoph Lorenz

Mono Inc. - Eisfabrik - MajorVoice (2017)


Mono Inc. - Symphonies Of Pain (2017)

Genre: Rock / Alternative

Release: 24.11.2017

Label: Nocut (SPV)

Spielzeit: 148 Minuten

Fazit:

„Together Till The End“ - Gemeinsam bis ans Ende! So lautet der verheißungsvolle Titel des aktuellen Studioalbums, das gleich zu Anfang des Jahres veröffentlicht wurde und gleichzeitig auch als zusammenschweißendes Leitmotiv der vergangenen Tournee durch insgesamt dreizehn Städte fungierte, nach welcher das eigene Flaggschiff vorerst auf unbestimmte Zeit im hanseatischen Heimathafen vor Anker gehen sollte. Und in der Tat haben sich Sänger Martin Engler, Schlagzeugerin Katha Mia, Bassist Manuel Antoni und Gitarrist Carl Fornia die Pause und den unerschütterlichen Zusammenhalt ihrer treuen Fangemeinde in den letzten Jahren hart erarbeitet und somit mehr als nur verdient. Die erfolgreiche Dark Rock-Formation, die sich einst 2000 in Hamburg gründete, zählt mittlerweile zu den wohl gefragtesten und erfolgreichsten Bands innerhalb der Szene, ist zurecht stets ein gern gesehener Gast in den Playlisten der schwarzen Clubs und auf den Festivalbühnen dieses Landes. Bei all dem ist das unglaublich hohe Arbeitspensum des illustren Quartetts fürwahr nicht zu verachten: Ganze neun Studioalben, dreiundzwanzig Maxis, fünf EPs, ein Live-Release auf CD, DVD und Blu-ray, wie auch eine umfassende Kompilation namens „The Clock Ticks On 2004-2014“, die neben den bis dato größten Hits auf der zweiten CD ebendiese und weitere Titel in atmosphärischen Akustik-Versionen enthielt, gehen auf das Konto von „Mono Inc.“. Doch wie schon die Betitelung des vor drei Jahren veröffentlichten Best-ofs verhieß, bleiben die Uhren niemals stehen und so ist seitdem wieder einige Zeit vergangen, in der sich gewohnt viel im monomanischen Hause getan hat und auch für 2017 ist noch nicht jedes Wort gesprochen. Zum Ende des Jahres, stehen im Rahmen der „Eisheiligen Nacht“ von „Subway To Sally“, immerhin noch neun ganze Shows auf dem Programm, bevor die vier Nordlichter erst einmal wieder Kraft für die Zukunft schöpfen wollen. Für diese Zeit geben sie ihren Anhängern noch ein prall gefülltes Doppelalbum mit auf den Weg und sorgen damit nochmals für die volle Ladung an musikalischer Energie. Am 24.11.2017 erscheint mit „Symphonies Of Pain - Hits And Rarities“ das vorerst letzte Werk der Ausnahmeband.

Bei einer solch umfassenden Zusammenstellung, die oftmals auch als sogenanntes „Best-of“ oder „Greatest Hits“ bezeichnet wird, darf man seit jeher durchaus geteilter Meinung sein. Erstens natürlich deswegen, weil die dafür getroffene Auswahl der jeweiligen Songs nicht zwingend auch den eigenen Geschmack widerspiegeln muss und zweitens, weil sich bei einer solchen Veröffentlichung immer die Frage nach ihrer Sinnhaftigkeit stellt. Das sind die beiden grundsätzlichen Problemstellungen und Kritikpunkte, denen sich ein solcher Release zuerst stellen und jene danach mit ausreichend Gegenargumenten auflösen muss. Wie weiter oben bereits aufgelistet, steht in diesem Fall jedoch mehr als genug Material im bandeigenen Pool zur Verfügung, aus welchem für dieses Unterfangen reichhaltig geschöpft werden kann. So dürfen auf der ersten CD natürlich all jene Titel keineswegs fehlen, die „Mono Inc.“ über all die Jahre einst den Weg in die obere Liga der schwarzen Szene ermöglichten und bis heute noch sowohl auf den eigenen Konzerten als auch auf den Tanzflächen immer wieder gefordert werden. Angefangen vom unsterblichen Everblack „Voices Of Doom“, über das titelgebende „Symphony Of Pain“, „Arabia“, „Get Some Sleep“ oder den deutschsprachigen Ausflug mit „Heile, Heile Segen“, bis hin zu echten Perlen vergangener Tage, wie „Forgiven“ oder „My Sick Mind TV“, ist auf der Tracklist praktisch nahezu alles aus insgesamt vierzehn Jahren Bandgeschichte vertreten, was das geneigte Fan-Herz seit jeher höher schlagen lässt. Doch auch die jüngste Vergangenheit soll natürlich gebührend ihre Erwähnung finden: „Never Ending Love-Song“ vom 2015er Album „Terlingua“ versprüht das lässige Western-Feeling der texanischen Einöde, während „Boatman“ und die neue Szene-Hymne „Children Of The Dark“, ein fulminantes Feautering mit Thilo Wolff, Joachim Witt und Chris Harms, gar ins aktuell laufende Jahr schweifen und die Hits von morgen repräsentieren. So weit, so gewöhnlich... Und zugegebenermaßen absolut Nichts, was der langjährige Hörer nicht schon bei sich in der heimischen Sammlung weiß. Würde man die Doppel-CD also lediglich auf den ersten Silberling reduzieren, so wäre dieser Querschnitt höchstens für Hardcore-Sammler und alle interessierten Neuhörer geeignet, die sich einen weit gefassten Überblick verschaffen wollen. Doch selbstredend war das noch lange nicht alles, denn unter dem Aspekt „Rarities“ verbergen sich auf der zweiten Disc noch so einige, seltene Schätze. Neben exklusiven und damit lange vergriffenen Songs wie „Comedown“, rücken die Monos mit „Why Can‘t I“, „Alter Mann“, „Feuer“ oder „Ghostship“ unter anderem zahlreiche B-Seiten ins Licht. Dazu kommen zwei Unplugged-Versionen von „Kein Weg Zu Weit“ im Duett mit Joachim Witt und „Boatman“ mit Ronan Harris von „VNV Nation“. Als wäre das nicht schon genug, gibt es mit den versprochenen „Hidden Pearls“ gleich vier Stücke, die bisher weder auf CD erschienen sind, noch anderweitig offiziell veröffentlicht wurden: „Cemetary Of Hearts“, „Don‘t Let It Go Wrong“, „House On Fire“ und „Can‘t Get You Out Of My Head“ heißen diese und gliedern sich nahezu perfekt in den bestehenden Kosmos der Hamburger ein. So gelingt dem fulminanten Vierer die Balance zwischen einer klassischen Beleuchtung ihres bisherigen Schaffens und der gleichzeitigen Erschließung von bislang Unbekanntem, was dieses Package durch die wirklich schöne Möglichkeit, der geschlossenen Komplettierung der eigenen Sammlung, sowohl für Einsteiger als auch langjährige Fans interessant macht. Wenn schon Best-of, dann bitte so!

Informationen:

http://www.mono-inc.com

https://de-de.facebook.com/monoinc

 

Eisfabrik - Null Kelvin (2017)

Genre: Electro / Alternative

Release: 24.11.2017

Label: Nocut (SPV)

Spielzeit: 55 Minuten

Fazit:

Im tiefsten Winter des Jahres 2011 gründete sich in Hamburg die sagenumwobene „Eisfabrik“, welche fortan den Klauen des Schneegestöbers entsteigen und einen frischkühlen Wind durch die schwarze Szene jagen sollte. Die Songs des mysteriösen Gespanns aus Charly „Dr. Schnee“ Barth-Ricklefs, „Der Frost“ und „Celsius“ sind im weitesten Sinne dem klassischen Future Pop zuzuordnen, welchen der Mastermind und seine beiden, maskierten Tastenmänner ohne Zweifel formvollendet beherrschen, wobei das plötzliche Erscheinen des Trios in der hiesigen Musiklandschaft nicht minder ominös, als dessen grundsätzlich anonymisiertes Auftreten ist. Viel ist über die drei Fabrikanten bisher nicht bekannt und wenn man die streng konzeptionellen Handlungen des selbsternannten Kunstprojekts bisher genau beobachtet hat, ist in absehbarer Zeit auch keine Entmystifizierung zu erwarten. Fern von Personenkult und spektakulären Live-Shows, sollte der Fokus aber ohnehin viel mehr auf den Klängen des frostigen Kollektivs liegen. Und diese werden, nimmt man die letzten Jahre einmal unter Augenschein, wahrlich in absoluter Akkordarbeit produziert. Mit „When Winter Comes“ veröffentlichten die Hanseaten Anfang 2015 ihr vielbeachtetes Debüt, dicht gefolgt vom hitlastigen und dabei nicht minder erfolgreichen „Eisplanet“, welches nur wenige Monate später seinen Weg zur stetig wachsenden Anhängerschaft finden sollte, bis „Achtzehnhundertunderfroren“ darauf im November des vergangenen Jahres erschien. Wer nun denken möchte, dass die knappen Zeitintervalle dazwischen für kleine Pausen genutzt wurden, irrt gewaltig. Neben zahlreichen Festivalauftritten tourte man erst im Januar und Februar quer durch sieben Städte, begleitet von „evo-lution“ und Special Guest Dirk Scheuber, die als Support jeweils exzellente Arbeit verrichteten und die Abende als musikalisch perfekt abgestimmtes Komplettpaket abrundeten. Nun ist es soweit: Die Tage werden einmal mehr länger und vor allem kälter. Exakt für diese Jahreszeit haben sich „Eisfabrik“ erneut ins Studio zurückgezogen und dort den passenden Soundtrack für diese Jahreszeit entwickelt, welcher die Szene mit einer Mischung aus modernem Industrial, rhythmischen Synthies und unterkühltem Pop einmal mehr schockfrosten soll. „Null Kelvin“, so die kryptische Bezeichnung für den absoluten Nullpunkt und gleichzeitig auch der Titel des nunmehr vierten Studioalbums, erscheint am 24.11.2017 mit insgesamt dreizehn neuen Stücken über NoCut auf dem Markt.

Dieses beginnt mit dem rein instrumentalen „Sein Erstes Lied“, welches als atmosphärisches Intro fungiert. Heroischer Bombast weicht langsam kühlen Beats und lässt schließlich den Atem des Hörers gefrieren. Willkommen zurück auf den eisigen Monden! Das temporeiche „Shadows“ fungiert danach dann als eigentliche Eröffnung und bietet sogleich unterkühlten Stoff für die dunklen Tanzflächen. Hart und schnell ist hier die bevorzugte Gangart, die zwischendrin mit kleinen Finessen und ungewöhnlichen Akkorden zu gefallen weiß und dabei doch kristallklar die persönliche Note der Fabrik trägt. Doch schon bei „Soon Enough“ spitzt sich die Lage hörbar weiter zu. Dramatische Streicher unterstützen das gängige Arrangement und lassen schleichende Düsternis aufkeimen, bis das energiegeladene „The Choice“ endgültig aus dem Winterschlaf herausreißt. Zwischen scharfer Industrial-Breitseite und krachendem Beat-Gewitter, bestechen hier vor allem die technoide Grundstimmung und der dazu konträre Refrain, welcher harmonischen Pop bereithält. Einen Tribut an alle eisigen Kunstwerke aus Kindertagen erbringt „Schneemann“. Der einzige deutschsprachige Track auf dem aktuellen Longplayer, birgt durch seine pure Eingängigkeit und eine gehörige Prise Future gleichzeitig auch das meiste Hit-Potential. Außergewöhnlich anmutende Sounds garnieren die tanzbare Nummer abschließend on top, bis helle Glockenschläge „White-Out“ einleiten. Ein wenig gedrosselter im Tempo, geht die elektrisierende Nummer dennoch straight nach vorn, während das elegische „Brother“ mit schwerem Bass das Gaspedal wieder bis zum Anschlag durchdrückt. Fast schon rockig geht es bei „Too Many Miles“ zu, „Follower The Light“ gestaltet sich hingegen als ruhige Ballade. Die soeben aufgebaute Stille wird anschließend direkt vom bedrohlich drückenden „Payback“ zerlegt, das seinem Titel alle Ehre macht, sich im weiteren Verlauf aber wieder überraschend ins absolute Gegenteil verkehrt und gekonnt mit den unterschiedlichen Stimmungen spielt. Gegensätze ziehen sich eben doch an! Mit „Still Alive“ haben die drei Fabrikanten eine weitere Electro-Nummer an Bord, die mit pointiert eingesetzten Future Pop-Elementen und rhythmischen Drum-Sounds aufwartet. Nichts zu bereuen: Bei „No Time For Regret“ dringt erneut die gewohnte Kälte zum Hörer durch, welche die Musik der Hamburger signifikant auszeichnet. „Sein Letztes Lied“ dient als sehnsuchtsvolles Outro, kommt im Gegensatz zum anfänglichen Prolog aber mit Gesang daher. Dieses ist zudem in deutscher Sprache gehalten und erzeugt durch seine klangliche Abgrenzung zum übrigen Album schier ergreifenden Bombast in Reinform. Ein gelungener Abschluss! Auch anno 2017 gelingt es dem Trio von „Eisfabrik“ einmal mehr bravourös, den Klang ihrer Musik einer von Grund auf unterkühlten Ästhetik anzupassen. Mit „Null Kelvin“ folgen die Musiker den Pfaden ihres bisherigen Schaffens, loten die eisigen Tiefen weiterhin aus und gehen auf dem Thermometer noch tiefer nach unten, als jemals zuvor. Durchweg facetten- und abwechslungsreich erschaffen die Hamburger ihre ganz eigenen Landschaften und fassen verschiedenste Töne in einen Strudel aus Eis und Schnee. Dabei balanciert man stets stilsicher die Mischung aus musikalisch kühl kalkulierter Distanz und kochend heißen Beats aus, um jene zu einzigartigen Kompositionen zusammenzuschließen. Der von Anfang an erschlossene Spannungsbogen deckt die gesamte Palette aller Emotionen ab und wandelt beständig zwischen Kälte und Hoffnung. Somit ist „Null Kelvin“ ein handwerklich ebenso solides Werk, wie auch schon sein direkter Vorgänger, welches über die gesamte Spielzeit einmal mehr keinerlei Schwächen zu verzeichnen hat, dafür aber auch ohne deutliche Höhepunkte oder klar herausstechende Hits auskommt, wodurch das zurecht umjubelte „Eisplanet“ auch weiterhin der bisherige Gipfel des Gletschers bleibt. Zumindest vorerst. Eventuell würde eine etwas längere Schaffenpause bis zum nächsten Release guttun. Dennoch: Fans der Band werden trotzdem ihr Vergnügen haben, denn selten war der nahende Winter so freudig zu erwarten, wie mit diesem Werk.

Informationen:

http://eismusik.de/eisfabrik/

https://www.facebook.com/eisfabrikofficial

 

MajorVoice - A New Chapter (2017)

Genre: Rock / Alternative

Release: 24.11.2017

Label: Nocut (SPV)

Spielzeit: 45 Minuten

Fazit:

Es kommt fürwahr nicht allzu oft vor, dass ein äußerst vielversprechender Newcomer in ein und demselben Jahr mit gleich zwei Releases an den Start geht. Für all diejenigen, welche die Rezension zum beeindruckenden Debüt in diesem Frühjahr noch nicht gelesen haben, erlaube ich mir hiermit, die daraus entnommene Vita dieses Ausnahmekünstlers im Folgenden nochmals anzufügen: Wie heißt es doch so schön im Volksmund? "Wunder gibt es immer wieder". Auch wenn es nicht nur diese, sondern auch ebenjenes Motto gelegentlich genauso oft gibt, steckt doch so manches Mal ein ganzes Stück Wahrheit in diesen ermunternden, wenngleich ziemlich abgedroschenen Worten. Denn sind es nicht eigentlich Geschichten, wie die nun Folgende, die uns Menschen trotz aller Hürden und Tiefschläge immer wieder erneut berühren, motivieren und träumen lassen? Zumindest in dem hier vorliegenden Fall, dürften solcherlei getriggerte Gefühlsexkursionen punktgenau auf des Hörers emotionales Zentrum zutreffen. Tiefe Sehnsüchte und unerfüllte Wünsche wohnen einem jeden von uns inne und markieren allen voran genau die Dinge, welche nie da waren, nie gespürt und dadurch erlebt werden konnten. Nicht selten sind die Bedürfnisse dabei personenbezogener geartet, etwa wenn die Liebe einseitig und unerwidert bleibt oder die elterliche Nähe fehlt, die entsprechende Person schlicht niemals wahre Fürsorge erfahren durfte. Ronald Zeidler ist eine dieser Personen und erschuf sich schon früh seine ganz eigene Traumwelt, in der er niemals alleine war und ungehört blieb. Genauso zeitig erwuchs in ihm jedoch auch das Vorhaben, einmal Sänger zu werden und sein Talent in diesem Zuge bei möglichst vielen Hörern unter Beweis stellen zu können. Doch die Vergangenheit holte ihn immer wieder ein, die anschließenden Ereignisse waren eine gefährliche Mischung aus einem falschen Umfeld und falschen Freunden. Aus den gescheiterten Versuchen wurde Enttäuschung und aus Enttäuschung wurde Wut, welche den eigenen Zukunftspläne immer wieder destruktiv im Wege stand und diese bereits im Keim zerstörte. Nach Jahrzehnten der Misserfolge gab Zeidler seinen Herzenswunsch resigniert auf, hatte sich nach eigener Aussage damit abgefunden, sich in all der Zeit einer scheinbaren Illusion hingegeben zu haben. Um das eigene Leben wieder in die richtige Bahn lenken zu können, wagte er schlussendlich einen Neustart als Koch. Letztendlich sollte er doch zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein und für all seine Mühen reichlich entlohnt werden. Eines Tages verrichtete er seinen neugewonnen Dienst im Backstage-Bereich einer Hamburger Lokalität, in welcher am Abend ein Konzert der Band "Mono Inc." stattfinden sollte. Noch vom Soundcheck von einem der Lieder gefangen genommen, sang er bei der Zubereitung des Caterings dessen Melodie. Ungeachtet dessen, dass der Frontmann der Formation, Martin Engler, alles genau mitbekam. Nur ein einziges Gespräch und knapp zwei Stunden später, bot sich dem sympathischen Hobbymusiker die einmalige Gelegenheit, als Gastsänger vor ausverkauftem Haus aufzutreten. Doch damit lange nicht genug: Während der laufenden Show, war auch das Oberhaupt eines namhaften Labels anwesend, was sich als glückliche Fügung herausstellen sollte! Ein bezeichnender Zufall, der das ganze Leben des Mannes schlagartig und von jetzt auf gleich veränderte. Nur einen Tag danach, durfte Ronald Zeidler unter der Flagge von "NoCut" seinen ersten eigenen Plattenvertrag unterzeichnen. So erschien am 21.04. diesen Jahres die EP „Wonderful Life“ als Debüt, die mit einem Special Guest-Slot im Rahmen der „Together Till The End“-Tournee von „Mono Inc.“ erfolgreich beworben wurde. Neben dem titelgebenden Hit von Colin „Black“ Vearncombe, fanden sich darauf zudem weitere Perlen der Musikgeschichte, wie etwa „The Great Commandment“ der Synthie-Pop-Helden „Camouflage“, „Here With Me“ von Dido Armstrong oder zwei Cover der sympathischen Hamburger Gothic-Rocker. Der Grundstein für das erste Fulltime-Album, welches zu weiten Teilen über die Unterstützer-Plattform „Pledgemusic“ finanziert werden sollte, war also gelegt. So schlägt man nun am 24.11. und damit rund ein halbes Jahr nach dem verheißungsvollen Start von einst, ein gänzlich neues Kapitel in der eigenen Historie auf: „A New Chapter“.

Dieses nimmt mit „Shot In The Silence“ einen Anfang, wie er bombastischer wohl kaum sein könnte. Der von Martin Engler geschriebene Titel, lässt sogleich die schier unverkennbare Handschrift des Hanseaten durchschimmern und ist Zeidler wie auf den Leib geschneidert. Dennoch besitzt die Komposition genügend Eigenständigkeit und arbeitet insbesondere durch die individuelle Interpretation des Majors dessen unnachahmlichen Charakter heraus, wodurch eine von Beginn an fantastische Dramaturgie geschaffen wird. Der Song wurde zurecht als erste Single-Veröffentlichung des Albums ausgekoppelt, zu welcher es im Übrigen sogar noch ein empfehlenswertes Video gibt. Im Anschluss folgt mit „Stay“ ein Song der britischen Formation „Shakespears Sisters“ aus dem Jahre 1992, der im Gegensatz zum Opener mit weitaus weniger Wucht und Theatralik daherkommt. Ab der Hälfte nimmt die zuerst getragene Ballade allerdings einiges an Tempo auf und mündet gegen Ende überraschend in dunklen Rock-Gefilden. Auch „Wicked Game“ von Chris Isaak ist alles andere als eine bloße Kopie, sondern viel mehr eine komplett eigenständige Neuinterpretation, welche die Seele des grandiosen Originals wahrt, seine markanten Akzente herausarbeitet und darüber hinaus zudem anders in Szene gesetzte Blickwinkel beleuchtet. Eine Tatsache, die bei den folgenden drei Titeln gewissermaßen zu einem freudigen Déjà-vu führt, denn sowohl das bereits bekannte „Here With Me“, das in dieser Version zu einem symphonischen Koloss heranreift, als auch „Wonderful Life“ und „The Great Commandment“ haben es auf den Longplayer geschafft. Diese entwickeln sich zu straighten Up-Tempos, die durch ihre neuen Arrangements genau jene Grenzen ausloten, die den Originalen fehlten. Es ist die klangvolle Verbindung von orchestraler Energie mit rockenden Elementen, die durch die pointierten Einsätze der jeweiligen Versatzstücke jederzeit wie aus einem Guss wirkt. Deutlich überraschender ist da schon „Summertime Sadness“ von Chartstürmerin Lana Del Rey, dessen ursprünglich sanfte Note vom tiefen Bariton Zeidlers ungewöhnlich konterkariert wird und durch seine Perspektive gänzlich andere Facetten zu Tage fördert. Ebenso geschehen bei „My Sick Mind TV“ vom „Mono Inc.“-Album „Temple Of The Torn“ aus dem Jahr 2007. Wo einst paranoide Lyrcis drückender Elektronik und harten Gitarren in bester Dark Rock-Manier gegenüberstanden, thront jetzt eine reine Klavierbegleitung. Einzig und allein auf die Stimme reduziert, erschafft man hier intime Atmosphäre und ein Stück persönliche Kammermusik, die den Hörer ganz nah an die Gefühlswelten des Majors heranträgt und die wütende Qual in heimelige Melancholie verkehrt. Der unsterbliche Hit „Never Let Me Down Again“ von „Depeche Mode“, erscheint mit seiner anfänglichen Riff-Figur wie prädestiniert für die Hinzunahme energetischer Streicher und ist sicher einer der absoluten Höhepunkte des Albums. Der beste Beleg für eine durchweg funktionierende Wandelbarkeit bis weit über die Genre-Grenzen hinaus. Mit „White Wedding“ von „Billy Idol“ gibt es nun noch einen echten Evergreen aus den 80ern zu hören. Wenngleich hier auch die ungemein lässige Note des Originals beibehalten wird, präsentiert sich Zeidler stimmlich als weitaus weniger gehetzt und trumpft stattdessen mit purer Eleganz auf, bis das langsame „Drive“ von „The Cars“ schlussendlich einen thematisch runden Abschied erbringt. Sowohl der stete Versuch, bekannte Songs auf diese Weise neu zu interpretieren als auch Orchester mit Rock zu verbinden, ist alles andere als neu. Dennoch ist „MajorVoice“ in diesem Pool die löbliche Ausnahme. Im Gegensatz zu den medial gepushten Klon-Projekten aus der Hit-Fabrik, geschieht hier nichts aus reiner Profitgier, sondern aus purer Überzeugung. Zeidler ist die Freude an und die Liebe zur Musik in jeder Sekunde anzumerken, der hier seinem ganz eigenen Best-Of aus Lieblingssongs leidenschaftlich Tribut zollt. Auch er ist spürbar Fan und zitiert mit dieser musikalischen Auswahl, die für ihn selbst aus emotionalem Wert und Erinnerungen besteht, scheinbar freimütig aus verschiedenen Lebensabschnitten. Vergleiche zu ähnelnden Kollegen oder den Originalen sind somit nicht notwendig. Diese erübrigen sich schon nach kurzer Spielzeit durch ausreichend eigenständige Akzente und authentisch vergebenes Herzblut von allein. Ein Album, dem man einfach gerne lauscht. Klassik rockt!

Informationen:

http://majorvoice.de

https://de-de.facebook.com/MajorVoiceOfficial/

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