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BEITRÄGE:

AutorenbildChristoph Lorenz

Diary Of Dreams - Lord Of The Lost - Maerzfeld (2017)


Diary Of Dreams - Hell In Eden (2017)

Genre: Electro / Rock / Alternative

Release: 06.10.2017

Label: Accession (Indigo)

Spielzeit: 65 Minuten

Fazit:

Einst spielte er in zwei Schülerbands und komponierte im Zuge dessen mit "Tagebuch der Träume" ein Solo-Stück für Gitarre, welches darauf fatale Folgen für seine weitere Musikerkarriere haben sollte: Angelehnt daran gründete Adrian Hates im Jahre 1989 dann "Diary of Dreams". Ein Projekt welches sich anfangs noch dem Dark Wave verschrieben hatte, später aber auch Einflüsse aus dem Electro, Future Pop und Gothic Rock in sich vereinte und bis zum heutigen Tage zu den absoluten Ikonen der schwarzen Szene zählt. Nach "Grau Im Licht" folgt mit "Hell In Eden" dieser Tage das nunmehr siebte Studioalbum der facettenreichen Diskographie. Zunächst offiziell für Ende September angesetzt, verschob man das konkrete Veröffentlichungsdatum kurzfristig auf den 06.10.2017. Ein Grund, um Trübsal zu blasen oder sich gar Sorgen machen zu müssen? Mitnichten! Jetzt ist es endlich wieder an der Zeit für neue Träume...

Mit dem eröffnenden "Made In Shame" gräbt sich auch sogleich eine seltsam kriechende Dunkelheit in die aufmerksamen Gehörgänge ein. Anklagend, kraftvoll, energetisch und einnehmend. Epochale Choräle mischen sich mit rauen Gitarren, einer rhythmischen Elektronik und treibenden Drums, die den Aufbau maßgeblich mitbestimmen. Über diesem Konstrukt steht klar die ruhige Stimme von Hates selbst, welche es allein durch ihre pure Ausdrucksstärke wieder einmal mehr vermag, die Tore in gar fantastische Welten voller Emotionen und Abgründe aufzustoßen. "Epicon", das am 22. September bereits als gelungener Vorgeschmack veröffentlicht wurde, verkündet anschließend den Untergang vom Paradies und verwandelt jeden noch so hellen Lichtblick in ein höllisch-heißes Flammenmeer. Mahnende Worte setzen die Seele sogleich in züngelnden Brand und lodern tief zwischen dem unheilvollen Electro, der über die gesamte Spieldauer mit majestätischer Note und sakralen Versatzstücken besticht. Das folgende "Decipher Me" kommt dann gegensätzlich daher und setzt gekonnt auf gehaltvoll, ehrliche Dunkel-Romantik. "Diary of Dreams" berühren hier insbesondere durch treffende Lyrics, sind gewohnt melancholisch und doch tanzbar. Ein echter Hit in klassischer Manier mit eingängigem Club-Potential! Der Titeltrack "Hell In Eden" ist, entgegen dem Charme der bisherigen Songs, um ein Vielfaches wärmer und anrührender aufgebaut. All den Ballast und Hass scheinbar über Bord geworfen, präsentiert man fast schon ermutigenden Electro-Pop mit großer Geste und viel innewohnendem Gefühl. Auf den Punkt und ganz ohne überzogen oder gestelzt zu wirken, bis "Perfect Halo" einen gar einschneidenden Kontrast ansetzt. Balladesk und dabei doch angenehm pulsierend, erzählt Hates von tiefer Demut, Zweifeln, innerer Zerissenheit und drückender Resignation. Ein Track, welcher der gerade noch aufkeimenden Hoffnung einen gekonnten Dämpfer versetzt und doch tief blicken lässt. "Beast Of Pray" nimmt seinen schmeichelnden Anfang durch ein sanftes Piano, das die eindringliche Stimme des Sängers zurückhaltend und doch effektvoll unterstreicht. Ein langsamer, aber dennoch kontinuierlicher Anstieg der gesamten Dramaturgie ist durch Schlagzeug und Gitarre geboten. Mit "Listen And Scream" kehren Hates und Co. zu den musikalischen Wurzeln zurück und entfesseln einen mächtigen Stampfer, der schnell alles bisher dagewesene niederwalzt. Ein erbitterter Kampf zwischen Licht und Schatten. "Traces Of Light" und "Mercy Me" halten dann gar Komponenten aus beiden Stilen bereit, ehe das zerbrechliche "Bird Of Passage" dem Gesang mehr Raum zur eigenen Entfaltung einräumt und alle anderen Einflüsse weitestgehend zurückstellt. Ein ruhiger Sinkflug mitten ins Gefühlszentrum des Hörers. Durch "Sister Sin" erfolgt dann die Bekenntnis zu den eigenen Fehlern und Sünden. Mit einer Mischung aus elektronischen Komponenten, dezent sägenden Saiten und aufstrebenden Streichern tut Hates erlösende Buße. Das großteilig von Percussion bestimmte, progressive "Nevermore" durchquert im Anschluss nicht minder dunkle Fahrwasser. Die erste Single-Auskopplung "Hiding Rivers" führt dann alle bereits gehörten Stärken gekonnt zusammen und erschafft zum Abschluss ein orchestrales Epos der Sonderklasse. Ein sowohl in lyrischer als auch musikalischer Hinsicht monumentales Meistwerk am Puls der Zeit, welches alte Stärken fließend mit neuen Tugenden verknüpft und als aktuelles Aushängeschild für genau das steht, was "Diary of Dreams" seit jeher verkörpern: Zutiefst berührende, ergreifende und aufrüttelnde Melodien in ausgewogener Balance mit durchweg intelligenten, kritischen Texten.

Informationen:

http://www.diaryofdreams.de/

https://de-de.facebook.com/officialdiaryofdreams/

 

Lord Of The Lost - Swan Songs II (2017)

Genre: Klassik / Alternative

Release: 06.10.2017


Label: Napalm Records (Universal Music)

Spielzeit: 43 Minuten

Fazit:

Was für eine unglaubliche Erfolgsgeschichte! Anfang 2007 noch als reines Solo-Projekt von Mastermind und Sänger Chris Harms in Hamburg gegründet, sollte das, zwei Jahre später zur vollwertigen Band gewachsene, Projekt mit seinem Dark Rock nur wenig später komplett durch Decke der Szene gehen. Mit dem viel beachteten "Die Tomorrow", gelang den Überfliegern der Sprung in die Charts und von da an waren die Mannen nicht mehr aufzuhalten oder gar wegzudenken. Zunächst als stets gefeierter Support von Bands "Eisbrecher" oder "Letzte Instanz" auf den Bühnen, führten zahlreiche Auftritte auf namhaften Festivals wie dem Blackfield oder auch Amphi die geerdeten Hanseaten danach quer durch die Republik. Der Anfang einer Reise, die bis heute kein Ende nehmen sollte. Mit dem brachialen Werk "From The Flame Into The Fire" loteten Harms und Co. sodann die Grenzen zwischen lauten Gitarren, knallenden Drums, Screams und Shouts aus, bevor man pünktlich zum Debüt-Gig auf dem Wacken Open Air mit der EP "Full Metal Whore" das experimentelle Konstrukt aus Härte und Melodiösität weiterhin aufbrach und gekonnt auf die Spitze trieb. Doch zeitgleich geschah im Frühjahr 2015 gleich noch etwas in den Chameleon Studios: Entgegen ihrer bisherigen Marschrichtung wagten sich "Lord Of The Lost" an etwas komplett anderes. Mit "Swan Songs" interpretierte man, neben einer Handvoll eigens für dieses Album komponierter Titel, unter anderem auch großteilig bekannte Songs aus dem eigenen Repertoire gänzlich neu. Inspiriert durch das exklusive Event "Gothic meets Klassik" in Leipzig und die maßgebenden Ursprünge der Musik, kleidete man hier erstmalig in der Bandgeschichte ausgewählte Titel in klassische Arrangements und verlieh diesen dadurch eine gänzlich andere Wirkung, dem geneigten Hörer hingegen eröffnete man gar neue Perspektiven auf bereits bekanntes Material. Begleitet wurde diese Veröffentlichung von einer anschließenden Tournee unter dem mystischen Banner "A Night To Remember", welche das Quartett durch ausgewählte Locations wie Theater und Kirchen führte. Anders als sonst oftmals üblich, lag der Fokus hier allerdings nicht auf einer reinen Unplugged-Interpretation des bisherigen Schaffens, sondern wartete gleich mit einem eigens im Leben gerufenen Ensemble in bester Kammerorchester-Manier auf, wodurch eine komplett andere Ebene emotionaler Tiefe erreicht werden konnte. Die Shows, deren Finale mit einer Aufzeichnung in der Heimatstadt Hamburg gipfelte, verzückten und ergriffen die Fans in den ausgesuchten Venues deutschlandweit und darüber hinaus sogar auf den großen Festivals wie dem Castle Rock oder Mera Luna. Ein voller Erfolg also. Nach einem Wechsel des Labels von Out Of Line zu Napalm Records, erscheint am 06.10.2017 der nunmehr zweite Teil, passend reduziert und doch nicht minder verheißungsvoll "Swan Songs II" betitelt, mit welchem sich die Hamburger anschicken, ihren Erfolg von einst fortzusetzen.

"Waiting For You To Die" eröffnet mit einer rein akustischen Gitarre und birgt dabei den intimen Charakter schon jetzt tief in sich. Deutlich fokussiert man hier auf den eindringlichen Gesang von Frontmann Chris Harms, dessen Stimme gewohnt rau und doch warm die gesamte Palette an Emotionen abdeckt und scheinbar allein zu transportieren scheint. Auf dieser Basis treten die Instrumente zunächst eher in den Hintergrund, einige Rhythmuswechsel sorgen im Folgenden dann für einen spannenden Aufbau und ein erhöhtes Tempo. Ganz im Gegensatz zum Quasi-Titeltrack "Lighthouse", zieht man das Cover-Artwork hier einmal mit in Anbetracht. Deutlich sanfter und gemäßigter präsentiert das Ensemble eine nachdenkliche, fast schon drückende Stimmung, welche von der ansteigenden Dramaturgie durch die Intensivierung der Instrumente nur noch unterstrichen wird und für das tragende Konzept der ergreifenden Kammermusik gekonnt Pate steht. Durch "The Broken Ones" wird die Steigerung jäh beibehalten und insbesondere auch durch das immersive Arrangement der Streicher noch mehr an zusätzlichem Auftrieb gewonnen. Doch die Musiker brechen damit, als plötzlich Stille einkehrt und Harms allein mit seiner Stimme im Rampenlicht steht und erst zum Refrain wieder der Einsatz der Saitenfraktion einen gelungen Bogen dazu schlägt und sich eine geschlossene Einheit daraus bildet. Die Ballade "My Better Me" setzt danach vereinzelte Pausen des Gesangs als Schlüsselpunkte ein und nutzt diese, um Streicher und Holzbläser gekonnt in Szene zu setzen und deren Klang den nötigen Raum zu geben, jedoch ohne das Gesamtbild zu überlasten. Viel eher entsteht hier ein organischer Schlagabtausch, der sich als klarer Gewinn für den Titel herausstellt und ein wahrer Zeuge für die, bis in kleinste Detail durchdachten, Kompositionen ist. "Ribcages" findet sich ebenso in diesem Fahrwasser wieder und behält das grundlegende Tempo wie auch "Wander In Sable" bei, welches nach seiner durchweg atmosphärischen Einleitung an Fahrt aufnimmt. Bei "The Devil You Know" gibt es dann keinerlei instrumentale Einleitung, dafür gelingt der Einstieg direkt durch Chris Harms selbst. Die zurückhaltende Grundnote bleibt hier dennoch erhalten und wird von einem pointierten Einsatz der Streicher untermalt, bis es mit "We Were Divine" dann an der Zeit für den wohl ruhigsten Song des gesamten Albums ist. Die Stimme des Sängers sucht sich hier mit absolutem Bedacht ihren Weg zum Hörer und entschleunigt von Anfang an. Der dezente Ansatz steht dem Song gut und bewahrt dabei den erzielten Charakter. "From The Brink Of The Other World" geht dann gänzlich andere Wege und setzt von Beginn an auf monumentalen Bombast. Zunächst bringt man hier mit Harms Gesang wieder etwas Ruhe in den gesamten Aufbau, der fortan im direkten Wechsel mit der anfänglichen Stimmung stehen soll. "Fall Asleep" ist danach dann das letzte Lied zur guten Nacht und entfacht einmal mehr ganz großes Gefühlskino, welches an dieser Stelle alles andere als aufgesetzt wirkt und den Kreis des zweiten "Swan Songs"-Teils authentisch und hochgradig emotional schließt. Egal ob knallharte Riffs oder emotionale Note: "Lord Of The Lost" verstehen ihr Handwerk nach wie vor perfekt und setzten ihre vielseitigen Fertigkeiten einmal mehr gekonnt dazu ein, um anno 2017 an den ersten Erfolg ihres überraschenden Klassik-Debüts anzuknüpfen. Durch ein klar erkennbares Höchstmaß an Herzblut und Leidenschaft gelingt dies lückenlos und präsentiert darüber hinaus einen deutlich nachdenklicheren und in sich gekehrteren Ansatz der Hamburger Formation, welchen sie zweifellos ganz genauso gut beherrschen, wie auch die lauten Töne.

Informationen:

http://lordofthelost.de/

https://de-de.facebook.com/lordofthelost/

 

Maerzfeld - Ungleich (2017)

Genre: Rock / Alternative

Release: 13.10.2017

Label: Südpolmusic GmbH (Soulfood)

Spielzeit: 46 Minuten

Fazit:

Hinter der mysteriösen Begrifflichkeit des "Märzfeld", verbirgt sich nach historischer Ansicht der gleichnamige Platz, den die Merowinger seinerzeit als Heeresversammlungsort nutzten. Nach direkten Aussagen der bayerischen Band aus Michael Frischbier, Bora Öksüz, Mike Sitzmann, Matthias Sitzmann und Heli Reißenweber sei jenes aber ebenso als Metapher für das Leben selbst anzusehen, in welchem man seine Ziele nur als Lohn für harte und ehrliche Arbeit erreiche. Im Jahr 2004 zunächst noch als eigenständiges Projekt gegründet, entschied man sich ob Reißenwebers gravierend ähnlicher Stimmlage schnell dazu, mit "Stahlzeit" auf eine groß angelegte Tribute-Show zu setzen und verwarf die Pläne für eigenständige Musik zunächst. Das Unterfangen sollte von bahnbrechendem Erfolg gekrönt sein, bis zum heutigen Tage gelten die Kulmbacher Pyromanen als weltweit erfolgreichste Coverband der Berliner Legende und füllen deutschlandweit vor durchweg begeistertem Publikum die Konzertsäle. Erst 2009 kam die einstige Idee erneut wieder auf und so entschied man sich mit dem Single-Vorboten "Exil" dazu, die Veröffentlichung komplett eigenständiger Kompositionen wieder aufzunehmen und parallel anlaufen zu lassen. Zwei Jahre später erschien mit "Tief" das viel beachtete Debüt, auf welches 2014 der Zweitling "Fremdkörper" folgen sollte. Neben der gelungenen Promotion durch eigene Headliner-Shows, teilten sich "Maerzfeld" im Folgenden die Bühnen mit Szene-Größen wie "Stahlmann", "In Extremo" oder auch "Eisbrecher", auf deren "Schock"-Tournee der neue Song "Es Bricht" vorgestellt und am Merchandising-Stand gratis auf CD ausgegeben wurde. Durch einige, interne Umstrukturierungen verschob sich der Release allerdings einige Male, bis im Frühjahr diesen Jahres nun mit den Aufnahmen begonnen werden konnte. Jetzt ist es endlich soweit und anstelle des zunächst verwendeten Arbeitstitels "Nackt", steht am 13.10.2017 mit dem verheißungsvollen "Ungleich" die nunmehr dritte Veröffentlichung ins Haus. Eine Freude für alle Fans der Neuen Deutschen Härte!

Mit dem kräftigen "Zweifel" eröffnet man auch sogleich in klassischer Manier. Während Heli markant mit dunkler Stimme singt, geben die noch zurückhaltenden Drums den voran marschierenden Takt vor. Dezente Synthie-Flächen brodeln bedrohlich unter der Oberfläche und steigen gemeinsam mit den jetzt immer aggressiver eingesetzten Gitarrenriffs langsam an, bis sich alle Instrumente in Gänze im Refrain entladen und kurz darauf in einer wütenden Walze münden. Ein Auftakt nach Maß, der vor allem durch den charmanten Vortrag des Textes gefällt. "Meine Lügen Kannst Du Glauben" greift die gereifte Energie auf und bündelt die einzelnen Stränge zu einem knackigen Hit. Der Song wurde samt zugehörigem Video nicht grundlos vorab als lockender Repräsentant für das Album auserkoren und zieht das Tempo ebenso sehr von Null auf Hundert an, wie er auch auf ungewohnte Eingängigkeit und Direktheit beim Text zurückgreift. Die mitreißende Nummer gefällt insbesondere im fast schon poppigen Hauptteil, durch ihre pointiert eingesetzten Shouts und eine elektrisierende Melodie, die unweigerlich zum tanzen einlädt. Das bereits weiter oben angesprochene und bekannte "Es Bricht" geht mit diesem Prinzip konform und setzt schweren Riffs mit erheblicher Industrial-Schlagseite, streckenweise ruhigen Passagen und einem Refrain mit ordentlichem Ohrwurm-Charakter entgegen. Vom bekannten Schema der NDH weicht man hier weitestgehend angenehm ab und lädt stattdessen zum mitsingen auf den kommenden Konzerten ein. Der namensgebenden Titeltrack "Ungleich" hält dann sogleich auch eine klare Message bereit, mit der man sich von immer gleichen Mustern und Anpassung distanziert, sowie gleichsam für die eigene Entwicklung des freien Geistes eines jeden Individuums plädiert und wortgewaltig einsteht. Verzerrte Electro-Sounds und eine Gastsängerin tragen zur verspielten Experimentierfreude bei, der hymnische Refrain bleibt sofort im Gedächtnis und entfaltet sich dort unweigerlich mit jedem weiteren Durchgang. Gegen den Strom mit "Maerzfeld"! Mit "Falsche Helden" und "Nackt" gibt es dann nochmal bewährte Kost im neuen Gewand. Hier trumpfen die Fünf mit einer perfekt angestimmten Mischung aus harten Gitarren, glasklar scheppernden Drums und fetzenden Synths auf, die sogar reißerische Dubstep-Elemente bereithalten. Über allem thront dabei jedoch stets die unverwechselbare Stimme von Heli, die dem Hörer mal düster zuraunt, kurz darauf brachial aufschreit und dann wieder hell und majestätisch als Basis für die großen Melodien dient. "Stalingrad" besticht durch ruhige Anstriche und eine merklich zurückgefahrene Saitenfraktion. Der Fokus liegt klar auf Gesang, Schlagzeug und Keyboard. Rein inhaltlich thematisiert man das dramatische Massengrab, bei dem viele Soldaten ihre Leben ließen und arbeitet die Ereignisse auf eindringliche und nicht minder respektvolle Weise auf. "Schnitter" geht dann schon auf fast klassischen Deutsch-Rock-Pfaden und nimmt die Geschwindigkeit als gekonnte Alternative-Nummer wieder auf, bevor "Das Licht" eine wahre Power-Ballade im Stil von "Erleuchtung" darstellt. Sanfte Klavier-Einschübe transportieren ganz viel Gefühl und ebnen den Weg für das nachfolgende Hoch in Form des packenden Refrains. "Schaedling" ist dann wohl der härteste Song des neuen Werks. Thematisch leicht an "Morgenstern" der Berliner Skandalrocker angelehnt, entlädt sich die kochende Wut hier Stück für Stück in den Strophen und gipfelt schließlich in einem brutalen Chorus mit perfekt gesetzten Shouts. Ein echtes Highlight unter den insgesamt elf Tracks und einer der wenigen Songs, die den altbekannten Stil noch komplett innehaben. Durch das grandiose "Du Fehlst" findet die neue Veröffentlichung dann ihren ruhigen Schlusspunkt. Orchestrale Elemente, wie etwa ergreifend arrangierte Streicher, verleihen dieser rockigen Trennungsballade ihren emotionalen Charakter, die insbesondere im Refrain durch die ausgewogene Melange aus rauen Saiten und flirrendem Electro intensiv wirkt. Ein perfektes Finale, welches von der starken Entwicklung der fünf Musiker zeugt. Diese ist es nämlich, die auf "Ungleich" am ehesten verdiente Beachtung finden sollte, denn hier zeigen sich die Kulmbacher nämlich als alles andere, als ein genormtes Abziehbild. Musikalische oder textliche Einflüsse des einstigen, großen Vorbilds sucht man hier glücklicherweise vergebens. Sattdessen treten "Maerzfeld" immer mehr aus dem Schatten heraus und präsentieren sich 2017 eigenständiger denn je! Heli Reißenweber variiert mit seiner markanten Stimme, die starken Lyrics kommen stellenweise angenehm direkt und klar auf den Punkt, während sich der Sound die Waage zwischen brettharten Momenten und tanzbarer Eingängigkeit hält. Enorm erwachsen und am eigenen Anspruch gereift - Genauso darf, kann und muss es weiter gehen. "Maerzfeld" sind endlich ganz sie selbst, sind endlich "Ungleich"!

Informationen:

http://www.maerzfeld.de/

https://de-de.facebook.com/Maerzfeld/

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