Mono Inc. - „Together Till The End"-Tour - Turbinenhalle, Oberhausen - 21.04.2017
Veranstaltungsort:
Stadt: Oberhausen, Deutschland
Location: Turbinenhalle 1
Kapazität: ca. 3.500
Stehplätze: Ja
Sitzplätze: Nein
Homepage: http://www.turbinenhalle.de
Einleitung:
Als der Fahrer das Taxi in das großflächige Gewerbegebiet einlenkt, ist es nicht mehr weit. Wir befinden uns in der Straße "Im Lipperfeld". Ich weiß nicht, wie oft ich in der vergangenen Stunde in regelmäßigen Abständen hektische Blicke auf meine Armbanduhr geworfen habe, dafür waren es schlicht zu viele. Entgegen meiner sonst üblichen, durchweg koordinierten Planungen, habe ich mich um einige Minuten verspätet. Die Bahn hatte einmal mehr gänzlich andere Pläne. Zwar lässt der offizielle Einlass noch eine gute halbe Stunde auf sich warten, dennoch war mein Termin ursprünglich um 18.30 Uhr angesetzt. Immerhin spielt das alte Autoradio "The Passenger", ein Titel, der hier einigen Lesern jetzt äußerst bekannt vorkommen dürfte und meine Wenigkeit auf die letzten Meter der zu fahrenden Strecke nervös im Takt mitwippen lässt. "Da vorne können Sie ruhig anhalten.", weise ich an und bedanke mich mit einem kleinen Trinkgeld für die schnelle Mitnahme. Nur einen Sekundenbruchteil später, haste ich die Einfahrt auf den großen Parkplatz hinauf und sehe mich bereits einer langen Schlange Wartender gegenüber. Noch sind die Tore der kultigen Turbinenhalle fest verschlossen, also was tun? Plötzlich erspähe ich einen stationierten Sicherheitsbediensteten in der Nähe des Seiteneingangs. Ich gehe ein Stück um die Lokalität herum und versuche mein Glück. "Entschuldigung? Ich hätte hier vor einer guten halben Stunde ein Interview mit der Band gehabt. Können Sie mir zufällig sagen, an wen ich mich hier vor Ort wenden muss? Der Einlass beginnt ja gleich.". "Oh, das müssen Sie gleich oben jemanden fragen. Da steht dann auch mein Chef, ich kann dazu leider nichts sagen.". "Alles klar, mache ich dann. Danke trotzdem.", lächele ich, hole mein Handy aus der Tasche hervor und wähle die Nummer des zuständigen Tourmanagers. Dieser meldet sich tatsächlich schon nach zweimaligem Klingeln, ich habe also Glück. Wir besprechen kurzerhand die Details und er verrät mir, dass ich auf der Gästeliste stehe und somit keine Probleme am Einlass haben dürfte. Und auch das geplante Interview muss nicht wie befürchtet ins Wasser fallen, sondern wird einfach zeitlich verschoben. Dankbar lege ich auf und reihe mich leicht nervös bei den übrigen Besuchern ein. Die Wartezeit vergeht wie im Fluge und wir selbst dann noch amüsant verkürzt, als uns ein übermotivierter Parkplatzwart lautstark zurechtweist oder zwei Elstern mit ihrem Balzverhalten für Gelächter sorgen. Innen angekommen, nehme ich den separaten Eingang, nenne meinen Namen und lege meinen Personalausweis vor. Ein eigener Fotopass wird mir erfreulicherweise gleich dazugelegt und so passiere ich die Taschenkontrolle und stehe nur wenig später direkt inmitten des breiten Foyers. Noch bevor ich ein bekanntes Gesicht erblicken oder mich gar am Merchandising-Stand umsehen kann, winkt mir Torben Bortz auch schon aus nächster Entfernung signalisierend zu. "Hey, alles gut bei dir?", erkundigt sich der sympathische Tourmanager, der übrigens am heutigen Tage mit der Band "Die Heart" sein erstes Album vorlegt (Review unter diesem Link). "Hi, ja alles super. Nur leider hat's die Bahn ungewollt etwas verkompliziert.". "Ah, das kennt man ja auch nicht anders.", lacht er und gibt mir ein Zeichen ihm zu folgen. Wir passieren schnellen Schrittes die große Halle, in der sich schon eine beträchtliche Zahl an Fans vor der Bühne tummelt und nehmen eine unscheinbare Doppeltür an der rechten Seite. Als ich den Vorraum des Backstagebereichs betrete, erblicke ich bereits Carl Fornia, der schon auf einer Bank Platz genommen hat. Man macht uns kurz miteinander bekannt und ich setze mich an den langen Tisch. "Magst du vielleicht etwas trinken? Wasser, Bier, Wein?", fragt Bortz gastfreundlich. Ich zögere kurz und entscheide mich dann für ein Bier, dann wende ich mich wieder dem Gitarristen zu. "Ursprünglich solltest du das Interview ja mit Martin machen, aber er hat sich jetzt erstmal etwas hingelegt. Die letzten Wochen waren wirklich unglaublich anstrengend für ihn, er hat vor allem viel bei der aktuellen Tournee mitgeplant und alles dafür vorbereitet. Aber ich glaube, dass ich da auch ein paar gute Antworten geben kann und wir beiden Spaß haben werden.", lächelt Fornia mir ermunternd zu. Ich überreiche ihm wie üblich ein kleines Gastgeschenk, welches er dankbar entgegennimmt. Gerade als ich mein Diktiergerät aus der Tasche hervorholen will, stellt der Tourmanager mir einen großen Becher auf den Tisch. "Bier haben wir gerade keins mehr, glaube ich. Trinkst du auch Wein? Lieber Weißen oder Roten?", fragt er mich. "Dann nehme ich gerne einen Weißwein.". Er schenkt mir ein und ich bedanke mich. "Dann lasse ich euch mal alleine und komme in einer Viertelstunde wieder, würde ich sagen?". Er verlässt den Raum und nachdem ich noch einen Blick auf meine Notizen geworfen habe, klickt nur wenig später der "Aufnahme"-Knopf... Worüber ich mich mit dem Gründungsmitglied einer der derzeit erfolgreichsten Szene-Bands genau unterhalten habe, lest ihr hier. Nach etwa zwanzig Minuten kommt der Tourmanager wieder dazu und setzt sich interessiert zu uns an den Tisch. "Fertig?". Fast. Ich stelle meine letzte Frage und drücke schließlich die rote "Stop"-Taste auf dem Gerät. "Vielen Dank für deine Zeit und gute Besserung an Martin!", verabschiede ich mich. "Danke dir. Aber Martin ist ja nicht wirklich krank, sondern nur etwas erschöpft. Im Gegenteil, er ist sogar sehr fit! Da merkt man dann gar nichts mehr von, aber das wirst du ja gleich alles sehen.", freut sich Carl sichtlich auf die anstehende Show. "Wir sehen uns bestimmt bald wieder, fülle dir doch eben nochmal deinen Becher auf, hm?", meint Bortz und noch ehe ich meinen Blick auf die Weißweinflasche werfen kann, schenkt er mir bis zum Rand ein. Nachdem ich meinen Mantel von der Stuhllehne genommen und die Tasche geschultert habe, bedanke ich mich nochmals und stoße, das Getränk in der linken Hand balancierend, die schwere Doppeltür mit der Schulter auf. Da stehe ich nun wieder, direkt im Innenraum der altehrwürdigen Turbinenhalle und muss feststellen, dass sich dieser innerhalb der letzten halben Stunde sichtlich mit Besuchern gefüllt hat.
Palast:
Exakt um 20.00 Uhr ist es auch schon an der Zeit für den Support. Nachdem die schweizerischen NDH-Rocker von "Stoneman" den Besuchern der vergangenen Konzerte im Jahr 2015 schon bestens einzuheizen wussten, soll diese ehrenvolle Aufgabe auf der aktuellen "Together Till The End"-Tournee nunmehr den Newcomern von "Palast" gebühren. Die Berliner konnten bereits auf einigen Events in der jüngsten Vergangenheit ihr Talent unter Beweis stellen und somit etwa gleich zu Anfang des Quartals gemeinsam mit Koryphäe Joachim Witt reichlich Erfahrung sammeln. Darüber hinaus veröffentlichte das Trio heuer ihr gelungenes Debütalbum, welches mit abwechslungsreichen Titeln aller Couleur aufwartet und die Messlatte für das zukünftige Schaffen enorm hoch anlegt (Review unter diesem Link). Beste Voraussetzungen also, oder? Zumindest fast, denn als das motivierte Trio zu den Klängen des druckvollen Openers "Shut The Door" die Bühne entert, ist die Turbinenhalle gerade einmal bis zur Hälfte gefüllt. Sehr schade, denn einerseits ist den Musikern hinsichtlich ihres großen Engagements deutlich mehr Aufmerksamkeit zuzugestehen, andererseits verpassen dadurch verhältnismäßig viele Besucher ein echtes Highlight. "Wir freuen uns, mit euch feiern zu dürfen! Seid ihr auch bereit, mit uns zu feiern? Wir natürlich auch, der nächste Song heißt ganz einfach "Crucify", begrüßt Fronter Sascha Pace die Anwesenden und schreitet mit seinen Kollegen nahtlos im straffen Set voran. Anders als noch unmittelbar zu Beginn, erntet man hier einen erheblich größeren Applaus, seitens des anfangs doch recht reserviert anmutenden Publikums. Das Eis scheint also vorerst glücklicherweise gebrochen. "Wer war schon einmal in seinen besten Freund oder die beste Freundin verknallt? Bestimmt einige von euch, oder? In manchen Fällen wäre es aber besser gewesen, man wäre nur befreundet geblieben...", leitet Pace zu dem oldschooligen "Just Friends" über. Vor allem hier überzeugen Marc Engel und Tommy Apus durch ihr pointiertes Spiel an den beiden E-Drums vollends und untermalen die stimmungsvolle Nummer der im Oktober 2016 veröffentlichten EP bestmöglich. "Vielen Dank. Ganz kurze Frage, weil wir vorhin noch nicht gefragt haben. Seid ihr bereit für "Mono Inc."?", versucht der Sänger die Stimmung vorsichtig weiter anzuheben. "Vielleicht bilde ich es mir nur ein, aber das war besser als vorhin. Ihr seht übrigens sehr schön aus. Alle schwarz, so wie wir. Super!", lächelt er sympathisch. Mit "Get Me" geht es dann nochmal eine Spur tanzbarer zu, die elektrisierenden Beats bringen durch ihre ausgewogene Mischung aus modernen und retrolastigen Elementen jedenfalls erste Bewegung in die Reihen. "Ich muss echt sagen, das ist ein geiler Tag für uns. Heute ist unser Debütalbum erschienen und das heißt genauso wie wir. Wir haben 2015 damit angefangen, dieses Ding zu machen und letzten Oktober ist unsere EP erschienen. Wir möchten jetzt gerne einen neuen Song präsentieren, für die, did immer schon ein bisschen anders sein wollten. Alle ziehen und zerren manchmal an einem herum, doch jeder kann so sein wie er will und deshalb heißt dieser Track "Strong".", findet der groß gewachsene Frontmann an dieser Stelle genau die richtigen Worte. Das balladeske Stück, welches zuvor schon während der "Thron"-Tour dargeboten wurde, scheint den Geschmack so einiger Zuschauer zu treffen und schlägt durch seine einprägsame Melodie und den powernden Refrain treffsicher ein. Den Mittelpart lockert Engel mit einem passenden Solo auf, Apus steuert derweil den Background-Gesang bei. "Manchmal ist es so, dass die Setlist so kurz ist und dann vergisst man doch glatt den nächsten Song.", lacht Pace und wartet auf einen akustischen Hinweis der übrigen Musiker. "Ah, immer an der gleichen Stelle. Das hier ist unsere aktuelle Single!". Es folgen das poppige "Mirror Mirror", zu welchem es im übrigen auch ein eigenes Video gibt, sowie das mystische "Best Of Me", das in seiner Live-Version von einem langen Gitarren-Intro eingeleitet wird. "Wir kommen schon zum letzten Song des Abends. Ich wollte an der Stelle einmal kurz Dankeschön sagen, an Matthias vom Licht und Sound hier aus dem Hause und Benjamin vom Merchandising-Stand. Da sehen wir uns nachher und können uns etwas kennenlernen. Natürlich auch vielen Dank an "Mono Inc.". Hier kommt unser Letzter für heute und er heißt so, wie unsere EP.", kündigt Pace den Closer "Hush" an, zu dessen Finale es noch ein lärmendes Drum-Battle gibt. "Einen Applaus für Tommy Apus und Marc Engel. Ich bin der Sascha und zusammen sind wir "Palast". Viel Spaß noch und bis später!", verabschieden sich die Hauptstädter freudig und räumen zu den bluesigen Klängen der "Soulsavers" das Feld. Ein stimmiger Auftritt mit perfekt ausgewogener Setlist, einer jungen und höchst engagierten Band! Leider traf der fast ausnahmslos elektronische Pop jedoch aufgrund seiner, im direkten Vergleich zum Headliner, eher genrefremden Ausrichtung, nicht so recht den Nerv der Anwesenden und ließ so manche Bemühung im Sande verlaufen. Schade, denn hier wäre die unvoreingenommene Aufmerksamkeit mancher Gäste nicht nur wünschenswert, sondern durchaus auch berechtigt gewesen. Dennoch werden die Jungs an diesem Abend sicher den ein oder anderen interessierten Hörer dazugewonnen und ihren Weg gehen.
Mono Inc.:
Die letzten Minuten seit der obligatorischen Umbauphase sind überraschend wie im Fluge vergangen. Schwärmte ein großer Teil der anwesenden Gäste nach dem letzten Song des Supports noch aus, um sich an der frischen Luft abzukühlen, das breite Angebot des örtlichen Merchandising-Stands unter genauen Augenschein zu nehmen oder neue Wertbons für Getränke zu ordern, finden sie sich nun alle langsam wieder am Ort des Geschehens ein. Einige andere wiederum verharren nach wie vor unerschütterlich auf ihrem bereits erkämpften Platz und sind um eine möglichst gute Sicht bemüht. Was sich anfangs höchstens andeutete, ist eine Stunde später unverkennbare Realität geworden: Das Innere der Turbinenhalle ist fast ausnahmslos und bis auf die letzten Quadratmeter ausgefüllt, doch die über dem regulären Zuschauerraum liegenden Ränge bleiben weiterhin geschlossen. Der Zeiger ist mittlerweile unerbittlich vorangeschritten und als dieser immer mehr auf den nahenden Beginn zu verweisen scheint, eilen auch die letzten Besucher durch die zahlreichen Doppeltüren des Foyers. Alles blickt sichtlich erwartungsfroh nach vorn, lose Gesprächsfetzen lassen schon jetzt Spannung und pure Vorfreude vernehmen. Die aufgeregten Unterhaltungen nehmen plötzlich wie von selbst ab, als die untermalende Musik aus den Boxen allmählich leiser und das Licht heruntergedimmt wird. Es ist kurz vor 21.00 Uhr und somit sind es nur noch wenige Sekunden, bis Oberhausen an Deck antreten darf. Als der Saal wenig später plötzlich in undurchdringlicher Dunkelheit versunken ist, brandet tosender Beifall auf und zerreißt die Stille. Wie aus weiter Ferne ist das Geräusch mächtiger Wellen zu vernehmen, welche in regelmäßigen Abständen langsam an Schubkraft aufnehmen, um anschließend mächtig gen Ufer zu rollen und erst von den Sandbänken dort ausgebremst zu werden. Der helle Klang einer alten Schifferglocke hallt durch die dichten Zuschauerreihen, während eine einsame Möwe ins Nichts hinein krächzt. Plötzlich wird die große Bühne in eisblaue Farbtöne getaucht, gibt ein Stück mehr Einsicht in das Geschehen und lässt eine erste, grobe Silhouette erahnen. Vereinzelte Lichtpunkte blinken wie die Signale einer Boje auf, verweisen auf nahendes Land und versuchen zunächst noch vergeblich, gegen die dichte Nebelwand zu bestehen. Schließlich lichten sich die dunklen, scheinbar undurchdringlichen Wolken doch und gewähren nun einen fast vollständigen Blick auf das imposante Deck eines angedeuteten Kreuzers, der sich beständig durch den Dunst schraubt. Zu den Seiten hängen große, weiße Flaggen von oben herab, deren Fläche der bekannte Umriss eines Raben ziert. Sie wehen wild im Wind, als unversehens eine kühle Brise aufzieht und sich mit starrem Griff über den Innenraum legt. Als die Melodie eines alten Akkordeons die prägnante Melodie des Titeltracks anstimmt und sodann von synthetischen Kontrasten untermalt wird, entern alle Bandmitglieder geschlossen hintereinander die Bretter. Die Erste ist traditionell Lady Katha Mia, die sich jetzt schnellen Schrittes und unter lautem Beifall auf ihre angestammte Position begibt. Das wuchtige Schlagzeug, welches auf einem hohen Podest in hölzerner Optik thront, erreicht, leuchten die drei darin verbauten Bullaugen eindrucksvoll auf. Gitarrist Carl Fornia und Bassist Manuel Antoni stellen sich seitlich am vorderen Bühnenrand auf und entfesseln den melodiösen Opener "Together Till The End". Mit einem pyrotechnischen Donnerschlag stürmt auch Frontmann Martin Engler heran und intoniert charismatisch die ersten Zeilen. In eine dunkelrote Offiziersuniform gekleidet, transportiert er genau wie seine Kollegen, welche ebenfalls ihre individuelle Garderobe vom aktuellen Artwork tragen, die originelle Atmosphäre und trägt somit zum dichten Authentizitätsgrad bei. "Guten Abend Oberhausen... Ich sagte, guten Abend Oberhausen!", begrüßt er die zahlreich erschienenen Fans freudig und diese antworten, wie sollte es anders sein, nicht minder euphorisch mit unüberhörbaren Zurufen. Ohne weiter viele Worte zu verlieren, schreiten die Hamburger eifrig im Set voran. Schlagzeugerin Katha Mia gibt an ihrem Instrument den straffen Rhythmus vor, unterdessen klatschen zahlreiche Besucher ganz ohne vorherige Aufforderung im Takt dazu. Die Gitarre im Anschlag, bereitet Engler die lange Reise mit "The Banks Of Eden" vor. Deutlich kraftvoller als seine Studioversion, weiß der Song definitiv die Stimmung anzuheizen und reißt von der ersten Sekunde an mit. "Zeigt mir die Hände, Oberhausen. Go!", animiert Engler zum unschlagbaren Live-Kracher "Arabia" zu mehr Bewegung, während die Szenerie passend dazu in exotisch warme Farben gehüllt wird. Wie üblich, brauchen sowohl "Mono Inc." als auch ihre treuen Anhänger keine schleppend lange Anlaufzeit, um das Eis zu brechen und auf Hochtouren zu kommen. Gemeinsam pushen sich Musiker und Publikum immer weiter und steigern die kollektiv zelebrierte Dynamik selbst dann noch ohne klar ersichtliche Mühen, als der Sänger grinsend zum scheinbar längst erreichten Maximum anstachelt: "Ich höre euch nicht. Immer noch nicht. Lauter!". Ein elektronisch angehauchtes Zwischenspiel verweist schon in seinen Grundfesten dezent auf das nächste Lied, "Mono Inc." gönnen sich noch immer keine Pause und nehmen sich doch die Zeit, für einige auflockernde Phrasen. "Es ist schön, wieder bei euch in Oberhausen zu sein. Danke!". Diese Worte markieren genau den einen Moment, auf den sich so viele Menschen seit Wochen gefreut haben. Heute ist der Tag wortwörtlich gekommen, "This Is The Day"! Nach dem unverzichtbaren Klassiker vom Album "Pain, Love & Poetry", widmen sich die Monomanen neueren Klängen und laden mit dem verträumt-melancholischen "Never-Ending Love Song" zu einem abenteuerlichen Trip durch die Prärien der texanischen Wüste.
Danach herrscht überraschend erneute Stille. Die Turbinenhalle liegt ein weiteres Mal in tiefer Dunkelheit, durch welche jetzt schemenhaft einige Crew-Mitglieder zu erkennen sind, die sich an größere Umbauten zu machen scheinen. Schlagartig werden die beiden Fahnen erleuchtet, die sich nun wieder wie übergroße Segel im Sturm aufzublähen beginnen. Plötzlich setzt lautes Meeresrauschen ein und steigt dann zu einem unheilvollen Grollen an. Kleine Lichter blinken auf und suchen erneut ihren Weg durch die dichten Nebelschwaden. Dröhnende Glockenschläge kündigen den nächsten Titel an, dann betreten sechs gewandete Gestalteten die Bretter und reihen sich auf den Podesten auf. Als letzter kommt Engler selbst hinzu, der nun den tiefschwarzen, von zahlreichen Rüschen gesäumten Mantel der "Viva Hades"-Tournee trägt. Zielstrebig begibt er sich zum vorderen Bühnenrand und legt seine Hände um ein großes Steuerrad, bevor er die ersten Zeilen des atmosphärischen "Across The Waves" beschwört, deren Refrain die Vermummten synchron mit donnernden Trommelschlägen begleiten. Ein wirklich imposantes Bild, dessen Finale nur noch mehr aufgewertet wird, als Katha Mia wieder an ihr Schlagzeug herantritt und unter stroboskopischen Blitzen in den letzten Part einsteigt. Fürwahr eine spektakuläre Inszenierung! Dieser steht der folgende Track jedoch in nichts nach, wie das vorausgehende Instrumental erahnen lässt. Mit einem mächtigen, doppelten Funkenschlag direkt aus den beiden Kanonen neben dem Drum-Set, beginnt die aktuelle Single-Auskopplung "Boatman". Das schwelgerische Stück setzt vor allem live beeindruckende Akzente und überträgt die Stimmung von Fernweh und Seefahrt, auch ohne die tatkräftige Unterstützung von Duett-Partner Ronan Harris, nur zu gut. Zum Abschluss bietet Martin Engler dann noch auf dem Laufsteg ein energetisches Gitarren-Solo und rundet die stimmungsvolle Halbballade somit mehr als würdig ab. Zum düsteren "Forgiven" befeuert der Frontmann, hier in thematisch passender Priesterkutte, die Menge dann zum mitmachen und lässt sich die einzelnen Seiten ein wahres Duell liefern. Erst danach wendet er sich erstmalig ausführlicher an das Publikum. "Vielen Dank für diesen wunderbaren Empfang, Oberhausen! Es gibt Geschichten, die zu schön sind, um wahr sein zu können und doch gibt es diese kleinen Augenblicke immer wieder im Leben. Auch wenn es wie aus einem Märchen klingt, so war ich gemeinsam mit achthundert Fans in Hamburg dabei. Um es kurz zu machen: Jemand gewinnt den Preis, mit uns ein Lied zu singen. Man kennt das ja alles von so Sachen wie "DSDS", da kommt dann einer und so weiter. Aber das, was dann kam, hat uns komplett umgehauen. Mittlerweile hat er einen Plattenvertrag und heute ist seine erste CD erschienen. Die gibt's auch draußen, das solltet ihr nicht verpassen. Meine Damen, meine Herren, weil er einfach ein feiner Kerl ist, wünsche ich ihm eine Erfolgsgeschichte. Möge sie hier und heute beginnen...". Mit diesen Worten verlässt Engler die Bühne und überlässt das Rampenlicht stattdessen einem groß gewachsenen Mann, der daraufhin mit langsamen Schritten und einem unübersehbaren Lächeln die Bretter betritt. Es ist Ronald Zeidler, der den Käufern der Deluxe-Box unter anderem schon ein Begriff sein dürfte, ist sein gerade angesprochenes Live-Debüt doch auf dem exklusiven, dritten Rohling zu finden. Unter dem Pseudonym "MajorVoice" segelt der Hüne ab dem heutigen Tage unter der Flagge von "NoCut", dem heimischen Label der Monos (Review unter diesem Link). Während Carl Fornia im Hintergrund die Saiten einer Akustikgitarre bearbeitet, beginnt der Mann mit der bewegenden Vergangenheit auch sogleich mit den ersten Zeilen von "Potter's Field". Schon wenige Sekunden später setzt ob der beeindruckenden Stimme berechtigt stürmischer Applaus ein. Zeidler erobert die Herzen wie im Sturm. Nur wenig später kommt auch der Rest der Band wieder dazu und schafft mit dem Titeltrack seiner ersten EP, der symphonisch angehauchten Cover-Version von "Wonderful Life", einen druckvollen Kontrast zur vorherigen Piano-Ballade. Insbesondere das zweite Stück schafft es vor allem aufgrund seiner schieren Eingängigkeit und der musikalischen Nähe zum Mainact, die Besucher rasend schnell zu begeistern. Mit einer Umarmung verabschieden sich die beiden Sänger herzlich voneinander und kehren mit dem beliebten "Symphony Of Pain", in dessen Refrain traditionell meterhohe Feuersäulen in die Lüfte stecken, direkt zurück in monomanische Gefilde. Der herzzerreißende Klassiker "Gothic Queen" gewährt einen weiteren Einblick in die facettenreichen Schaffensphasen der Hamburger, ehe es die schwarze Gemeinschaft mit dem neuen Szene-Hit "Children Of The Dark" erstmal ordentlich zu feiern gilt. Auch lange nachdem der letzte Ton verhallt ist, singen die Fans die Melodie des Refrains in beherzten Chören.
Ein druckvoller Beat setzt ein und vermengt sich mit einer schrillen Synthie-Melodie, die breiten Lichtstrahlen einiger Scheinwerfer ziehen durch die dichten Reihen. Unter tosendem Applaus tritt nun Katha Mia an den vorderen Bühnenrand und macht sich alsbald daran, ein rhythmisches Solo auf ihrem Drum-Set mit zwei erhöhten Becken darzubieten. Dann setzt die Saitenfraktion unversehens in einem nahtlosen Übergang ein, Antoni und Fornia nehmen ihre Plätze unter grellen Blitzen in Beschlag und auch Engler tritt in einer olivgrünen Bomberjacke wieder hinzu. "Das ist unser letzter Song für heute Abend und wir geben nochmal alles!", kündigt er verheißungsvoll an. Es ist an der Zeit für die allseits bekannte Anti-Kriegshymne, das straight rockende Gary Moore-Cover "After The War". Zu grellen Pyro-Schüben ziehen "Mono Inc." noch einmal alle Register und fordern die Stimmen der Fans ein, bevor der Frontmann abschließend einen Tusch schlägt und sich die Band unter Jubel vorerst verabschiedet. Doch Oberhausen hat noch lange nicht genug von seinen Helden und fordert die sympathischen Hanseaten lautstark für eine Zugabe zurück, welche natürlich nicht verwehrt bleibt. Unter einem gemäßigten Instrumental kehrt Engler vorerst allein zurück und beginnt mit der Hook eines wohlbekannten Songs. Schon wenige Sekunden später singen alle Besucher mit und die übrigen Mitglieder spielen zur powernden Ballade "Kein Weg Zu Weit" auf. Den eingängigen Refrain singen dann alle zusammen und lassen gemeinsam, einem einheitlichen Meer gleich, die Arme im Takt wogen. "Wenn's am schönsten ist, soll man aufhören. Hier ist unser letzter Song für heute, ein echter Klassiker. Hände hoch, Oberhausen!", fordert der Sänger zu "Get Some Sleep". Hier mobilisieren wirklich noch einmal alle ihre Kräfte und geben alles: Während der Innenraum vor euphorischer Stimmung geradezu bebt, dreht sich Fornia mit seiner Gitarre wie ein Kreisel über die schweren Bretter und Flammenstöße schießen immer wieder unter die Hallendecke. Eine fulminante, letzte Explosion markiert sodann den grandiosen Schlusspunkt. Vorerst. Dieses Mal soll das vorzeitige Ende jedoch nur von kurzer Dauer sein, denn der vorherrschenden Atmosphäre kann und will sich niemand für lange Minuten entziehen. Außerdem ist der wohl größte Hit im eigenen Repertoire bisher noch ungespielt. Ein Umstand, mit dem sich hier und heute keiner so recht anfreunden will, aber dies auch gar nicht tun muss. Denn nur wenig später kehren "Mono Inc." zur anfänglichen Sequenz von "Voices Of Doom" zurück. Die Strahler werfen im Hintergrund stimmige Projektionen auf die großen Segel, dann nimmt Engler plötzlich Anlauf, sprintet mit einer Fahne erneut auf den langen Laufsteg und beginnt, diese inmitten des Innenraums zu schwenken. "Ich sehe, es wird langsam. Aber das muss noch viel lauter werden!", spornt er die Gäste zu weiteren Höchstleistungen an, welche diesen Worte selbstverständlich direkt Taten folgen lassen. "Genau, so wird ein Schuh draus. Danke Oberhausen!". Unter stürmischem Applaus stellt sich die Band danach zusammen zur Verabschiedung auf, verharrt in ihrer Position und lässt das Publikum unterdessen nochmals den eingängigen Refrain singen, während Katha Mia von ihrem Podest hinuntersteigt. Engler setzt zum letzten Mal an diesem Abend zu einer Ansage über und wendet sich mit herzlichen Worten an die Besucher. Freudig stellt er seine Kollegen vor: "Manuel Antoni am Bass, Carl Fornia an der Gitarre und Lady Katha Mia an den Drums. Außerdem vielen Dank für die großartige Unterstützung von "Palast", Danke Jungs! Und vielen lieben Dank auch an "MajorVoice". Auf dem Feuertal Festival sehen wir uns wieder. Bis dahin, Danke Oberhausen!". Mit ihrem Support und Special Guest Arm in Arm, verbeugen sich "Mono Inc." dankbar lächelnd vor der gesamten Turbinenhalle und können sich spätestens jetzt mehr als nur sicher sein, in ebensolche freudigen Gesichter blicken zu können. Ein voller Erfolg!
Setlist:
01. Intro
02. Together Till The End
03. The Banks Of Eden
04. Arabia
05. This Is The Day
06. Never-Ending Love Song
07. Across The Waves
08. Boatman
09. Forgiven
10. Potter's Field (Unplugged)
11. Wonderful Life
12. Symphony Of Pain
13. Gothic Queen
14. Children Of The Dark
15. After The War
16. Kein Weg Zu Weit
17. Get Some Sleep
18. Voices Of Doom
Impressionen:
Jobst Meese - Jodocus Obscurus Photography
http://www.jobstmeese.de
https://de-de.facebook.com/Jodocus.Obscurus/