Nachtgeschrei - Subway To Sally - Erdling (2017)
Nachtgeschrei - Tiefenrausch (2017)
Genre: Rock / Folk / Alternative
Release: 03.03.2017
Label: Oblivion (SPV)
Spielzeit: 58 Minuten
Fazit:
Diese Band ist ein kämpferisches Phänomen für sich: Im Jahre 2006 in Frankfurt am Main gegründet, begaben sich die passionierten Verfechter des Mittelalter-Rock zu den Anfängen ihrer bis heute währenden Reise. Erste Promo-CDs sollten schon bald über die eigene Homepage und den Merchandising-Stand auf einigen Festivals vertrieben werden und enthielten einige Titel, die viele Jahre später zu den unverzichtbaren Klassikern im umfassenden Repertoire zählen sollten. Zwei Jahre später erschien mit "Hoffnungsschimmer" das erste Studioalbum der Spielleute, welches fast ausnahmslos wohlwollende Kritiken in der Szene und den einschlägigen Magazinen verbuchen konnte. Keine zwölf Monate danach ging das mit Spannung erwartete Zweitlingswerk "Am Rande Der Welt" an den Start, gefolgt vom 2010er Longplayer "Ardeo" und weiteren Auftritten auf dem Rockharz Open Air oder Wave Gotik Treffen. Darüber hinaus sicherte man sich durch die Mitwirkung an der gesonderten Tournee-Reihe "Eisheilige Nacht" der Genre-Urgesteine von "Subway To Sally", eine deutlich erhöhte Aufmerksamkeit bei einem breiteren Publikum. Doch die Glückssträhne sollte jäh dramatisch unterbrochen werden, als im Frühjahr 2012 Frontmann und Sänger Holger Franz aus familiären Gründen seinen Ausstieg verkündete. Mit Martin LeMar, der bis heute dem "Nachtgeschrei" seine unvergleichliche Stimme leiht, fand man jedoch schon bald darauf einen mehr als würdigen Ersatz. Die Zeit bis zum Ableger überbrückten die Frankfurter sodann mit einem rein digital verfügbaren Best-Of, bevor im August 2015 "Staub Und Schatten" eine Art zweite Feuertaufe darstellen sollte... Und direkt nach Release mit Headliner- wie auch Support-Shows für "Saltatio Mortis", als äußerst erfolgreich absolviert angesehen werden durfte! Die Formation wurde in Fachkreisen und darüber hinaus immer beliebter, der Neustart war gelungen und die Position als aufstrebender Newcomer weiterhin gesichert. Es sollte das hart verdiente Ende eines steinigen Weges sein, der am 03.03.2017 in einem wahren Strudel, einem "Tiefenrausch" mündet.
Hochgradig atmosphärisch gelingt der eröffnende Einstieg mit den einnehmenden, wortwörtlich mitreißenden Takten des imposanten Titeltracks "Tiefenrausch", zu welchem vorab bereits ein äußerst stimmiges Video veröffentlicht wurde. Sanftes Meeresrauschen hüllt den Hörer zuerst behutsam ein und geht dann in cineastischen Orchester-Bombast über, gefolgt von harten Gitarren und melodischen Folk-Elementen. Weitaus weniger behäbig und mächtig schleppend, doch dafür umso temporeicher, geht es dann bei "Aus Dem Licht" zu. Einem vor Wut und Selbstbestimmung gleichermaßen laut aufschreiendem, energetischem Befreiungsschlag mit klassischer Rock-Attitüde und ohrwurmlastigem Refrain nach Maß. Insbesondere in diesem wirkt die gesangliche Weiterentwicklung LeMars stark repräsentativ und verdeutlicht, dass "Nachtgeschrei" nicht nur auf instrumentaler Ebene weiter perfektioniert und ausgebaut haben. Das somit angerissene Niveau können das düster-metallische "Mal Mich Schwarz" und auch "Kämpf Um Mich" mit absoluter Leichtigkeit halten und dabei sogar noch zusätzlich steigern. Dass die Musiker sich auch vor unkonventionellen Einflüssen nicht scheuen und auf ihrem aktuellen Werk mehr denn je die Vereinigung mit dem Ungewöhnlichen suchen, unterstreicht dann "Meilen Unter Meilern", eine ausladend packende Power-Ballade mit dem Mut zur ganz großen Geste. Und auch sonst stimmt die traditionelle Formel mit all ihren erwartbaren und ungeahnten Schikanen des Genres überein: Von halsbrecherischen Riff-Attacken bei "Gift", inniglichen Gefühlen und romantischen Akustik-Ausflügen mit dem hochdramatischen "Zurück" oder den unbändigen Metal-Versatzstücken eines "Heldenmut", zieht die Band alle bewährten Register. Was die aufstrebenden Spielleute jedoch entscheidend anders als ein Großteil ihrer Mitbewerber machen, ist der entscheidende Zusatz einer durch und durch persönlichen Note, deren klarer Vorteil ein deutlich hoher Wiedererkennungswert ist. Das mächtige "Beste Feinde" bläst mit seinem pompösen Prolog anschließend zur krachenden Schlacht, während "Stein Um Stein" einen dominant intensiveren Medieval-Touch in den Sound zurückbringt. Den Abschluss besiegeln dann das eindringlich nachdenkliche "Ich Verstumme", "1000 Tonnen Stahl" und "Laniakea", die allesamt mit ihren ganz eigenen Mechaniken als absolutes Alleinstellungsmerkmal aufwarten können und das bis dahin ohnehin schon gelungene Gesamtbild noch einmal perfekt abrunden. So lässt sich schlussendlich sagen, dass die Frankfurter Aufsteiger von "Nachtgeschrei" auch 2017 ihren einst eingeschlagenen Weg selbstbewusst und kompromisslos weitergehen. Auch wenn aufgrund der ab und an recht gleichförmigen Arrangements die ganz großen Hits leider ausbleiben, so sind es hier vor allem wieder einmal die feinsinnig erzählten Geschichten, die im direkten Zusammenspiel mit all den ausgeklügelten Kompositionen weitaus mehr als noch zuvor Hand in Hand gehen und den Hörer fernab von abgegriffenen Barden-Klischees zum ein- und abtauchen in den unwiderstehlichen Rausch der Tiefe einladen.
Informationen:
http://www.nachtgeschrei.de/
https://de-de.facebook.com/nachtgeschrei/
Subway To Sally - Neon (2017)
Genre: Metal / Folk / Alternative
Release: 10.03.2017
Label: Subway To Sally (Universal Music)
Spielzeit: 107 Minuten
Fazit:
Zahlreiche mysteriöse Verkabelungen schlingen sich, eingesäumt von zwei dual illuminierten Schläuchen, um eine lückenhaft brüchige, langsam dahin rostende Oberfläche. Die wenigen übrigen Stücke der einstigen Verkleidung aus hellbraunem Stoff, hängen in unregelmäßigen Fetzen von den mechanischen Wölbungen, Stäben, Antennen und Scharnieren herab. Die beiden auf die Sehschlitze aufgesetzten Metallgehäuse, lassen weder einen kalkulierenden Blick noch eine weit gefasste Vermutung auf das mögliche Innewohnen lebendiger Menschlichkeit zu. Sie verfremden das Gesamtbild, wirken befremdlich und auf ihre ganz eigene Art futuristisch, verunsichern und schüchtern ein. Der leere oder vielleicht doch eher musternde Blick hinter dieser Maskerade lässt sich allerhöchstens nur erahnen, nicht aber klar erkennen. Die seitlich sichtbaren Schulterklappen wirken einnehmend und sind ebenso wie die zerschlissenen Ärmel aus dunklem Leder gefertigt. Die daraus hervorragenden, bedeckten Hände erscheinen aus dieser Perspektive sonderbar übergroß, gleichen fast schon bedrohlich andersartigen Klauen, welche sich um das abgerundete, durchsichtige Gehäuse einer rätselhaften Kugel legen. In ihrem Inneren schraubt sich ein nebulöser Stab in die Höhe, von dessen Zentrum aus mehrere Blitze abzweigen, bedrohlich an den glasigen Wänden züngeln und wieder von diesen abzuprallen scheinen. All der Undurchsichtigkeit zum Trotz, scheint der ungeteilt aufmerksame Fokus des Vermummten dennoch deutlich auf der sogenannten Plasmakugel zu liegen, während sich im leicht abgedunkelten Hintergrund wie zum Kontrast mächtige Dornenranken in die Lüfte schrauben. Es ist ein gleichermaßen beeindruckendes wie widersprüchliches Bild, fast einem einzigartigen, weil eigenartigem Steampunk-Gemälde gleich. Und doch steckt so viel mehr thematische Aussagekraft hinter den jeweiligen, scheinbar willkürlich zusammengeführten Artwork-Komponenten. Es ist eine auf den ersten Blick nicht zu vereinbarende Fusion, von natürlich organischen Elementen mit rein synthetisch erzeugten Versatzstücken. Die Verbindung von herkömmlich traditionellen Komponenten, mit moderner Technik. Die Verquickung von altertümlichen Minnegesängen und blutrünstig grausamen Mördergeschichten. Kommen Sie, sehen Sie, staunen Sie: Willkommen in der Welt der Gegensätze, Willkommen in der Welt von "Neon"! Ist von einem gängigen Unplugged-Konzert im klassischen Sinne die Rede, so ist der erste Gedanke an Musiker auf hölzernen Barhockern, in einem durchweg auf das Nötigste reduzierten Ambiente gewiss meist nicht weit. Doch nicht so im versierten Weitblick-Lager der Potsdamer Szene-Ikonen von "Subway To Sally", in welchem man sich schon mit den beiden vorherigen Teilen der ureigenen Akustik-Interpretation "Nackt" nicht auf den simplen Pfad des angenehm einfachen Standards gab. Und auch zuletzt demonstrierte man durch die reine Studioarbeit seinen Mut zur heute oft vergessenen, dafür aber umso wichtigeren Experimentierfreude, zu essenziellen Wagnissen weit über den bequemen Tellerrand hinaus und zum Aufbruch zu gänzlich neuen Ufern. Es ist genau ebenjener Wandel zwischen den Stilistiken, zwischen Metal, Mittelalter und revolutionärem Input. Es ist die verwehrte Wiederkehr des ewig Gleichen und der Setlisten mit lange geprobten, einstudierten Titeln aus den verstaubten Archiven, die seit jeher den einmaligen Grenzgänger-Charme dieser Formation immer wieder unterstreicht. Stillstand bedeutet Tod! Das wissen die Sieben nur allzu gut und halten seit ihren Anfängen in den Neunzigern beständig dagegen. Die bis zur totalen Unkenntlichkeit maskierte Gestalt auf dem aktuellen Cover, ist der Elektronik-Tüftler und Dubstep-Künstler Cop Dickie. Dieser fertigte in der Vergangenheit nicht nur Remixe für die rastlose Band an und stand daneben wortwörtlich Pate für den Zusatz des "E", sondern fungierte auch als zentrale Begleitperson für das neuartige Tournee-Konzept, welches es im Folgenden auf die Bühnen der Regionen zu bringen galt. So lautete die komplexe Devise, das Unvorstellbare möglichst vorstellbar und begreiflich zu machen. Die anspruchsvolle Symbiose aus dem Fundament von unverstärkten, teils historisch behafteten Instrumenten, mit einer gegensätzlich andersartigen Technologie und in diesem Metier bisher unberührten Impulsen nicht nur bloß zu veredeln, sondern zu einer komplett unberührten Kreation auszubauen. Für diese Herausforderung braucht es weit mehr als nur viel Fantasie und einen unerschütterlichen Pioniergedanken. Viel eher waren dazu von Grund auf andersartige Arrangements, wie auch ein differenzierter Auf- und Ausbau erforderlich, um die entsprechenden Seiten herauszuarbeiten und ihre spezifischen Charakteristiken zum Vorschein zu bringen. Bekanntes zum neu- und wiederentdecken zu optimieren, konforme Regeln zu brechen und zu überwinden und allgemein Musik zu einem spannenden Erlebnis zu machen, ist eine nicht zu verachtende Probe, der nur wenige Bands gewachsen sind. "Subway To Sally" ist eine davon. Wie sehr dieses Konzept aller Unkenrufe und Befürchtungen zum Trotz letztendlich doch aufging, konnten sich alle Fans und interessierten Besucher auf den exklusiven Konzerten im März und April des vergangenen Jahres live ansehen.
Für all jene, die 2016 nicht dabei sein konnten, gibt es jetzt mit der Doppel-CD die optimale Gelegenheit, sich diese neuerliche, denkwürdige Erfahrung direkt nach Hause zu holen. Mit insgesamt dreiundzwanzig Liedern beinhalten die beiden Silberlinge, bis auf den Closer "Julia Und Die Räuber", das komplette Konzert, mit den besten Aufnahmen aus verschiedenen Städten wie Bochum, Berlin, Stuttgart, Leipzig und Nürnberg. Auf diesem Wege genießt der Hörer so die einzigartige Möglichkeit, unzählige Klassiker und Rares von einer gänzlich anderen Seite kennenzulernen. Von feinster Sakral-Epik mit dem Opener "Wenn Engel hassen", über alte und lange nicht mehr gehörte Bekannte, wie "Die Rose im Wasser", "Verloren", "Böses Erwachen" oder "Unsterblich", gänzlich Neuem vom letzten Studioalbum "Mitgift", bis hin zu bewährten Langzeitfavoriten und unverzichtbaren Publikumslieblingen, wie etwa der berühmten Szene-Hymne "Eisblumen", "Henkersbraut", "Kleid Aus Rosen", "Falscher Heiland", "Veitstanz" und "Sieben". Mit einem davon gelösten Akustik-Part, gibt es in Anlehnung an die "Nackt"-Ära noch eine zusätzliche Rückbesinnung auf die Wurzeln, die nicht nur eine kurzzeitige Erholung von den frischen Eindrücken verschafft, sondern mit Songs wie "Traum Vom Tod II", "Krähenfrass", "Sag Dem Teufel", "Minne" und dem rein vom Publikum intonierten "Maria", die jeweiligen Änderungen als gelungenes Lehrstück authentisch aufzeigt. Besonders hervorzuheben ist zudem der perfekt abgemischte und grandios volle Sound, der zusammen mit dem roten Faden immer gelungen, nachvollziehbar und hautnah durch das Konzept führt. Vor allem aber auch dessen Stimmung und stringente Dramaturgie beibehält, ohne sich dabei durch die gängige Wegrationalisierung einzelner Lieder atmosphärische Lücken zu erlauben und somit eine komplette Momentaufnahme, ein unverfälschtes Zeitdokument darstellt. Wer fernab der heimischen Anlage auch einmal in den wahrhaftigen Genuss dieses unerschöpflichen Facettenreichtums kommen und sich in den Bann der Szene-Rebellen ziehen lassen will, hat ab dem 24.03.2017 erstmalig oder erneut Gelegenheit dazu. Ab diesem Tag sind "Subway To Sally" mit dem zweiten Teil von "Neon" ein weiteres Mal auf großer Konzertreise durch die deutschen Lande. Für diese und alle anderen gilt in jedem Fall dennoch: Zugreifen!
Informationen:
http://www.subwaytosally.com/
https://de-de.facebook.com/subwaytosally/
Erdling - Supernova (2017)
Genre: Metal / Alternative
Release: 17.03.2017
Label: Out Of Line (rough trade)
Spielzeit: 43 Minuten
Fazit:
Sie sind zurück, aus den Tiefen der Erde! Wie der ein oder andere Leser sicher schon anhand dieses leicht abgewandelten Zitates erkannt haben dürfte, ist hier die Rede von niemand Geringerem, als den Newcomern von "Erdling". Obwohl vergleichsweise frisch im schwarzen Business angetreten, konnte die 2015 gegründete Hannoveraner Kombo schon erste eigene Spuren in ebendiesem und der dazugehörigen Szene hinterlassen. Von Ex-"Stahlmann"-Schlagzeuger Niklas Kahl und Allroundtalent Nils Freiwald aka Neill Devin in die Musikwelt hineingeboren, verschrieben sich die beiden Künstler unter der tatkräftigen Unterstützung von Bassist Marco Politi, jetzt Nate Pearson, und Neno Knuckle, dem bewährten Stil der Neuen Deutschen Härte. Dem in den namhaften "Chameleon Studios" aufgenommenem und unter Zuhilfenahme von "Lord Of The Lost"-Frontmann Chris Harms produziertem Album "Aus Den Tiefen", eilte seinerzeit die starke Hit-Single "Blitz Und Donner" voraus, welche rekordverdächtig schnell für erstes Aufsehen zu sorgen vermochte. Das sich echte Erfahrungswerte durchaus lohnend auszahlen können, zeigte der erfolgreiche Release am 22.01.2016 unter Label-Gigant "Out Of Line", der sich direkt auf Platz 64 der offiziellen Media Control Charts setzen konnte. Zwei ausgedehnte Tour-Blöcke mit den Genre-Vorreitern von "Megaherz" und ein gut besuchter Auftritt auf dem Mera Luna, sollten die verdient ertragreiche Ernte sein. Nachdem sich das Quartett nun also zielstrebig seinen Weg aus den dunklen Abgründen verfallender Naturalien gesucht hat, zementiert man zum Frühlingsanfang des neuen Jahres also die Landebahn für die eigens ins weite Universum ausgesandte "Supernova".
Messerscharf brodelnde Electro-Einschübe lassen deren majestätische Oberfläche auch sogleich wild lodernd entflammen, wenn stampfendes Drumming und ungebändigte Riff-Wände die Ankunft des "Absolutus Rex" verheißen. Dieser vor Macht protzende Opener darf auch direkt als unmissverständliche Ansage aufgefasst werden, denn hier wird zu keiner Sekunde auch nur der geringste Zweifel daran gelassen, dass diese Vier niemand aufhalten kann. Mit geschickt angewandten Querverweisen auf die jeweils charakteristischen Schwachpunkte und dem nötigen Quäntchen Größenwahn, arbeitet sich das lyrische Ich als unbezwingbarer König durch die ellenlangen Scharen bekannter, mythologischer Gottheiten, bis der anfangs so weit entfernt wirkende Thron in greifbarer Nähe scheint. Es kann nur einen geben! Nicht minder gnadenlos hart und ebenso geradeaus nach vorn preschend, präsentiert sich der Sound anschließend bei "Es Gibt Dich Nicht". Ohne auch nur eine Spur von verunsicherter Zurückhaltung, wird das allgemeine Tempo nochmals kräftig angezogen. Scheinbar rastlos und wie von einer Treibjagd gehetzt, werden die einzelnen, von flirrenden Synthie-Salven unterfütterten, Passagen zum Kontext passend intoniert, wenig später setzen auch hektische Gitarren ein. Der stellenweise stark verzerrte Gesang und wütende Shouts fügen sich stimmig ins Gesamtbild ein, bevor der liebliche Refrain das aggressive Dark Rock-Gewitter kurzzeitig auflöst und bewusst starke, jedoch nur trügerisch temporäre Kontraste setzt. Das vorab veröffentlichte "Mein Element" birgt dann die Quasi-Hymne, ist es textlich gesehen doch vielschichtig interpretierbar und lässt einerseits etwa Bezüge auf den Bandnamen, als auch auf das menschliche Verhalten gegenüber der Umwelt und generelle Miteinander zu. Melodisch gesehen schöpft man hier wahrlich aus den Vollen, wovon insbesondere der eingängige Refrain zu zeugen vermag. Brachial rockende Romantik bietet "Kein Schatten Ohne Licht", das die angenehm ausgewogene Balance zwischen mystisch gezeichneten Emotionen und aufbegehrendem Rock findet, ohne dabei eine der beiden Seiten zu schwer überwiegen zu lassen. Ganz anders da der Aufbau des lupenreinen NDH-Brechers "Angst", der mit seinem treibenden Konstrukt wieder deutlich rauere Wege geht und mit befreienden, gelösten Worten im Hauptteil keine Gefangenen macht. Balladeske Töne erklingen dann mit "Unantastbar" und "Frei Wie Der Wind", welche sich zwar beide der Thematik Zweisamkeit annehmen, in ihrer Ausrichtung und Sichtweise eben darauf aber nicht unterschiedlicher sein könnten und somit völlig verschiedene Blickwinkel auf Anfang und Ende der Beziehungsebene eröffnet. Gemeinsam haben beide Nummern jedoch ihre ungemein elegische Ader, die durchgehend authentisch anstatt nur lieblos aufgesetzt wird und das darin geflossene Herzblut zu jeder Sekunde spüren lässt. Der Titeltrack "Supernova" lüftet im Folgenden das gut gehütete Geheimnis um den Namen des neuen Albums und lässt sich ohne Umschweife als die inhaltlich logische Fortsetzung von "Blitz Und Donner" bezeichnen. Während in den glaubhaft düster besungenen Strophen eine erbarmungslos bretternde Saitenarbeit in direkter Vereinigung mit pointiert minimalistischer Elektronik vorherrscht, entfaltet sich der leidenschaftlich Refrain hingegen als reiner, vollkommener Liebesbeweis. Das ausladende Solo gegen Ende, krönt diese pompöse Epik verdientermaßen zu einem der Glanzlichter des aktuellen Ablegers. Zwei echte Dampfwalzen haben sich "Erdling" noch für das letzte Drittel aufgehoben. So sagt etwa das gnadenlose "Über-Ich" der mehr und mehr um sich greifenden Egomanie den Kampf an und auch "Getrieben Von Hass" wirft einen eher kritischen Blick auf zwischenmenschliche Interaktionen und das laufende Weltgeschehen. Das große Finale nimmt dann mit "Phönix" seinen würdigen Anfang und zugleich auch erneut einiges an Fahrt auf. Dieser erhabene Up-Tempo lässt vor allem durch seinen siegessicheren Refrain nochmal zeigefreudig alle kreativen Muskeln spielen und verdeutlicht das eingangs demonstrierte Credo auf punktgenaue Art: Zweifele nicht an dir selbst, gib niemals auf, kämpfe immer weiter und schwinge dich empor zu neuen Ufern und Höhen! "Als Ich Gott Erschuf" vollendet die treffsichere Landung der entsandten "Supernova" anschließend so ungebändigt und kraftvoll, wie ihr Start einst begonnen hat. Möchte man einen kleinen Rückblick hin zum letztjährigen Erstlingswerk wagen und daraufhin vielleicht gar einen Vergleich ziehen, so lässt sich mit Fug und Recht behaupten, dass die anfänglichen Hürden mit Bravour genommen wurden. Die für Neulinge allgemein zu bewältigende Schwierigkeit, lautet immer und unumgänglich "Weiterentwicklung". Das Umgehen von oft unscheinbaren Hindernissen, das Losreißen fester Verwurzelungen und nicht zuletzt das Finden des ganz eigenen Weges. Nach einigen Startschwierigkeiten und Irrwegen mit der unterschwelligen Frage des "Wohin?", können sich die vier Erdlinge mit ihrem 2017er Longplayer nun endlich verdiente Genugtuung verschaffen. Wackelige Anleihen und unsichere Reminiszenzen, die anstelle einer Befeuerung der auszubauenden Fähigkeiten doch nur am herkömmlichen Alten festketten, wurden bis zum Ultimum ausgegrenzt und sind erfreulicherweise nichtmal mehr in ihren geringsten Ansätzen zu finden. Sichtlich befreit vom beengenden Korsett unnötiger Vorbilder und bestehender Sparten-Konventionen, besinnen sich die Hannoveraner selbstbewusst auf ihre Stärken, arbeiten die finale Ausrichtung weiter feinsinnig heraus und mehr noch, hinterlassen letztendlich ein Mehr an klaren Spuren und meißeln ihren individuellen Charakter somit endgültig für die Ewigkeit in unerschütterlichen Stein.
Informationen:
http://www.erdling.band/
https://de-de.facebook.com/erdlingofficial/