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BEITRÄGE:

AutorenbildChristoph Lorenz

Nachtmahr - „Unbeugsam"-Tour - Kulttempel, Oberhausen - 18.02.2017


Veranstaltungsort:

Stadt: Oberhausen, Deutschland

Location: Kulttempel

Kapazität: ca. 500

Stehplätze: Ja

Sitzplätze: Nein

Homepage: http://www.kulttempel.com

Einleitung:

Der zeitlich leicht verschobene Einlass tut der allgemeinen Stimmung keinerlei Abbruch, das ist klar ersichtlich. Während vor den Toren des Kulttempel Oberhausen langsam die Dunkelheit hereinbricht, läuft in seinem Inneren die Party an. Zahlreiche Uniformierte drängen sich zur Taschenkontrolle an der Abendkasse, geben ihre Garderobe ab oder stehen schon an der Theke, um sich die ersten Getränke auf der Verzehrkarte verzeichnen zu lassen. Ab und an sind von einigen Gruppen lose Gesprächsfetzen über das vergangene Fantreffen zu vernehmen, wieder andere tummeln sich am Merchandise und nehmen die neue Kollektion in genauen Augenschein. Passend zum Anlass dringt düsterer Elektro aus den Boxen, der die allgegenwärtige Feierlaune merklich anhebt. In unregelmäßigen Abständen ist immer wieder mal das ein oder andere Crew-Mitglied zu sehen, das auf der Bühne nochmal nach dem rechten sieht, Kabel überprüft, Mikrofone verteilt und Einstellungen an den Instrumenten nachjustiert. Aufgrund der staubedingten Verspätung der angereisten Bands, ist nicht nur der Zutritt in die hiesige Lokalität im Zeitplan eine halbe Stunde weiter nach hinten gerückt, sondern auch der regulär geplante Beginn des Supports um ehemals 20.00 Uhr. So lassen sich manche Gäste, welche vor ihrem Besuch noch rechtzeitig von der Meldung in den sozialen Medien mitbekommen haben, ein wenig Zeit und erscheinen nach und nach eher lückenhaft als vereinzelte Nachzügler. Es kann beginnen!

V2A:

Um 20.30 Uhr ist es dann soweit. Ein Großteil der Konzertbesucher hat sich mittlerweile mit aufmerksam gespanntem Blick unmittelbar vor der Bühne eingefunden, die durchdringenden Klänge aus den Lautsprechern verhallen immer mehr im Nirgendwo und sollen nun gebührend vom Support des heutigen Abends abgelöst werden. Dieser Slot wird auf allen sieben Terminen der aktuell laufenden Jubiläumstournee von der Formation "V2A" ausgefüllt. Das im Jahre 2001 gegründete Duo mit dem kryptischen Namen, der eine nicht rostende Stahlgattung bezeichnet, ist selbst seit vielen Jahren im elektronischen Sektor aktiv und kann sich etwa durch zahlreiche nationale und internationale Auftritte, die 2002 mit der ersten Show in der Essener Zeche Carl begannen und sogar bis zum Wave Gotik Treffen in Leipzig führten, ein hohes Maß an Erfahrung auf die eigene Fahne schreiben. Unter lautem Getöse betritt die deutsch-britische Kombo und zeigt sich von Anfang an gewillt, die Endzeitstimmung über Nordrhein-Westfalen hereinzubringen. Dabei weist das Duo aus Kevin "304 - Drone" Stewart und Ines "316 - Mechanized" Lehmann eine optische Ästhetik irgendwo zwischen "Die Krupps" oder "Combichrist" auf, während sich der Sound klar an Genre-Ikonen wie "Hocico" und "Suicide Commando" orientiert. Passender hätte ein Anheizer für das bevorstehende Spektakel wohl nicht gewählt sein können, wie augenscheinlich auch die ersten Zuschauer befinden und sich angefixt zu den krachenden Rhythmen des Openers "Lord" bewegen. Zusätzlich wird das Duo mit "1055 - Cymek" am Keyboard und "660 - Steve" an den Drums noch von zwei weiteren Akteuren tatkräftig unterstützt, die dem ungezügelten Konglomerat aus EBM und Industrial den druckvollen Tiefgang verleihen. Mit ihrem neuen Album "Heretic" und auch einigem altbewährten Material im Gepäck, entfacht das Kollektiv unentwegt ein aggressives Fest der Extreme. Electro-Stakkato wie "Burn The Witch" oder "War Boy" kommen gut an und fluten den Saal mit anarchischer Stimmung und knallharten Beats, bevor "Sinner" und "Atomic Biological Chemical" den knackigen Einstieg in die Welt synthetischer Gnadenlosigkeit viel und verdient beklatscht vollenden.

Nachtmahr:

Noch herrscht reger Trubel in den verhältnismäßig beengten Gängen und auf der eigentlichen Tanzfläche des Oberhausener Kulttempels, welche am heutigen Abend einmal mehr als familiär beschaulicher Innenraum für eines der zahlreich angesetzten Konzerte in diesem Jahr dient. Man lobt diese außergewöhnliche Location sicher nicht grundlos über den grünen Klee, wenn man sie als westfälische Hochburg schwarz-elektronischer Musik bezeichnet. Immerhin gaben sich hier in der jüngsten Vergangenheit schon mannigfaltig große Namen, wie etwa "And One", "VNV Nation" und die Crossover-Berserker von "Combichrist", die sprichwörtliche Klinke in die Hand. Und auch heute steht dem bekannten Szene-Club im unmittelbaren Herzen des Ruhrgebiets bereits ein weiterer Höhepunkt ins Haus. Obwohl sich das österreichische Projekt seit seiner Gründung eine mindestens ebenso große Schar an treuer Gefolgschaft wie auch an Kritikern erspielt hat, was nicht zuletzt an der bloßen Inszenierung des geprobten Skandals und dem provokanten Auftreten der Formation festzumachen sein dürfte, ist die Anzahl der Besucher an diesem Samstagabend dennoch unversehens überschaubar. Noch sind es aber einige Minuten, bis das strenge Regime seine Macht in diesen Hallen demonstrieren soll und somit vertreiben sich die angereisten Gäste ihre Zeit damit, aufgrund der schon zum jetzigen Zeitpunkt leicht drückenden Hitze, eifrigen Nachschub an kühlen Getränken zu ordern, die neuesten Artikel am Merchandising-Stand zu begutachten oder vor der anstehenden Schlacht nochmals frische Luft im gemütlichen Außenbereich zu schnappen. Um 21.00 Uhr soll es dann aber auch endlich soweit sein: Das Geschwader um den mächtigen Supremecommander macht sich langsam bereit und wie es der Anlass erfordert, steht seine, zum Großteil gleichförmig uniformierte, Armee an Klangsoldaten pünktlich zum nahenden Angriff hörig Gewehr bei Fuß. Mit einem Mal erlischt plötzlich das ohnehin schon schummrige Licht und hüllt den kleinen Saal in komplette Dunkelheit, während begeisterte Rufe in den ersten Reihen hörbar werden. Plötzlich ertönt wie aus dem Nichts feierliche Marschmusik und vereint sich alsbald nur wenige Sekunden später mit harten Bässen, die jetzt immer lauter und erbarmungsloser aus den Boxen donnern. Unter vorerst eher zaghaftem Applaus betritt schließlich Gregor Beyerle die Bühne, der sich, in einen dicken Camouflage-Parka gehüllt, direkt hinter das von dunkelgrünen Tarnnetzen begangene Mischpult begibt und fordernd die Arme erhebt. Die Menge geht direkt auf die Geste ein und spendet dem Mann an den Tasten nun einen gebührenden, deutlich stärkeren Beifall. Die Arme bleiben in der Luft und klatschen jetzt einheitlich im bestimmt dominierenden Takt des atmosphärischen Instrumentals mit. Grelle Scheinwerfer ziehen ihre schwerfälligen Bahnen durch das angeheizte Publikum und unter anerkennenden Pfiffen der männlichen Besucher halten auch die beiden "Nachtmahr"-Damen Amarantha LaBlanche und Nika von Bruggen in stilechter Montur ihren imposanten Einzug. Mit starrem Blick und regloser Miene positionieren sie sich auf den Podesten zu den Seiten und nehmen direkt Haltung an, denn in diesem Augenblick beschreitet der General höchstselbst die Bühne. Ebenso wie Beyerle trägt er einen schweren, cremefarbenen Bundeswehr-Mantel mit einem darauf gestickten Schild, auf welchem in großen Lettern unverkennbar sein Nachname zu lesen ist: Rainer. Wie nicht anders zu erwarten war, macht man von vornherein keinerlei Gefangene und eröffnet den Krieg direkt mit der selbstbetitelnden, glorifizierenden Hymne "Nachtmahr". Ohne Zurückhaltung heißt es jetzt im Gewitter aus Stroboskoplicht und CO2-Fontänen alles geben, denn es geht um nichts geringeres, als "Weltmacht oder Niedergang"! Das wissen natürlich auch die fanatischen Krieger im Innenraum selbst und stürmen euphorisch in den eingängigen Refrain hinein, den hier wirklich jeder mitzusingen weiß. Erst als auch wirklich der allerletzte Ton verhallt ist, bricht gelöster Jubel los. Der Frontmann kostet diesen Moment zunächst seelenruhig aus und wartet bis es wieder still ist, erst dann wendet er sich mit einer recht knappen Ansprache an sein Gefolge: "Vielen Dank. Und nach zehn Jahren soll auch jeder meinen Namen kennen!". Ein Großteil der Besucher hat diesen kleinen, versteckten Hinweis auf das folgende "Mein Name" sofort erkannt und beginnt damit, die knallenden Beats zu feiern. Dennoch scheint so mancher Fan noch nicht ganz auf Betriebstemperatur gelaufen zu sein. Ein Umstand, den das vorherrschende Kommando so natürlich weder stehen lassen, noch akzeptieren kann und will. "Kommt schon Oberhausen, auch die hintere Reihe... Ihr seid genial, Dankeschön!", tönt es hinter der Barrikade aus Maschenwerk und MacBook-Instrumentarium deutlich hörbar hervor. Dann wendet sich Rainer ein weiteres Mal persönlich an seine Krieger: "Tradition ist nicht das Anbeten der Asche, sondern das Weitertragen des Feuers...", zitiert er das titelgebende Sample aus dem Klassiker "Tradition" vom Album "Veni Vidi Vici". Zur optischen wie auch musikalischen Unterstützung, begeben sich die beiden weiblichen Mistreiterinnen nun an zwei eindrucksvolle Trommeln und geben mit fast schon maschinell routinierter Perfektion den wuchtigen Takt an, während der Kommandant seine Garde in der ersten Reihe genauestens mustert.

"In den zehn Jahren "Nachtmahr" ist uns wahrlich oft starker Gegenwind entgegen geblasen. Doch ihr habt uns die Kraft dazu gegeben, zu bestehen. Denn der General ist nur so stark, wie seine Soldaten die ihm zur Seite stehen. Und warum?", stellt Rainer beschwörend eine bedeutsame Frage, auf die es nur eine einzige Antwort geben kann: "Weil Ich's Kann"! Nur einer der zahlreichen Tracks, die an diesem Abend mit heller Freude erwartet werden. Und ehe man sich versieht, verwandelt sich der knappe Zuschauerraum in seine eigentliche Ursprungsform zurück: Stramm salutierende Kämpfer werden zu wilden Industrial-Tänzern, schüchterne Zurückhaltung zur ekstatischen Zügellosigkeit und der Tempel selbst zum dreckigen Dancefloor. Um der aufgepeitschten Menge etwas Abkühlung zu verschaffen, leert Beyerle den gesamten Inhalt seiner Trinkwasserflasche mit einem beherzten Schwenk über die Köpfe der Besucher hinweg aus. Rainer steckt das Mikrofon in die dafür vorgesehene Halterung und begibt sich hochkonzentriert hinter den Laptop, um seine Allianz mit scharfen Salven an "Imperial Austrian Industrial" zu versorgen. "Ruhrpott, jetzt wollen wir eure Herzen brennen sehen. Kommt, gebt uns die Energie zurück!", feuert das Duo weiter an. Zum epischen "Wir Schreiben Geschichte" flimmert eine krude Mischung verschiedenster Video-Sequenzen über die im Hintergrund aufgegangene Leinwand, die in regelmäßigen Abständen sowohl das Band-Logo als auch cartoonartige Propaganda und erschütternde Kriegsszenarien mit militärischem Gerät und zerbombten Landschaften im 40er-Jahre Schwarzweiß-Chic zeigt. Über allem thront der knappe, doch nicht minder aussagekräftige Slogan: "War Is Not The Answer". Der nächste Song, welcher sich der dort gezeigten Thematik ebenfalls annimmt, ist dann wieder ein reines Instrumental und laut Ansage "seit vielen Jahren nicht mehr gespielt", obwohl er doch eigentlich nahezu im Set jeder Tournee enthalten sein müsse. So regt das drastische "Schwarzflug" mit seinen schockierenden Samples im Folgenden dann gleichermaßen zum tanzen, wie auch nachdenken an und spannt nebenbei den nötigen Dramaturgie-Bogen weiter auf. "Ich sehe hier einige "Nachtmahr"-Uniformen in der ersten Reihe. Sagt, seid ihr zum Kampf bereit? Dann zeigt es, let's go!", ermutigt der Sänger seine aufmerksamen Fans, sich dem Titeltrack des aktuellen Albums "Kampfbereit" hinzugeben. Nun legen auch LaBlanche und von Bruggen ihre Jacketts ab und präsentieren darunter zeigefreudig die unverkennbare Einheitsbekleidung. Danach soll aber auch der Moment für ein kurzes Innehalten und ernste Worte gekommen sein: "Wir leben in einer ziemlich dunklen Zeit, woran ich in meinem Land immer wieder erinnert werde... Und auch daran, dass wir keine falschen Helden mehr brauchen." Ein klares und durchaus selbstbewusstes Statement, welches den eigenen Standpunkt aller Unkenrufe zum Trotz nur umso mehr verdeutlicht. So geht es mit der melancholischen Vergangenheitsbewältigung "Die Fahnen Unserer Väter" vorerst weitaus gemächlicher durch das wechselhafte Set, wobei hier die gesamte Spieldauer über zwei Flaggen mit dem Bundeswappen Österreichs von den beiden Statistinnen hochgehalten werden. "Das folgende Lied darf heute auf keinen Fall fehlen, denn es hat uns nach "Boom Boom Boom" in der Szene etabliert. Eine kleine Hymne an mich selbst!", kündigt Rainer mit "Tanzdiktator" wohl den Gassenhauer schlechthin an. Spätestens jetzt gibt es weder Halten noch Hemmungen. Mehr und mehr entbrennt zwischen der linken und rechten Seite ein eifriges Gefecht der lautesten Gesänge, was sich auch bei "Mädchen In Uniform" nicht ändert.

"Ich frage euch, hört ihr die Sirenen?", brüllt der Befehlshaber in den Raum hinein und erhält umgehend lautstarke Antwort, die nur noch von der apokalyptischen Melodie eines "Feuer Frei" übertönt werden kann. Ausnahmezustand. Schnellen Schrittes geht Rainer auf eines der eingangs verwendeten Instrumente zu, hebt es leicht an, sodass alle gut sehen können und fragt dann: "Das hier ist eine Trommel. Könnt ihr mir sagen, wie die klingt?". Der daran anknüpfende, akustische Ausschnitt aus dem Film "Showgirls" ist Programm: "Ich habe nur ein einziges Interesse. Ob ihr lebt oder krepiert, ist mir egal. Ich will euch tanzen sehen!". Das Zitat aus dem umstrittenen Erotik-Drama passt wie die Panzerfaust aufs Auge und so ist es nur wenig verwunderlich, dass dieser Forderung selbstredend auch die allermeisten nachkommen. Ein wahrer Club-Hit, der hier zelebriert wird. Nur eben nicht wie sonst üblich aus der Konserve, sondern live und hautnah. Lediglich ein geringer Bruchteil, der durchweg faszinierenden Essenz dieses starken Auftritts. "Ich habe da eine etwas komische Ankündigung für euch. "Fifty Shades Of Grey" hat nichts mit SM zu tun, denn ich zeige euch jetzt meine strenge Liebe!". Zum gleichnamigen, anrüchigen Stampfer präsentieren sich die die zwei Damen nun in knapper PVC-Bekleidung und bewegen sich, mit einer Gerte in der Hand, lasziv zum Takt des treibenden Refrains. Danach geht man gänzlich andere Wege und erzählt mit dem exotisch angehauchten "El Chupacabra", die althergebrachte Legende eines seit vielen Jahren sagenumwobenen Tieres, das am Rande des Weges die Ziegen reißt. "Und wenn wir schon von fremden Kulturen sprechen...", setzt Thomas Rainer anschließend zu einer weiteren Ansage an und wechselt in diesem Verlauf in seinen wienerischen Heimatdialekt, "... kommen wir nun zur Huldigung eines großen Musikers.". Natürlich spielt er damit auf die österreichische National-Legende "Falco" an, welcher anlässlich des sechzigsten Todestages mit einem Cover von "Titanic" ehrwürdiger Tribut gezollt wird. Eine durchaus gelungene, respektvolle Hommage an einen wegweisenden, da polarisierenden Künstler! "Jetzt wird es etwas düsterer und wir nehmen das Lächeln wieder vom Gesicht...", kündigt der Frontmann geheimnisvoll das dystopische "Alpha Omega" an, zu dem Nika von Bruggen ihre geknebelte Gespielin zuerst fest mit einem dicken Tau verschnürt und dem gebanntem Publikum im Anschluss daran eine akrobatische BDSM-Einlage präsentiert. Diesem fast schon hypnotischem Zustand, soll durch eine finale Verkündung aber leider alsbald Einhalt geboten werden: "Das Wort "Omega" heißt auch so viel wie "Ende". Wer von euch war denn schon einmal auf einem "Nachtmahr"-Konzert? Wir haben ehrlich gesagt keine Lust auf eine Zugabe. Es läuft doch im Prinzip immer alles gleich ab.... Ihr ruft und wir gehen nach hinten, bis wir unsere Egos wieder hochgefahren haben. Weil wir auf sowas keinen Bock haben, lasst uns jetzt eine Vereinbarung treffen. Nicht, dass sich hinterher jemand auf Facebook beschwert. Wir spielen noch was!". Die ungekünstelte, ehrliche Aussage kann sich wirklich hören lassen und so verwundert es auch nicht, dass dieses wohlwollende Angebot heute Abend niemand auszuschlagen vermag. Das poppige "I Hate Berlin" vom letzten Langspieler "Feindbild", prangert dann auf eingängige Art und Weise die einstigen Fehltritte der Bundeshauptstadt an, den eigentlichen Part von Fräulein Plastique übernimmt Beyerle. Dann heißt es plötzlich "Feuer einstellen", stillstehen, salutieren und Abschied nehmen. "Ihr habt heute ganz gut Gas gegeben, aber noch ein paar Energieschulden bei uns offen. Also tanzt, schreit, schnappt euch euren Partner und knutscht rum, zieht euch aus... Jeder braucht seine eigene Katharsis. Gebt uns nochmal alles, für das große Finale!". Mit diesem geschichtsträchtigen Hit geht es ein letztes Mal so richtig in die Vollen, bevor schallender Applaus aufbrandet, sich das Zweiergespann schlussendlich herzlich umarmt und am vorderen Bühnenrand aufreiht. "Oberhausen, für diesen Abend fallen mir nur drei Worte ein: Weltmacht oder Niedergang!", lobt der Befehlshaber sein westfälisches Kommando und verlässt zufrieden die Bretter. Die Schlacht ist gewonnen! Bevor meine Begleitung und ich den Heimweg antreten, geht es zunächst jedoch nochmal in den geräumigen Außenbereich, in welchem sich nun immer mehr Fans zu tummeln beginnen. Die recht kühle Temperatur tut in Kombination mit der klaren Abendluft ausgesprochen gut und ist somit genau das, was man nach diesem schweißtreibenden Gefecht mehr als braucht. Entspannt nehmen die Gäste auf den zahlreichen Stühlen und der langen Mauer Platz, tauschen sich angeregt über viel Privates, sowie vergangene Konzerte und das gerade Erlebte aus. Gelassen zünde ich mir eine Zigarette an, überfliege meine getippten Notizen auf dem Handy und gleiche die Setlist probehalber ab. Das sieht bereits in seinem jetzigen Stadium nach einer ganzen Menge an aufwändiger Schreibarbeit aus. Beim lesen lasse ich den Abend kurz Revue passieren und muss freudig anerkennen, dass "Nachtmahr" auch und vor allem in einem kleineren Rahmen, fernab der großen Festivalbühnen, bestens funktioniert. Das abwechslungsreiche Set ließ weder unverzichtbare Klassiker, noch ausgewählte Raritäten aus der gesamten Schaffensphase vermissen und lehnte sich in einem perfektem Schlagabtausch aus tanzbaren Instrumental-Passagen, aussagekräftigen Messages und nachdenklichen Noten, passgenau an die parallel erschienene Best-Of-Werkschau "Unbeugsam" an. Und auch die reine Show an sich wusste mit ihren zahlreichen, optischen Eindrücken wieder einmal zu bestechen. Vom streng militantem Basis-Flair, mit seinen bewusst spartanischen Deko-Elementen, Outfit-Wechseln, Licht-Effekten und passenden Einspielern, über die erotisch angehauchten Reize der Darstellerinnen, bis hin zu den authentischen Ansagen, fügte sich alles äußerst stimmig ins angepeilte Gesamtbild ein und rundete den Querschnitt durch zehn polarisierende Jahre "Nachtmahr" gebührend ab. Zufrieden klappe ich die Hülle meines Mobiltelefons wieder zu und stecke es ein. Es ist Zeit für die Rückfahrt...

Setlist:

01. Intro

02. Nachtmahr

03. Mein Name

04. Tradition

05. Weil ich's kann

06. Wir schreiben Geschichte

07. Schwarzflug

08. Kampfbereit

09. Fahnen unserer Väter

10. Tanzdiktator

11. Mädchen In Uniform

12. Feuer Frei

13. Boom Boom Boom

14. Strenge Liebe

15. El Chupacabra

16. Titanic

17. Alpha Omega

18. I Hate Berlin

19. Katharsis

Informationen:


Elke Bredenbruch - Elke Bredenbruch Fotografie

https://en-gb.facebook.com/fields26/

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