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NEUESTE
BEITRÄGE:

AutorenbildChristoph Lorenz

Covenant - Pride And Fall - Beborn Beton (2016)


Covenant - Sound Mirrors (2016)

Genre: Electro / Alternative

Release: 26.08.2016

Label: Dependent (Alive)

Spielzeit: 21 Minuten

Fazit:

Lange Zeit herrschte bis auf vereinzelte Headliner- und Festivalshows Stille pur, doch zur absoluten Freude aller Fans des nimmermüden Tüftler-Trios ist es jetzt amtlich: Die schwedische Future-Pop-Legende "Covenant" meldet sich ganze drei Jahre nach ihrem letzten Longplayer "Leaving Babylon" nun endlich wieder zurück! Einen ersten Vorboten auf das im Herbst diesen Jahres erscheinende Album "The Blinding Dark", senden die Gentlemen des Electro dieser Tage mit der 5-Track-Single "Sound Mirrors" hinaus in den weltlichen Äther. Der aktuelle Silberling, auf welchem sich die erfolgreiche Formation erstmals weltpolitischen Thematiken und wesentlichen Problemen der Neuzeit zuwendet, wird im Folgenden näher beleuchtet. Die Maxi-CD, welche ob ihrer schieren Inhaltsfülle auch glatt als vollwertige EP durchgehen könnte, startet ganz klassisch mit dem Titeltrack . Die besungenen "Sound Mirrors" waren sogenannte Hohlspiegelmikrofone, die wie trichterförmiger Ohren aus kaltem Stein in den Zeiträumen zwischen 1916 und 1930 an der englischen Küste positioniert wurden, um durch akustische Signale vor drohenden Gefahren, wie etwa nahenden Flugzeugen oder Kriegsschiffen vorzuwarnen. Verbessertes Kriegsgerät und die Erfindung des Radars rangierten die Macht des Schalls schlussendlich aus und ließen sie zu nicht mehr als optisch bedrohlichen Zeugen der Zeit verkommen. Der bildhafte, doch nicht minder treffende Vergleich in Bezug auf die Flüchtlingskrise und eine geradezu entmenschlichende Radikalisierung in Zeiten größter Not, setzt direkt beim Herz des Hörers an und appelliert beharrlich an dessen Verstand. Auf musikalischer Ebene wendet man sich wieder alten Tugenden zu, paart klangliche Düster-Epik mit bittersüßen Rhythmen, fordernder Tanzbarkeit und einer Message, die wohl nie wichtiger war als dieser Tage. Auf diese Weise reiht sich der Titel mühelos in das bisherige Schaffen der Band ein und wird künftig auf den Tanzflächen diverser Szene-Clubs für ordentlich Bewegung sorgen, ohne sich dabei hinter Hits der Marke "Call The Ships To Port", "Ritual Noise" oder "Last Dance" auch nur im Ansatz verstecken zu müssen.

Ein ganz besonderer Zusatz auf den Standalone-Veröffentlichungen der Schweden, ist seit jeher die gegebene Alternative durch größtenteils externe Interpretationen anderer Acts, sogenannte Remixe. Ganz anders als ein Groß dieser zum beliebten Füllmaterial avancierten Beigaben, gewährten diese im Hause Simmonson und Co. nämlich schon immer andere Blickwinkel auf das Songmaterial. Ein klares Alleinstellungsmerkmal in den Weiten uninspirierter Musik-Wüsten und ein ebenso hochwertiger Bonus mit Mehrwert. Gleich drei davon haben es dieses Mal auf die Single geschafft, allesamt zum Titelsong. Kommt die Version von EBM'ler "Faderhead", welcher die drei Gentlemen übrigens auch auf Tour begleiten wird, noch donnernd und krachig daher, wildert Daniel Myer hingegen in Futurepop-Gefilden, während der "Iszoloscope"-Mix technoid und stark verzerrt ganz neue Facetten offenbart. "In Theory" fungiert als B-Seite und ist doch so viel mehr als eine solche. Düster, geheimnisvoll und vertrackt gemahnt der knackige Non-Album-Track an "Skyshaper"-Zeiten und erschüttert zwischen den rhythmischen Strophen mit einem schepperndem Beat-Gewitter. Zurück zu den Wurzeln, doch nicht ohne dabei auch über die letzten Jahre gewonnene Tugenden zu wahren und um gänzlich neue Farbtupfer anzureichern. Eine anschauliche Gratwanderung zwischen Neuerfindung und konsequenter Weiterentwicklung.

Informationen:

http://www.covenant.se

https://www.facebook.com/Covenant-OFFICIAL-156626197713557/

 

Pride And Fall - Red For The Dead - Black For The Mourning (2016)

Genre: Electro / EBM / Alternative

Release: 26.08.2016

Label: Dependent (Alive)

Spielzeit: 48 Minuten

Fazit:

Nach dem großen Erfolg von "In My Time Of Dying", einer nachfolgenden kreativen Auszeit und internen Umstrukturierungen, wagten sich Frontmann Sigve Monsen und seine Mitstreiter Per Waagen, sowie Svein-Joar Johnsen mit der Produktion von "Red For The Dead - Black For The Mourning" schlussendlich an ihr nächstes Großprojekt heran. Wie die ausgefochtenen Kämpfe und die investierte Zeit sich auf den mittlerweile fünften Silberling der Norweger ausgewirkt haben? Erfahrt es jetzt! Das Wichtigste zuerst einmal vorweg: Ebenso wie der Vorgänger ist auch das neueste Werk dieser absoluten Ausnahmeformation nichts für Freunde kurz währender Eingängigkeit oder das schnelle Hörerlebnis zwischendurch. Ganz im Gegenteil, die insgesamt neun neuen Songs brauchen ihre Zeit und vor allem ernsthafte Zuwendung, bevor sie sich dafür umso intensiver, ja fast schon dankbar, den Ohren des Aufmerksamen erschließen und so ihr ganzes Potenzial freisetzen. Das von "Rotersand"-Kopf Krischan Wesenberg und Christer Andre Cederberg ("Tristania", "Anathema") druckvoll produzierte Dunkel-Epos zeugt in jeder einzelnen Sekunde von der belastenden Schwere und den nervenzehrenden Querelen, unter denen es zeitweise entstand. Thematisch wendet man sich in der Grundessenz vor allem melancholischen und vernichtenden Gedanken zu, schweift nicht selten zu den großen Fragen nach der Endlichkeit und dem "Warum" ab. In Songs wie dem eindrucksvollen Opener "The Angel At The Pillar" oder dem stampfenden "When Darkness Comes", begibt man sich in die Abgründe des menschlichen Unterbewusstseins, die Schatten unserer selbst, steuert erbarmungslos und direkt auf Urängste zu, jedoch ohne den Hauch einer Absicht noch rechtzeitig abwenden zu wollen. Grundlegend setzen "Pride And Fall" auch 2016 wieder genau dort an, wo es weh tut und innerlich beschäftigt, wühlen die Gedanken auf und reißen fraglos mit.

Mit einer in der hiesigen Electro-Szene bis dato unbekannten Melancholie, peitscht das Trio rastlos durch die etwa fünfzig Minuten und macht in Tracks wie "Noises Within", "Broken Men" oder "Pale" von seiner einzigartigen Professur Gebrauch, einen hohen Anteil Tanzbarkeit mit schierer Liebe zum Detail und Inhalt zu verweben. Eine sonderliche, innovative und wahrscheinlich genau deswegen auch so dermaßen spannende, wie anspannende Mixtur, auf den schmalen Pfaden zwischen Verroht- und Zerbrechlichkeit. Resümierend lässt sich sagen, dass "Red For The Dead - Black For The Mourning" die selbst gesetzten Maßstäbe beibehält, die Grenzen ein weiteres Mal bis ans Limit auslotet und das eigene Repertoire sinnvoll um einige Facetten und Nuancen mehr erweitert. Noch tiefsinniger, noch düsterer dröhnt der Sound der anspruchsvollen Electro-Kombo hier aus den Boxen und dürfte sowohl Fans, als auch den Neulingen gefallen, die bereit sind, sich auf ein Album der etwas anderen Art einzulassen und fernab des Mainstream Neues zu entdecken. Vor allem der starke Eröffnungssong sticht hier besonders positiv heraus, der über jeden Zweifel erhabene Titeltrack und "The Sentiment Was False" schließen sich direkt an und markieren zusammen mit der lupenreinen Produktion einen weiteren Höhepunkt in der Karriere dieser Band. Der einzige Wermutstropfen ist die recht geringe Anzahl an Songs, deren Intensität und Spieldauer dürften aber zügig und vor allem langfristig darüber hinwegtrösten können. Reinhören, überzeugen lassen, zugreifen!

Informationen:

http://de.dependent.de/pride-and-fall/

https://www.facebook.com/Pride-and-Fall-102513029786316/

 

Beborn Beton - She Cried (2016)

Genre: Electro / Pop / Alternative

Release: 09.09.2016

Label: Dependent (Alive)

Spielzeit: 34 Minuten

Fazit:

Was lange währt, wird endlich gut. So oder so ähnlich könnte man die Vita der Ruhrgebietler von „Beborn Beton“ beschreiben. Sage und schreibe neun Jahre sind ins Land gezogen, bis gegen Ende letzten Jahres ein neuer Ableger erschien und ihre Fans endlich aufatmen konnten. Die Wartezeit sollte sich als lohnenswert herausstellen, wurde „A Worthy Compensation“ doch auf den zahlreichen Plattformen der alternativen Szene hochgelobt und gefeiert - zurecht! „Synthpop-Meilenstein“ titelten die Medien und erkoren die Scheibe das ein ums andere Mal zum Liebling der Redaktion. Mit der hochemotionalen Quasi-Reunion-Hymne „She Cried“, lieferte das Trio nicht nur einen gelungenen Club-Hit ab, sondern erreichten mit hoher Wahrscheinlichkeit eine weitere Sternstunde ihres Schaffens. Und genau dieser Titel ist es auch, der das bisher erfolgreichste Kapitel der Formation im Herbst 2016 nun also besiegeln darf, um Platz für Neues zu schaffen. Eine Ära geht zu Ende… Anstelle einer Live-Compilation der letzten Gigs oder gar einer simplen Single-Auskopplung, entscheiden sich die kreativen Drei für eine EP. Bevor man die Band der Unkreativität bezichtigt, sollte man den Blick jedoch ganz genau über die Tracklist schweifen lassen. Anders als bei vielen Artverwandten, setzt man auf Qualität statt Quantität und wendet sich in logischer Konsequenz abschließend der letzten Studioveröffentlichung vor, verleiht ihr den letzten Schliff und rundet das zugrundeliegende Konzept feinsinnig ab. So liegt etwa der bezeichnende Titeltrack „She Cried“ gleich in zwei unterschiedlichen Versionen vor: Während der sogenannte Single Edit um gut dreißig Sekunden gekürzt und das Intro ausgespart wurde, bietet der Extended Club Mix dafür umso mehr Spielzeit. Über sechs Minuten und um einiges kräftiger arrangiert, verleitet dieser Überhit zu ausufernder Tanz-Ekstase.

Deutlich verspielter, fast schon fröhlich, wird es mit der Remix-Version von „Zynic“, die sich dem Eindruck von retrolastigem 80er-Charme nicht erwehren kann und will. Ein ganzes Stück experimenteller kommt die Alternative aus dem Hause „babyMax“ daher, welche dann gleichsam nicht nur eine völlig andersartige, sondern auch letzte Interpretation des Songs darstellt. Eine B-Seite gibt es auch: Der „Human League“-Klassiker „The Black Hit Of Space“ fiel den drei Herren um Leadsänger Stefan Netschio in die Hände und an Stelle von leidigen Cover-Allüren, entschied man sich hier für eine sanfte Modernisierung des Grundgerüstes. Tanzbar, am Puls der Zeit, modern und doch unverkennbar nah am Original. Respekt dafür! Die schwedischen Kollegen von „S.P.O.C.K.“ suchten sich explizit „24/7 Mystery“ für ihre Arbeit heraus und drücken der Nummer gar unverkennbar ihren Stempel auf. Zu guter Letzt wäre da noch Daniel Myer („Covenant“, „Haujobb“), der „Who Watches The Watchmen“ mit reichlich treibenden Beats und druckvollen Bässen, seine spezielle Handschrift aufsetzt. Für alle Fans von „Beborn Beton“, solche die es werden wollen oder einfach nur auf anspruchsvolle elektronische Musik stehen: Diese Ergänzung fügt sich nahtlos und nahezu perfekt in den Kosmos der 2015 veröffentlichten Sound-Welten ein, regt sowohl zum schwelgen, vor allem aber auch zum tanzen ein. Überlegte Remixe erweitern das Spektrum und gewähren neue Einblicke in das Schaffen der Ruhrpottes. Es bleibt zu hoffen, dass nicht wieder erst so dermaßen viel Zeit vergehen muss, bis diese mit einem neuen Album zurückkehren.

Informationen:

http://bebornbeton.de https://www.facebook.com/bebornbeton

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