ASP - „Verfallen 2"-Tour - RuhrCongress Bochum - 08.04.2016
Veranstaltungsort:
Stadt: Bochum, Deutschland Location: RuhrCongress
Kapazität: ca. 5.000
Stehplätze: Ja
Sitzplätze: Nein
Homepage: https://www.ruhrcongress-bochum.de
Einleitung:
Es ist ein lauwarmer Frühlingsabend und mein Ziel ist mal wieder der RuhrCongress in Bochum. Die ausladende Halle, welche direkt neben dem Stadion des heimischen Fußball-Vereins „VfL Bochum“ gelegen ist, hat glücklicherweise immer mal wieder den ein oder anderen interessanten Act aus der Szene zu bieten und somit habe ich es ausnahmsweise nicht allzu weit zum Event. Nur wenige Meter vom Veranstaltungsort gelegen, findet sich zügig ein Parkplatz und so kann es schon wenig später in gespannter Stimmung auf das Kommende losgehen. Vor den zahlreichen Toren hat sich schon die ein oder andere schwarze Seele versammelt, der ganz große Ansturm bleibt allerdings aus, hat der Einlass doch schon begonnen. Ich tue es den anderen gleich und begebe mich zum Einlass, wo ich mein Hardticket vorzeige und somit ins Innere gelange. Das Foyer präsentiert sich dann schon als deutlich gefüllter. Wie gehabt wird der Ausschank der Getränke durch die „Matrix“ übernommen und auch einige Kleinigkeiten wie Brezel oder Currywurst hat das ansässige Team für die Besucher vorbereitet. Der Merchandise findet sich auch nach einer kurzen Suche, allerdings direkt in der Konzerthalle selbst. Neben einigen Artikeln der Support-Band „Spielbann“, wird hier ein großes Aufgebot bereitgehalten. Von diversen EPs, Singles und Alben, haben „ASP“ auch eine neue Kollektiv zum „Verfallen“-Zweiteiler dabei, welche vom einfachen Tour-Shirt bis zum Kapuzen-Sweater und liebevoll gestalteten Kleinigkeiten alles bietet, was das Fan-Herz begehrt. Der Ansturm auf den Stand ist schon jetzt gigantisch und so erhasche ich nur einige Blicke auf die Produkte, bevor die Vorband die Bühne betritt.
Spielbann:
Wie schon im letzten Jahr, haben „ASP“ die Saarbrückener Gothic-Rocker von „Spielbann“ auf Tour mit dabei, welche sich durch ihre dortigen Auftritte die eigene Fanbase erfolgreich erweitern konnten. Ein Umstand, welcher sich für diese als Vorteil erweist, jubeln ihnen doch direkt zu Anfang schon die ersten Besucher laut entgegen. Neben echten Brechern wie „Bestie Deiner Welt“, „Monster, Monster“ und der Ballade „Lebewohl“, gibt es auch neues Material vom aktuellen Album „Wiedergänger“ zu hören, hier in Form vom rockigen „Feuerteufel“. Die beiden Frontstimmen Seb und Nic harmonierten gewohnt gut miteinander und schaffen es großteilig, das Publikum zu überzeugen und mitzureißen. Kein Wunder, ähnelt der Sound der Kombo doch zu weiten Teilen dem Stil der Frankfurter Hauptband des Abends. Nach einer guten halben Stunde Spielzeit und einer Dankesrede an Asp, für die erneute Möglichkeit eröffnen zu dürfen, verlassen „Spielbann“ schließlich die Bretter nach einem soliden Auftritt. Ohne Umschweife schließt sich der recht aufwändige Umbau für den Headliner an und auch wenn abermals ein schwerer Vorhang die leere Hälfte des Innenraums abteilt, scheint es langsam aber sicher voller zu werden. Die Reihen verdichten sich und alles wartet gespannt...
ASP:
Pünktlich um 21 Uhr ist der mit großer Spannung herbeigesehnte Moment dann schließlich gekommen: Das Licht erlischt in Gänze und hüllt den kompletten Saal in völlige Dunkelheit - sehr zur Erleichterung und Freude aller Anwesenden. Ein tiefes Vibrieren lässt den Boden dann alsbald erzittern und wächst mit jeder Sekunde, sowie grellen, stroboskopischen Blitzen zu einem unheilvollen Grollen heran. Gerade als die Verstärker an ihre Grenzen zu gelangen scheinen, erstrahlt das ausladende Backdrop mit dem riesigen „Verfallen“-Schädel in schalem Licht und illuminiert weite Teile der Bühne, auf welcher sich nun, wie aus dem Nichts, die beiden Gitarristen Sören Jordan und Lutz Demmler positioniert haben. Zu dem markanten Riff des doomigen „Dro(eh)nen Aus Dem Rostigen Kellerherzen“, betreten nun auch Schlagzeuger Stefan Günther-Martens und Bassist Andreas „Tossi“ Gross die Bretter und stimmen mit ihren Instrumenten in das kraftvolle Intro ein. Unter tosendem Beifall entert Frontmann Alexander „Asp“ Spreng mit langsamen, fast schon bedrohlichen Schritten als Letzter die Szenerie. Wie im Fieberwahn schreitet er entschlossen zunächst zur rechten und dann zur linken Seite, breitet seine Arme aus und animiert das Publikum schon jetzt, vor dem ersten Song, zu wahren Höchstleistungen. Bochum scheint hoch motiviert an diesem Abend und folgt den Forderungen seines Zeremonienmeisters. Erst recht, als wohlbekannte Synth-Klänge den Opener „Wechselbalg“ ankündigen, mit welchem „ASP“ ihren Fans eingangs symbolisch die Hand reichen, für die folgenden zwei Stunden auf eine schwarzbunte Reise durch fremde Welten zu gehen. Gewohnt leidenschaftlich liefern sich Band und Anhänger ein emotionales Wechselspiel, klatschen, singen und tanzen gemeinsam zu den Klängen, die aus dem oftmals grau-tristen Alltag loszulösen wissen und sich bei nicht wenigen mittlerweile zu einer Art festem Lebensgefühl manifestiert haben dürften. Schon in diesen ersten Minuten breitet sich ein wohliges Gefühl im RuhrCongress aus und es wirkt fast ein wenig wie Nachhause kommen. Mindestens genauso traditionell wie effektiv dann die fordernde Frage „Seid ihr müde? Wollt ihr Musik?“ seitens Asp, deren Antwort dann mit „Kokon“ und einem Höchstmaß kollektiv entfachter Energie, keine Zweifel offen lässt. Auch beim aktuellen „Himmel Und Hölle (Kreuzweg)“ vom letzten Album „Verfallen Folge 1: Hotel Astoria“, laden die Frankfurter erneut zum mitmachen ein und bauen gekonnt weitere Publikumsaktivitäten ein, welche sich gelungen in das Konzept aus Gesamtbild und präsentierten Texte einfügen und alles andere als aufgesetzt wirken. Ungewöhnlich früh kredenzen „ASP“ anschließend ihren Klassiker „Krabat“ vom erfolgreichen „Zaubererbruder“-Album, welches schon während der ersten Takte und anhand seiner markanten Violinen-Melodie direkt erkannt und groß bejubelt wird. Während der charismatische Fronter seine Mimik und Gestik passend den besungenen Zeilen angleicht, hängen die Bochumer geradezu an seinen Lippen und singen sicher jede einzelne Silbe mit.
Mit dem energiegeladenen Dreigespann „Souvenir, Souvenir“, „Astoria Verfallen“ und „Loreley“, wendet man sich erneut dem zweitjüngsten Werk der Bandgeschichte zu und gibt einen Querschnitt aktuellen Materials zum Besten. Insbesondere der Titelsong weiß mit seinem hymnenhaften Refrain und den wechselhaften Parts in den Strophen zu gefallen. Das sich ebendiese Songs über die letzten Monate in den Gehörgängen der Fans festgesetzt haben, zeichnet sich im direkten Vergleich zur vergangenen Herbst-Tour hier besonders ab, werden die Titel des epochalen Konzept-Albums doch so herzlich wie alte Bekannte begrüßt. Einen solchen haben die Gothic-Novel-Rocker dann aber gleich auch noch im Gepäck und ernten Applaus für das düster-verträumte „Duett (Das Minenlied der Incubi)“, welches sich schon über einen längeren Zeitraum hinweg nicht mehr im Set befand - ein echter „ASP“-Everblack also und wenn man nach den euphorischen Reaktionen des werten Auditoriums im direkten Anschluss gehen darf: Ab jetzt wieder gerne öfter! Doch auch Brandneues will man seinen Anhängern an diesem Abend nicht vorenthalten, erschien doch vor kurzem das große Finale des Zweiteilers, um das geheimnisvolle Hotel. Mit dem straighten Up-Tempo „OdeM“ taucht man dann in „Verfallen Folge 2: Fassaden“ ein und auch hier zeichnet sich in den dichten Reihen ab, dass diese Nummer hier nur noch wenigen ein Unbekannter ist. Das starke „Köder“ folgt im direkten Anschluss, bei welchem Sänger Asp in der zweiten Strophe kurzzeitig der Text entfällt. Kein Wunder, bei den nicht selten großen Massen an lyrischem Gehalt. Nach einer charmanten Witzelei darüber, was man so alles im „Kollektiv“ veranstalten kann und der gleichnamigen, aktuellen Single-Auskopplung, steht mit dem dramatischen „Und Wir Tanzten (Ungeschickte Liebesbriefe)“ ein weiteres Highlight auf der Agenda. Immer wieder breitet die Fan-Schar passend im Refrain Arme aus, trägt den Song fast von allein und zeigt sich vom Gebotenen gefangen, wenn nicht sogar „verfallen“. Die ergreifende Ballade „Schneefall In Der Hölle“ wird angestimmt und der Meister bittet um einen herzlichen Applaus für Nic Frost von „Spielbann“, welche an diesem Abend ein weiteres Mal die Bühne betreten darf, um gemeinsam mit Asp ein Duett darzubieten. Die beiden Stimmen ergänzen sich wie schon auf dem ersten Teil der „Verfallen“-Tour bestens und so ist es nicht verwunderlich, dass der sympathischen Dame schon bald überbordende Begeisterungsstürme entgegen wehen.
„Werben“ - seit Jahr und Tag die Hymne schlechthin auf die magische Verbindung von Band und Fans schlechthin und auch dieses Mal wieder lautstark gefeiert. Als besonderes Schmankerl und kleines Zeichen, lockert die Band zu diesem Song das strickte Foto-Verbot etwas auf und gewährt den Fans hier die Möglichkeit, Bilder zu machen, so viel sie wollen. Speziell dazu amüsiert Asp mit überzogenen Posen und einigen Grimassen, um den zahlreichen Handylichtern augenzwinkernd das ein oder andere gelungene Motiv zu bieten, was für einige Lacher vor und auf der Bühne sorgt. Mit „Schwarzer Schmetterling“ liefern „ASP“ dann einen erneuten Klassiker, welcher nur allzu gern angenommen wird und auch das unverzichtbare „Schwarzes Blut“, welches auf keinem Konzert der Frankfurter mehr fehlen darf, gibt es zu hören. Zu den bekannten „Wir wollen brennen“-Rufen, verlassen die Musiker anschließend ihre anfangs eingenommenen Positionen und verabschieden sich vorläufig unter ohrenbetäubendem Beifall. Natürlich lässt man seine Fans nicht ohne einen gehörigen Nachschlag so einfach gehen und leitet mit dem psychedelischen „Umrissmann“ den Zugabe-Block ein und schließt so mit dem „Verfallen“-Kosmos. Doch auch der sehnliche Wunsch der Anwesenden soll Gehör finden und so legt man rasch mit dem schweißtreibenden „Ich Will Brennen“ nach. Da die Menge offenkundig noch immer nicht genug von seinen Helden hat, doch mittlerweile nicht nur die Band selbst eine kleine Pause ob der gestiegenen Temperaturen vertragen kann, schlägt man mit dem melancholischen „Rücken An Rücken“ ruhigere Töne an, zu welchem sich Musiker und Fans gegenseitig ebenjenen zukehren und sich erst zur bezeichnenden Textzeile „Bitte dreh dich endlich um!“ wortwörtlich wieder in die Augen sehen. Abschließend weist der Mastermind noch auf die kommende Herbst-Tour hin, welche unter dem Motto „Ich bin ein wahrer… GeistErfahrer“ laufen wird und verspricht mit „Fortsetzung Folgt…“ ein baldiges Wiedersehen. Erschöpft und glücklich zugleich verabschieden „ASP“ und Bochum sich um 23.15 Uhr schließlich voneinander und lassen so einen Abend zu Ende gehen, welcher sicher dem ein oder anderen in guter Erinnerung bleiben wird.
Als das Hallenlicht sich langsam aber sicher wieder erhellt, begebe ich mich nochmals zum Merchandising-Stand, um mein Glück ein letztes Mal zu versuchen. Und tatsächlich: Trotz des riesigen Ansturms, schaffen es die beiden äußerst freundlichen Verkäuferinnen diesem gerecht zu werden und so erstehe ich neben einem Shirt, die limitierte Bilderbuch-Single „Der Knochenmann, das Vöglein und die Nymphe“. Ein neues Projekt, welches Asp künftig im Rahmen der sogenannten „Zwielichtgeschichten“ weiterführen und in regelmäßigen Abständen erweitern wird. Äußerst liebevoll gestaltet und wie immer lohnend! Ich hole meine Jacke von der spärlich besetzten Garderobe ab und mache mich auf den Rückweg. Keine Frage: Eine wahnsinnig gute Show, welche die Frankfurter Szene-Institution hier wieder einmal ablieferte! Die Stimmung war seitens des Publikums und der Band direkt von Anbeginn auf der Maximal-Stufe anzusehen, wenn auch die große Halle gerade einmal halb gefüllt blieb. Dieser Umstand schien an diesem Abend niemanden so recht zu kümmern und so feierte man sich ausgelassen und beschwingt, quer durch das gesamte musikalische Schaffen dieses Urgesteins. Das einzige Manko was an diesem Abend wirklich ins Auge und Gewicht fiel, war die Setlist, welche mit ihrer Titel-Auswahl und Reihenfolge doch sehr der vorherigen Tour zum ersten Album glich und dieses Mal somit verhältnismäßig wenig Überraschungen bot. Weder wurden an diesem Abend Songs des ersten Teils gespielt, welche es im Oktober 2015 noch nicht zu hören gab, noch machte sich eine große Variation im Hinblick auf die Klassiker bemerkbar, lediglich „Duett (Das Minenlied Der Incubi)“ bildete hier die rühmliche Ausnahme und auch das neueste Werk kam mit gerade einmal vier Songs deutlich zu kurz. Jedoch nicht allzu verwunderlich, ruft man sich den riesigen Back-Katalog dieser Band vor Augen - da dürfte die Wahl wohl allen Beteiligten schwer fallen. Jedoch scheint schon in wenigen Monaten Abhilfe geschafft zu werden, wenn „ASP“ mit dem neuen Programm unter anderem im FZW Dortmund gastieren und neben völlig neuem Material, der zum Album erweiterten „GeistErfahrer“-EP, sowie einigen alten Bekannten, vorrangig sozialkritische Nummern aus anderthalb Dekaden Bandgeschichte präsentieren wollen. Es bleibt also auch weiterhin spannend. Fortsetzung folgt… Schon in diesem Herbst.
Setlist:
01. Dro(eh)nen Aus Dem Rostigen Kellerherzen (Intro)
02. Wechselbalg
03. Kokon
04. Himmel Und Hölle (Kreuzweg)
05. Krabat
06. Souvenir, Souvenir
07. Astoria Verfallen
08. Loreley
09. Duett (Das Minnelied Der Incubi)
10. OdeM
11. Köder
12. Das Kollektiv
13. Und Wir Tanzten (Ungeschickte Liebesbriefe)
14. Schnellfall In Der Hölle feat. Nic Frost
15. Werben
16. Schwarzer Schmetterling
17. Schwarzes Blut
18. Umrissmann
19. Ich Will Brennen
20. Rücken An Rücken
21. Fortsetzung Folgt… (1)
Impressionen:
Jobst Meese - Jodocus Obscurus Photography
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