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BEITRÄGE:

AutorenbildChristoph Lorenz

ASP - Verfallen Folge 2: Fassaden (2016)


Genre: Rock / Alternative Release: 01.04.2016

Label: Trisol Music Group

Spielzeit: 76 Minuten Pressetext:

Limitierte 2CD Edition im opulenten Hardcover-Buch im Querformat (ca. 19,5 x 14,3cm) mit 80 Seiten auf hochwertigem Bilderdruckpapier inklusive aller Albumtexte sowie schaurig-schöne Bildwelten von Kult-Artworker Joachim Luetke. Auf der Bonus CD befinden sich Lesungen von Erfolgsautor Kai Meyer, zwei Acoustic-Tracks sowie zwei Videos. Was im ersten Teil der musikalischen Horror-Story, 'Verfallen Folge 1: Astoria', seinen Anfang nahm, erreicht hiermit seinen schaurigen Höhepunkt. Inspiriert von der exklusiv geschriebenen Kurzgeschichte des Erfolgsautors Kai Meyer mit dem Titel 'Das Fleisch der Vielen' ließen ASP die wunderschöne, ebenso tragische wie romantische Gruselgeschichte um den Protagonisten Paul und die geheimnisvolle Spuk-Gestalt Astoria auf die begeisterte Hörerschaft los. Für das ungewöhnliche und neuartige Albumkonzept verschob ASP-Mastermind Asp Spreng sogar die Fortsetzung seines intensiven 'Fremder-Zyklus' für kurze Zeit, um sich ganz der Arbeit an der musikalischen Gothic Novel zu widmen.

In 'Folge 1: Astoria' erwachte das im Jahre 1915 erbaute und seit fast zwei Jahrzehnten leerstehende Hotel Astoria in Leipzig zum glamourösen und auch schauerlichen Spielort für die akustische Gothic Novel. Im zweiten Teil nun erschafft Asp einen wahren Sog an spannenden Wendungen in der Geschichte, und wir merken schnell: Was wir zusammen mit dem Hauptdarsteller Paul über die Geschichte zu wissen glaubten, war nur die Spitze eines immer bedrohlicher werdenden Eisberges, der in der Tiefe des Geschehens lauert. Wir werden hinter eine ganze Reihe von Fassaden blicken. Ob uns gefällt, was wir sehen, bleibt indes ungewiss. Optisch umgesetzt werden die Horribilitäten im Hotel von Artworker Joachim Luetke, der bereits mit Marilyn Manson, Sopor Aeternus, Dimmu Borgir, Kreator und anderen arbeitete. Bei allen Schrecknissen, die dem Musikliebhaber präsentiert werden, klangen ASP selten so melodisch, schmissig und dennoch subtil morbide. Der Horror entfaltet sich im Detail, langsam und kriechend wie bei einer Geschichte von H. P. Lovecraft. Textlich schafft Asp scheinbar spielend den Spagat zwischen Storytelling und Identifikationsmöglichkeit für den Hörer, wie immer auf einem lyrisch-erzählerischen Niveau, welches in der deutschsprachigen Musiklandschaft seinesgleichen vergebens sucht.

Kritik:

„Im Wandel sind wir die Konstante

Wir sind vertraute Unbekannte

Wohlwissend ohne ein Gewissen

Gleich welche Fahnen sie auch hissen

Im Wandel sind wir die Konstante

Wir sind vertraute Unbekannte

Wir sind gekommen um zu bleiben

Unwesentreiben“

Inmitten der kalten Herbsttage des vergangenen Jahres, veröffentlichen ASP, vom 2011 begonnen „Fremder“-Zyklus dabei vollkommen unabhängig, den ersten Teil ihrer kunstvoll-morbiden, klassischen Horror-Geschichte, rund um den mittlerweile verfallenen, real existenten Hotel-Komplex „Astoria“. Die vielen unterschiedlichen Stilistik und teilweise erzählerischen Elemente, reichten von klassischem Gothic-Novel-Rock, Chanson-Einschüben und sogar dem ersten, schwarzen Tango der eigenen Band-Geschichte - weit mehr als ein bloßes Zwischenalbum und zurecht ein voller Erfolg. Wir erinnern uns: In der fiktiven Erzählung, welche weit außerhalb des heutigen Zeitrahmens angesiedelt ist, macht sich Hauptfigur Paul auf, sein altes Leben in der Großstadt Berlin weit hinter sich zu lassen und im angrenzenden Leipzig sein Glück zu finden. Bereits während der ersten Minuten macht sich die tiefe und tragische Resignation des erfolglosen Titelhelden bemerkbar, welche jedoch nur allzu bald ein jähes, doch nur temporäres Ende finden soll. Gerade erst in seiner neuen Wahlheimat angekommen, verliebt er sich wortwörtlich in die prunkvollen Hallen der erwähnten Luxus-Herberge und lässt sich, voll von neuer Energie und frischem Tatendrang, als Hausmeister einstellen. Aber all die Euphorie und Emotionen sollen ihm noch zum Verhängnis werden, als er immer wieder eine mysteriöse Schönheit durch die Korridore wandeln sieht und ihr fortan sein Herz schenkt. Doch hinter den schillernden Mauern ist nicht alles so, wie es zu sein scheint… Die Unbekannte beauftragt ihren Bewunderer mit einer unheilvollen Aufgabe, der Übereignung zunächst kleiner Erinnerungsstücke, sogenannter Souvenirs, der jeweiligen Hotelgäste, denn in diesem Haus bleibt niemand für immer. Paul stellt sich mit Leib und Seele in ihren Dienst, aber bald schon reichen die kleinen, persönlichen Habseligkeiten allein nicht mehr aus und so muss der Leidtragende weitaus größerer Opfer bringen. In der Hoffnung auf Nähe, versteigt er sich auf den nächtlichen Streifzügen mehr und mehr in den dunklen Gängen, sowie den Irrungen und Wirrungen seiner eigenen Gefühle. Wird er weitere Grenzen für seine Angebetete sprengen und wie weit ist er bereit, für die Liebe zu gehen?

Doch bevor der gespannte Hörer endlich erfahren darf, auf welche Art und Weise die Erzählung weitergeht und letztlich endet, wird dieser von wohl bekannten und doch neuen Klängen in Empfang genommen. „Fortsetzung Folgt…2 (Vorspann)“ fungiert als Eröffnung und gleicht in seiner ausladenden Form fast einer feierlichen Ouvertüre. Verständlicherweise bezieht man sich hier auf den letzten Song des ersten Teils, was zur Folge hat, dass man zu weiten Teilen auf das melodische Konzept des Vorgängers zurückgreift. Doch wären ASP nicht ASP, wenn sie auch hier nicht so einige Überraschungen parat hätten. Die sanften Klänge einer Harfe, laden zu einem weiteren Aufbruch in eine fantastische Welt, zu einer erneuten musikalischen Reise und zeigen sich bereit, den Mutigen an die Hand zu nehmen. Doch es bleibt keine Zeit zum langen verweilen oder ausruhen, denn schon wenig später beginnen die Klänge eindringlicher zu werden und reißen durch eine energetische Violine hinein in einen rasanten Strudel mit absoluter Sog-Wirkung. Nur wenig später begrüßt einen die markante Stimme des Frontmanns selbst und erweitert den ersten Part dieses außergewöhnlichen Schlüsselsongs, um weitere gewitzte Phrasen und Anspielungen auf ältere Werke und die Musiker selbst. Der leicht punkige Anstrich steht diesem Titel auch dieses Mal gut zu Gesicht und das vom, Korsett des eigentlichen Haupt-Erzählstrangs, unabhängige Muster, eignet sich somit perfekt als Anschluss, um sich gedanklich zurückzubesinnen, sich zu erinnern, den roten Faden wiederzufinden und wehmütig das letzte Kapitel aufzuschlagen. Wenn auch neben den neuen Text-Passagen und der, um viele Facetten erweiterten, stark modifizierten Melodie, ein gänzlich neuer Aufbau erfrischend und wünschenswert gewesen wäre. Den eigentlichen Auftakt markiert anschließend „Bitte Nicht Stören! (Intro)“, welches seiner Bezeichnung als Einleitung mehr als gerecht wird. Einem großen, spektakulären Blockbuster im Kino gleich, sieht man vor seinem inneren Auge die Schauplätze wahrhaftig und lebendig vorbeiziehen, taucht endlich wieder und immer tiefer in das Geschehen ein und bewegt sich, wie auf unsichtbaren Schienen und in einem unheilvollen Fiebertraum, erst gemächlich, dann immer schneller, auf das „Astoria“ zu. Der Titel muss in seiner recht kurzen Spielzeit ohne Lyrics auskommen, was jedoch der Atmosphäre oder gar Qualität an keiner Stelle einen Abbruch tut. Eine einprägsame, repetitive Piano-Melodie und dezente Elektronik-Elemente, vereinen sich mit druckvollem Drumming, leidenschaftlichen Streichern und mächtigen Pauken-Schlägen, bis sich diese epochale Fusion zu einem klanglichen Finale steigert und nahtlos in das erste Stück übergeht: „Unwesentreiben“. Ein harter Bass und eine Geige fügen sich direkt nach einem letzten Tusch an. Ab hier gehört das Wort ganz Paul. Viele Jahre sind seit seinem letzten Verbrechen, dem Mord an Nachttänzerin Loreley und ihrer anschließenden Opferung vergangen, doch sollte es nicht seine letzte sein. Immer wieder von einem krachenden Gitarren-Riff durchbrochen, berichtet er in einer kruden, wechselhaften Gefühlsmischung aus Reue, Selbstreflexion, Häme und Wahn von seinen grausamen Taten der, auch teils jüngsten, Vergangenheit. Doch hat die Zeit nicht ausschließlich am geistigen Zustand des Protagonisten genagt, auch die weltlichen Geschehnisse in und um Leipzig haben sich seitdem erheblich verändert. Die Nationalsozialisten sind an die Macht gelangt, Deutschland wird fortan durch eine Mauer getrennt. Ebenfalls ein Umstand, welcher an der Hauptfigur flüchtig vorbei geht und ein sicherer Indikator für seinen weiteren, ganz eigenen Verfall. Immer wieder mischen sich teils aggressive Streicher zwischen die Zeilen, bis sich das volle Potential in seiner ganzen Pracht im hymnenhaften, von geisterhaften Chören durchsetzten Ohrwurm-Refrain entlädt. Insbesondere die undurchdringlich düstere Stimmung und der sakral anmutende, sich immer wieder erhebende Gesang im Hauptteil, sorgen nicht nur für einen genialen, meisterhaften Opener, sondern auch für einen der stärksten „ASP“-Songs der letzten Jahre! Auch „OdeM“ schlägt in eine ganz ähnliche Kerbe, wenn auch weniger morbide und cineastisch angehaucht. Viel eher erwartet einen hier ein lupenreiner, metallischer Up-Tempo in bester Manier - ganz ohne ruhigere Passagen, Pausen oder unnötig Zeit zu verlieren. Mindestens genauso schnell, wie die gradlinigen Riffs durch die Minuten peitschen, schwinden auch die immer wieder kurz aufkeimenden Zweifel und wandeln sich weiterhin in verblendete Hochgefühle seitens Paul, was vor allem durch den mitreißenden, fast überschwänglichen Refrain verdeutlicht wird.

Auch die vom Vorgänger-Album bekannten Zwischentöne sind wieder zu finden, wenn auch in deutlich geringerer Anzahl. Bot der erste Teil noch ganze vier Parts, der äußerst wandelbaren Stücke mit erzählerischer Funktion, so wurden diese mit zwei Abschnitten nun auf die Hälfte reduziert. Aus rein narrativer Sicht jedoch keinerlei Einbuße für die zu erzeugende Atmosphäre, wurde diese stilistische Notwendigkeit bereits im Vorgänger weitreichend abgedeckt und beraubt man den Erzählstrang doch zu keiner Zeit seiner notwendigen Intensität. Im Gegenteil, die Reduktion auf das Wesentliche und für die Handlung relevante, kommt dem gesamten Fluss nur zu Gute. Auch in kompositorischer Hinsicht präsentieren sich diese jetzt von einer gänzlich anderen, intimen, da akustisch arrangierten Seite. So auch „Zwischentöne: Höhepunkt“, welches viel mehr eigenständiger Song, denn bloßes Bindeglied ist, wie man anhand des Titels oberflächlich vermuten könnte. Getragen von den handgemachten Klängen einer Gitarre in bester Liedermacher-Manier und behutsamer Percussion, konzentriert sich die Band hier eher darauf, die Stimme des Fronters herauszuarbeiten, als auf die Einbindung von Bombast, was bestens funktioniert und zusammen mit den schwärmerischen, zerbrechlichen Textzeilen eine wunderschöne Ballade ergeben. Um den verzückten Eindruck bei Hauptcharakter und Hörer zu revidieren und den Fokus auf die erschreckende Realität zu legen, positioniert man „Das Kollektiv“ in der Tracklist direkt danach, welches schon eine Woche vor Veröffentlichung als extrem rare Single in den Gehörgängen so manchen Anhängers herumspuken durfte. Getrieben von perlender Elektronik, rhythmischem Bass und einem Drumming, welches strikt das mittlere Tempo vorantreibt, hält auch hier eine gelungene Neuerung Einzug. Die dunkle Thematik und der eingängige Refrain, welcher direkt zum mitsingen einlädt, werden von den unverwechselbaren Lauten eines Dudelsacks untermalt, für welchen natürlich niemand Geringeres als Thomas Möller verantwortlich zeichnet. Und so langsam aber sicher dämmert dem zunächst Ahnungslosen, mit welcher Gefahr er es eigentlich zu tun hat… Diese zeigt ihr grausames Ich und wahres Gesicht endgültig bei „Hinter Den Flammen“, einem der wohl düstersten und härtesten „ASP“-Titel, welcher dem vorangegangenen „Dro(e)hnen Aus Dem Rostigen Kellerherzen“ in seiner schwermetallischen Art in nichts nachsteht. Das beunruhigende, schallende Läuten einer Glocke und Textzeilen, welche zu einigen Teilen sogar in Gift und Galle speienden, entmenschlichten Shouts unterstützt werden, werfen wahrlich bedrohliche Schatten voraus und lassen das Kopfkino des Hörenden auch dieses Mal nicht außer Acht. Erst eine konträrere, akustische Passage dient dann als kurzzeitiger Ruhepol vor dem nahenden, mächtigen Refrain. Mit etwa acht Minuten Spielzeit das Epos des Albums, jedoch innerhalb der Spielzeit alles andere als monoton oder langatmig. Insbesondere die schnellen, teilweise drastischen Stil-Wechsel versinnbildlichen die jeweiligen Emotionen perfekt, lassen die blinde Verliebtheit gekonnt verblassen und offenbaren den demaskierten Albtraum. „Zwischentöne: Abfall“ beginnt dann sogleich damit, die aufgepeitschten Wogen in Form einer akustischen Halb-Ballade zu glätten und bietet somit gegensätzlich eine auditive Rast und Einkehr, nach einem schweißtreibenden Versuch aus den Fängen zu entrinnen. Während draußen die Mauer hochgezogen wird, beginnt Paul damit, seine eigene weiterhin um sich herum hochzuziehen und sich, abgesehen von den nötigsten Interaktionen, zunehmend von seiner Außenwelt abzuschotten. Klassisch und reduziert instrumentiert.

Gnadenlos nach vorn rockende Gitarren und eine führende Piano-Melodie, leiten dann das ungemein starke „Köder“ ein. In den einzelnen Strophen wechseln sich sanft und eindringlich intonierte Zeilen stetig ab, bis man mit dem gewaltigen Refrain den Höhepunkt erreicht. Gerade die punktgenaue Verquickung aus treibender Härte, melancholischer, aber bestimmt anmutender Melodiösität, beschwörendem Gesang, sowie einem grandiosen Zwischenteil, bilden eine unnachahmliche, stimmige Einheit. Eines der absoluten Highlights auf diesem Album und ebenfalls eine der überzeugendsten Nummern seit Jahren - was für ein Hochgenuss! „Ich Lösche Dein Licht“ spaltet sich dann in zwei Teile auf, welche thematisch eng miteinander verwoben sind. Anders als vielleicht von so manchem Hörer erwartet, kredenzen „ASP“ hier keine ruhigen Töne, sondern bewegen sich weiterhin in temporeichem Fahrwasser, passend zu Pauls endgültig gefasstem Entschluss. Seine starken Gefühle wandeln sich durch die jüngsten Ereignisse in schreckliche Furcht, an die Nähe zu seiner ehemals Geliebten, glaubt nun auch er nicht mehr. Die Fassade bröckelt immer mehr und enttarnt ihre wahren Absichten und so macht er sich auf zu dem Ort, wo das Unwesen beheimatet ist. Er begibt sich in den Keller, fest entschlossen das Lichtherz im alten Ofen des Hotels endgültig auszulöschen und Frieden zu finden… Auch wenn er daran innerlich zu zerbrechen droht. Das zugehörige „Ich Lösche Dein Licht (Reprise)“, weiß anschließend mit druckvollem Riffing, wohl dosierter Härte, Chorälen Gesängen und einem spektakulären Solo zu glänzen. Das sich anschließende „Ich Bringe Dir Nichts Mehr“, entfaltet sich danach als emotionaler Gipfel von „Verfallen Folge 2: Fassaden“. Sensibel, tragisch und zerbrechlich präsentieren sich der Text und die intensive Melodie, welche hier passenderweise lediglich von einem Klavier ausgeht. Selten wurden Gefühle dieser Art intimer umgesetzt, selten fühlte man sich dem Geschehen so dermaßen nahbar. Das erneute Reduzieren auf die Essenz, könnte abermals nicht besser umgesetzt sein. Die ganz große Inszenierung nicht notwendig, erfüllt doch die große Variabilität der klagenden Stimme diese Funktion besser, als es jedes Instrument oder Stilmittel nur könnte und legt dem Hörer die ganze Bandbreite menschlicher Verzweiflung und Empfindlichkeit so nahe, wie nur möglich. Definitiv einer der rührendsten Momente, im „Verfallen“-Kosmos.

Abermals setzen synthetische Töne an, verbreiten dezent bizarre Stimmung und geben den Startschuss für den Brecher „Umrissmann“. Die hypnotische, fast schon psychedelische Melodieführung, gepaart mit knackigen Gitarren, sorgt mit voranschreitender Spielzeit für ein immer tiefergehendes Versinken und zieht kräftig in den Bann. Die in den Strophen zelebrierte, unheimliche Atmosphäre, wird schließlich von einem Refrain in bester Hymnen-Manier durchbrochen und vermittelt eine schauerliche Reise durch das Innere des Protagonisten, welcher nach den Geschehnissen nicht mehr als ein dünner Schatten seiner selbst zu sein scheint. Ein heißer Kandidat für die anstehenden Live-Shows im April diesen Jahres! „SouveniReprise“ greift dann, ähnlich wie der zweite Teil von „Fortsetzung Folgt…“, die Melodie des Intros „Bitte Nicht Stören“ auf und verbindet diese mit der, eines weiteren, alten Bekannten: „Souvenir, Souvenir“. Somit bezieht man sich gekonnt ein letztes Mal auf die Kern-Thematik der Geschichte und erschafft mit Umsetzung und Text einen unglaublich starken Effekt, welcher zu einem einschneidenden, finalen Erlebnis und besonderen Moment verhilft. Ab der Hälfte der Spielzeit, erfährt der Sound eine Wendung, abermals unterstützt von weiteren Streichern. Während sich dieser gegen Ende des Titels immer mehr reduziert und in der Vergangenheit, wie im undurchsichtigen Nebel der Zeit zu verschwinden scheint, findet man sich selbst wie zu Beginn, scheinbar unfähig sich zu bewegen und eigenmächtig zu handeln, inmitten der Szenerie. Ohne es zu wollen oder steuern zu können, bewegt sich der Hörer erneut wie auf Schienen, über die Treppen, durch die dunklen Gänge und Korridore. Hier scheint es nun verlassen und menschenleer, vom einstigen Prunk scheint nichts mehr übrig. Verfallen eben. Mit den letzten Takten, entfernt man sich langsam, aber unaufhörlich immer weiter aus dem Geschehen, gelangt wieder nach draußen, auf die Straßen, in die Außenwelt. Mehr und mehr zieht es einen davon, bis der architektonische Koloss, das „Astoria“, zu einem weit entfernten Punkt im Gesamten zu werden scheint. Plötzlich bleibt der Gesang aus, die letzten Worte sind gesagt, die elegischen Klänge der Streicher verhallen und nur die letzten, dröhnenden Laute, einem gefilterten Donnerhall gleich, sind noch zu hören… Doch auch sie verklingen, das Kapitel schließt sich und alles was noch von den Geschichten, Erlebnissen und Taten bleibt, ist ein sonderbares Gefühl. Irgendwo zwischen Empathie, Erlösung, Demut, Betroffenheit und einer nicht zu beschreibenden Leere. Es fühlt sich fast ein wenig an, wie Verlust. Aber es bleibt keine Zeit mehr, zu verweilen. Die Musik ist verstummt. Der Vorhang fällt. Die Geschichte ist erzählt. Danke vielmals für dieses Werk, "ASP"!

Tracklist:

01. Fortsetzung Folgt…2 (Vorspann)

02. Bitte Nicht Stören! (Intro)

03. Unwesentreiben

04. OdeM

05. Zwischentöne: Höhepunkt

06. Das Kollektiv

07. Hinter Den Flammen

08. Zwischentöne: Abfall

09. Köder

10. Ich Lösche Dein Licht

11. Ich Lösche Dein Licht (Reprise)

12. Ich Bringe Dir Nichts Mehr

13. Umrissmann

14. SouvenirReprise

Fazit:

Fazit: Ein wahres Meisterstück, welches die Frankfurter um Lyrik-Künstler und Chef-Denker Alexander „Asp“ Spreng, ihrer treuen Anhängerschaft in Akkordarbeit darbringt. Es muss schon ein Höchstmaß an Disziplin und Wahnsinn gleichermaßen erforderlich sein, um ein Mammutprojekt diesen epochalen, qualitativ hochwertigen Ausmaßes, in einer dermaßen kurzer Zeitspanne stemmen zu können. Zwischen dem 2011 begonnenen, aktuell laufenden „Fremder“-Zyklus, dem Projekt „ASP’s von Zaubererbrüdern“, EPs und Kooperationen mit anderen Künstlern, Buchveröffentlichungen und natürlich Konzerten, schafft der Frankfurter überraschend und wie aus dem Nichts heraus, ein weiteres Universum für neue Geschichten und überzeugt auf ganzer Linie. Beinhaltete der erste Teil noch erzählerische Elemente, welche unter anderem durch die sogenannten „Zwischentöne“ eingebunden wurden, sowie etliche, klangliche Experimente, so mächtig und spektakulär präsentiert sich dem Hörer das grandiose Finale. Von großem Bombast, energiegeladenen Up-Tempos, bis hin zu zerbrechlich einfühlsamen Klängen, vereinen „ASP“ hier verschiedenste Klänge und offenbaren ihre ganze Bandbreite an Können. Auch die Geschichte um die Hauptfigur und die unheimliche Geschichte des mysteriösen Hotels, weiß ein weiteres Mal auf emotionaler Ebene zu packen und in ihren Bann zu ziehen und noch stärker und intensiver sogar, als im Oktober 2015. Mit großen Bildern und Melodien, überraschenden Wendungen und ganz viel Gefühl, zeichnet der Querdenker eine Figur zwischen Angst und Verzweiflung, haucht seinen Worten, Erzählungen und Charakteren ein weiteres Mal authentisches Leben ein… Und schafft es so erneut, eine magische Verbindung, eine glaubwürdige Identifikation zwischen Fiktion und Realität herzustellen und seinem Schaffen heilende Wirkung und Reflexion zu verleihen. Nimmt uns mit auf eine wirre Achterbahn der Gefühle, lässt uns gemeinsam mit Paul lieben, fürchten, leiden, bangen und hoffen. Denn wie so oft, sind die scheinbar weit auseinander klaffenden Grenzen zwischen Liebe und Selbstzerstörung fließend. Sind wir nicht alle ein bisschen „verfallen“?

Informationen:

https://www.aspswelten.de https://www.facebook.com/AspsWelten

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