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BEITRÄGE:

AutorenbildChristoph Lorenz

Mono Inc. - Interview (2016)


Nicht selten schreitet die Zeit schneller voran, als man denken möchte. Gar so schnell manchmal, dass es manchmal mehr als nur einen Moment der Ruhe und des Innehalten benötigt, um sich all den Ereignissen, welche oftmals rasend schnell an einem vorbeiziehen, erst richtig bewusst zu werden. Genau so und nicht anders, dürfte es dieser Tage den Hamburgern von "Mono Inc." gehen, welche unlängst mit dem schlicht, doch vollkommen aussagekräftig betitelten Package "LIVE", ihre allererste Live-CD / DVD veröffentlichten. Die wohlverdiente Erfolgssträhne der sympathischen Dark-Rocker will und will nicht abreißen: Noch vor weniger als zehn Jahren, durfte ich die Formation als Support von "Subway To Sally" oder Szene-Ikone "ASP" erleben, anno 2016 füllen sie selbst große Hallen und belegen die oberen Slots diverser Festivals. Höchste Zeit also, um einen Blick zurück in die Vergangenheit, als auch in die Zukunft zu wagen! Zwischen Release und Tour-Stress, nahm sich Bassist Manuel Antoni während der raren Off-Days ausgiebig Zeit, um sich den Fangfragen zu stellen. Warum "Mono Inc. - LIVE" ausgerechnet in Dresden aufgezeichnet wurde, ob die Band mit ihrer eigenen Leistung und ihren Fans an diesem Abend zufrieden war und was die Zukunft bringt, erfahrt ihr hier.

Roggenfaenger: Wie doch die Zeit vergeht… Viele Jahre harte Arbeit liegen nun mittlerweile schon weit hinter euch: Unmengen absolvierte Gigs, anfänglich noch in kleinen Clubs und als Support, später dann große Headlines-Shows vor einem immer größer werdenden Publikum, sowie auf namhaften Szene-Festivals, konstant erfolgreiche Veröffentlichungen, unermüdliches touren, ein stetig steigender Bekanntheitsgrad in und über die Grenzen der Szene hinaus - Euer Werdegang ist schlicht beeindruckend! Wie nehmt ihr all diese positiven Veränderungen über die letzten Jahre hinweg eigentlich wahr, bzw. was genau hat sich alles für euch dadurch geändert und was ist eigentlich euer Erfolgsrezept?


Manuel Antoni: Das Erfolgsrezept ist wahrscheinlich, dass man selber gar keine „großen Schritte“ wahrnimmt, sondern sich alles schleichend ändert. Es ist nicht plötzlich alles anders. Hier mal neue Special Effects für die Shows, da mal ein Crew Mitglied mehr, irgendwann nicht mehr selbst fahren, sondern in den Nightliner einsteigen. Deswegen ist man im Großen und Ganzen natürlich auch relativ wenig beeinflusst davon und geht seinen Weg einfach immer weiter. Im Songwriting, im Band-Alltag, etc. Und auf einmal hat man einen dieser Momente, wenn man alte Filmaufnahmen von Gigs sieht oder realisiert, um wieviel größer die Hallen mittlerweile geworden sind und man plötzlich bemerkt „Verdammt, es hat sich doch schon einiges getan!“

Roggenfaenger: Euer letztes Album „Terlingua“, habt ihr bekanntermaßen nicht in heimischen Gefilden aufgenommen, sondern internationale Land- und Studioluft geatmet. Ein Prozess, welcher dem zugrundeliegenden Konzept und der eigenen Inspiration sicher dienlich war. Was habt ihr aus der Zeit in Texas für eure musikalische Zukunft in Bezug auf eure Arbeit und den Sound mitgenommen und inwiefern unterschied sich der dortige Aufnahmeprozess von euren bisherigen? Gibt es vielleicht sogar Erlebnisse, Eindrücke und Erinnerungen, an welche ihr besonders gern zurückdenkt?

Manuel Antoni: Zu allererst tut es immer sehr gut, seine eigenen vier Wände zu verlassen. Einfach um den Kopf grundsätzlich erst einmal wieder frei zu bekommen. Dann sind wir ja nicht nur in ein anderes Studio gefahren, in die selben tristen Wände bloß in einer anderen Stadt, sondern hatten ein komplett anderes Land und ein komplett anderes Lebensgefühl plötzlich um uns herum. Du wachst morgens schon mit einem ganz anderen Grundgefühl auf, das ist nicht vergleichbar. In Terlingua hat Raum und Zeit plötzlich keine Rolle mehr gespielt, weil das Land unendlich und dein eigener Terminplan leer ist. Ich erinnere mich noch besonders gut an ein sehr einschneidendes Erlebnis: in der ersten Nacht standen wir versammelt draußen in der Wüste und haben in den unglaublichen Nachthimmel gestarrt. Es ist ja nicht wie in Deutschland, dass du vor lauter Stadtlichtern so grade eben ein paar Sterne erkennen kannst. In Terlingua gibt es ja quasi gar keine Beleuchtung nachts. Meilenweit! Was sich da dann plötzlich alles am Himmel zu erkennen gibt! Mir war nie bewusst, was und wie genau man eigentlich alles von der Erde aus erkennen kann. Das hat sich natürlich auch auf den Sound unseres Albums ausgewirkt. Ich finde, wir haben dort sehr gut die Leichtigkeit und doch andererseits die Schwere des Seins, die wir in diesen Wochen erleben durften, sehr gut einfangen können.

Roggenfaenger: Natürlich gab es zum Album auch wieder eine ausgedehnte und sehr erfolgreiche Tour. Doch nicht nur die Besucherzahlen und die Größe der jeweiligen Hallen klettern stetig weiter nach oben, auch eure Setlist und Bühnenshow wird zur Freude der Fans ausgebaut und immer spektakulärer. Von großen Video-Leinwänden wie auf der „After The War“-Tour, pyrotechnischen Elementen, bis hin zu einem Überraschungsgast wie Joachim Witt, gab es schon viel zu sehen und vor allem zu hören. Wie wählt ihr die Songs im voraus aus und welche Ideen für weitere Show-Effekte, würdet ihr in den nächsten Jahren gerne einmal umsetzen?

Manuel Antoni: Das wäre ja schön blöd, wenn ich da jetzt schon zu viel verraten würde, oder? (zwinkert) Aber eins kann ich versprechen: es wird nicht so schnell langweilig mit uns! Zur Song-Auswahl: die Formel ist eigentlich ganz einfach. Man nehme ein paar altbewährte Klassiker, ein bisschen was Neues und ein paar unserer eigenen Lieblingslieder. Natürlich in eine schöne Dramaturgie gesetzt. Aber eigentlich entscheidet am Ende immer das Bauchgefühl, was die aktuelle Tour und somit die Setlist abrundet.

Roggenfaenger: Endlich ist es soweit: Eure neue und allererste Live-CD / DVD kommt in den Handel! Längst überfällig, wie viele eurer Anhänger finden. Wurdet ihr in den letzten Jahren nach einer solchen Veröffentlichung befragt, so lautet die Antwort stets, dass es noch nicht der richtige Zeitpunkt dafür sei und ihr euch nicht dafür bereit fühlt. Warum also gerade auf der „Terlingua“-Tour und warum gerade jetzt?


Manuel Antoni: Es gibt manchmal einfach Momente im Leben, da weiß man jetzt stimmt alles. Die Show ist endlich soweit ausgefeilt, dass man auch den eigenen sehr kritischen Anspruch vollends erfüllt, die Partner, mit denen man die Umsetzung angeht stimmen und es fühlt sich einfach richtig an. Die Jungs von den Riptide Filmmakers haben gerade auch in der Planung einen großartigen Job gemacht, uns an die Hand genommen und gesagt „Zusammen rocken wir das Ding!“. Auch unser Ton- und Lichtmann haben eine bemerkenswerte Leistung erbracht. An solchen Dingen hängt das auch. Es sind so viele kleine Zahnräder, die am Ende wie ein Schweizer Uhrwerk ineinander greifen. Die Produktion war ein extrem spannendes Erlebnis. Von der Idee bis zum finalen Werk. Es war einfach jetzt der richtige Zeitpunkt.

Roggenfaenger: Das Spektakel habt ihr in Dresden aufzeichnen lassen. Wieso fiel eure Wahl gerade auf diese Stadt?

Manuel Antoni: Normalerweise macht man eine Live-DVD ja in seiner Heimatstadt. Wir fanden das jedoch zu offenstlichlich, unspannend und auch etwas unfair und haben uns daher für ein Lossystem entschieden. Wir haben also unsere Lieblings-Locations ausgesucht, in einen Topf geworfen und das Los entscheiden lassen. Ich bin froh über Dresden. Immerhin waren wir davor länger nicht im Osten und so gab es obendrein noch ein besonderes Bonbon on top.

Roggenfaenger: Welche Ansprüche habt ihr an diesem Abend an euch, euer Publikum, die Show und den Dreh selbst gestellt?

Manuel Antoni: Man geht natürlich mit einer gewissen Anspannung an die Sache. Wenn du Mist baust, wird das für immer festgehalten! Jedoch haben wir schon genug Shows erfolgreich hinter uns gebracht, sodass jeder genau weiß, was er tut. Das Publikum ist da natürlich ein etwas kritischerer Faktor. Wenn das schlecht drauf ist, ist der Abend gelaufen. Aber wir hatten ja bereits sehr gute Erfahrungen in Dresden gemacht und wissen auch, dass wir - völlig ab von der Location - auf unsere Fans immer zählen können!

Roggenfaenger: Stellt euch vor, ihr müsstet diese Veröffentlichung einer Person schmackhaft machen, welche noch nie von euch oder eurer Musik gehört hat. Mit welchen Worten würdet ihr die Live-DVD bewerben und empfehlen? Eignet sich „Mono Inc. - Live!“ nur für Kenner oder auch für Neueinsteiger?

Manuel Antoni: Wie bereits erörtert haben wir diese DVD/BluRay in Angriff genommen, weil die Zeit dafür reif war. Wir sind an dem Punkt gewesen, dass alles passte. Daher ist diese Live-DVD genau das richtige für alle, die uns noch nicht kennen und das gesamte Paket in einem kennenlernen möchten. Noch besser wäre es natürlich einfach mal direkt zu einer Show zu kommen. (zwinkert) Darüber geht nichts! Trotzdem haben wir es geschafft, Emotionen einzufangen und diese digital transportieren zu können. Nicht selbstverständlich, wie ich finde. Genauso ist die DVD natürlich auch für Kenner zu empfehlen, denen die Zeit zwischen zwei Shows zu lang ist.

Roggenfaenger: Nach eurer letzten Unplugged-Tour „Alive & Acoustic“, schlagt ihr gegen Ende diesen Jahres erneut die ruhigeren Töne an und zeigt euch in vielen Städten erneut von eurer intimen und ruhigen Seite. Was darf der potentielle Besucher dieser Konzerte erwarten und wo liegen für euch persönlich die Unterschiede und Vorzüge einer komplett akustisch arrangierten Show?


Manuel Antoni: Das ist sehr schwierig zu beantworten, da man das nicht eindeutig abgrenzen kann. Es ist einfach anders. Man probt zwar genau so und bereitet sich genauso vor, aber die Show selber hat eine ganz andere Stimmung. Ich könnte nicht sagen, ob das besser oder schlechter ist. Auf jeden Fall ist es total spannend. Man nimmt die Show selber auch ganz anders wahr, bekommt noch etwas mehr vom Publikum mit. Gerade bei den traurigeren Liedern. Da kommt durchaus sehr viel mehr Emotion manchmal durch.

Roggenfaenger: Eine Frage, welche sich bestimmt schon viele stellen: Gibt es derzeit schon Pläne für ein neues Album von euch und falls ja, welche musikalische oder thematische Richtung peilt ihr an?

Manuel Antoni: Eins kann ich verraten: weiter geht’s immer. (zwinkert)

Roggenfaenger: Ein paar letzte Worte zum Abschluss: Was möchtet ihr euren Fans noch gerne sagen und mit auf den Weg geben?

Manuel Antoni: Bleibt uns treu und bis bald auf den kommenden Festivals oder der Akustik-Tour! Danke, dass es euch gibt.

Impressionen:


Jobst Meese - Jodocus Obscurus Photography


http://www.jobstmeese.de


https://de-de.facebook.com/Jodocus.Obscurus/

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