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BEITRÄGE:

AutorenbildChristoph Lorenz

Ost+Front - Interview (2016)


Das Jahr 2016 beginnt mit einem unüberhörbaren Knall, aus einem ganz bestimmten Sektor der schwarzen Szene: Die umstrittenen Berliner „Ost+Front“, lassen schon zu Anfang des noch jungen Jahres, ihr mächtiges Klang-Monster aus Brachialität und großen Melodien, genannt „Ultra“, auf den Musikmarkt und die stetig wachsende Anhängerschaft los. Der Weg für weitere Erfolge, ist also ein weiteres Mal geebnet und für ordentlich Gesprächsstoff somit zugleich gesorgt. Für Kompositionen, Texte und das gesamte Konzept, zeichnet ein weiteres Mal Frontmann und Bandkopf Patrick Lange, hier unter dem Pseudonym "Herrmann Ostfront", verantwortlich, welcher schon lange kein unbeschriebenes Blatt mehr ist und unter anderem schon bei Größen wie „OOMPH!“ oder „Tanzwut“ mitwirkte. Anlässlich dessen, bat ich die treibende Kraft und den kreativen Motor der Band, zum exklusiven Interview und erhielt somit die Möglichkeit und große Ehre, mehr über das neue Album, als auch das Gesamtkunstwerk „Ost+Front“ erfahren zu dürfen.

Roggenfaenger: Hallo Ost+Front! Nach euren beiden äußerst erfolgreichen Veröffentlichungen „Ave Maria“ und „Olympia“, legt ihr Anfang 2016 nun also mit „Ultra“ nach, mit welchem ihr euren musikalischen Weg konsequent weitergeht, Härte und große Melodien zu vereinen. Wie waren die bisherigen Reaktionen der Presse und Fans darauf?

Herrmann Ostfront: Ausgesprochen gut. Von den Fans habe ich das erwartet. Ich bin meinem Stil treu geblieben und habe einfach gute neue Lieder geschrieben und produziert. Ich habe nicht den Anspruch das Rad neu zu erfinden. Die Leute sollen das bekommen, was sie hören wollen. Wenn man ein AC/DC Album kauft, will man ja auch AC/DC hören. Es ist aber auch nicht so, dass ich großartige Experimente vermissen würde. Diese Musikrichtung lässt mir genug Spielraum, um kreativ und variabel zu komponieren. Dass die Presse nun auf einmal so positiv reagiert, verwundert mich schon etwas. Wir waren ja immer gerne für einige Redakteure ein beliebtes Hassobjekt. Ich nehme die Presse aber insgesamt nicht sonderlich ernst. Morgen mögen sie uns bestimmt wieder nicht mehr. Was soll‘s?

Roggenfaenger: Eingangs, welchen Hintergrund hat die Namensgebung eurer beiden Vorgänger-Alben, als auch die des aktuellen Werkes? Gibt es da vielleicht ein in sich schlüssiges Konzept?

Herrmann Ostfront: Das ist nicht vordergründig konzeptionell zu verstehen. Die Titel klingen wie aus einem Guss, sind aber bei jedem Album ganz individuell aus der jeweiligen Situation entstanden. Es war jedoch z.B. so, dass "Ultra" "Olympia" toppen sollte. Musikalisch, inhaltlich und auch in Bezug auf den Albumtitel. Auch das Cover wirkt wie ein Upgrade von Olympia. “Ave Maria" war stilistisch noch in der Findungsphase, "Olympia" dann ein großer Schritt in einen gefestigten Stil und "Ultra" definiert nun, wie Ost+Front klingen muss und soll.

Roggenfaenger: Was waren eure eigenen Ziele und Vorsätze für "Ultra", im Hinblick auf die beiden letzten Alben und wo seht ihr euch mit eurer Musik in der Zukunft?

Herrmann Ostfront: Ok, das habe ich ja nun quasi schon beantwortet. Ost+Front wird in der Zukunft wie Ost+Front klingen.

Roggenfaenger: Mit euren Texten brecht ihr immer wieder Tabus, provoziert und polarisiert, regt zum nachdenken an. Wo liegen die moralischen und künstlerischen Grenzen, wie weit seid ihr bereit im Namen der Kunst zu gehen oder gibt es Themengebiete die ihr künftig noch abdecken wollt?

Herrmann Ostfront: Es gibt sicherlich Themen die ich nicht thematisieren werde. Ich mache das ja generell auch nur, wenn ich der Meinung bin dazu etwas sagen zu müssen. Es ist oft auch so, dass ich nicht auf der Suche nach einem bestimmten Thema bin, sondern das Thema mich findet und nicht mehr loslässt. Ich bin dann gezwungen mir meine Meinung von der Seele zu reden, um mit der Sache meinen Frieden zu finden oder ein gutes Gewissen zu haben, dass ich die Menschheit mit meinen stilistischen Möglichkeiten informiert habe was auf der Welt passiert.

Roggenfaenger: Gibt es einen Titel auf "Ultra", der eine ganz besondere Bedeutung für euch hat? Bereitete euch beispielsweise eine Nummer ganz besonderes Kopfzerbrechen beim Komponieren oder liegt euch ein bestimmter Song inhaltlich sehr am Herzen?

Herrmann Ostfront: Ja es gibt einen Titel, der von ganz besonderer Bedeutung ist. Ich werde das Geheimnis darum jedoch nicht lüften. Jeder kann den Song für sich selbst und seine eigene Lebensgeschichte anwenden, aber meine spezielle Auslegung werde ich nicht verraten.

Roggenfaenger: Wie seht ihr die Entwicklung der NDH-Szene und inwiefern wollt ihr euch von anderen Bands dieser Sparte unterscheiden?

Herrmann Ostfront: Um es mal ganz grobschlächtig zu beschreiben, sehe ich es so: Die anderen Bands klingen eher wie frühe Unheilig oder wie Eisbrecher und wir klingen eher nach Rammstein. Das ist vollkommen ohne jegliche Wertung gemeint. Aber so ist mein Eindruck. Das ist auch nur ein grober Eindruck um die Schubladendenker zu befriedigen. Insgesamt ist die Szene stark gewachsen. Es geht uns allen gut.

Roggenfaenger: Hat sich euer Status in dieser oder einer anderen Szene (z.B. im Bereich Gothic / Metal) merklich geändert, welchen Status genießt ihr innerhalb dieser und werdet ihr von einigen immer noch als "Rammstein"-Nachahmer angesehen?

Herrmann Ostfront: Ja, es hat sich seit dem ersten Tag stetig alles für uns verbessert. Wir verkaufen immer mehr CDs und die Konzerte werden voller und voller. Das mich jemand mit Rammstein vergleicht, habe ich nie als schlimm befunden. Das ist doch gute Musik. Ich höre selbst auch gerne "Rammstein". Also ab in den Laden. “Ultra" ist für Euch ein gefundenes Fressen.

Roggenfaenger: Mit "Fiesta de Sexo" gibt es erstmalig ein Duett von euch zu hören und auch der bekannte Cellist b.Deutung ist an einem Song beteiligt. Gibt es bereits Pläne für weitere Zusammenarbeiten? Mit welchem Künstler würdet ihr gern zusammen etwas machen oder gar touren wollen?

Herrmann Ostfront: Ich habe früher bei Tanzwut gespielt. Vielleicht mache ich mit Teufel mal wieder was zusammen. Ansonsten mag ich Combichrist sehr gerne. Das wäre auch mal was.

Roggenfaenger: Derzeit seid ihr auf großer "Ultra"-Tour und mit Sicherheit ziemlich beschäftigt. Existieren eigentlich derzeit schon Ideen oder Konzepte zu neuen Projekten, wie sieht es zum Beispiel mit einer Video-Collection oder einer Live-DVD aus?

Herrmann Ostfront: Ich warte mal noch ab. Eine Live-DVD ist eine gute Sache. Wenn ich merke, dass es eine wirklich große Nachfrage danach gibt, wird es eine Live-DVD geben. Video-Collection klingt auch gut. Da habe ich ebenfalls drüber nachgedacht. Jetzt schreibe ich jedoch erstmal neue Texte.

Roggenfaenger: Eure Show bei den Konzerten ist beeindruckend! Haben die Maskierungen der einzelnen Charaktere und euer bewusst distanziertes Verhalten zum Publikum einen speziellen Hintergrund und gibt es Bühnen-Effekte, welche ihr bei den Konzerten in nächster Zeit unbedingt realisieren wollt?

Herrmann Ostfront: Ein Ost+Front Konzert ist wie ein Film. Ein Film im Kopf. Ein dramaturgisch durchdachtes Auf und Ab. Musik und Text verschmelzen mit dem Zuhörer. Die visuellen Finessen, bilden den entsprechenden Rahmen für dieses Unterfangen. Nach und nach werden wir das Programm um weitere Effekte bereichern.

Roggenfaenger: Was bevorzugt ihr: Headliner-Slot oder Festival-Shows?

Herrmann Ostfront: Ich kann nur für mich sprechen. Das wechselt bei mir oft. Momentan mag ich lieber Clubshows. Die Leute sind wegen Ost+Front da, kennen die Texte und wollen mit uns ein gigantisches emotionales Feuerwerk durchleben. Auf Festivals ist es unpersönlicher und dadurch auch etwas einfacher. Allerdings auch nicht ganz so emotional. Du bist eine von vielen Bands. Man spielt dort für die eigenen Fans, aber auch um sich den Leuten zu präsentieren, die einen noch nicht kennen.

Roggenfaenger: Beispielsweise rein durch die Abänderung eures Bandnamens, distanziert ihr euch von Extremismus und Faschismus jeglicher Art, setzt so ein klares Statement. Dennoch sind immer wieder kritische Stimmen zu vernehmen, die euch in eine bestimme Schublade stecken oder gar in die rechte Ecke drängen wollen. Ein gutes Beispiel dafür, ist das einst geplante Konzert in der Kulturhalle Windeck, welches durch die aufgebrachten Stimmen der Bewohner, als auch den Bürgermeister verboten wurde. Was würdet ihr euren Kritikern oder generell Personen, welche sich nicht mit euch auseinandersetzen, aber vorschnelle Urteile fällen, gerne einmal entgegensetzen?

Herrmann Ostfront: Das wir nicht rechts sind, hat nun wirklich jeder verstanden. Das war in Windeck auch nicht das Problem. Es war eine einzelne Frau aus dem Verein, die scheinbar ein Problem mit dem Kunstprodukt Ost+Front hatte. Es ging um das Thema Gewaltverherrlichung. Sie machte mobil und der Rest hat den Schwanz eingekniffen. Die Leute dort hätten uns sehr gerne gesehen.

Roggenfaenger: Wie steht ihr euren Fans und dem offiziellen Fan-Club "Front+Fleisch" gegenüber? Möchte ihr ihnen etwas mit auf den Weg geben oder habt ihr gar Verbesserungsvorschläge für die Gruppen / das Forum?

Herrmann Ostfront: Hast Du denn Verbesserungsvorschläge? Ich habe selbst keinen Einblick was da so passiert. Wenn Deiner Meinung nach bestimmte Dinge besser laufen könnten, dann mach doch bitte einfach mit. Jeder der dort mithelfen will, ist gerne eingeladen, aktiv mitzuwirken. Front+Fleisch braucht Dich!

Roggenfaenger: Warum steht im Booklet eures neuen Albums groß "Danksagungen: Keine"? Ein scherzhaft gemeintes Easter-Egg für besonders findige Hörer oder gibt es einen anderen Grund?

Herrmann Ostfront: Das Musikgeschäft ist ein Haifischbecken. Besonders junge Bands sind für jeden Vertrag dankbar mit dem sie über den Tisch gezogen werden. Da hat das Tonstudio in dem sie ihr Demo aufnehmen sich plötzlich schon die Verlagsrechte gesichert, um mal ein Beispiel zu nennen. Dieses Geschäft ist ein Universum für sich und man braucht ewig um zu verstehen wie der Hase läuft. Wenn ich mal einen Tipp loswerden darf… Bemüht Euch in der Schule, lernt einen ordentlichen Beruf und macht Musik in Eurer Freizeit! Dieses Geschäft kann in kürzester Zeit alles kaputt machen an das ihr glaubt.Und wenn ihr nicht wiederstehen könnt und das große Los mit aller Kraft ziehen wollt, dann setzt alles auf eine Karte. Und dankt niemandem außer Euch selbst.

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