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BEITRÄGE:

AutorenbildChristoph Lorenz

Amphi Festival - „Call The Ship To Port" - Altstadtufer, Köln - 24.07.2015


Veranstaltungsort:

Stadt: Köln, Deutschland

Location: MS RheinEnergie

Kapazität: ca. 1.000

Stehplätze: Ja

Sitzplätze: Ja

Homepage: http://www.amphi-festival.de

Einleitung:

Es ist früher Nachmittag und ich befinde mich, mit einem Rollkoffer im Schlepptau, auf dem Weg zum Hauptbahnhof in Bochum. Mein Ticket, für die Fahrt nach Köln, habe ich schon einige Tage zuvor in weiser Voraussicht in der Haupthalle gekauft. Als ich diese betrete, erweist sich ebendiese Voraussicht als kluger Schachzug. Es ist Ferienzeit und überall, auch am Ticketschalter, herrscht ein buntes Durcheinander und Gedrängel. Unzählige Menschen stehen mit Koffern und Taschen in den Gängen. Und auch bei mir und meinem Gepäck, könnte man vermuten, dass ich auf dem Weg in den Urlaub bin. Doch dem ist nicht so. Zumindest nicht ganz. Ich entwerte mein Ticket am Schalter und trage meinen Koffer die Stufen zum Gleis empor. Noch sind einige Minuten Zeit, bevor der Zug Richtung Köln einfährt. Diese verbringe ich damit, mich möglichst vorteilhaft zu positionieren, um einen guten Platz zu bekommen. Mit ein wenig Verspätung und einer einhergehenden Durchsage ist es dann soweit. Ich habe Glück, wuchte meinen Koffer auf einen der Gepäckträger und setze mich an einen recht schönen Fensterplatz in Fahrtrichtung. Die Fahrt verbringe ich damit, Musik zu hören und die aktuellsten Informations-Updates auf der Facebook-Seite des Amphi Festivals mit dem Handy nachzulesen. So ein Festival-Aufenthalt will immerhin gut geplant sein. Richtig. Zwischen all den Urlaubern, gehöre ich zu denjenigen Fahrgästen im Zug, welche nicht auf dem Weg zu sonnigen Strand und Meer sind, sondern auf dem Weg nach in die Dom-Stadt. Dort findet mittlerweile zum elften Mal das Amphi Festival statt. Ich bin vorfreudig und skeptisch zugleich, denn das erwähnte Musik-Event soll nach seinem ersten Umzug von Gelsenkirchen zum beliebten Kölner Tanzbrunnen, im Jahre 2015 erneut einen Location-Wechsel erfahren und an einem nahezu komplett anderen Ort stattfinden. In der Lanxess Arena, um genauer zu sein. Gab es im Vorfeld so einige kritische Stimmen, ob sich ein solches Event indoor verlagern lasse und die gewohnte Atmosphäre dennoch aufrecht erhalten könne, so ist eine allgegenwärtige Spannung und Freude der Besucher auf das Festival nicht abzustreiten. Das reguläre Festival soll seinen neuen Einstand am Samstag feiern, eine große Händlermeile mit vielen Shoppingmöglichkeiten, kulinarischer Variation und gleich zwei Outdoor-Bühnen inklusive. Mit den regen Gedankengängen verfliegt die Zeit und schon ehe ich mich versehe, überquert mein Zug die bekannte Hohenzollernbrücke. Ich schaue aus dem Fenster und erhasche einen Blick auf die unzähligen Liebes-Schlösser und das Rheinufer, an welchem einige Schiffe und Ausflugsboote angelegt haben. Mein Blick fällt auf eines der größten Schiffe, welches dort vor Anker liegt. Vermutlich ist es die MS RheinEnergie, welche schon am heutigen Abend zu einer wahrhaft spektakulären Nachtfahrt der besonderen Art ablegen wird. Und genau diese Fahrt, ist der Grund weswegen ich schon einen Tag vor offiziellem Festival-Beginn auf dem Weg bin. Bevor ich über weiteres nachdenken kann, fährt mein Zug ein und entlässt seine Fahrgäste mit der Ankündigung, nun den Hauptbahnhoft in Köln erreicht zu haben. Ich steige aus und atme den ersten Hauch kölsche Luft. Der nächste Programmpunkt ist dann das Auffinden des Hotels. Ich gehe die Stufen hinunter, durchquere die volle Eingangshalle und trete durch die Türen des Haupteingangs hinaus. Ich verweile kurz und sehe mir das rege Treiben auf dem Dom-Platz an. Dann hole ich mein Handy hervor und lasse mich per GPS zum nahegelegenen Hotel führen. Doch ganz so einfach wie gedacht, will sich der Weg dorthin nicht direkt gestalten. Nach mehreren Umrundungen des Doms und aller umliegenden Straßen, kann ich zwar erste Kenntnisse der kölschen Infrastruktur vorweisen, das Hotel habe ich dafür immer noch nicht gefunden. Zurück am Hauptbahnhof nach einer halben Stunde Fußmarsch in diverse Richtungen, will ich gerade einen Taxifahrer nach Fahrtlänge und -kosten zum Hotel befragen, als ich durch eine leicht verwinkelte Gasse hindurch, den Schrfitzug meines Hotels gerade noch rechtzeitig erblicke: "Central Hotel am Dom". Zu meiner Verwunderung liegt dieses schräg gegenüber des Bahnhofs und nur wenige Meter davon entfernt, quasi fast nicht zu übersehen. Aber eben auch nur fast.

Im Hotel habe ich dann ausreichend Zeit, um mich von den Strapazen des Verlaufens zu erholen und mich für den späteren Verlauf des Abends vorzubereiten. Das Zimmer liegt glücklicherweise zur Hinterseite und nicht nach vorn, zur stark belebten Hauptstraße hinaus. Ich schaue ein wenig aus dem Fenster und beobachte das rege Treiben, welches sich aus wimmelnden Touristen, entspannten Restaurant-Gästen und umherstreifenden Walking-Acts besteht. Wie es in Köln nun mal so ist, gibt es hier immer etwas zu sehen, auch wenn ich hier eine deutlich ruhigere Ecke erwischt habe. Ich beginne damit, meinen Koffer zu entleeren und mich im Zimmer auszubreiten. Es ist genügend Platz vorhanden und so gibt es keine Probleme dabei. Kurz zuvor nochmals die aktuellsten Updates bezüglich der Veranstaltung mit dem Handy verinnerlicht und dann geht es auch schon ans große Umstyling. Nach einer ausgiebigen Dusche, weichen die sowieso schon gesetzten Farben meiner Kleidung, einem tiefen Schwarz. Egal ob Jackett, Hemd, Weste, Hose oder Stiefel. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es nun so langsam an der Zeit wäre, sich auf den Weg zu machen, um keinen Stress zu haben und nicht zu den Letzten zu gehören, welche an Bord gehen. Der Rezeptionist staunt offenkundig nicht schlecht, als er einen völlig verwandelten Gast aus dem Fahrstuhl steigen und anschließend durch die Lobby laufen sieht. Direkt neben dem Hotel befinden sich, typisch für eine derartige Großstadt, gleich reihenweise Souvenir-Shops. Soweit das Auge reicht. Um meine Festivaltauglichkeit für diese Tage ein wenig zu erhöhen, kaufe ich mir in einem dieser Läden eine Sonnenbrille und ein kleines Feuerzeug als Andenken. Danach gehe ich wieder in Richtung des Hauptbahnhofes, welchen man tatsächlich auch nicht verfehlen kann. Wie gut dass ich pünktlich zum Amphi gelegentlich die offizielle Facebook-Seite und die Posts innerhalb der Veranstaltung besucht habe: Aufgrund von auftretendem Niedrigwasser, wurde das Boarding zeitlich, als auch räumlich verlegt. Der ursprünglich geplante Abholort am Kennedyufer in Deutz, kann nicht angefahren werden, dafür wechselt man recht kurzfristig zur Landungsbrücke Nummer 5, direkt am Altstadtufer gelegen. Auch die Abfahrt der MS RheinEnergie verschiebt sich von 20 Uhr, auf 20.30 Uhr. Somit können sich alle Anreisenden bestmöglich auf die örtlichen Gegebenheiten einstellen und gegebenenfalls noch rechtzeitig umplanen. Ich passiere die berühmte Hohenzollernbrücke und befinde mich, ehe ich mich versehe, schon am Rheinufer. Noch ist ein wenig Zeit und so setze ich mich, stilecht mit einem kühlen Kölsch, welches ich an einem nahegelegenen Kiosk direkt am Ufer kaufe, auf eine Bank. Umso mehr die Zeit allmählich vergeht, desto mehr Schwarzgewandete kreuzen meinen Weg. Dominierte vor wenigen Minuten noch bunte Farben das Bild, so regieren nun dunkle Töne und Akzente die Szenerie am Rhein. Immer mehr Szene-Anhänger strömen zum Sammelpunkt, das Schiff liegt noch seelenruhig vor Anker. Kurz vor 20 Uhr begebe auch ich mich mit einigen der Anwesenden an Bord, um nichts zu verpassen. Nach einer kurzen Kontrolle der Taschen und des Passes, steige ich die lange Stahlbrücke hinab, welche nur noch vom Ufer der Anlegestelle trennt. Unter Deck angekommen, erhalte ich von einem der Mitarbeiter prompt eine kleine, aber liebevoll gestaltete Geschenktüte, in welcher sich eine Probe-Flasche mit Patchouli Duft, als auch eine CD befindet. Dankbar nehme ich diese entgegen und verstaue sie in meiner Tasche. Ich sehe mich um und erblicke auch schon die, der Location entsprechend recht kleine, Bühne. Das Backdrop der ersten Band prangt schon über den dort aufgestellten Instrumenten, in der Mitte des Saals befindet sich das Mischpult. Noch hat sich hier erst eine recht bescheidene Anzahl an Fans versammelt, viele genießen offenbar den Ausblick auf das Rheinufer von oben. Neben einer groß angelegten Bar befindet sich eine Treppe, ich nehme diese und befindet mich eine Etage höher. Hier ist es schon lebhafter. Unzählige Sitzecken laden zum verweilen ein, viele der Gäste haben sich mit Stühlen fest am Geländer positioniert, um sich Plätze mit guter Sicht von weiter oben auf die Bühne zu sichern. Auch eine eigene Festivalbändchen-Ausgabe hat man hier eingerichtet. Haben es die Gäste nämlich nicht geschafft sich am gleichen Tag direkt an der Lanxess Arena ihres abzuholen, oder wollen dem Stress am nächsten Morgen entgehen, so gibt es hier die luxoriöse Gelegenheit dazu, natürlich nur gegen Vorlage des Festival-Tickets. Ganz ohne großes Gedränge, Stress oder lange Anstehzeiten. Ich nehme das Angebot war, lasse mir das Bändchen überstreifen und viel Spaß wünschen, dann trete ich hinaus an die frische Abendluft. Wenige Stufen trennen mich noch vom Oberdeck. Oben angekommen bietet sich ein tolles Bild: Unzählige Besucher haben es sich bei diesen sonnigen Temperaturen mit Getränken auf ihren Stühlen bequem gemacht. Die Stimmung ist entspannt, man sieht sich wieder, tauscht gemeinsame Erinnerungen und Erwartungen an den Abend und an das Wochenende aus, lacht und feiert gemeinsam. Gerade als ich mir das erste Getränk gekauft habe, ertönt das Schiffshorn und es erklingt eine Durchsage. Doch anstelle des Kapitäns, meldet sich "Welle:Erdball"-Frontmann Honey zu Wort, begrüßt die Gäste herzlich auf der MS RheinEnergie und klärt über die zu befahrende Route, bis hin nach Bonn auf. Es ist soweit und die schwarze Flotte legt endlich ab. Nach dem ein oder anderen herzlichen Wiedersehen und guten Gesprächen, leere ich mein Getränk und bahne mir meinen Weg zurück durch die dichten Sitzreihen. Ich gebe mein Glas an einer der Bars auf dem Unterdeck ab und suche mir oberhalb einen guten Platz, mit ausreichend Sicht auf das Geschehen. Auf den Rängen und im Innenraum vor der Bühne ist es nun erheblich voller geworden. Es ist deutlich schwieriger als noch zu Anfang, voran zu kommen. Dennoch finde ich eine kleine Lücke, direkt vor dem Geländer und warte gespannt auf die erste Band des Abends. Schon wenige Minuten später ist es auch soweit und Honey betritt unter Applaus die Bühne. Passend zum heutigen Anlass gekleidet, fungiert er als Stimmungsmacher und Moderator. Nach einer kurzen Vorstellung der Künstler, kündigt er diese an und verlässt die Bretter, während sich die Augsburger auf diesen bereit machen.

Mainstage, 21.00 Uhr - !distain:

Der musikalische Aspekt der Schiffsfahrt, ist ganz klar elektronischer Schlagseite. Als Opener des Abends konnte die Augsburger Synthie Pop-Band "!distain" gewonnen werden, welche auch sogleich herzlich von ihren Fans an Bord empfangen wird. Die Keyboarder Rick Prokein und Manfred Thomaser begeben sich an ihre aufgestellten Instrumente, welche vom Bandlogo geziert werden. Sänger Alexander Braun stellt sich, das Mikrofon schon fest im Anschlag, an den äußeren Rand der Bühne und beginnt direkt mit dem ersten Song "Remote Control". Auch das treibende "Tears Of Joy", sowie das äußerst clubtaugliche "Monokultur", sorgen für einen gelungenen Start auf hoher See, mit bester Stimmung. Weitere poppige Nummern wie "Where In This World", "Gunfires" und "A Million Engines" heizen das immer größer werdende Publikum weiter an. Zu Songs wie "Why (Bootlicking Hypocrites)" und dem energetischen "Sex'n'Cross" feiern die dichten Reihen zusammen eine ausgelassene Party und stimmen sich immer weiter auf einen Abend der ganz besonderen Art ein. Die Musiker geben alles und feuern ein wahres Feuerwerk an bewährten Klassikern ab, welches seitens des Publikums bestens angenommen wird. Während elektrisierende Beats den Raum erfüllen und Prokein gesanglich stimmig aus dem Background unterstützt, schnellt Fronter Braun von der einen zur anderen Seite. Die rhythmischen Pop-Sounds, erzeugen in Kombination mit der Stimme des Sängers eine wohlig-warme Atmosphäre, die Lieder sind allesamt tanzbar und zeigen immer wieder auf, welches Können hinter dieser Formation steckt. Das Set wird dann von "Confession" und dem verträumten, schwermütigen "Metal Rules" beschlossen. Nach etwa 40 Minuten beenden "!distain" dann ihren Auftritt und werden dankbar von allen Zuschauern mit einem tönenden Beifall verabschiedet. Ein stimmungsvoller Auftakt für dieses Event!

Nach dem Auftritt ist noch etwas Zeit und so bestelle ich mir ein weiteres Getränk und gehe erneut aufs Oberdeck. Mittlerweile ist es leicht dämmrig geworden und während die MS RheinEnergie zügig, doch friedlich über die ruhigen Wellen gleitet, ziehen unzählige erleuchtete Gebäude, Brücken und weitere Schiffe an mir vorbei. Die Luft hat sich erheblich abgekühlt, doch ist äußerst angenehm. Die Stimmung untereinander gestaltet sich als entspannt, offen, freundlich und herzlich. Ich verbringe die Zeit weiterhin mit einigen guten Gesprächen und genieße nebenbei den wunderschönen und einzigartigen Ausblick, auf Rhein und Ufer, während wir unsere Route befahren. Eine ganz besondere Atmosphäre, in einer einzigartigen, besonderen Umgebung. Ab und an blicke ich immer wieder auf mein Handy, um mich an den weiteren Ablauf des Abends zu erinnern. Laut den veröffentlichten Spielzeiten, kündigt sich auch schon bald der nächse Act an. Zahlreiche Fans in "Agonoize"-Shirts schwirren in regelmäßigen Abständen an mir vorbei und so mache auch ich mich Richtung Unterdeck auf und suche mir einen guten Platz vor der Bühne. Die Spannung steigt und schon bald ist der ganze Raum von ihr zum greifen nah erfüllt.

Mainstage, 22.00 Uhr - ezionogA:

Und um kurz vor 22 Uhr soll es dann auch schon soweit sein und Honey, welcher vom gut gelaunten Publikum empfangen wird, erscheint ein weiteres Mal im Scheinwerferlicht. Ohne besonders viele Worte verlieren zu müssen, bittet er schon nach kurzer Zeit die nun folgenden Künstler auf die Bühne. Sollte sich der ein oder andere bis gerade eben noch gefragt haben, welcher Künstler sich hinter dem mysteriösen Namen "ezionogA" verbirgt, so erübrigt sich alles weitere in den nächsten Sekunden von ganz allein. Wie alle anwesenden, loyalen Fans sicher wissen, ist es kein geringerer Act als die Aggrotech- / Hellektro-Legende "Agonoize", welche nun lautstark die Bretter entert. Aufgrund anderweitiger Termine, kann Keyboarder und Gründungsmitglied Oliver Senger erst einen Tag später, für die groß angelegte Performance in der Lanxess Arena anwesend sein, wird aber beim heutigen Gig durch "X-Divide"-Musiker Jens Domgörgen würdig vertreten. Dieser begibt sich auch sogleich an sein Instrument, wenig später stürmt auch Frontmann Chris, mit Tanktop im Comic-Style, das Zentrum der Aufmerksamkeit, um mit dem Opener "Earpain" und der stimmigen "Beastie Boys" Coverversion "Fight For Your Right" das Set zu eröffnen. Schon jetzt scheint die allgegenwärtige Stimmung auf Hochtouren, doch diese ist noch um einiges steigerbar, wie es die Bands und das Publikum in den kommenden Stunden beweisen werden. Die krachigen Nummern "Alarmstufe Rot" und "Bloodqueen" treiben zu mehr Bewegung an, bevor es mit dem Dancefloor-Filler "Vollrauschfetischist" und Klassikern der Marke "Gottlos" zügig weiter geht. Das Dubstep lastige "Dafür", vom aktuellen Album "Apokalypse", führt dann brandneues Material ein und durch das beliebte "Bis Das Blut Gefriert" hagelt es dann direkt den nächsten Hit. Die brutalen Bässe dröhnen zusammen mit aggressiven Beats und verzerrten Shouts des Frontmanns durch das Unterdeck, es wird wild gefeiert und getanzt, egal ob im Innenraum vor der Bühne, oder auf den Rängen darüber. Aus Rücksicht auf den Ort des Geschehens, verzichtet die Band am heutigen Abend komplett auf ihre berüchtigte Kunstblut-Show, doch auch ohne diese funktionieren Songs wie "Das Zweite Ich", "Blutverlust" oder auch das gefeierte "Schaufensterpuppenarsch" bestens. Mit dem sozialkritischen "Deutsch", präsentiert das Duo dann ein weiteres Lied vom neuen Album, ehe das tanzbare "Bäng Bäng Goodbye" textlich in das nahende Ende des Sets einleitet. Zum Abschluss präsentieren "ezionogA" dann ein überraschend gelungenes Cover, des unerreichbaren "KISS"-Meilensteins "I Was Made For Loving You", welches gut funktioniert und von der feiernden Menge, wie ein alter Bekannter, sofort herzlich aufgenommen wird. Nach gut einer ganzen Stunde, verlässt das Duo zu lautem Applaus die Bühne und lässt seine Fans, als auch nahezu alle Interessierten zufrieden vor der Bühne zurück. Mit gewohnt professioneller Spielweise, einer tollen Track-Auswahl und ganz viel Energie, begeistert dieser Act vollends... Auch ohne blutige Showelemente.

Die Luft im Zuschauerraum ist durch die beiden vorherigen Auftritte mittlerweile drückend und stickig geworden. Leicht erschöpft, kaufe ich mir eine Etage höher ein weiteres Getränk, welches ich umgehend mit an die frische Abendluft, aufs Oberdeck nehme. Mittlerweile ist es nicht nur völlig dunkel geworden, es hat auch zu regnen angefangen. Viele der Gäste haben ihre Stühle in Sicherheit gebracht und unter eine der Planen gestellt. Komplett illuminierte Bauwerke ziehen wieder an mir vorbei und ich genieße die leichte Abkühlung, den einzigartigen Ausblick und mein Kölsch. Eine weitere Band steht noch auf dem Programm und so gebe ich mein Glas ab. Die Pausen zwischen dem Umbau sind recht kurz, reichen zwischendrin aber immer wieder für ein wenig Entspannung und das ein oder andere Gespräch aus. Ich steige die Stufen hinab und erblicke einen prall gefüllten Innenraum. Auch die Ränge, als auch die Gänge dazwischen haben sich nun erheblich verdichtet. Überall sitzen und stehen die Besucher nun, einen Platz mit kompletter Sicht zu finden, dürfte sich spätestens jetzt als äußerst schwierig gestalten. Gespannt doch geduldig wartet alles nun auf den Headliner des heutigen Abends, welcher auch einen Tag später die imposante Lanxess Arena zur Nachtzeit füllen soll.

Mainstage, 23.30 Uhr - And One:

Um 23.30 Uhr ist es dann endlich soweit und der Headliner des Abends steht an. Der Slot wird in diesem Jahr von den Berliner Synthie-Poppern "AND ONE" ausgefüllt. "Welle:Erdball"-Frontmann Honey betritt erneut und zum letzten Mal an diesem Abend die Bühne, um mit einem großen Schild, auf welchem das Wort "Applaus" geschrieben steht, die Stimmung unter Deck weiter anzuheizen. Er weist werbewirksam auf das interaktive Songwriting am nächsten Tag in der Lanxess Arena hin und kündigt dann wenige Sekunden später die letzten Künstler an diesem Abend an. Danach verlässt er die Bretter und wenig später erlischt unter lauten Jubelstürmen das Licht. Im Bühnenhintergrund prangt der Hammermann, das Bandlogo, in weißer Farbe auf einem schwarzen Backdrop. Auf drei großen Podesten stehen die Instrumente der Protagonisten schon bereit. Nach einem kurzen Moment der totalen Stille, erklingt mit dem altbekannten Instrumental "Ego" das Intro und läutet die angekündigte "Retro Hour" ein. Die beiden Musiker Nico Wieditz und Rick Schah erscheinen und positionieren sich an ihren Instrumenten, kurze Zeit später folgt auch Schlagzeuger Joke Jay, welcher dann sogleich den Platz hinter seinen E-Drums einnimmt. Zum Opener "Second Front" schreitet auch Frontmann und Mastermind Steve Naghavi von der linken Seite auf die Bühne, um zu energetischem Beifall aus dem Zuschauerraum dem Song seine Stimme zu verleihen. Mit "Anguish", vom gleichnamigen Album aus dem Jahre 1991, geht es rasant weiter im Set, bevor es mit "The Secret" dann etwas ruhiger und poppiger wird. Besonders oldschoolige Sounds erfüllen dann bei "Exit" den Raum und auch "Life Isn't Easy In Germany", sowie "Loser" treiben die Stimmung weiter voran. Der Platz vor der Bühne ist nun recht eng geworden und die Reihen der Fans verdichten sich mit Voranschreiten des Sets zunehmend. Ein kurzer Blick auf erhöhten Ränge verrät, dass sich auch dort nun alle Gäste von ihren Plätzen erhoben haben, alles tanzt und ist in Bewegung, egal wohin man sieht. "Consequence Of Time" entschleunigt das Geschehen dann kurzzeitig und lädt zum durchatmen ein, ehe die Geschwindigkeit dann mit dem düsteren "Wild Pain" vom 1993er Album "Spot" angezogen wird. Auch mit dem verqueren "Die Mitte" aus "Flop!"-Zeiten, bewegt man sich weiterhin auf Terrain lange vergangener Zeiten, was von vielen Fans deutlich hörbar honoriert wird. Der Ausflug in die Vergangenheit entpuppt sich mit seinem raren und lange nicht gespieltem Material als purer Glücksgriff, für jeden Bodypopper und auch der Über-Hit "Deutschmaschine" darf an diesem Abend natürlich keinesfalls fehlen.

Ohne die gewohnt ausufernden, bissigen und humorigen Ansagen Naghavis geht es lückenlos weiter, ein Klassiker jagt den nächsten. Zu steigenden Bewegungsaktivitäten unter den Gästen, feuert die Band eine wahre Riege an Bewährtem heraus, EBM-Material der erlesensten Sorte vom Erfolgsalbum "I.S.T.", wie "Bodynerv", das krachende "Take Some More" oder "Over There" bahnt sich seinen Weg durch die Boxen. Dann wird es für einen kurzen Moment ganz ruhig, als die Band "Die Stille Vor Dem Ton" anspielt, doch bevor ein wahres Synth-Gewitter erklingen kann, brechen "And One" den Titel im Mittelteil ab und überraschen die Menge mit dem beliebten "Metalhammer", an welches sich das ironische "Tanz Der Arroganz" anschließt. Nach all den härteren Klängen folgen mit "Recover You" und der unverzichtbaren Hymne "Für" erneut poppige Klänge. Die letzten Kräfte darf das Publikum dann bei "Second Voice" mobilisieren, zu welchem noch einmal auf und vor der Bühne kräftig gefeiert wird. Der Hitzepegel im Innenraum ist seit Beginn der Show deutlich in die Höhe gestiegen, doch noch ist ein wenig Luft nach oben, wie die Band anschließend mit dem Set-Closer "Techno Man" beweist. Zum Abschluss geben die Fans bei diesem Club-Hit ein letztes Mal an diesem Abend alles, was an Energie und Kraft da ist. Nach weit über einer Stunde verlassen die Musiker die Bühne und lassen ihr Publikum erschöpft aber glücklich zurück. Ein mehr als gelungener Auftritt und ein schweißtreibendes Warm-Up, für das schon bald anstehende Amphi Festival 2015, welches seinem Namen mehr als nur gerecht wird!

Schon kurze Zeit nach der Headliner-Show von "And One", geht es weiter mit einer Aftershowparty nach Maß, für alle Besucher, welche immer noch nicht genug von Musik und Tanz haben. Langsam aber sicher mache ich mich auf den Rückweg und verabschiede mich. Schon die Brücke lässt beim hinaufsteigen erahnen, dass es auch während des letzten Konzerts erheblich geregnet haben muss, mitbekommen haben das auf der MS RheinEnergie aber wohl nur die wenigsten. Zu beschäfitgt waren alle damit, ihre Bands zu feiern und sich gemeinsam auf einen großartigen Start in ein Festival-Wochenende am nächsten Tag zu freuen, welches sich noch kompliziert gestalten soll. Beschwingt und zufrieden trete ich ans Ufer und trete mit einigen anderen Gästen den Rücktritt Richtung Innenstadt an. Dort angekommen gönne ich mir noch einen kleinen Mitternachtssnack und kaufe schon mal für den nächsten Tag ein. Dann geht es auch schon zurück ins Hotel, um Handy, Kamera und Kräfte aufzuladen und sich ausreichend auszuruhen, für den nächsten Tag.

Impressionen:

Torsten Kutschka - Bong13

http://www.bong13.de/www.bong13.de/Home.html

https://www.facebook.com/TorstenKutschka

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